Horaz
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2. An Julus Antonius.

          Wer des Pindar Schwung zu erreichen strebet,
Der vertraut sich wächserner Schwing' Julus,
Durch des Dädal Kunst, um dem Azur-Meere
        Namen zu geben.
Gleich dem bergabrollenden Strom, den Regen
Über sein herkömmliches Ufer anschwellt,
Braust einher grenzlos aus getiefter Mündung
        Pindaros strudelnd;
Wert des apollinischen Lorbeerlaubes,
Ob er durch wildtaumelnde Dithyramben
Neue Laut' abwälzt und dem Sturm des Rhythmos
        Ohne Gesetz folgt,
Ob er Gottheit tönt und den gottentsprossnen
Königsstamm, durch welchen gedämpft der frevle
Bergcentaur hinsank und gedämpft Chimäras
        Schrecklicher Gluthauch,
Ob er nun, wen elische Palm' in Himmels-
Wonnen heimführt, Kämpfer der Faust und Siegsroß,
Singt, und Denkmal stellt, das vor hundert Bildern
        Ehrengeschenk ist,
Oder Brautwehklag' um den Tod des Jünglings
Weint und Kraft, Mannsinn und des goldnen Alters
Sitten hoch zum Äther entfuhrt und dunklem
        Erebus mißgönnt.
Viel des Luftschwalls hebt den Dircäerschwan auf;
Wann er auch, Antonius, dringt in hohe
Wolkenräum'. Ich selbst, dem Matinerbienlein
        Ähnlich geartet,
Das sich Kost aus Thymus in Fleiß und Arbeit
Nippend sucht: so rings am Gehölze Tiburs
Und der Bach' Umuferung bild' ich Kleiner
        Mühsame Liedlein.
Tön' o du, Hochsänger, mit vollerm Anschlag
Cäsars Lob, wann einst er gezähmt emporführt
Durch der Weih' Anhöhn, in verdientem Festland,
        Wilde Sugambrer.
Über den nichts größres der Erd' und bessres
Nicht das Schicksal gab und die Huld der Götter,
Noch hinfort je giebt, ob erneut in Gold auch
        Glänze die Urzeit.
Töne du, wie fröhliche Tag', und ringsher
Spiel' die Stadt darbeut, da zurück ersehnet
Kam der Held Augustus, wie leer von Rechtes-
        Händeln der Markt ist.
Dann, wo ich auch rede, was Ohr verdienet,
Werd' ich laut einstimmen, und: O du Sonne,
Hehre du, preisvolle, durch Cäsars Heimkehr
        Selige! sing' ich.
Und weil du vorwandelst: Io Triumph! dann
Rufen wir nicht einmal: Io Triumph! dann
Ruft die Stadt ringsum, und gestreut wird Weihrauch
        Segnenden Göttern.
Dich befrein zehn Farren und zehn der Kühe;
Mich ein zart Stierkalb, nach verlassner Mutter,
Das, umgrünt vom Kraute, zum Jüngling anwächst.
        Meinem Gelübde:
Aus der Stirn nachahmend das krumme Feuer
Lunas. die neu kehret zum dritten Aufgang;
Wo das Mal abzeichnet. wie Schnee von Ansehn,
        Übrigens rötlich.

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