Otto Ernst
Semper der Mann
Otto Ernst

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LXX. und letztes Kapitel.

Die große Erneuerung.

An einem sonnenreichen Sommersonntage kehrte Asmus mit Globendorff, Rosenberg und noch vier anderen Freunden von einer gesegneten Fußwanderung zurück. Sie waren durch Wald und Heide gestreift und wollten nun in einem Altenberger Gasthause ihrem fröhlichen Hunger und seligen Durste Genüge tun, als ihre Blicke plötzlich durch einen Anschlag an der Tür des Gasthauses festgehalten wurden. Der österreichische Thronfolger und seine Gattin waren in Sarajewo von Serben ermordet worden. Aus dem klassischen Ländlein des Schmutzes, des Mordes und der Frechheit, das von einer Mörderdynastie »regiert« wurde, war wieder einmal eine Bombe ins europäische Konzert geflogen. Jedermann in Europa wußte, daß diese Bombe ein Schlag auf der großen Trommel war, die Rußland spielte; jedermann wußte, daß die Pflanze der serbischen Frechheit nur deshalb so üppig gediehen war, weil Väterchen sie begoß und besonnte, und jedermann sagte sich, daß dieses scheußliche Verbrechen ein folgenschweres Ereignis sei; aber keine deutsche Seele ahnte, daß es für das Vaterland den Krieg bedeuten könne. Seit mehr als zwanzig Jahren hatte Asmus sein Vaterland nach allen Richtungen und bis in die fernsten Winkel durchreist, war er mit breiten Schichten des Volkes wie auch mit seinen geistigen Führern in lebendigste Berührung getreten, und vor jedem höchsten Richter konnte er bekennen und beschwören, daß er nie und nirgends etwas wie eine feindselige kriegerische Stimmung gegen irgendein Land und Volk der Erde bemerkt hatte. Wohl wußte man, daß die Regierungen in Frankreich und Rußland dem Deutschen Reiche nicht wohlwollten; es hätte eine einzige Blindenanstalt sein müssen, wenn es das nicht bemerkt hätte; man traute auch England nicht immer, obschon weit mehr als jenen beiden, und man wußte, daß man gut gerüstet sein müsse; im übrigen aber wollte man in Ruhe und Behagen Schätze des Geistes und der Börse sammeln und genießen wie bisher; ja, man liebte das ungestörte Behagen und die Schätze der Börse eher zu viel als zu wenig. Und gewiß: wie es in jedem Lande Irrsinnige gibt, so gab es auch in Deutschland ein Häuflein, das »die Welt erobern und beherrschen« und das zweifelhafte Glück und unzweifelhafte Unglück des »Imperiums« über sich und die Welt bringen wollte; aber sie hatten bei dem rechtlichen Sinne der Deutschen, ihrer Fürsten und Staatsmänner niemals Gehör gefunden, am wenigsten – wenn es überhaupt einen Unterschied gab – bei dem obersten Herrn dieses Volkes, den sein angeborener Seelenadel vor dem Verbrechen eines Napoleon unfehlbar bewahrte.

Es kam das österreichische Ultimatum an Serbien, kam die österreichische Kriegserklärung, kam die Kunde von des guten russischen Nikolaus heimtückischer Mobilmachung, ja es kam der Tag, da die deutsche Mobilmachung befohlen wurde, und noch immer glaubte und wünschte jedermann im deutschen Volke, daß der Friede erhalten bleibe; jedermann sagte sich tröstend: Mobilmachung ist noch nicht Krieg. Ein schlummerndes Kind kann durch einen Kanonenschuß nicht jäher aus dem Schlaf gerüttelt werden als dann Deutschland durch das Erkennen: der Krieg ist unvermeidlich, der Krieg nach zwei Fronten zugleich.

Dann kam das Schlimmere: England erklärte den Krieg. Nicht das Schlimmere, weil es die Gefahr vermehrte, o nein! Bis dahin hatten Schmerz, Trauer und Grauen Asmussens Herz umklammert; nun kam Schrecklicheres: der Ekel. Es war der furchtbarste Ekel, den er je in seinem Leben empfunden hatte. Dieser Schauder preßte sein Herz in einen Schraubstock, entsetzlicher, schmerzhafter, als je eine Sorge, ein Kummer, eine Angst, eine Trauer es beklemmt hatte. Hier war die gemeinste Tat, das furchtbarste, langarmigste Verbrechen eines Volkes, einer Regierung, eines Menschen seit Anbeginn der Welt. Die Lüge, daß England um das Recht eines anderen Volkes willen die Waffen ergreife, konnte nicht einmal in England geglaubt werden. Also hatte es den Krieg gewollt, hatte es selbst ihn angezettelt! Eduard der Siebente, der den deutschen Kaiser geküßt und verraten hatte, hob seinen Kopf aus dem Sarge und grinste.

Wieder einmal wollte England stehlen, und wieder, wie immer, zeigte es auf einen andern und rief: Der will stehlen!

Asmus erfuhr die englische Kriegserklärung erst am folgenden Morgen; Hilde brachte ihm die Kunde ins Schlafzimmer. Sie gingen hinunter und schmückten den Geburtstagstisch für Gesina.

»Mein armes Mäuschen,« sagte Asmus, »du hast diesmal keinen allzu frohen Geburtstag.«

Da stürzten die zurückgedrängten Tränen aus den guten, goldenen Augen des Kindes, und es warf sich schluchzend an den Hals des Vaters. Er küßte ihr die Augen und sagte: »Laß gut sein. Die Engländer haben für jedes ihrer Verbrechen einen Bibelspruch bereit. Ich weiß auch einen Bibelspruch: ›Die in Tränen säen, werden in Freuden ernten.‹ Komm an deinen Tisch und freue dich.«

Seitdem Hans Thanatos jene Visitenkarte bei ihm abgegeben hatte, fühlte sich Asmus Semper nicht mehr in der Lage, den Helm aufzusetzen, den Säbel umzuschnallen, Tornister und Mantel aufzupacken, die Flinte auf die Schulter zu nehmen, 200 Patronen einzustecken, zehn Pfund Stiefel anzuziehen und dann Sturm zu laufen.

Nie zuvor hatte er das Älterwerden tragisch genommen; nun zum ersten Male wünschte er bitterlich: O wärst du jung! Er hatte sonst die Kunst des Lebens darin gesucht, die Dinge, die das Schicksal ihm brachte, nach seinem Wunsch und Willen zu formen, und manchmal war's ihm wohl gelungen – hier war ein Ding, das ihn formte. Formte? Nein, ihn vernichtete, zerrieb und zerblies. Er kam sich vollends nutzlos, wertlos, wie ein unnützer Ballast der Menschheit vor. Was ist in solcher Zeit der Tat ein Mann, der schreibt!! Erst als er Briefe aus dem Felde erhielt, Briefe von völlig Unbekannten, die ihm von der Wirkung seiner Bücher schrieben, kehrte ihm langsam so viel Selbstgefühl zurück, wie man braucht, um leben zu können; er atmete ein wenig freier und dachte: Gott sei Dank! Also doch nicht ganz nutzlos, nicht ganz wertlos! Und wenigstens in einem Menschen war er auch jetzt noch jung und stark: sein Wolfram war zum Studenten und Offizier herangewachsen.

