Karl Gjellerup
Der Pilger Kamanita
Karl Gjellerup

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XXXVI. Buddha und Krishna

Die untergehende Sonne schoß ihre Strahlenbündel zwischen die Stämme hindurch, die lautlos wartende Versammlung im Waldesgrunde gleichsam mit einem göttlichen Segensgruß weihend, und rosige Abendwölkchen lugten immer leuchtender durch die Baumwipfel, als ob draußen, aus der Bläue der Luft hervorschwebend, eine zweite Versammlung himmlischer Scharen sich bildete.

Der Tempelbau vor mir trank mit seinen schwarzen, zerbröckelten Steinen diese letzte Sonnenglut, wie ein hinfälliger Alter einen Verjüngungstrank schlürft. Unter dem Zauber der rotgoldigen Lichter und der purpurnen Schatten belebten seine Massen sich wunderbar. Die schartigen Ränder der Säulenkannelüren glitzerten, die Ecken sprühten, die Schnecken krümmten sich, das Wellenmuster schäumte Gold, das Blätterwerk wuchs. Die stufenartigen Absätze des hohen Unterbaues entlang, um Plinthen und Kapitale, am Gebälk und auf den Terrassen des kuppelförmigen Daches – überall regte es sich in wirrem Durcheinander seltsamer und mystischer Formen. Götter traten im Glorienschein hervor, mehrköpfige und vielarmige Gestalten mit üppig wuchernden, vielfach verstümmelten Gliedmaßen, dieser vier kopflose Hälse streckend, jener acht Armstümpfe schwenkend. Brüste und Hüften schwellgliedriger Göttinnen entschleierten sich und wälzten sich heran, und ihre runden Gesichter neigten sich unter der Last turmhoher diademgeschmückter Haaraufsätze, ein sonniges Lächeln um die vollen, sinnigen Lippen. Die Schlangenleiber der Dämonen wanden sich, Greifenflügel spannten sich, zähnefletschend grinsten grimme Unholdsfratzen; Menschenkörper wimmelten, Elefantenrüssel, Pferdeköpfe, Stierhörner, Hirschgeweihe, Krokodilkiefer, Affenmäuler und Tigerrachen taumelten in wirrem Knäuel durcheinander.

Das war kein bildwerkgeschmückter Bau mehr: das waren lebendig gewordene Bildwerke, die, den Bann des Bauwerkes brechend, sich von seiner Masse loslösten und diese kaum noch als Stütze duldeten. Eine ganze Welt schien aus ihrem steinernen Schlaf erwacht zu sein und mit ihren Tausenden von Gestalten sich hervorzudrängen um zu lauschen – dem Manne zu lauschen, der dort von ihrem Schwarm umschlossen und überschattet auf der obersten Stufe stand, golden glänzend in den länglich herabfallenden Mantelfalten – er, der Lebendige, der einzig Ruhige mitten im unruhigen Wahnleben des Leblosen.

Jetzt war es, als ob die Stille der Versammlung noch tiefer würde, ja, mir schien es, daß auch die Bäume ihr Blätterlispeln einstellten.

Und der Erhabene hub an zu reden.

Er sprach von dem Tempel, auf dessen Stufen er stand, und wo unsere Vorfahren jahrhundertelang Krishna angebetet hatten, um durch das Vorbild seines Heroenlebens zu einem heldenhaften Wirken und Dulden hier auf Erden aufgemuntert und durch seine Gnade gestärkt zu werden, und um dann nach dem Tode in sein Freudenparadies einzugehen und dort himmlische Wonne zu genießen. Nun aber hätten wir, die Nachkommen uns dort eingefunden, um aus dem Munde eines vollkommenen Buddha die Worte der Wahrheit zu vernehmen, um zu lernen, einen lauteren, heiligen Wandel zu führen, und schließlich, durch völlige Überwindung jedes Verlangens nach dem Vergänglichen, das Ende des Leidens zu erreichen, das Nirvana. So vollende er, der Buddha, der völlig Erwachte, das Werk des träumenden Gottes, so vollendeten wir, die Erwachsenen, was unsere Vorfahren in kindlich erhabenem Schwärmen begonnen hätten.

