Gustav Freytag
Soll und Haben
Gustav Freytag

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Erschüttert beugte sich Fink herab und hob sie auf. «Mein bist du, und ich halte dich fest!» rief er. «Mit Büchse und Blei habe ich dich erbeutet, du stürmisches Herz! – In einem Atem sagst du mir Liebevolles und Hartes. – Alle Wetter, bin ich denn ein solcher Sklavenvogt, daß ein braves Weib fürchten muß, unter mein Joch zu kommen? So wie du bist, Lenore, entschlossen, kühn, ein kleiner Teufel von Leidenschaft, gerade so will ich dich haben und nicht anders. Wir sind Waffenbrüder gewesen, und wir werden es in diesem Lande bleiben. Der Tag kann wiederkommen, wo wir beide in unserm Hause den Kolben an die Wange legen, und das Volk um uns verlangt einen Sinn, der eher einen Schlag gibt, als einen erträgt. Und wärest du niemals die Sehnsucht meines Herzens gewesen und wärest du ein Mann, ich würde dich für mein Leben zu gewinnen suchen als meinen Genossen. Denn, Lenore, du wirst mir nicht nur ein liebes Weib sein, auch ein mutiger Freund, der Vertraute meiner Taten, mein treuester Kamerad.»

Lenore schüttelte den Kopf, aber sie hielt den Geliebten fest umklammert. «Ich soll deine Hausfrau werden», klagte sie. Fink strich ihr liebkosend über das Haar und küßte die glühende Stirn. «Gib dich zufrieden, mein Herz», sagte er zärtlich, «und finde dich drein. Wir haben miteinander in einem Feuer gesessen, das stark genug war, um ein großes Gefühl zur Reife zu bringen. Und wir kennen eines das andere. Unter uns gesagt, wir werden manchmal einen Wirbelwind in unserm Hause haben. Ich bin kein bequemer Gesell, am wenigsten für ein Weib, und du wirst deinen eigenen Willen, dessen Verlust du jetzt beklagst, recht gemütlich wiederfinden. Sei ruhig, Liebchen, du wirst wieder ein Trotzkopf werden, wie du gewesen bist, du brauchst dich deshalb gar nicht zu grämen. Also auf einige Stürme mache dich gefaßt, aber auch auf herzliche Liebe und auf ein fröhliches Leben. Du sollst mir wieder lachen, Lenore. Meine Hemden brauchst du nicht zu nähen; wenn du das Wirtschaftsbuch nicht führen willst, so läßt du es bleiben. Und wenn du deinen Söhnen zuweilen im Eifer einen Backenstreich gibst, er wird unsrer Brut nicht schaden. Also ich denke, du gibst dich.»

Lenore schwieg, aber sie drückte sich fest an seine Brust.

Fink zog sie fort. – «Komm zur Mutter!» rief er.

Über das Bett der Kranken beugten sich Fink und Lenore. Um das bleiche Gesicht der Mutter flog ein heller Schein, als sie die Hände auf das Haupt des Mannes legte und ihm ihren Segen gab.

«Sie ist weich und noch immer ein Kind», sagte sie zu dem Manne. «In Ihren Händen, mein Sohn, liegt es, eine gute Frau aus ihr zu machen.»

Sie trieb die Kinder aus dem Zimmer. «Geht zum Vater», bat sie, «führt ihn dann zu mir und laßt uns allein.»

Als der Freiherr neben seiner Gemahlin saß, zog die Baronin seine Hand an ihre Lippen und sprach leise: «Heut will ich dir danken, Oskar, für viele Jahre des Glücks, für all deine Liebe.»

«Armes Weib!» murmelte der Blinde.

«Was du erfahren und gelitten hast», fuhr die Baronin fort, «das hast du erfahren und gelitten für mich und meinen Sohn, und beide lassen wir dich allein zurück in einer freudelosen Welt. – Dir sollte das Glück nicht werden, deinen Namen in der Familie zu vererben. In deinem Haus bist du der letzte, welcher den Namen Rothsattel trägt.»

Der Freiherr stöhnte.

