Adelbert von Chamisso
Gedichte
Adelbert von Chamisso

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Verbrennung der türkischen Flotte zu Tschesme.

       

Stellt willig euch nicht taub und blind, es rächt sich.
    Der mächt'ge Sultan mußt' es selbst erfahren
    Ein tausend sieben hundert acht und sechzig.
Es machten ihm in dem und nächsten Jahren
    Viel Ungemach die unbeschnitt'nen Hunde,
    Die gar im Krieg ihm überlegen waren.
Und seinem Divan gab geheime Kunde
    Ein andrer Hund, Gesandter einer Macht,
    Die eben mit den Russen nicht im Bunde:
Es sei ihm sichern Ortes hinterbracht,
    Mit welchen Plänen sich die Zarin brüste,
    Zur That gediehen, eh' man sich's gedacht;
Wie in den Ostseehäfen sie sich rüste,
    Und eine Flotte, bald zur Fahrt bereit,
    Bedrohe fernher Griechenlandes Küste.
Darauf die Herrn: er mög' in künft'ger Zeit
    Sich hüten, mit so unverschämter Lüge
    Das Ohr zu kränken Seiner Herrlichkeit.
Der hohe Sultan wisse zur Genüge:
    Von dorther sei ins Mittelländ'sche Meer
    Kein Wasserweg, der eine Flotte trüge.
Drauf er entrüstet ob der neuen Mär:
    Seht scharf die beigelegten Karten an,
    Es ist nicht, wie ihr sagt, ihr irret sehr.
Die Nordsee, der Kanal, der Ocean
    Eröffnen um Europa weit im Kreise
    Zu Herkulssäulen eine feuchte Bahn.
Drauf sie: du nennst uns fabelhafterweise
    Den Herkules, den giebt es nicht; vor Allen
    Ist aber unser Herrscher groß und weise.
Drum hüte dich beschwerlich ihm zu fallen,
    Du bist gewarnt; er läßt, ungläub'ger Christ,
    Sich solche Neuerungen nicht gefallen.
Es blieb bei dem Bescheid. Ihr aber wißt,
    Was doch sich bald zu Tschesme zugetragen,
    Wo Jener Stolz zu Rauch geworden ist.
Ihr wißt es ja, und wollt uns dennoch sagen:
    Die Nacht ist gut, worin wir euch umschlungen,
    Es darf und wird euch keine Sonne tagen;
Wir halten nichts von euren Neuerungen.

 


 


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