Als er zu kurzem Abschied von der Universität in die Heimat stehenden Fußes heraufgefahren war – denn einen Sitzplatz hatte es nicht mehr gegeben – und mit der schönen Leistungsfähigkeit der Jugend stehenden Fußes »ganz gut« geschlafen hatte, da zeigte sich, daß er für den großen Augenblick den vollen Ernst und den vollen Humor hatte. Als seine Mutter ihm den Koffer packte und erwog, ob auch Schnupftücher genug darin seien, da sagte er – und auf den Zügen des Schlingels erschien gespenstisch deutlich das Lachen seines Großvaters Ludwig Semper –:

»Ach was, Mutter, darum sorg dich nur nicht. Wenn sie nicht reichen, nehm' ich 'ne englische Fahne.« Und brachte seine Mutter in weher Stunde zum Lachen, wie es sich für einen Semper gehörte.

»Was wird nun aus unserer schönen Reise nach Sylt?« rief der Junge lachend. »Ich muß ja in eine ganz andere Richtung!«

Da nahm Asmus ein Buch, das er seinem Jungen auf die Reise mitgeben wollte, und schrieb hinein:

»Freuden, die sich dir heute verschließen,
Morgen wirst du sie doppelt genießen.
Bald blickst du lächelnd auf heute zurück:
Alles wird einst Erinnerungsglück.«

Als dann der Abschied kam und sie das letzte Winken des Scheidenden sahen und er sie nicht mehr sehen konnte, da weinten die Schwestern und weinte die Mutter, und als er sie weinen sah, brach Asmussen eine einzige Träne aus dem Augenwinkel. In seinen Jahren und nach seinen Erfahrungen weint ein Mann nur noch schwer, weil er fühlt, daß man sich härten muß, wenn man das Leben durchhalten will. Aber eine Träne in diesen Jahren brennt so gut wie tausend Jünglingstränen.

Und als er folgenden Tages einen Trupp junger Mannschaften mit Gesang zum Bahnhof ziehen sah, da entblößte er sein Haupt vor diesem heiligen Lenz, und auf seine Lippen drängte sich – obwohl er an einen Schöpfer glaubte, der die Welt vollkommen geschaffen und nicht nötig hatte, bessernd in ihr Schicksal einzugreifen – auf seine Lippen drängte es sich unbezwinglich:

»Gott schütze euch!«

Und eine Träne trat ihm ins Auge, so gut wie die um seinen Sohn.

Er ging ins Parkhotel zurück, wo er mit den Seinen ein paar goldene Wochen am Herzen der Elbe zu verbringen gehofft hatte, setzte sich auf den Balkon und schaute stundenlang auf die Wellen, die nicht ein einziges Schiff mehr trugen. Die große Mutter hatte alle ihre Kinder verloren. Was tut eine Mutter, die alle ihre Kinder verloren hat? Sie starrt seelenlos, regungslos ins Leere, und niemand weiß, ob sie tot ist oder lebt; sie selber weiß nicht, ob sie tot ist oder lebt. Die Augen seiner großen Mutter starrten verglast – war es wirklicher Tod? war es Scheintod? –

Asmus ging mit den Seinen zu einem Konzert in der großen Michaeliskirche zu Hamburg und hörte Luthers »Feste Burg« in Johann Sebastian Bachs königlicher Bearbeitung. Da schwoll der Sturm der Zeit zusammen mit dem Sturmeswehen ewiger Geister und sang:

»Und wenn die Welt voll Teufel wär'
Und wollt' uns gar verschlingen,
So fürchten wir uns nicht so sehr,
Es soll uns doch gelingen!«

Und Asmussens Herz wuchs und wuchs in seiner Brust, und er dachte bei sich: Was weinst du, Herz? Du darfst Großes fühlen und ahnen, und Größe ist Glück. Es gibt kein tröstlicheres Glück als Wachsen. – – –

Sehr schnell kam dann der Tag, da Asmus am Bahnhof vor einem Anschlag stand und mit weit aufgerissenen Augen drei Minuten lang zwei Worte las:

»Lüttich gefallen.«

Er dachte so heftig über dieses Ereignis nach, daß er erst durch einen sanften Puff bewogen werden mußte, den neu Herzudrängenden Platz zu machen.

Und gar nicht lange dauerte es, bis es in holder Morgenfrühe leise ans Schlafzimmer klopfte und auf das halbwache »Herein« das freundliche Näschen Leonardas hereinschaute wie ein guter Morgentraum und sagte:

»Die Deutschen sind in Brüssel.«

Tags zuvor hatte auch die jüngste Semperin ein eigenartiges Geburtstagsgeschenk bekommen: Der japanische Kaiser und Edelmann hatte erklärt, daß er in Abwesenheit des beschäftigten deutschen Hausherrn sich leider veranlaßt sehe, bei ihm einzubrechen, wenn er nicht vorziehe, sich einer Erpressung zu fügen. Aber jetzt erweckten Kriegserklärungen in Deutschland nur noch ein grimmiges Lachen, und die deutsche Regierung antwortete dem gelben Geschäftsträger des östlichen Insulargauners mit einem lässigen Fußtritt.

Nein, es zeigte sich jetzt viel Schlimmeres als Kriegserklärungen, und Schmutzigeres, noch tausendfach Ekelhafteres als die englische Kriegserklärung, stieg immer sichtbarer, immer schreckenerregender aus dem Abgrund. Deutschland mußte erkennen, daß es seit vielen Jahrzehnten bekriegt wurde, ohne je eine Kriegserklärung empfangen, ohne eine Ahnung von seinem schleichenden Feinde zu haben. Wie es Asmus Semper in seinem Einzelleben erfahren und erkannt hatte, daß man ihm den Hauch seines Mundes von der Lippe wegstahl und mit stinkender Lüge vertauschte, so erkannte es jetzt Deutschland, erkannte er selbst es in ungeheurer Vergrößerung, daß man der deutschen Seele, sobald sie die deutsche Grenze überflog, den Hauch vom Munde stahl und in stinkende Lüge verkehrte. England schnitt Deutschland alle Kabel ab, damit seine Stimme nicht zu anderen Völkern reden könne; aber das war nur ein kleiner Bubenstreich; längst, längst hatte die Verleumdung das deutsche Volk von allen Seiten eingekreist, und aus allen Winkeln der Welt spie der Haß gegen das deutsche Land. Aus allen Winkeln der Welt schrie die furchtbare Lehre:

»An die Stelle der Tat ist der Bericht getreten. Die Tat ist nichts mehr; der Bericht ist alles. Euch hilft kein hochgesinnter, ritterlicher Kaiser und Fürst, euch hilft kein kluger und gewissenhafter Staatsmann, euch hilft kein genialer Feldmarschall, euch hilft kein starkes, todesmutiges Heer, euch hilft kein treues, opferfreudiges Volk, euch hilft keine Lauterkeit und Tüchtigkeit, euch hilft keine Kultur, euch helfen keine Helden des Geistes, keine Großtaten der Wissenschaft und Kunst, so lange in der Schreibstube irgendeines Blattes oder irgendeiner Telegraphenagentur ein beliebiger Schurke sitzen, über all eure Taten und all eure Helden einen dicken Strich machen und an ihre Stelle den Dreck seiner Seele setzen darf. Ihr habt eine unvergängliche Dichtung, die heißt »Faust«, und an ihrem Ende wird die Tat als das Beste des Menschen, als die Befreiung des Menschen verherrlicht. Aber das ist längst nicht mehr wahr: die Tat ist nichts mehr; der Bericht ist alles. Sei mehr als Cäsar und Alexander, sei mehr als Beethoven und Goethe, sei mehr als Kopernikus und Galilei und türme Taten des Schwertes und des Geistes aufeinander wie den Ossa auf den Pelion – es nützt dir nichts, wenn du den kleinen Halunken nicht bezahlen kannst oder willst, der an der Druckmaschine und am Morsetelegraphen sitzt. Er knetet die Welt, und wehe dir, wenn du ihn störst, er verschüttet dich unter Strömen von Geifer und Gift. Kannst du aber zahlen, dann darfst du der Lump aller Lumpen sein: er macht schon einen Heiland aus dir. Ihr habt dergleichen Brunnenvergiftung genannt; aber das ist ein lächerlich-kraftloser Vergleich. Ein vergifteter Brunnen kann eine Ortschaft töten, dieses Gift mordet die Welt. Du hast das gelegentlich wohl gemerkt oder geahnt, meine liebe Menschheit, aber du läßt dich immer wieder belügen und immer wieder belügen; denn du glaubst, was gedruckt ist. Wenn du den Mann kenntest, der solche Dinge in die Welt telegraphiert und schreibt, so würdest du ihn des Anspeiens nicht für wert befinden; aber was er drucken läßt, das glaubst du. Du erwiderst mir freilich: Lügen haben kurze Beine. Gewiß haben sie das; aber wenn eine Armee von Lügen sich tot gelaufen hat, ist schon eine neue wieder nachgeschoben; diese Rekrutierung nimmt nie ein Ende; diese Reserven sind unerschöpflicher als alle Hilfsquellen des Russenreiches, und wenn die alten Lügen tot sind, glaubst du die neuen. Und wenn du auch tief überzeugt sein darfst, daß eine wirkliche Tat, ein wirkliches Werk und ein wirklicher Held nicht für ewige Zeiten auszulöschen sind – das ist ja das größte Wunder der Welt! – bis sie ihre Auferstehung erleben, verrinnen Wochen, Monde, Jahre, Jahrhunderte, und inzwischen ist ungeheures, nicht wieder gut zu machendes Unheil geschehen. Faß es endlich in Auge und Herz, o Menschheit: die furchtbarste Umwälzung in deiner Kultur, die tiefste Vergiftung der Menschenwelt ist vor sich gegangen: an die Stelle der Tat ist der Bericht getreten, und das wird dein bestes, echtestes Teil ermorden: die Tat. Denn sieh: Es bedarf ja keiner Tat und keiner Leistung mehr; nur eins ist not: Geld, um den Schein der Tat, den Schein der Kraft, den Schein der Tugend zu erkaufen

Alle Völker vereinigten sich im Haß gegen Deutschland, selbst die kleinsten und erbärmlichsten, mit wenigen, um so ruhmreicheren Ausnahmen. Wohl die zermalmendste Stelle in Bachs Matthäuspassion ist die, wo Pilatus die Menge fragt, ob er Jesum losgeben solle oder Barrabas, den Straßenräuber. Und Chor und Orgel und Orchester brüllen – nicht hundert, nicht tausend, nein millionenstimmig, so schien es Asmussen, heulen sie:

»Baaa–rrrra–bam!!!!«,

und jedesmal, wenn er das hörte, wollten ihm die Augen schier verbrennen und das Herz zu Stein gefrieren.

Wieder hatte die Passion der Welt diese Stelle erreicht:

»Baaa–rrrra–bam!!!«

heulte es aus allen Abgründen der Menschheit.

Woher kam dieser Haß? Die Deutschen hatten Fehler und Mängel, selbstverständlich. Warum sollten sie auch makellos sein wie die Briten? Niemand kennt die Fehler des Deutschen besser als der Deutsche; denn niemand ist ja kritischer gegen sein Volk als er.

Asmus Semper hatte die Fehler seines Volkes am eigenen Leibe deutlich genug gespürt und konnte solcher Fehler genug an sich selber entdecken, wenn er die Augen aufmachte. Aber des deutschen Volkes größtes Verbrechen war seine Kraft und sein Glück. Daß Englands Faust auf der Welt lastete, das war kein »Imperialismus«; sein Marinismus war kein »Militarismus«; das alles nahmen die kläffenden Völker hin mit Hundedemut. Warum? Weil sie es seit Hunderten von Jahren nicht anders kannten. Der große deutsche Dichter, der Gedankengewaltige, kannte sie:

»Das Jahr übt eine heiligende Kraft;
Was grau vor Alter ist, das ist ihm göttlich.
Sei im Besitze, und du wohnst im Recht,
Und heilig wird's die Menge dir bewahren.
«

Das war's. Deutschlands Glück und Ruhm aber zahlte erst nach Jahrzehnten. Es war ein Emporkömmling, und keiner wird mehr gehaßt als der Emporkömmling, dessen Armut und Kleinheit die Lebenden noch gesehen, mag er auch durch nichts emporgekommen sein als durch ehrlichste Kraft. Die noch über ihm stehen, sehen ihn mit neidischem Grauen näherkommen; die anderen knirschen, weil ihnen nicht gelungen ist, was ihm gelang. Und noch eine dritte Eigenschaft machte Deutschland verhaßt außer seiner Kraft und seinem Glück: seine Gastlichkeit. Es war gegen jedermann gastfreundlich, allzu gastfreundlich; es schlug nicht aller Welt mit der Boxerfaust ins Gesicht wie John Bull; es imponierte also nicht. Asmus sagte das einem belgischen Dichter, der in einem gereimten Machwerk der Welt erzählt hatte, daß die deutschen Soldaten, sonderlich die Ulanen, mordeten, sengten und brennten, unschuldige Greise erschössen, Seidenzeug und Schmucksachen stählen, Jungfrauen und Mütter schändeten und ihnen die Brüste abschnitten, abgehackte Kinderfüßchen bei sich trügen und überhaupt Sadisten wären. Er schrieb ihm offen vor aller Welt:

»Ich möchte Ihnen bemerken, daß die Heimat des Sadismus Frankreich heißt, daß das Scheusal de Sade ein Franzose war und also der Kulturnation angehörte, der entartete Germanen wie Sie ihr Herz schenken. Sie tun gut, für die Erzählung, daß deutsche Soldaten gestohlen und Weiber und Kinder verstümmelt, harmlose Greise hingemordet hätten, als Zeugen die Sonne anzugeben; denn Sie dürfen ja sicher sein, daß dieser Zeuge auf die Vorladung einer internationalen Untersuchungskommission nicht erscheinen und Ihnen das Brandmal der Lüge auf die Stirn brennen wird. Jedes Volk weist vereinzelte Bestien auf, und wenn eine solche Bestie sich unbeobachtet weiß, warum sollte es unmöglich sein, daß sie Greuel beginge? Dergleichen Scheußlichkeiten sind ja kein ausschließliches Vorrecht Ihrer Franktireurs und Ihrer kosakischen Freunde. Aber daß die deutsche Heeresdisziplin dergleichen Dinge vollkommen ausschließt, das wissen Sie so genau wie ich! Ich nehme an, daß Sie zunächst der Belogene waren. Aber das entschuldigt Sie nicht, entschuldigt Ihre Herren Gesinnungsgenossen in anderen Ländern nicht. Sie und alle diese Gentlemen kannten deutsche Art und deutsche Bildung hinreichend gut (auch Sie genossen ja deutsche Gastfreundschaft, lasen Ihre französischen Gedichte vor und fanden Beifall); Sie alle kannten die Ehrfurcht des Deutschen vor Frauen und Kindern gut genug, um beim Anhören solcher Tatarennachrichten zu stutzen und sich tausendmal zu vergewissern, ob sie auch wahr seien, bevor Sie sie zu »Gedichten« einmachten oder zu Protesten verarbeiteten. Sie und die genannten Herren gehören ja nicht zu den zehn Prozent Analphabeten der belgischen Kulturnation. Sie zweifelten nicht an jenen gemeinen Lügen, weil Sie nicht zweifeln wollten, und Sie wollten nicht zweifeln, weil Sie uns im verstecktesten Winkel Ihres Herzens hassen. Und warum hassen Sie uns? Um unserer vielfach überlegenen Kraft willen. Aber nicht um deswillen allein. Sie hassen uns mit solcher Verbissenheit, weil wir zur Kraft die Gutmütigkeit fügen. Zeigten wir Ihnen die Kraft der Knute, wie der Russe, so würden Sie vor uns auf dem Bauche rutschen; vereinigten wir mit unserer Kraft den Größenwahn des Galliers oder die Dummdreistigkeit des Briten, so würden Sie uns umwerben; aber weil wir stark und freundlich, mächtig und gastlich zugleich sind, deshalb gewinnen Sie uns gegenüber immer wieder die Frechheit, uns zu beschimpfen, deshalb glauben Sie, uns den schuldigen Dank in Nasenstübern bezahlen zu können, in der leider begründeten Meinung: Der deutsche Tölpel läßt sich alles gefallen, was vom Auslande kommt. Und so nahmen Sie willig die Lüge für Wahrheit. Ich aber sage Ihnen: Wer Frauen und Kinder verstümmelt, ist ein furchtbarer Verbrecher; ein gefährlicherer Verbrecher aber ist der leichtfertige Verbreiter ruchloser Lügen, die die Gemüter der Nationen bis in den Grund vergiften.«

Woher aber kam der meiste Schmutz geflogen? Aus dem züchtigen England. Und gegen wen ward er am reichlichsten geschleudert? Der Dumme haßt am wildesten den Geist, der Schurke die Lauterkeit. Der Niedrigste schießt mit grinsender Wollust nach dem Höchsten. Und so versprühte England seine geilste Wut gegen den Mann, der Deutschland aufs Meer gewiesen und dort mit prophetischem Blick seine Zukunft gesehen hatte, gegen Wilhelm den Seefahrer.

Aufs Meer hast du gewiesen,
Mit Stürmen ging dein Geist.
Nun wirst du des gepriesen,
Da rings der Nebel reißt.
Nun bricht in Gischt und Wogen
Der Grimm der Feinde los;
Gelästert und umlogen
Ist altes Heldenlos.

Sie mögen dich umgeifern
In wahnverwirrter Wut;
Umsonst ist all ihr Eifern,
Dein Deutschland kennt dich gut.
Es weiß: Dein Herz und Eisen
Sind aller Falschheit rein.
Wohl wird sich's bald erweisen,
Und du wirst Sieger sein.

Des Herzens reiner Wille,
Der ist das Allerbest';
Er führt durch Sturm und Stille
Das Ruder frei und fest.
Nicht not ist, daß wir leben,
Seefahren, das ist not.
Neuland ahoi! Wir streben
Mit dir ins Morgenrot.

In den ersten Tagen des Krieges hatte Asmus nicht essen und nicht trinken mögen, nicht schlafen und kaum atmen können, so schwer hatte das ungeheure Schicksal auf seiner wie auf aller Brust gelastet. »Wer kann gegen so viele Feinde?!« – was war begreiflicher als dieses allgemeine Bangen? Aber als er sah, daß Deutschland und sein wackerer Verbündeter dennoch »konnten«, daß nicht nur das alte Pfund noch da war, sondern daß Deutschland mit ihm gewuchert und vierundvierzig Jahre hindurch Zins und Zinseszins und Zins vom Zins der Zinsen gesammelt hatte, da wurde seine Hoffnung fest wie Eisen.

»Liebe, die des Todes Blick bestand,
Hebt aus tiefer Flut versunknes Land«

hatte er einst gesungen, und diesen Krieg der Deutschen erfüllte, wie Blut den Leib, bis in die kleinste Tat und Regung eine riesengewaltige Liebe zum Vaterlande, und diese Liebe hob märchenschöne, nie gesehene Seelenreiche aus den Fluten der Vergessenheit. Dies Volk war ein unsterblicher Gott, was immer auch sein nächstes Schicksal sein mochte, und er schrieb, als man einen Osterspruch zum Jahre 1915 von ihm verlangte:

»Wieder kreischen wilde Pöbelhorden:
Deutschland wollen sie am Kreuze morden.
Kann dies Deutschland blutend je vergehn,
Dritten Tages wird es auferstehn!«

Als aber Italien die Bosheit aller Zeiten krönte, da hatte er seine gute Laune längst zurückgewonnen, und wie Hebbels »Meister Anton« rief er: »Bravo, Lump!« Nun mußten Mit- und Nachwelt die Augen aufgehen. Wenn einer gegen einen kämpft und man nicht weiß, warum, so mag man zweifeln, auf welcher Seite das Recht sei. Wenn aber zehn über einen herfallen, so weiß man's, ohne ihren Handel zu kennen: Mit so pluralisch-feiger Wut werden nur Unschuld und Verdienst gehaßt.

Als er aber erleben mußte, daß allen Siegelwundern zum Trotz Kleinmut und Zagen und deutsche Nörgel- und Mäkelsucht dennoch wieder hervorkrochen, da packte ihn grimmige Lust zu grimmiger Rede, und er rief:

»Ihr Kämpfer dort an der Yser und an der Aisne – beeilt euch, vorwärts, vorwärts; Herr Gutbier wartet auf den endgültigen Sieg!

»Ihr Streiter im Osten, tummelt euch, stürmt, stürmt; Herr Gutbier wünscht größere Leistungen zu sehen und möchte binnen drei Tagen Warschau, oder noch besser: Moskau besetzt sehen.

»Herr Gutbier ist nicht waffenfähig, aber dort, wo die Kugeln nicht hintreffen, ein ungemein kluger und eifriger Mann.

»Wenn 100 000 Feinde gefangen genommen, hundert Geschütze erbeutet und drei Kreuzer in den Grund gebohrt wurden, dann kann er auf Stunden hinaus sehr wohlwollend gegen Heer und Marine sein, besonders wenn alles an einem Tage geschehen ist.

