Adelbert von Chamisso
Gedichte
Adelbert von Chamisso

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Nacht und Winter.

       

Von des Nordes kaltem Wehen
    Wird der Schnee dahergetrieben,
    Der die dunkle Erde decket;

Dunkle Wolken zieh'n am Himmel,
    Und es flimmern keine Sterne,
    Nur der Schnee im Dunkel schimmert.

Herb' und kalt der Wind sich reget,
    Schaurig stöhnt er in die Stille;
    Tief hat sich die Nacht gesenket.

Wie sie ruh'n auf dem Gefilde,
    Ruh'n mir in der tiefsten Seele
    Dunkle Nacht und herber Winter.

Herb' und kalt der Wind sich reget,
    Dunkle Wolken zieh'n am Himmel,
    Tief hat sich die Nacht gesenket.

Nicht der Freude Kränze zieren
    Mir das Haupt im jungen Lenze,
    Und erheitern meine Stirne:

Denn am Morgen meines Lebens,
    Liebend und begehrend Liebe,
    Wandl' ich einsam in der Fremde.

Wo das Sehnen meiner Liebe,
    Wo das heiße muß, verschmähet,
    Tief im Herzen sich verschließen.

Herb' und kalt der Wind sich reget.
    Dunkle Wolken zieh'n am Himmel,
    Und es flimmern keine Sterne.

Wie sie ruh'n auf dem Gefilde,
    Ruh'n mir in der tiefsten Seele
    Dunkle Nacht und herber Winter.

Leise hallen aus der Ferne
    Töne, die den Tag verkünden. –
    Wird der Tag denn sich erhellen?

Freudebringend dem Gefilde
    Wird er strahlen, Nacht entschweben,
    Herber Winter auch entfliehen,

Und des Jahres Kreis sich wenden,
    Und der junge Lenz in Liebe
    Nahen der verjüngten Erde.

Mir nur, mir nur ew'ger Winter,
    Ew'ge Nacht, und Schmerz und Thränen,
    Kein Tag, keines Sternes Flimmer!

 


 


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