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Im Winter, es ging stark auf Weihnachten zu, stapfte eines Sonntagnachmittags jemand laut und lange den Schnee von den Schuhen vor der verschlossenen Haustür. Sixta, die strickend auf der Kunst saß und dabei eingeschlafen war, fuhr auf, zugleich schlug der Hund, der sich im Stall die Zeit vertrieb, heftig tobend an. Wer mochte jetzt kommen? Die Buben hatten vor knapp einer Viertelstunde den Hof verlassen, um zum Erlenmoos hinüberzugehen, wo ihre Schwester Magdalen verheiratet war. Knecht und Magd tanzten wohl schon in der Schiltebacher »Krone«, und der Hüterbub saß in seiner Mutter Stube drunten am Muhrsee, in der kleinen Hütte des Großvaters, der einstmals Köhler gewesen. Wer mochte bloß bei diesem vielen Schnee Besuch machen, da man kaum Kirchgänger gehört und gesehen hatte diesen Morgen?
Es pochte erst zögernd schwach, dann nach einem Weilchen mutiger gegen die Tür. Sixta spähte durch ein Stubenfenster, aber sie sah nur eine dunkle Mannsgestalt in großem Radmantel, wie er jetzt gern von den Bauern gegen Schnee und Kälte getragen wurde. Erkennen konnte sie den Heischenden nicht.
»Ja nun, so mach ich halt auf, daß ich aus dem Wunder bin«, dachte Sixta unwillig, weil sie sich schon am Morgen auf den stillen, einsamen Mittag gefreut hatte. 25
Der Besucher hüstelte vor der Tür und klopfte zum drittenmal, jetzt heftiger und begehrlicher. Er bruttelte auch vor sich hin. Sixta schob den Riegel zurück, öffnete die obere Hälfte der Tür und sah in ein verlegen lächelndes Mannsgesicht, dessen herabhängender Schnurrbart mit Eiszapfen und Rauhreif behangen war.
»Grüß Gott, Michelshoferin, gönnet mir ein Stündchen Ruh an Eurem warmen Ofen.«
»Herrjere, der Lips«, entfuhr es Sixta. Sie starrte ihn an, als traue sie den Augen nicht, aber in ihrem Gesicht drückte sich doch unverhohlenes Staunen und ängstliches Mißtrauen aus.
»Also kommt herein, Lips, wenn Ihr doch da seid.« Sie drückte die Tür vollends auf, legte ihre Handfläche steif und kurz nach Wäldersitte an die des Gastes und sagte: »Bis willkumm!«
Sie ließ ihn in die Stube treten und stellte sich an den Tisch hin, abwartend, was der Gast nun als Grund seines Besuches angeben würde. Das allerdings, wußte sie, konnte auf langwierigen, gewundenen Umwegen erst klar werden; denn der Wälder hat eine Eigenart, die er nie verliert, er kann nie grad heraus sagen, was er will.
Dieser Lips nun, der unverheiratete Bauer aus dem Totengrund, war Schulkamerad von Sixta, und, um es gleich herauszusagen, er war ihr hold, seit er überhaupt wußte, was für ein Unterschied ist zwischen Mann und Weib. Aber er konnte damals schon keine zwei Sätze hintereinander aussprechen, ohne dazwischen zu kichern. Daher nahm man ihn nicht ernst, und er kam gar nicht dazu, glaubhafte Liebesbeteuerungen anzubringen. Ein einziges Mal führte er Sixta zum Tanze, sie sprangen den Wälderreigen, den »Owerab«, miteinander auf einer Hochzeit; damals sagte sie ihm glatt ins Gesicht, er tanze wie ein Prinz, aber er lache wie ein Dubel (Blöder), das könne sie nun einmal nicht leiden; wenn er sich das aber abgewöhne, dann sei sie gern auch wieder für Hopswalzer oder »Owerab« mit ihm.
Das kränkte ihn bitterlich. Jedoch schaute er außer Sixta kein anderes Mädel an, und als sie von Markus begehrt wurde und als Götzenbäuerin in den Michelshof zog, versuchte er sich im Holzschuppen aufzuhängen, jedoch verwendete er einen 26 mürben Strick dazu, der noch zur rechten Zeit riß und den Lebensmüden durch die »Tücke des Objekts« aus seiner tödlichen Schwermut erweckte. Da stand er mit den ausgefransten Stücken des Hanfseils, sah sie an und – lachte. Von seiner linken Hand tropfte Blut; denn er war natürlich gefallen und hatte, diesen Fall aufzuhalten, an die Seitenwand des Schopfes gegriffen, in der die Häb, ein sehr scharfes Hackmesser zum Ästekappen, steckte. Er riß sie mit hinab und schnitt sich beim Aufschlagen. Die tiefe Schnatte im Handballen schmerzte stark, aber Lips lachte, schritt breitspurig in die Stube und ließ sich von der jammernden, düster verkümmerten Mutter verbinden.
Dabei dröhnten die Böller aus der Buchenbronner Gegend her oder aus dem Schiltebachgrund, welche die Hochzeit der heimlich Geliebten festlich begleiteten.