»Aber wenn es am folgenden Tage nicht 200 000 Gefangene, 200 Kanonen (schweren Kalibers) und sechs Panzerkreuzer sind, dann kann er auch sehr ungemütlich werden. Denn er ist ein zwar wohlwollender, aber auch strenger Kritiker.

›Sie werden sehen,‹ sagt dann Herr Gutbier, ›was ich geahnt habe: der Krieg versumpft. Das Schlimmste, was uns passieren kann! Was nützt alle Tapferkeit und Begeisterung. wenn die Führung versagt. Der Kluck hätte ja schon längst – na ja, ich will nichts weiter sagen. Den General X. haben sie schon absägen müssen, weil er nichts gekonnt hat. Na ja, ich meine, das hätte man droben etwas früher merken sollen.‹

»Ich glaube, man kennt Herrn Gutbier. Ich brauche ihn nicht weiter vorzustellen. Seinesgleichen hat es immer gegeben und wird es auch weiter geben.

»Aber es ist nötig zu fragen: Haben wir es hier nicht mit einem deutschen Typus zu tun? Vereinzelte Erscheinungen solcher Art könnte man verlachen und verachten; aber sind ihrer nicht recht, recht viele?

»Ja, ja, leider handelt es sich um einen deutschen Typus: den nie zu befriedigenden Nörgler, den unentwegten Besserwisser und Besserkönner, den Mann mit den unerreichbaren Maßstäben, dessen ›scharfe Kritik‹ sich nur von einem Dinge ›wirklich voll und ganz‹ befriedigt zeigt: von sich selbst.

»Diese Nörgelsucht ist ja vielleicht besser als ihr Gegenteil, als die kindliche Illusionsfähigkeit der Franzosen, die aus einem in Feindesland requirierten Huhn einen feindlichen Flieger macht; sie ist sicherlich noch erträglicher als das erbärmliche Maulheldentum der Falstaffsöhne Kitchener, Churchill, Asquith, Curzon und wie die Gentlemen sonst heißen mögen, die sich Trophäen verfertigen aus den Kastanien, die fremde Truppen für sie aus dem Feuer geholt haben.

»Diese Laster sind vielleicht gefährlicher als das deutsche; aber gefährlich, höchst gefährlich ist auch deine Nörgel- und Krittel- und Verkleinerungssucht, mein gutes deutsches Volk.

»O ja, mein gutes, deutsches Volk, du hast mit dieser Sucht schon manch genialem Plane, mancher kühnen Hoffnung. manchem himmelstürmenden Wollen und Wagen die Flügel geknickt und gebrochen; das laß dir gesagt sein. Es hat nicht an deiner Ermutigung gelegen, wenn der Graf Zeppelin durchhielt und triumphierte; Herr Gutbier hielt nichts von dem ›Schwindel‹.

»Du warst in den Tagen der Kriegserklärungen und der Mobilmachung sicherlich tief und ehrlich begeistert; aber schon bald hernach duldetest du Flaumacher und ihre Reden und hörtest ihnen teilnehmend zu.

»Der Deutsche nimmt seine erste Begeisterung immer schnell zurück; er läßt sich auf den Tausendmarkschein der Begeisterung 900 Mark herausgeben. Auch 950. Er erinnert in dieser Hinsicht an einen Geizhals, der in einer großen Wallung sagt: ›Ich zeichne hundert Mark – oder doch fünfzig – oder sagen wir: zehn.‹

»Wenn wir Daheimgebliebenen vorläufig nichts anderes tun können, als von den ungeheuren Taten unserer Brüder und Söhne lesen, dann sollen wir es wenigstens mit grenzenloser Bescheidenheit, mit unerschöpflicher Dankbarkeit, mit siegessicherem Vertrauen, mit unerschütterlicher Geduld und mit nie erlahmender Hilfsfreudigkeit tun. Ja mit unbezwingbarer Freudigkeit überhaupt. Die Schlimmsten sind die vorzeitigen Heulmeier, die sich wunder wie ernst und gefühlvoll dünken, wenn sie Tag für Tag von unseren Verlusten reden und flennen. Unbegrenzte Ehrfurcht vor den stillen Tränen derer, die einen teuren Gatten, Vater, Sohn oder Bruder beweinen! Aber die Heulmeier sind gewöhnlich unbeteiligt an den Opfern des Krieges. Wir wollen jetzt nichts – man wird mich keinen Augenblick mißverstehen – wir wollen nichts wissen von der Zahl unserer Verluste; wir kennen immer und immer nur eins: Drauf und drauf und vorwärts und vorwärts, bis die Niedertracht Englands in ihrem eigenen Blute erstickt ist.

Mag die Welt in Wettern beben,
Bis sie Deutschland fürchten lernte!
Heldentod ist ewiges Leben,
Heldensaat ist ewige Ernte.

»Einst, wenn der Feind für immer am Boden liegt, wenn die Früchte des Sieges in die Scheuer gebracht sind und der Tag der tiefsten und innersten deutschen Sammlung gekommen ist, dann, ja dann wollen wir weinen um unsere gefallenen Helden. Auch der Heldenjüngling von Gadebusch verlangte nichts Besseres, als er sang:

›Doch stehst du dann, mein Volk, bekränzt vom Glücke,
In deiner Vorzeit heil'gem Siegerglanz:
Vergiß die treuen Toten nicht und schmücke
Auch unsre Urne mit dem Eichenkranz!‹

»Ja, wir wollen an den Urnen unserer Tapferen weinen aus Herzensgrund und -kraft, und wenn wir uns sattgeweint haben, wollen wir wieder jauchzen und jubeln, daß der Schoß unserer heiligen Mutter Germania eine solche Fülle herrlichster Helden geboren hat und künftig gebären wird in unabsehbarer Zeit. Und dieses Weinen und Jauchzen wird furchtbar sein in den Ohren derer, die künftig unsern Frieden stören wollen; wenn wir jetzt wimmern und klagen, so ist es unsern Feinden zur Ohrenweide.

»Aus allen Nachrichten, die von der Front kommen, klingt es heraus: unsere Kämpfer mit ihren Führern sind voll siegesgewisser Zuversicht.