«Aber der Ruf, den wir hinterlassen, soll ohne Flecken sein, wie dein ganzes Leben war – bis auf zwei Stunden der Verzweiflung.» Sie hielt die Hand des Blinden an das Bündel der Schuldscheine und riß jeden einzelnen durch, sie klingelte dem Diener und ließ die Papiere Stück für Stück in den Ofen werfen. Die Flamme flackerte hell auf und warf ein rotes Licht über das Zimmer, es rauschte und knisterte, bis der Brand verglommen. Die Dämmerung des Abends füllte die Stube, und an dem Bett der kranken Frau lag der Freiherr und drückte das Haupt in die Decken, und sie hielt ihre Hände über ihm gefaltet, und ihre Lippen bewegten sich im leisen Gebet.

Im Morgengrauen flattern die Krähen und Dohlen über dein Schnee des Schloßdaches. Die schwarzen Vögel schweben um die Zinne des Turms, und sie brechen mit lautem Geschrei nach dem Walde auf und erzählen ihrem Volke, daß im Hause eine Braut sei und eine Tote. Die bleiche Frau aus der Fremde ist in der Nacht gestorben, und der Blinde, welcher jetzt zusammengesunken in den Armen seiner Tochter liegt, hat in seinem Schmerz nur ein tröstendes Gefühl, daß er ihr, die endlich Ruhe gefunden, in kurzem nachfolgen wird. Und die Unglücksvögel rufen in alle Lüfte, daß auch die fremden Einwanderer dem alten Slawenfluch verfallen sind, der auf dem Schlosse und auf dem Grunde liegt.

Aber den Mann, welcher jetzt im Schloß gebietet, kümmert es wenig, ob eine Dohle schreit oder die Lerche; und wenn ein Fluch auf seinem Boden liegt, er bläst lachend in die Luft und bläst ihn hinweg. Sein Leben wird ein unaufhörlich siegreicher Kampf sein gegen die finstern Geister der Landschaft; und aus dem Slawenschloß wird eine Schar kraftvoller Knaben herausspringen, und ein neues deutsches Geschlecht, dauerhaft an Leib und Seele, wird sich über das Land verbreiten, ein Geschlecht von Kolonisten und Eroberern.

Mit wenigen herzlichen Worten zeigte Fink dem Freunde seine Verlobung und den Tod der Baronin an. Ein versiegelter Brief an Sabine lag dem Schreiben bei.

Es war Abend, als der Postbote den Brief in Antons Zimmer brachte. Lange saß Anton, den Kopf auf die Hand gestützt, vor der Botschaft, endlich ergriff er den Brief an Sabine und eilte nach dem Vorderhaus.

Er traf den Kaufmann im Arbeitszimmer und übergab diesem den Brief. Der Kaufmann rief sogleich Sabine herein. «Fink ist verlobt, hier die Anzeige an dich!»

Sabine schlug erfreut die Hände zusammen und eilte auf Anton zu, aber sie hielt errötend auf dem Wege an, trug den Brief zur Lampe und öffnete ihn. Es mochte nicht viel darin stehen, denn sie war im Augenblick zu Ende; sie mühte sich, ernsthaft auszusehen, aber der Mund gehorchte ihr nicht, sie vermochte ein Lächeln nicht zu unterdrücken. Anton hätte zu anderer Zeit diese Stimmung mit leidenschaftlichem Anteil beobachtet, heut achtete er kaum darauf.

«Sie bleiben doch heut abend bei uns, lieber Wohlfart?» fragte der Kaufmann.

Anton erwiderte: «Ich selbst wollte Sie bitten, mir einige Minuten zu schenken. Ich habe Ihnen etwas mitzuteilen.» Er sah unruhig auf Sabine.

«Lassen Sie hören! – Bleib, Sabine!» rief der Kaufmann der Schwester zu, welche nach Antons Worten entschlüpfen wollte. «Ihr seid gute Freunde, Herr Wohlfart wird an deiner Gegenwart keinen Anstoß nehmen. Sprechen Sie, Freund, womit kann ich Ihnen dienen?»

