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Tausend und eine Nacht. Band XVIII
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Dschaafars Erlebnis mit Abd el-Melik dem Abbasiden.

Ferner erzählt man, daß Dschaafar bin Jahjā der Barmekide eines Tages beim Wein saß und seine vertrauten Zechgenossen zu sich eingeladen hatte. Dschaafar aber, der ungestört sein wollte, hatte dem Kämmerling befohlen keins der Geschöpfe Gottes, des Erhabenen, einzulassen als allein einen seiner Zechbrüder, Namens Abd el-Melik bin Sâlih, der noch nicht eingetroffen war. Alsdann zogen sie farbige 122 Kleider an, da sie bei ihren Zechgelagen rote, gelbe und grüne Gewänder zu tragen pflegten, und saßen beim Wein, während die Becher die Runde machten und die Lauten erklangen. Nun hatte aber der Chalife einen Verwandten, Namens Abd el-Melik bin Sâlih bin Alī bin Abdallāh bin el-Abbâs, einen Mann von hoher Würde, Frömmigkeit und Gesetztheit, in den Er-Raschîd oft genug gedrungen hatte, ihm beim Trinken Gesellschaft zu leisten und zu diesem Zwecke eine Menge Geld für ihn geopfert hatte, ohne daß er es gethan hätte. Da traf es sich, daß dieser Abd el-Melik bin Sâlih an die Thür Dschaafars kam, um ihn in Geschäften zu sprechen, und der Kämmerling ließ ihn eintreten, da er ihn für den von Dschaafar ihm bezeichneten Abd el-Melik hielt. Wie nun Abd el-Melik der Abbaside eintrat und Dschaafar ihn erblickte, flog ihm der Verstand fast fort vor Scham, da er erkannte, daß der Kämmerling durch die Ähnlichkeit der Namen irregeführt worden war; ebenso durchschaute aber auch Abd el-Melik den Sachverhalt und gewahrte die Bestürzung in Dschaafars Antlitz. Mit heiterer Miene sagte er jedoch: »Laßt euch nicht stören, sondern bringt mir etwas von diesen farbigen Kleidern.« Hierauf brachte man ihm ein farbiges Gewand, und er legte es an und plauderte und scherzte mit Dschaafar, bis er zu ihm sagte: »Schenkt mir von euerm Wein ein.« Als sie ihm daraufhin ein Maß einschenkten, sagte er: »Habt Nachsicht mit mir, ich bin daran nicht gewöhnt.« Hierauf plauderte und scherzte er mit ihnen, bis es Dschaafar wieder leicht ums Herz ward und seine Beklommenheit und Verlegenheit wich, worauf er ihn in großer Freude fragte: »Was ist dein Begehr?« Er versetzte: »Ich kam – und Gott fördere dich! – mit drei Anliegen zu dir, in betreff derer ich dich bitte mit dem Chalifen Rücksprache zu nehmen. Zum ersten lastet eine Schuld von einer Million Dirhem auf mir, die ich bezahlt zu haben wünsche; dann möchte ich, daß mein Sohn eine Provinz erhält, durch die sein Rang erhöht wird, und zum dritten wünschte ich, daß mein Sohn mit der Tochter des 123 Chalifen vermählt wird, da sie seine Base und er ihr ebenbürtig ist.« Dschaafar erwiderte: »Gott hat diese deine drei Anliegen erfüllt. Das Geld wird sofort in deine Wohnung geschafft werden; was die Provinz anlangt, so gebe ich ihm das Gouvernat von Ägypten und vermähle ihn mit der und der Tochter des Fürsten der Gläubigen, für die ich die und die Summe als Heiratsgut festsetze. Kehre heim in Gottes, des Erhabenen, Versicherung.« Da kehrte Abd el-Melik in seine Wohnung zurück, wo er das Geld bereits vorfand. Am andern Tage begab sich dann Dschaafar zu Er-Raschîd und trug ihm die Sache vor, indem er ihm mitteilte, er habe seinem Sohn die Statthalterschaft von Ägypten gegeben und ihm seine Tochter versprochen. Er-Raschîd war dessen zufrieden und vollzog sowohl die Hochzeit als auch die Einsetzung in die Statthalterschaft, und der junge Mann verließ nicht eher Er-Raschîds Palast, als bis der Fürst der Gläubigen ihm die Bestallungsurkunde ausgestellt und die Kadis und Zeugen geholt hatte, die das Eheband knüpften.

 


 


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