»Schämt ihr euch nicht, die ihr hinterm Ofen sitzt, schämt ihr euch nicht unsäglich eurer Ungeduld, wenn sie, die das Schwerste tragen, voll festen Vertrauens und eiserner Geduld sind? Vergeßt nicht, daß unser Volk nur ein einziges Herz hat, daß die Adern der draußen Ringenden und eure Adern verbundene Röhren sind, in denen das Blut im gleichen Augenblicke steigt und fällt. Wenn unsere Helden den Blick zurückwenden nach der Heimat, wollen sie eure Augen lachen sehen, auch wenn Tränen darin stehen sollten – das ist vorab ihr einziger, ihr schönster und ihr verdienter Lohn. Ihr habt mitzukämpfen; wenn ihr die Waffen nicht tragen könnt, dann mit allen Fasern eures Hirnes und Herzens, mit jeder guten Kraft eurer Seele. Es ist ein heiliger Sinn in der Geschichte von Moses, dessen Volk siegte, so lange er die Arme betend erhob, und zurückweichen mußte, sobald er sie sinken ließ. Betet, was ihr wollt und zu wem ihr wollt; aber hebt gläubig und sehnsuchtsvoll eure Hände empor zum Höchsten, das ihr kennt, und stützt sie einer dem andern, wenn sie sinken wollen: das ist das Geringste, was ihr tun könnt, das ist eure selbstverständlichste Pflicht und ist das Recht derer, die sterben, damit wir leben können.«

Hätte Asmus auch nur ein Fünkchen Talent zur Schadenfreude und Rechthaberei besessen, so hätte er in diesen Zeiten manchem guten Landmann ins Gesicht lachen können, der einst seine Warnungen und Mahnungen verhöhnt und verlacht hatte. Hundertmal hatte er hingewiesen auf diese eingefleischte Tadel- und Verkleinerungssucht, diesen echt philiströsen Unglauben an das Ungewöhnliche, diese lieblose Herabsetzung des Volksgenossen, die jedes deutsche Verdienst zum Martyrium machte und sich so jämmerlich ausnahm neben der kindischen Bewunderung alles Ausländischen. Mit rücksichtsloser Deutlichkeit hatte er vor den Deutschen abgemalt: Wurzeln, Stamm, Geäst, Blattwerk, Blüte und Frucht der Lügenpresse. Nun war der Krieg da: der Sohn des Goldhungers und der Preßlüge. Jahrzehnte lang hatte er gewarnt vor einer Philosophie, die das Ausland jetzt den Deutschen mit triumphierendem Hohne entgegenhielt als ihre Philosophie. Sie war nie die Philosophie des deutschen Volkes, sie war nur die von Schreibern und Schreiern gewesen; sie war eine Gefahr geblieben und war kein Unglück, keine Volkskrankheit geworden; wäre sie aber die Weisheit der Deutschen geworden, so hätte England fett und fest im Rechte gesessen.

In jenen idyllischen Zeiten, da die Schriftsteller und Journalisten Berlins den belgischen Dichter Maeterlinck mit Festmahl und Jubelreden feierten, hatte dieser Dichter in seinem Antworttrinkspruch erklärt, Frankreich sei gewissermaßen das ästhetische, Deutschland das moralische Gewissen der Kulturwelt. Derselbe Dichter wollte zwar im Jahre 1914 die Deutschen als eine Mordbrennernation bis auf die letzte Seele auslöschen; aber als Berlin ihn feierte, fand er, daß Deutschland das moralische Gewissen der Welt sei. Und Georg Brandes hatte einmal in einem Trinkspruch, bei dem Asmus sein Tischnachbar war, gemeint, die Deutschen seien so »furchtbar moralisch«. Das war nun freilich insofern ein Tadel, als er meinte, die Deutschen übertrieben die Moralität oder sie brächten sie an Stellen, wo sie nichts zu suchen habe; aber keineswegs sollte das heißen, daß diese Moralität ein unehrlicher Schein und eine Vorspiegelung sei.

Diesen beiden Ausländern war als das hervorstechendste Merkmal des Deutschen sein moralischer Sinn und Instinkt aufgefallen, und damit hatten beide einen klaren Blick bewiesen. Nicht umsonst hatten die Deutschen ihren Immanuel Kant zum philosophischen König gekrönt. Allein mit den letzten zwei oder drei Jahrzehnten war in diesem Punkte eine Wandlung eingetreten. Gerade von Deutschland aus war jene seltsame Lehre durch die Lande gegangen, daß Moralität eine Borniertheit sei, daß der wahrhaft starke, große und überlegene Mensch amoralisch oder immoralisch sein müsse. Man erklärte, daß jeder Einzelne das Maß aller Dinge in sich trage und deshalb sein eigener Gesetzgeber sei; mit anderen Worten: die neue Moral, d. h. Nichtmoral, floß aus dem schrankenlosen Individualismus. Die Gesamtheit oder Gemeinschaft, mochte sie nun Gemeinde, Volk, Staat, Partei, Gesellschaft oder Menschheit heißen, sei nichts, der einzelne sei alles, so hieß es. Edel und gut, treu, brav, friedliebend, barmherzig, pflichtbewußt, gewissenhaft, redlich, wahrhaftig sein sei spießbürgerliche Beschränktheit; der Stärkste sein und alle anderen beherrschen, darauf allein komme es an. »Philister« und »Spießbürger« waren die beliebtesten Rufnamen für die »Zurückgebliebenen« gewesen; aber sie waren noch milde; es hatte auch »Moralidioten« und »Tugendtrottel« geregnet.

Ein dummstolzer Graf hatte einst von jenen niederländischen Edelleuten, die sich gegen die Tyrannei des zweiten Philipp empörten, behauptet: »Ce n'est qu'un tas de gueux«, »Das ist nur ein Haufen Bettler«. Was taten die Edelleute? Sie machten diesen Schimpf zum Ehrennamen und nannten sich hinfort »Geusen« oder »Bettler«. Es ist die beste Art, einen Schimpf zu parieren. Asmus konnte sich gut denken, daß man sich aus dem Namen »Spießbürger« einen Ehrentitel mache, und trug sich mit dem Gedanken, eine Zeitschrift zu gründen und sie »Der Goethephilister« zu nennen, ganz wie die Deutschen jetzt anfingen, sich mit vergnügtem Schmunzeln »Barbaren« zu nennen. Er unterschied nämlich zwei Arten von Spießbürgern. Die einen gingen als Stadtnachtwächter mit Spießen einher, weil sie von der Erfindung des Schießpulvers noch nichts gehört hatten, auch nichts hören wollten; denn sie haßten jede ruhestörende Neuerung. Die andern legten keinen Wert auf den Spieß; es konnte auch ein 42  cm-Mörser oder eine Stahlfeder sein; das Kennzeichnende war, daß sie – »Soldat und brav« – mit Unerschrockenheit, Wachsamkeit und Waffengewalt Familie, Stamm, Volk und Land und ihre Kultur gegen offene und versteckte Feinde, gegen Sturmböcke und Minenleger freudig verteidigten. Auch sie waren Individuen und wollten es in immer höherem, immer feinerem Sinne werden; aber sie dachten nicht nur an sich; sie hatten ein Pflichtgefühl für die gemeinsame Sache ihres Volkes, ihres Staates und ihrer Menschenbrüder; sie hatten ein Gewissen gegenüber dem Bestehenden, gegenüber den kostbaren Gütern, die die Menschheit schon errungen hat und die sie festhalten muß und die diese Spießbürger nicht unbekümmerten Herzens ausliefern wollten an plan- und sinn- und hirnlose Neuerer oder gar an übersättigte Gecken, die, weil sie gar nichts mehr mit sich anzufangen wußten, zu ihrer Unterhaltung mit Sprengstoffen spielten. Den Blasierten und Gecken und den Gimpeln, die ihnen nachflogen, war Prinzipienlosigkeit die edelste Blüte überlegenster Intelligenz; denn mit dem schrankenlosen Individualismus eng verschwistert erschien die schrankenlose Skepsis. Dieselbe Geistesart, die am Wert und an den Rechten des Individuums keinen Augenblick zweifelte, zweifelte sonst an allem ohne Ausnahme, und wer sich damals den Ruf eines gehirnbegabten Menschen erhalten wollte, der durfte um alles in der Welt keine Entscheidungen treffen.

