Adelbert von Chamisso
Gedichte
Adelbert von Chamisso

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Küssen will ich, ich will küssen.

   

Freund, noch einen Kuß mir gieb,
Einen Kuß von deinem Munde,
Ach! ich habe dich so lieb!
Freund, noch einen Kuß mir gieb.
Werden möcht' ich sonst zum Dieb,
Wärst du karg in dieser Stunde;
Freund, noch einen Kuß mir gieb,
Einen Kuß von deinem Munde.

Küssen ist ein süßes Spiel,
Meinst du nicht, mein süßes Leben?
Nimmer ward es noch zu viel,
Küssen ist ein süßes Spiel.
Küsse, sonder Zahl und Ziel,
Geben, nehmen, wiedergeben,
Küssen ist ein süßes Spiel,
Meinst du nicht, mein süßes Leben?

Giebst du einen Kuß mir nur,
Tausend geb' ich dir für einen.
Ach, wie schnelle läuft die Uhr,
Giebst du einen Kuß mir nur.
Ich verlange keinen Schwur,
Wenn es treu die Lippen meinen,
Giebst du einen Kuß mir nur,
Tausend geb' ich dir für einen.

Flüchtig, eilig wie der Wind,
Ist die Zeit, wann wir uns küssen.
Stunden, wo wir selig sind,
Flüchtig, eilig wie der Wind!
Scheiden schon, ach, so geschwind!
O, wie werd' ich weinen müssen!
Flüchtig, eilig wie der Wind,
Ist die Zeit, wann wir uns küssen.

Muß es denn geschieden sein,
Nur noch einen Kuß zum Scheiden!
Scheiden, meiden, welche Pein!
Muß es denn geschieden sein?
Lebe wohl und denke mein,
Mein in Freuden und in Leiden;
Muß es denn geschieden sein,
Nur noch einen Kuß zum Scheiden.

 


 


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