»Dort seht ihr,« sagte er, »wie ein trefflicher Künstler längst vergangener Tage den Elefantenkampf Krishnas in Stein gebildet hat« – und er zeigte auf ein mächtiges Reliefstück, das fast vor meinen Füßen lag, die eine Ecke in den Rasen bohrend, die andere auf ein halb begrabenes Kapital gestützt. In der letzten Sonnenglut, die den bemoosten Stein streifte, erkannte man noch deutlich eine Gruppe – einen Jüngling, der, den Fuß auf den Kopf eines gefallenen Ilfen setzend, diesem einen Hauer ausbricht.

Und der Erhabene erzählte nun, wie der König von Mathura, der schreckliche Tyrann Kamsa, nachdem er Krishna zu einem Wettkampf an seinem Hofe eingeladen hatte, im geheimen seinem Elefantentreiber befahl, am Eingang des Kampfplatzes den wildesten Kriegselefanten aus seinem Stalle auf den ahnungslosen Jüngling zu hetzen. Wie aber dann dieser das Ungetüm tötete und, zum Schrecken des Königs, blutbesprengt und den abgebrochenen Hauer in der Hand, die Arena betrat.

»Aber auch auf den Erhabenen« – so führte er weiter aus – »hatten seine Feinde einen wilden Elefanten gehetzt. Und beim Anblick des heranstürmenden Ungetüms wurde der Erhabene von Mitleid ergriffen. Denn das Blut strömte dem Tiere am Bug herunter aus den Wunden, die ihm die Lanzen der Hetzer beigebracht hatten. Noch mehr aber erfaßte ihn Mitleid, weil er da ein armes, in blindwütender Leidenschaft befangenes Wesen vor sich sah, von der Natur mit Mut und ungeheurer Kraft begabt, aber mit wenig Verstand versehen, und um dies Wenige durch die Grausamkeit schlechter Menschen gebracht, die es in einen Zustand von Wahnsinn gesetzt hatten, in welchem es nun gar einen Buddha umbringen mußte: – ein wildes, verblendetes Wesen, dem es nur schwer gelingen mochte, durch unendlich lange Wanderungen günstiges Menschentum zu erlangen und den Weg der Erlösung zu betreten. Solchermaßen von Mitleid ganz erfüllt, konnte der Erhabene keine Furcht empfinden, und kein Gedanke an eigene Gefahr konnte in ihm aufkommen. Denn er überlegte sich: wenn es mir gelänge, auch nur den schwächsten Lichtstrahl in diese stürmische Finsternis zu werfen, so würde ein solcher Lichtsamen nach und nach aufgehen, und wenn dann dies Wesen, durch dessen Schein geleitet, Menschentum erreichte, dann würde es auf Erden noch die Lehre des Erhabenen vorfinden, den es einst erschlug, und diese Lehre würde ihm zur Erlösung verhelfen.

»Von diesem Gedanken erfüllt, blieb der Erhabene mitten auf der Straße stehen, erhob besänftigend die Hand, blickte den Wüterich liebevoll an und sprach milde Worte, deren Klang das Herz des Wilden erreichte. Der riesige Ilf stockte in seinem Sturmlauf, wiegte unschlüssig seinen bergähnlichen Kopf hin und her, indem er anstatt des Donnergebrülls, das er vorher hatte hören lassen, einige fast ängstliche Trompetenrufe ausstieß. Dabei bewegte er den Rüssel in der Luft suchend nach allen Richtungen hin und her – so wie es ein angeschossener Elefant im Walde tut, wenn er die Fährte seines verborgenen Feindes verloren hat und sie wieder aufzuwittern hofft – und in der Tat hatte dieser sich ja in seinem Feinde geirrt. Endlich kam er langsam bis auf einige Schritte an den Erhabenen heran und beugte die Kniee, wie er es vor seinem Herrn zu tun gewohnt war, wenn dieser ihn besteigen wollte. Und von dem bezähmten Elefanten gefolgt, trat der Erhabene zur Beschämung seiner Feinde in den Park hinein, nach welchem er eben unterwegs war. »Auf solche Weise« – so schloß der Buddha diesen Vergleich – »nimmt der Erhabene den Elefantenkampf Krishnas auf, vergeistigt ihn, veredelt ihn, vervollkommnet ihn!«