Da kam der Krieg. Da hieß es, sich entscheiden, und – o Wunder! – das deutsche Volk hatte die Kraft der Entschließung nicht verloren; das ganze deutsche Volk traf mit Blitzesschnelle eine einzige Entscheidung. Nicht nur die Gewappneten erfaßten mit einem einzigen Griff die Waffe; auch das Blut der Unbewaffneten rann im Nu zu einem einzigen Strome zusammen; mit einem Male gab es im ganzen Deutschland keinen Zweifel mehr; jedermann bis hinauf und hinab zum Greis und zum Kinde wußte mit göttlicher Gewißheit, was er zu denken, was er zu tun habe. Und – o zweites Wunder! – mit einem Male wußte man auch, daß es die sittlichen Kräfte sind, die ein Volk in seiner größten und schwersten Stunde retten und bewahren. Mit einem Male wußte man, daß ein Volk tapfer, treu, gewissenhaft, pflichtbewußt, opfermutig, selbstlos, enthaltsam, ritterlich, edel, hilfreich und gut sein muß, wenn es siegen will. Siehe da, mit dem ersten Wort des kaiserlichen Rufs zu den Waffen waren »Amoralismus«, »Immoralismus«, »schrankenloser Individualismus«, »konsequenter Egoismus« und »unbegrenzte Skepsis« in alle Winde zerblasen. Und zu Ehren kamen die Philister im Waffenrock, die genialen Pedanten der Pflicht, die des Dienstes immer gleich gestellte Uhr 44 Jahre lang im Gang erhalten hatten; zu Ehren kamen die Spießbürger höherer Ordnung, die mit ihren Spießen die Wacht am Rhein, an Elbe und Weichsel gehalten und 44 Jahre lang die Augen nicht geschlossen hatten. Das deutsche Gewissen war aufgestanden.

Aber das deutsche Gewissen erkannte nicht nur, daß zum erfolgreichen Kampfe sittliche Kräfte nötig sind, es wußte auch, daß es einen Krieg nur aus gerechten Gründen führen dürfe. Nicht lange vorher hatte jener Modephilosoph verkündet:

»Ihr sagt, die gute Sache sei es, die sogar den Krieg heilige? Ich sage euch: Der gute Krieg ist es, der jede Sache heiligt.«

und manch ein widerstandsschwacher Geist war der Lehre beigefallen, daß es nur ein Recht gebe: das Recht des Stärkeren. Nun aber waren die 67 Millionen Deutschen eben darum in einem einzigen Gefühl und Gedanken entflammt, weil das Recht ihrer guten Sache so klar wie die Sonne erstrahlte; die frevelhafte Leichtfertigkeit der französischen, die rohe Machtgier der russischen, die schmutzige Scheel- und Gewinnsucht der englischen Regierungen und Machthaber lagen so offen vor aller Augen da, und das deutsche Volk war sich der lauteren Friedensliebe seiner Fürsten und Staatsmänner so klar und so redlich bewußt, daß eben aus diesem reinen Gewissen, aus dieser fleckenlosen politischen Moral die heilige Gewißheit erwuchs: wir müssen siegen, wenn das Wort von der sittlichen Weltordnung mehr als eine schöne Phrase ist. Sie wußten es alle: wir können nur siegen, wenn unsere Sache rein ist, und wir werden siegen, weil unsere Sache rein ist. Ehe noch Deutschlands Waffen den ersten Erfolg erstritten hatten, hatte in der deutschen Seele die sittliche Weltanschauung den vollkommensten, alles entscheidenden Sieg davongetragen.

Und das war es, was Asmussen in dieser zermalmenden Zeit ganz und aufrecht erhielt wie eine steinerne Säule: das Bewußtsein, daß diese ungeheure Krisis der Kulturmenschheit ein ungeheurer Gesundungsprozeß sei. Er hatte in dieser Zeit wieder manchen friedlichen Kampf mit seiner Hilde.

»Asmus!« rief sie eines Tages, »glaubst du noch daran, daß die Welt fortschreitet und die Menschen besser werden?«

»Ja,« versetzte er mit kräftigem Kopfnicken.

»Aber dieser Krieg ist doch entsetzlicher als alles, was die Geschichte an Kriegen kennt!« rief sie.

»Vielleicht,« antwortete er. »Die Erde trägt mehr Menschen als im Altertum; darum hat sie auch größere Heere. Aber die Zahl macht den Mord nur schauriger, nicht schlechter. Dasselbe gilt von den Mordwaffen. Wenn eine Bombe auf 1000 Meter im Umkreis alles Lebendige vernichtet, so ist das nicht böser, als wenn ein Römer einem Karthager das Schwert in den Leib stieß. Ja, wenn die Bomben den Krieg abkürzen, sind sie vielleicht ›sittlicher‹ als das Schwert. Du weißt, daß ich mit der unaufhörlichen Vervollkommnung der Mordwaffen immer gerechnet, ja daß ich sie erhofft habe, daß ich gesagt habe: Man kann den Krieg nicht abschaffen; aber er wird sterben, sterben vielleicht an seinen eigenen Waffen. Wer weiß also, ob Bomben und Unterseeboote nicht wirklich ein Fortschritt sind? Und glaubst du, daß man zu den Zeiten, da Achilles – der nebenbei bemerkt für mein Gefühl immer ein roher Schlachtergeselle gewesen ist – den toten Hektor um die Stadt schleifte, glaubst du, daß im Dreißigjährigen Kriege gefangene, tote und verwundete Feinde so behandelt wurden wie jetzt?«

»Nein – das ist wohl wahr,« meinte Hilde. »Aber das Blutvergießen ist ja gar nicht das Furchtbarste an diesem Kriege,« fügte sie mit sichtbarem körperlichen Schauder hinzu.

»Siehst du!« rief er, »da begegnen wir uns in einem Gedanken! Das Entsetzlichste an diesem Kriege ist nicht Tod und Verwundung, das ist diese grauenvolle Wirrnis von Bosheit und Lüge, die ihn erzeugt hat und nährt.«

»Nun,« rief Hilde, »kann es damit jemals schlimmer gewesen sein als jetzt?«

»Ich weiß es nicht,« sagte Asmus. »Vielleicht muß auch die Lüge erst ihre furchtbarsten Mordwaffen erfunden haben, bevor sie ein Absurdum wird. Ein kranker Körper treibt, wie du weißt, einer Krisis zu und muß oft erst schlimmer werden, ehe er besser wird. Ich jedenfalls hege die felsenfeste Überzeugung, daß dieser großen Krankheit eine nicht minder große Genesung, diesem ungeheuren Wahn ein gewaltiges Erkennen folgen wird und daß die Kulturmenschheit nach diesem Kriege mit weit offenen Augen in die Welt schauen wird wie ein Erwachender an einem neuen Morgen.«

»Ach, Asmus, die Menschen werden nicht besser und nicht klüger sein als zuvor.«

»Vielleicht ein ganz klein wenig besser, vielleicht ein ganz klein wenig klüger, Hilde; gib nur ein Gränchen zu; gib nur so viel zu wie dies Weiße an deinem schmalen Nagel, Hilde,« bettelte er lächelnd. »Die Menschen, die jetzt schon an aller Kultur verzweifeln, kommen mir immer vor wie Peter in der Fremde, der beim ersten Kreuzweg und beim ersten Unwetter zur Mutter heimverlangt; auch der große Jean Jacques kommt mir so vor, und auch du bist solch ein Peter. Sieh einmal in deinem Kästchen nach, in dem du meine Gedichte aufhebst; es muß sich eins darunter befinden, in dem es heißt:

O Menschen, habt Geduld, und tut es nicht
Den Kindlein gleich, die in den Boden kaum
Den Samen senkten und nach Blumen schon
Und reifen Früchten spähn! Taucht die Gedanken
Ins märchengraue Alter dieser Welt
Und steigt empor dann und erkennt, daß gestern
Der Mörder Kain seinen Bruder schlug.