Anton preßte die Lippen zusammen und blickte wieder auf die Geliebte, welche an den Türpfosten gelehnt vor sich niedersah. «Darf ich fragen, Herr Schröter», begann er endlich mit Überwindung, «ob Sie die Stellung gefunden haben, welche Ihre Güte mir vermitteln wollte?»

Sabine bewegte sich unruhig, auch der Kaufmann sah verwundert auf. «Ich glaube, Ihnen etwas anbieten zu können, aber eilt das so sehr, lieber Wohlfart?»

«Ja», entgegnete Anton feierlich. «Ich habe keinen Tag zu verlieren. Meine Beziehungen zu der Familie Rothsattel sind jetzt völlig gelöst, die furchtbaren Ereignisse, welche noch in den letzten Wochen durch meine Tätigkeit herbeigeführt wurden, haben auch meinen Körper angegriffen. Ich sehne mich nach Ruhe. Regelmäßige Arbeit in einer fremden Stadt, wo mich nichts mehr an die Vergangenheit erinnert, ist mir jetzt Bedürfnis.»

Wieder bewegte sich Sabine, ein ernster Blick des Bruders hielt sie zurück.

«Und diese Ruhe, die auch ich für Sie wünsche, können Sie bei uns nicht finden?» fragte der Kaufmann.

«Nein», erwiderte Anton mit klangloser Stimme, «ich bitte Sie, mir nicht zu zürnen, wenn ich heut von Ihnen Abschied nehme.»

«Abschied!» rief der Hausherr. «Ich verstehe nicht, weshalb das so eilig ist. In unserm Hause sollen Sie sich erholen, die Frauen sollen besser für Sie sorgen, als sie bisher getan. Wohlfart beklagt sich über dich, Sabine. Er sieht blaß und angegriffen aus. Du und die Tante, ihr dürft so etwas nicht leiden.»

Sabine antwortete nichts.

«Ich muß fort, Herr Schröter», sprach Anton fest, «morgen reise ich ab.»

«Und wollen Sie Ihren Freunden nicht sagen, weshalb dies so plötzlich sein muß?» fragte der Kaufmann ernsthaft.

«Sie wissen, weshalb. – Ich habe mit meiner Vergangenheit abgeschlossen. Ich habe bis jetzt schlecht für meine Zukunft gesorgt, denn ich bin in der Lage, mir in der Fremde als Dienender erst Zutrauen und gute Gesinnung erwerben zu müssen. – Ich bin auch an Freunden sehr arm geworden. Von allen Menschen, welche mir lieb sind, muß ich mich entfernt halten auf Jahre, auf lange Zeit. Ich habe einige Ursache, mich allein zu fühlen, und da ich mein Leben von neuem gestalten muß, so soll das so bald als möglich geschehen, denn jeder Tag, den ich hier verlebe, ist fruchtlos, er macht meine Kraft geringer und die notwendige Trennung schwerer.» So sprach er mit tiefer Bewegung; die Stimme bebte ihm, aber er verlor nicht seine ruhige Haltung. Er trat auf Sabine zu und faßte ihre Hand. «In dieser letzten Stunde bekenne ich Ihnen in Gegenwart Ihres Bruders, was zu hören Sie nicht beleidigen kann, weil Sie auch das schon längst wissen. – Die Trennung von Ihnen schmerzt mich mehr, als ich sagen kann. Leben Sie wohl!» Jetzt übermannte ihn die Rührung, er wandte sich schnell ab und trat an das Fenster.

Der Kaufmann begann nach einer Pause: «Daß Sie so eilig von uns gehen, lieber Wohlfart, kommt auch meiner Schwester ungelegen. Sabine hatte gerade jetzt den Wunsch, Sie um einen Ritterdienst zu ersuchen, wie ihn die Schwester eines Kaufmanns verlangen kann. Auch ich wünsche sehr, daß Sie diese Bitte nicht abschlagen. Sabine bittet, daß Sie ihr einige Blätter durchsehen und dabei ihren Vorteil mir gegenüber wahrnehmen. Es ist keine große Arbeit.»