Während ich dieser Erzählung lauschte – wie konnte ich da anders als an Angulimala denken, den Wildesten der Wilden, der noch gestern den Buddha hatte umbringen wollen und durch die unwiderstehliche Macht seiner Persönlichkeit bezähmt, ja bekehrt worden war, so daß ich ihn jetzt drüben in den Reihen der Mönche andächtig sitzen sah – selbst im Äußeren ein anderer geworden. Und so erschien es mir denn, daß die Worte des Erhabenen ganz besonders an mich gerichtet waren, als an die einzige Person – wenigstens außerhalb des Mönchskreises – die um diese Sache wußte und den geheimen Sinn der Rede verstehen konnte.

Weiter sprach nun der Erhabene von Krishna als dem »sechzehntausendeinhundertfachen Bräutigam«, als welchen ihn unsere Vorfahren hier geehrt hatten, und wieder hatte ich ein Gefühl, als ob dieses einen geheimen Bezug auf mich hätte, denn ich erinnerte mich ja, wie in jener Nacht unserer letzten Zusammenkunft die häßliche alte Hexe den göttlichen Heros mit diesem Namen genannt hatte, den ich nicht ganz ohne Herzklopfen vernahm. Mit einem leisen Anflug von Humor erzählte der Erhabene dann, wie Krishna von allen den Schätzen Besitz nahm, die er aus der Burg des Dämonenkönigs Naraka entführt hatte. ›Und an einem glücklichen Tage,‹ heißt es, ›vermählte er sich mit all den Jungfrauen, zu gleicher Zeit, indem er jeder einzelnen als ihr Gatte erschien. Sechzehntausendeinhundert aber war die Zahl seiner Frauen, und in so vielen einzelnen Gestalten verkörperte sich der Gott, so daß ein jedes Mädchen meinte: mich allein hat der Herr erwählt.«

»Wenn ich aber« – also fuhr der Erhabene fort – »die Lehre verkünde und vor mir eine Versammlung von mehreren hundert Mönchen und Nonnen und Laienanhängern beiderlei Geschlechtes lauschend sitzt, denkt ein jeder von allen diesen Zuhörern: »Nur für mich hat der Asket Gautama die Lehre verkündet.« Denn auf das einzelne Gemüt eines jeden Friedensuchenden richte ich da die Kraft meines Geistes, bringe es zur Ruhe, einige es, füge es zusammen.

»So halte ich es allezeit, und auf diese Weise nehme ich den sechzehntausendeinhundertfachen Bräutigamsstand Krishnas auf, durchgeistige ihn, veredle ihn, vollende ihn.«

Da war es mir nun, als ob der Erhabene meine Gedanken mir abgelesen hätte und mir einen geheimen Verweis gäbe, auf daß ich nicht durch den Wahn einer bevorzugten Stellung eine verderbliche Eitelkeit in mir aufkommen ließe.