Du bist ja eine Sternseherin, Hilde, und weißt am gestirnten Himmel besser Bescheid als in deiner Vaterstadt. Nimm deine Fahrt nach den Sternen, wie es die Schiffer tun. Du weißt, ich glaube auch, daß wir noch einmal durch Signale mit dem Mars verkehren werden. Gestehe mir wenigstens den Mars zu, Hilde; es ist ja so wenig!«

Da lachte sie und drückte ihm die Hand.

»Freilich,« rief er, »wenn diese Zeit uns fruchten soll, dann müssen wir sie gründlich erkennen und unsere Erkenntnis gründlich in Handlung umsetzen. Tausend und tausendmal, liebes Herz, hast du mir gesagt: Laß doch die Lügner lügen! Verachte doch ihr Geschwätz! Wenn du sie links liegen läßt, hören sie von selbst auf! Nun, unser Vaterland hat auch nach diesem Grundsatz gehandelt. Es hat jahrzehntelang geschwiegen zu den Verleumdungen seiner Feinde, hat sie meistens wohl gar nicht erfahren. Du siehst die Folge: Deutschland ist umstrickt von einem schier unzerreißbaren Lügennetz. Nein, nein, es heißt stündlich auf der Wacht liegen. ›Ein Leben in Wacht und in Waffen wider die Großmächte der Finsternis ist eines Erdenpilgers tiefste Ruhe.‹ Über Kleinigkeiten mag man hinwegsehen, gut, habe ich auch getan. Und vor dem Hintergrunde dieser Zeit schrumpft ja alles Einzelleben zu Winzigkeiten zusammen. Aber man darf auch das Kleinste mit dem Größten vergleichen, wenn sie gleichen Wesens sind. In meinem winzigen Einzelleben habe ich alle sittlichen, alle seelischen Erfahrungen dieses Weltkrieges vorgekostet, und so hat mich, den ›Schönseher‹, an dieser schreckenvollen Zeit eigentlich nichts überrascht, am wenigsten die Macht der Lüge. Ich habe sie längst erkannt und gekennzeichnet.«

Wahrhaftig, oft in dieser Zeit der Gewitter an allen Horizonten mußte er fröhlich lachen, wenn er gewahrte, wie die Zeit ihm recht gab, lachen, nicht weil er das Rechte, nein, weil er das Rechte getroffen hatte. Zum triumphierenden, zum schadenfrohen, zum überheblichen und prahlenden Lachen war er schon um deswillen nicht aufgelegt, weil er im Angesichte jedes großen Tages fühlte, wie oft in seinem Leben er klein gewesen, wie oft er irregegangen, wie oft er ohne klare Erkenntnis der Dinge geurteilt, wie oft auch er gedankenlos nachgesprochen hatte, was viele sagten, wie lange er so manchen verjährten Wahn mit sich herumgeschleppt hatte. Nie in seinem Leben hatte er sich so bis in den Grund seiner Seele geschämt wie in dieser Zeit. Aber er schämte sich nicht, seine Scham zu bekennen. In dieser Zeit des Anderssehens, Andersbegreifens und Andersfühlens schlug er an seine Brust und rief es hinein in sein Herz: Wir sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhms, den wir vor dem Gottesangesichte dieser Zeit haben sollten. Hätte er sich dessen geschämt, er wäre des unaussprechlichen Glückes nicht wert gewesen, das mit dieser Zeit gekommen war. Welch größeres Glück konnte ihn, den Werdefrohen und Werdegläubigen, welch größeres Glück konnte sein Volk treffen als noch einen Frühling erleben dürfen, noch einmal jung sein, noch einmal lernen, kämpfen, hoffen und alles bessern dürfen, was man schlimm gemacht? Was gab es Seligeres als das Glück dieser großen Erneuerung? Welch reichere Gunst konnte das Schicksal erweisen, als wenn es auch dem Kleinsten Gelegenheit gab, größer zu werden, groß zu sein in einem großen Vaterlande? Denn dieses Landes Größe war nun seit dem ersten Tage des Krieges ohne Beispiel in der Geschichte der Welt. Sie dachten es nicht, die gierigen Feinde, die ihre Beute schon auf der Zunge schmeckten, sie ahnten es nicht, daß der Stachelzaun, mit dem sie Deutschland umgitterten, über Nacht sich in einen Lorbeerwald wandeln würde, der nicht mehr welken kann, solange die Erde steht. Nie war ein Land gehaßt, gefürchtet – und geehrt wie dies Land der Lieder und des Schwerts. »O mein Deutschland, wie sie dich ehren!« jauchzte Asmus.

»O, mein Deutschland, wie sie dich ehren!
Sieben Völker mit ihren Heeren
Fielen tapfer über dich her;
Denn für sechse wär' es zu schwer.

O, mein Deutschland, wie mußt du stark sein,
Wie gesund bis ins innerste Mark sein,
Daß sich's keiner allein getraut,
Daß er nach sechsen um Hilfe schaut!

Deutschland, wie mußt du von Herzen echt sein,
O wie strahlend hell muß dein Recht sein,
Daß der mächtigste Heuchler dich haßt,
Daß der Brite vor Wut erblaßt!

Wär' es zu denken, könnt' es sich fügen,
Deutschland, könntest du unterliegen –
Wer einer Welt von Feinden sich stellt,
Ist auch im Sturze der siegende Held.

Aber du wirst sie zermalmen zu Staube,
Die dich umschlichen zu nächtlichem Raube.
Fege die Welt vom Truge rein,
Laß die Unschuld geborgen sein!

Stürz dich ins siebenfache Gewimmel,
Morde den Teufel und hol dir vom Himmel
Sieben Kränze des Menschentums,
Sieben Sonnen unsterblichen Ruhms!«

Und als Asmus erkannt hatte, daß Deutschland endlich und wirklich einig war, eins war bis ins Tiefste der Herzen, daß unter Deutschlands Sonne kein gesunder und ehrenhafter Mensch lebte, der nicht bereit war, für seines Volkes Recht zu leiden und zu sterben, da ergriff er seines Weibes Haupt mit beiden Händen und rief:

»Hilde, es geht aufwärts mit den Deutschen, es geht aufwärts! Hilde, Hilde, alles Leben geht aufwärts, glaub es, Hilde, alles Leben geht aufwärts!«


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