Anton wandte sich mit Überwindung um und machte ein Zeichen der Einwilligung.

«Zuvor aber erfahren Sie einen Umstand, der Ihnen vielleicht noch nicht bekannt ist», fuhr der Kaufmann fort. «Sabine ist seit dem Tode meines Vaters mein stiller Associé; ihr Rat und ihre Willensmeinung haben in unserm Geschäft öfter den Ausschlag gegeben, als Sie wohl meinen. Sie ist auch Ihr Chef gewesen, lieber Wohlfart.» Er winkte der Schwester und verließ das Zimmer.

Erstaunt sah Anton auf den Chef im hellen Frauengewande. Manches Jahr hatte er, ohne es zu wissen, auch ihr gehorcht und ihr zu Diensten gehandelt. Und wie in alter Zeit sich der reisige Vasall seiner jungen Lehnsherrin neigte, so verneigte auch er sich unwillkürlich vor der jungfräulichen Gestalt, welche jetzt mit geröteten Wangen auf ihn zutrat.

«Ja, Wohlfart», sprach Sabine schüchtern. «Auch ich habe ein kleines Anrecht an Ihr Leben gehabt. Ich war's, die Ihrem Vater versprach, hier im Hause für Sie zu sorgen. Ich war selbst noch ein unerfahrenes Kind, und das Vertrauen des fremden Gastes machte mich glücklich. Ihr Vater, der würdige alte Herr, wollte bei uns sein Samtkäppchen nicht aufsetzen, das ihm aus der Tasche guckte, bis ich es ihm herauszog und auf die weißen Locken drückte; damals dachte ich, wird mein Lehrling auch so hübsche Locken haben? Und als Sie zu uns kamen und allen gefielen und der Bruder Sie den besten unter den jüngeren Herren nannte, da war ich so stolz auf Sie, wie nur Ihr guter Vater hätte sein können.»

Anton stützte sich auf das Pult und verbarg seine Augen mit der Hand.

«Und weil ich immer empfand, daß Sie ein wenig mir gehörten, bat ich den Bruder, Sie auf der gefährlichen Reise mitzunehmen; ich wußte Sie bei ihm und fühlte mich nicht ganz von ihm getrennt. Auch für mich haben Sie in der Fremde gearbeitet, Wohlfart, und als Sie in der Schreckensnacht unter Feuer und Waffenlärm auf den Frachtwagen standen, da waren mein die Waren, die Sie retteten. Und deshalb, mein Freund, komme ich auch jetzt als Kaufmann zu Ihnen, und noch einmal bitte ich Sie, eine Arbeit für mich abzumachen. Sie sollen mir ein Konto durchsehen.»

«Ich will, Fräulein», erwiderte Anton abgewandt, «aber nicht in dieser Stunde.»

Sabine griff in den Schrank, sie legte zwei Bücher mit goldenem Schnitt, in grünes Leder gebunden, auf das Pult. Und Anton bei der Hand fassend, bat sie mit zitternder Stimme: «Kommen Sie doch, sehen Sie mein Soll und Haben an.» Sie öffnete das erste Buch. Unter kunstvollen Schnörkeln standen die Worte: «Mit Gott.» «Geheimbuch von T. O. Schröter.»

Anton trat erschrocken zurück: «Es ist das Geheimbuch der Handlung!» rief er. «Das ist ein Irrtum.»

«Es ist kein Irrtum», sagte Sabine, «ich wünsche, daß Sie es durchsehen.»

«Das ist unmöglich, Fräulein!» rief Anton. «Nicht Ihr Herr Bruder und nicht Sie können das im Ernst wollen. Verhüte Gott, daß sich ein anderer an dieses Buch wage als die Herren des Geschäfts. Solange eine Handlung steht, sind diese Blätter für keines Menschen Auge als für die Augen der Herren und nach ihrem Tode für die nächsten Erben. Wer in dies Buch gesehen hat, der weiß, was nie ein Fremder erfahren darf. Und diesem Buche gegenüber ist auch der treuste Freund ein Fremder. Als Kaufmann und redlicher Mensch darf ich Ihren Wunsch nicht erfüllen.»