Und der Buddha sprach nun weiter davon, wie Krishna nach dem Glauben unserer Vorfahren, obschon er an sich der höchste Gott war, der die ganze Welt trägt und erhält, dennoch durch Mitleid mit den Wesen bewegt, mit einem Teil seines Selbstes von seinem hohen Himmel herabstieg und sich als Mensch unter Menschen gebären ließ. Ihn aber, den Erhabenen, als er nach heißem Ringen die vollkommene Erleuchtung, die selige, unerschütterliche Erlösungsgewißheit sich zu eigen gemacht hatte, kam das Verlangen an, im Genuß dieser seligen Heiterkeit zu verharren und Anderen die Lehre nicht zu verkünden. »Denn dies genußsüchtige Geschlecht – so dachte ich – wird das Sichlosmachen von allen Gebilden, die Versiegung der Lebenslust, die Wahnerlöschung kaum verstehen, und aus der Darlegung der Lehre wird mir nur Mühe und Plage erwachsen. So neigte sich mein Gemüt zur Verschlossenheit, nicht zur Darlegung der Lehre. Und ich blickte dann noch einmal mit dem erwachten Auge in die Welt. Und wie man in einem Lotusweiher einige Lotusrosen sieht, die sich im Wasser entwickeln und unter dem Wasserspiegel bleiben, andere, die bis zum Wasserspiegel dringen und darauf schwimmen, und endlich einzelne, die über das Wasser emporsteigen und unbenetzt vom Wasser dastehen: also sah ich in der Welt Wesen gemeiner Art und Wesen edler Art und Wesen der edelsten Art. Und ich dachte: Ohne Gehör der Lehre verlieren sie sich: diese werden die Lehre verstehen. Und aus Mitleid mit den Wesen entschloß ich mich dazu, auf den ungetrübten Besitz der seligen Nirvanaruhe zeitweilig zu verzichten und der Welt die Lehre zu verkünden.

»So nimmt ein vollkommener Buddha Krishnas Herabsteigen vom Himmel und sein Menschwerden auf, verinnigt es, verklärt es, vollendet es.«

Da kam mir ein Gefühl unsagbarer Freude, denn ich wußte, daß der Buddha mich zu den Lotusrosen zählte, die aus der Wassertiefe bis zur Spiegelfläche gedrungen sind, und daß ich durch seine Hilfe einst mich darüber emporheben und frei dastehen würde, unbenetzt von der Materie.

Und der Erhabene erzählte die Heroentaten Krishnas, durch welche er zum Heile der Wesen die Welt von Unholden und bösen Herrschern befreite, indem er die Schlange der Gewässer Koliya bezwang, den stiergestaltigen Dämon Aristha erschlug, die verheerenden Unholde Dhenuka und Kishi und den Dämonenfürsten Naraka vernichtete, die bösen Könige Kamsa und Paundraka und andere blutige Tyrannen, den Schrecken hilfloser Menschen, besiegte und tötete und so auf mannigfache Weise das leidige Los der Menschen linderte. Der Erhabene aber bekämpfe nicht die Feinde, die von außen die Menschen bedrohen, sondern die Unholde in seinem eigenen Herzen: Gier, Haß und Irrwahn, Eigenliebe, Lustverlangen, Durst nach Vergänglichem; und er befreie nicht die Menschheit von diesem und jenem Ungemach, sondern vom Leiden.

Vom Leiden sprach dann der Gesegnete, wie es überall und immer dem Leben als sein Schatten folgt. Da war es mir, als ob eine milde Hand mein eigenes Liebesleiden aufhöbe, von mir wegnähme, und es in die große Leidensmasse hineinwürfe, wo es in dem allgemeinem Strudel meinem Blick entschwand. Innig tief empfand ich, daß ich da kein Recht auf dauerndes Glück habe, wo Alle leiden. Ich hatte mein Glück genossen: es war entstanden, hatte sich entfaltet und war vergangen, wie uns der Buddha lehrte, daß Alles in dieser Welt durch eine Ursache entsteht und nach Verlauf seiner Zeit – über kurz oder lang – wieder vergehen muß; und daß eben diese Vergänglichkeit, in welcher die Wesenlosigkeit eines jeden Dinges sich entschleiert, der letzte unaufhebbare Grund des Leidens sei – unaufhebbar, solange die Daseinslust unausgerottet fortwuchert und immer Neues entstehen läßt. Ja, wie ein jeder an diesem Weltleiden schon durch sein Dasein mitschuldig ist, so müsse ich – kam es mir vor – wenn ich von Schmerz verschont geblieben wäre, mich jetzt doppelt schuldig fühlen und ein Verlangen empfinden, auch mein Teil zu tragen. So konnte ich denn nicht mehr mein eigenes Los bejammern, vielmehr wurde bei seinen Worten der Gedanke in mir wach: »O, daß doch alle Wesen nicht länger zu leiden hätten! daß doch diesem Heiligen sein Erlösungswerk so gelänge, daß sie Alle, Alle entsündigt und erleuchtet, das Ende alles Leidens erreichten!«

