Adelbert von Chamisso
Gedichte
Adelbert von Chamisso

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Wechselgesang bei der Abfahrt.

Auf dem Schiffe.

   

Ausgespannt das Thal der Wogen
    Ist der kühnen Hoffnung Bahn,
Sterne an des Himmels Bogen,
    Sterne auf dem feuchten Plan.

Auf dem Lande.

Selbst dem Grund der festen Erden
    Ist es weise nicht zu trau'n.
Wer verbürgt es uns: wir werden
    Unsrer Saaten Halme schau'n?

Auf dem Schiffe.

Festes Land, mit deinen Bergen
    Wirst du unserm Aug' entfliehn,
Dich in tiefe Flut verbergen,
    Stets der Himmel uns umziehn.

Auf dem Lande.

Schweifend durch die öde Weite,
    Wer doch hielte da den Weg?
Oft, den Führer selbst zur Seite,
    Irrt der Wandrer auf dem Steg.

Auf dem Schiffe.

Schauet dort im strengen Norden
    Jenes Sternes festes Bild,
Solch ein Führer ist uns worden,
    Ewig ernst und ewig mild.

Auf dem Lande.

Wollt ungleichen Kampf bestehen
    Mit der Elemente Wut,
Rechten mit des Sturmes Wehen,
    Rechten mit empörter Flut.

Auf dem Schiffe.

In den Kampf auch freudig ziehen
    Wir wie in die Männerschlacht,
Wissen, daß dem Mut verliehen
    Über alle Wesen Macht.

Auf hoher See.

Fernher aus geheimem Schreine
    Winkt ein Schatz so wunderbar,
Weiß allein nur, wen er meine,
    Und den Ort, wo er bewahrt.

Und wir streben, und wir meinen,
    Streben, meinen immerdar;
Schweifen durch des Lebens Weite
    Und verachten die Gefahr.

Wir begehren nur das Eine,
    Wir begehren immerdar;
Immerdar auch will's erscheinen,
    Ach! verschwinden immerdar.

 


 


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