Sabine hielt seine Hand fest. «Sehen Sie doch hinein, Wohlfart», bat sie, «sehen Sie wenigstens die Aufschrift an.» Sie schlug den Deckel zurück. «In diesem Buche steht: T. O. Schröter», sie fuhr mit der Hand über die Blätter. «Es sind nur noch wenige leere Seiten darin, das Buch geht mit dem Jahre zu Ende.» Sie schlug den Deckel des zweiten Bandes auf und sprach: «Dies Buch ist leer; hier aber steht eine andere Firma. Was steht hier?»

Anton las: «Mit Gott.» «Geheimbuch von T. O. Schröter und Kompanie.»

Sabine drückte seine Hand und sprach leise und bittend: «Und der neue Kompagnon sollen Sie sein, mein Freund.»

Anton stand regungslos, aber sein Herz pochte laut, und hell stieg die Röte auf seine Wangen. Noch immer hielt Sabine ihn bei der Hand, er sah ihr Antlitz nahe an dem seinen, und wie einen Hauch fühlte er ihren leisen Kuß auf seinen Lippen. Da schlang er den Arm um die Geliebte, und lautlos hielten die Glücklichen einander umfaßt.

Die Tür öffnete sich, der Kaufmann stand auf der Schwelle. «Halt ihn fest, den Flüchtling!» rief er. «Ja, Anton, seit Jahren habe ich diese Stunde ersehnt. Seit du in der Fremde an meinem Lager knietest und meine Wunde verbandest, trug ich im Herzen den Wunsch, dich für immer mit unserm Leben zu vereinigen. Als du von uns gingst, sah ich mit Zorn meine liebste Hoffnung zerstört. Jetzt halten wir dich, du Schwärmender, in den Blättern des Geheimbuches und in unsern Armen.» Er zog die Liebenden an sich.

«Du hast dir einen armen Kompagnon gewählt!» rief Anton am Herzen des neuen Bruders.

«Nein, mein Bruder, Sabine hat als kluger Kaufmann gehandelt. Besitz und Wohlstand haben keinen Wert, nicht für den einzelnen und nicht für den Staat, ohne die gesunde Kraft, welche das tote Metall in Leben schaffender Bewegung erhält. Du bringst in das Haus die rüstige Jugendkraft und einen geprüften Sinn. Sei willkommen in diesem Hause und in unsern Herzen!»

Und strahlend vor Freude hielt Sabine beide Hände des Verlobten fest. «Kaum konnte ich länger ertragen, dich so still und traurig zu sehen. Jeden Mittag, wenn du den Stuhl rücktest, war mir, als müßte ich dir nachfliegen und dir sagen, daß du zu uns gehörst für immer. – Du hast nicht gesehen, du Blinder, was in mir vorging und Lenorens Bräutigam hat doch alles gewußt.»

«Er?» fragte Anton. «Ich habe zu ihm niemals von dir gesprochen.»

«Sieh her!» rief Sabine und zog den Zettel Finks aus der Tasche. Es stand nichts darin als die Worte: «Gute Freundschaft, Frau Schwägerin.»

Und wieder schloß der glückliche Anton die Geliebte in seine Arme. -

Schmücke dich, du altes Patrizierhaus, freue dich, sorgliche Tante, tanzet, ihr fleißigen Hausgeister im dämmerigen Flur, schlage Purzelbäume auf deinem Schreibtisch, du lustiger Gips! Die poetischen Träume, welche der Knabe Anton in seinem Vaterhause unter den Segenswünschen guter Eltern gehegt hat, sind ehrliche Träume gewesen. Ihnen wurde Erfüllung. Was ihn verlockte und störte und im Leben umherwarf, das hat er mit männlichem Gemüt überwunden. Das alte Buch seines Lebens ist zu Ende, und in eurem Geheimbuch, ihr guten Geister des Hauses, wird fortan «Mit Gott» verzeichnet: sein neues Soll und Haben.


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