Anthony Graf Hamilton
Die Memoiren des Grafen Grammont
Anthony Graf Hamilton

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Anhang

Grammonts Philosoph und Moralprediger Charles Seigneur de Saint-Evremond wurde 1613 in der Normandie geboren, studierte erst zu Paris Jus, kämpfte später als Hauptmann bei Nördlingen und Freiburg und stieg im spanischen Erbfolgekriege zum Feldmarschall auf. Mit vielem Geist begabt, hat er unter den Lebemännern seiner Zeit eine bedeutende Rolle gespielt. – Sein scharfer Witz, den er auf Kosten des allgemein gefürchteten und gehaßten Mazarin übte, brachte ihn in die Bastille. Im Jahre 1661 mußte er sich einer zweiten Verhaftung durch die Flucht entziehen. – Veranlassung war die in den Memoiren erwähnte satirische Behandlung des Pyrenäen-Vertrages, welcher zwischen Spanien und Frankreich 1659 abgeschlossen worden. Saint-Evremond flüchtete an den Hof Karls II. Von 1664 an lebte er einige Jahre in Holland; allein seit 1670 blieb er bis an seinen späten Tod in England († 1703). Er wurde dort von Karl mit einer kleinen Pension unterstützt, hauptsächlich aber wohl durch seine Gönnerin, die Herzogin von Mazarin, Hortensia Mancini, gefesselt. Die Nichte des großen Kardinals war früh aus ihrer Heimat Italien an den französischen Hof gekommen, wo ihr Onkel allmächtig herrschte. Seine Gewalt und ihre Reize hatten eine Schar von hohen Bewerbern um sie gesammelt. Karl selbst hatte sich während der Verbannung vergeblich um ihre Hand bemüht. Das Elend einer unglücklichen Verbindung hatte sie nicht ertragen können, sie war ihrem Manne mit Aufopferung eines bedeutenden Vermögens entflohen, und nachdem sie Rom und Turin durch ihre Abenteuer in Erstaunen gesetzt, schlug sie nun in England ihren Ruhesitz auf.

John Wilmot, Earl von Rochester, ist durch seine Abenteuer ebenso bekannt wie durch seine beißenden Satiren. Den eigentümlichen Reiz seines Humors erreichte keiner. Er ergab sich den tollsten Streichen, ging in den Straßen als Bettler verkleidet umher, machte als Bedienter die Cour und schlug als italienischer Marktschreier eine Bretterbühne auf. Einige Jahre lang war er stets berauscht und stiftete überall Unfug. Der König liebte der Unterhaltung wegen seine Gesellschaft mehr als seine Person und der Lord erwiderte dies Gefühl in gleichem Maße. Er rächte sich durch Satiren. Er hielt einen Diener, der den ganzen Hof kannte, staffierte den Menschen mit Soldatenrock und Muskete aus und hielt ihn als Schildwache den ganzen Winter durch jede Nacht an den Türen solcher Damen aufgestellt, die er in Liebeshändel verwickelt glaubte. Ein militärischer Posten wird nicht beachtet; man glaubt ihn im Dienst; in dieser Weise kam der Lord durch seine Pseudowache hinter alle Geheimnisse. Hatte er hinreichenden Stoff gesammelt, so zog er sich aufs Land zurück und schrieb einen oder zwei Monate Satiren. Einst wollte er in angetrunkenem Zustande ein solches gegen eine Dame verfaßtes Produkt dem König überreichen; aber durch Zufall gab er ihm ein gegen den Monarchen selbst gerichtetes Libell. Er wäre von seinen Fehlern zurückgekommen, hätte er sich von seiner Trunksucht wieder erholt.

(Nach Burnet.)


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