Adelbert von Chamisso
Gedichte
Adelbert von Chamisso

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Untergang.

     

Zu des Meeres
Dunklem Schoße
Senkte trauernd,
Blut'gen Scheines,
Sturmverkündend
Sich die Sonne.

Nächtlich hebet
Dumpf herbrausend
Sich des Sturmes
Wilder Fittich.

In dem Streifen
Roher Winde
Ziehn die Wolken,
Oft des Mondes
Silberstrahlen
Nächtlich hemmend.

An des Ufers
Felsenriffe
Brechen schäumend
Sich die Wogen;
Ihr Ertosen
Scheint die Stimme
Von der Erden,
Die den Donnern
In den Höhen
Klagend ruft.

Und es nahen
Ferne Donner,
Dumpf verhallend.

Rauschet, Saiten,
Klagetöne!
Denn von Thränen
Trüb' umflossen,
Wandt' ihr Aug' die
Ew'ge Mutter
Von den Söhnen,
Welche thöricht
Von den blumen-
Reichen Thalen
Zu den Klüften
Der Metalle
In den Bergen
Wild sich kehrten,
Langsam abwärts;
Und die Geister
Der Metalle
Herrschen jauchzend;
In dem Sturmwind
Ist ihr Walten
Furchtbar, und die
Elemente
Stöhnen Klagen.

In des Nachtsturms
Gram entsteiget
Dort den dunklen
Höh'n des Ufers
Seltsam eine
Hohe Bildung.
Und der Mond steigt
Aus den Wolken,
Senkt hernieder,
Sie umfließend,
Bleiche Strahlen.

Au den Busen
Drückt den Zögling
Stark ihr Arm,
Und sie schreitet
Ringend einher.

In des Haares
Wilden Wellen
Saust der Sturmwind
Ihre blassen
Wangen furchen
Blut'ge Thränen;
Ihrer Blicke
Rasche Pfeile
Dringen aufwärts
Zu den Sternen,
Dringen nieder
In der Fluten
Dunkle Tiefen
Grauenvoll.

Furchtbar hallt des
Donners Krachen;
Furchtbar zünden
In den Schatten
Sich die Flammen
Rascher Strahlen,
Und es heulen
Wild die Stürme.

Lasset, Saiten,
Klagetöne
Sich erheben,
Sich vermählen
Mit den Klagen
In den Stürmen!

Die gewandelt
Auf der Riffe
Dunklen Höhen,
Rasch hin gab sie
Jähen Sturzes
Sich dem Abgrund;
Laut aufdonnern
Wild die Tiefen,
Und verschlungen
Hat der Abgrund
Die Erscheinung.

Und es klagen
Nun die Saiten
Keine Töne;
Keine Thränen
Hat das Auge;
Denn des Sängers
Herz erstarret,
Wie die dunkle
Schreckensnacht nun
Selbst erstarrt.

 


 


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