Und auch von diesem Ende des Leidens und der Welt, von der Überwindung jeder Daseinsform, von der Erlösung in wunschloser Gleichmütigkeit, von der Wahnerlöschung, von Nirvana sprach nun der Meister – seltsame, wunderbare Worte von der einzigen Insel im wogenden Meere des Werdens, dessen Todesbrandung machtlos, an ihrem Felsenufer zerschäumte, und nach welcher die Lehre des Vollendeten wie ein sicheres Fahrzeug hinüberführe. Und er sprach von dieser seligen Stätte des Friedens, nicht wie Einer spricht, der uns erzählt, was er von Anderen – von Priestern – gehört hat, und auch nicht wie ein Sänger, der seine Einbildungskraft schweifen läßt, sondern wie Einer, der Selbsterlebtes und Geschautes mitteilt.

Vieles freilich sagte er dabei, was ich, die ungelehrte Frau, nicht verstand, und was wohl selbst den Gelehrtesten nicht leicht verständlich gewesen wäre. Manches vermochte ich nicht miteinander zu verknüpfen, denn hier war Sein und Nichtsein zugleich, nicht Leben und doch noch weniger Leblosigkeit. Mir war aber zu Mute, wie einem, der ein neues, allen anderen unähnliches Lied hört, von dem er nur wenige Worte auffassen kann, während die Töne ihm Alles sagend ins Herz dringen. Und welche Töne! Töne von solch kristallener Reinheit, daß alle anderen dagegen gehalten, Einem wie leeres Geräusch vorkommen mußten, Klänge, die von so fern her, von solch überweltlichen Höhen herübergrüßten, daß eine neue, ungeahnte Sehnsucht erweckt wurde, von der man fühlte, daß sie von nichts Irdischem oder Erdenähnlichem jemals gestillt werden könnte, und daß sie ungestillt nie mehr ganz schwinden würde.

Unterdessen war es völlig Nacht geworden. Das schwache Licht des Mondes, der hinter dem Tempel aufging, warf dessen Schatten quer über die ganze Waldwiese. Kaum sah man noch die Gestalt des Redners. Diese übermenschlichen Worte schienen aus dem Heiligtum selber herauszutönen, das alle die tausende wilden und wirren, lebentäuschenden Gestalten wieder in seine Schattenmasse verschlungen hatte und in einfachen, wuchtigen Formen sich auftürmte – ein Grabmal alles irdischen und himmlischen Lebens.

Die Hände um die Kniee gefaltet, saß ich lauschend da und blickte zum Himmel empor, wo große Sterne über den dunkeln Baumwipfeln funkelten. Leuchtend durchquerte ihn die himmlische Ganga. Da gedachte ich jener Stunde, als wir beide hier an derselben Stelle feierlich die Hände zu ihr emporhoben und bei ihren silbernen Fluten, die diese Lotusteiche speisen, uns zuschworen, hier, im Paradiese des Westens, uns wiederzusehen – in einem Freudenhimmel, gleich demjenigen Krishnas, von welchem jetzt auch der Erhabene sprach, als von dem Orte, dem die Gläubigen zustrebten. Und als ich daran dachte, wurde mir wehmütig ums Herz, aber ich konnte kein Verlangen in mir spüren nach einem solchen Paradiesleben – denn ein Schimmer von etwas unendlich Höherem hatte mein Auge erleuchtet.

Und ohne Enttäuschung, ohne schmerzliche Bewegung, wie etwa bei Einem, dem die teuerste Hoffnung zerstört wird, vernahm ich die Worte des Erhabenen:

»Alles Entstandene auflösend weht dahin der Verwesung Hauch, Wie ein irdischer Prachtgarten welken Paradiesblumen auch.«


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