Trotz seiner ungefügen linken Hand meißelte Lips einen ganzen Tag aus großem Lindenklotz eine Figur heraus, Madonna mit dem Kind, die das Gesicht Sixtas erhalten sollte, jedoch fiel ihm nicht die geringste Einzelheit ihrer Züge deutlich ein, so oft er sie auch angeschaut hatte. Er ließ endlich das Gesicht der sonst vollendeten Muttergottes weg, ging furchtbar ermattet zu Bett und weinte wie ein Kind in die Kissen.
»Wir haben kein Glück, Bub«, sagte die wie alle Totengrundfrauen geistig umdüsterte Mutter an seinem zerwühlten Bett, »unser Herrgott hat uns vergessen.«
Dennoch kniete sie nieder und betete, wahrhaft sie betete in der Haßinbrunst der schwarzen Kunst, sie betete dem Götzenmarkus, der ihrem Bub die Liebste gestohlen, den Tod an. Man wußte weit und breit, daß sie das konnte, sie war gefürchtet bei den Abergläubischen und heimlich besucht von Leuten, die Haß auf jemand geworfen hatten.
Der Sohn verwies es ihr nicht wie sonst. Er hörte jedoch zu schluchzen auf, und als die alte Frau aus dem Zustand der unheimlichsten Sammlung erwachte, fand sie den Sohn tief eingeschlafen, seine Stirn war kühl, und der Atem ging rein und ruhig wie bei einem Sorglosen.
Einmal noch nach vielen Jahren machte Lips den Versuch, Sixta, die in jener Zeit keine gesegnete Ehe zu führen schien, nahezukommen. Es war im »Adler« zu Buchenbronn, als sie eine junge Schiltebacher Bäuerin beerdigt hatten und Markus, 27 der Michelshofer, sich an den Tisch setzte, wo gespielt wurde. Sixta hatte so traurig und gedrückt ausgesehen, aber sie ließ sich von seinen Witzen, die, das weiß Gott, ihm bitter genug aus dem bewegten Gemüt kamen, sie ließ sich nicht dazu bringen, die Augen von ihrem Manne abzuwenden. Und er mußte später halb berauscht in seinen einsamen Hof, zu seinen Schnitzereien zurück. Er hatte damals noch einmal die Madonna ohne Antlitz vorgenommen, aber das Schnitzmesser hatte so gezittert in seiner fiebernden Hand, daß er das Köpfchen der Figur zerstörte. Als er es endlich merkte, war die Trunkenheit völlig verflogen, und frierend kroch er ins Bett.
Seither dachte er seltener und dann mit wirksamer Abwehr an Sixta. Er sah sie nur von weitem. Von ihrem Bruder Adam, der auf dem elterlichen Gütchen der Uhrenmacherei oblag und ein Sonderling war, erfuhr er nichts. Der hockte in seiner Stube und wußte vielleicht nicht einmal mehr, daß er Schwestern und Verwandte besaß. Eine alte Magd besorgte seinen Haushalt, in dem es freilich verwahrlost genug aussah.
Aber Lips kannte es bei sich auch nicht besser, beide waren besessen von einer Vorstellung: die steckte in einer seltsamen Truhe, als Weltsystem mit Sonne, Mond und Sternen, Erde und Himmel, das durch ein ewig bewegendes Werk, durch das seit alters her gesuchte Perpetuum mobile, in Trieb kommen sollte. Das Grübeln über den Weg und die Art dieser Erfindung erfüllte ihre Feierabende und Sonntage. Sie verkehrten mit niemand sonst, besuchten selten eine Wirtschaft, das heißt, nur in Augenblicken hoher Erregung, wenn sie glaubten, ihrem Ziel ganz nahe zu sein, trieb es sie aus dem Hause.
Auf dem Windkapf, einem unvermittelt aus einer Schar von Wälderwellen kegelförmig aufsteigenden Berg, dessen Kuppe bloß war, nur von Steppengras besetzt und Ginster, stand neben dem Windkapfseppenhof eine Wirtschaft. Sie hieß eigentlich zur »Stube«, aber im Volksmund weit und breit sagte man: Wir gehen zum »Deutschen Jäger«. Das sagten Lips und Adam in ihren heißen Erfinderstunden auch, wenn der große Augenblick der Überspannung eintrat. Sie hatten halbstündig bergauf zu wallen bis dorthin, und der Wind, der tatsächlich scharf und fast das ganze Jahr durch diese Höhe 28 umwehte, fegte ihnen den krausen Sinn wieder glatt. Dazu taten auch die paar Gläser bodenlos sauren Weines, der weiß Gott woher stammen mochte, ihr Teil.
»Der zieht einem die Löcher in den Strümpfen zusammen«, sagte Lips jedesmal zu Adam, der gutmütig dazu lächelte. Zwar kam es vor, daß sie auf die sauere Brühe einige währschafte Kirschwässer setzten und dann wiederum trotz dem Windkapfgebläse ihren krausen Sinn heimtrugen.
Der Adam liebte wohl dieses eigenbrötlerische Leben, der Lips jedoch hatte Stunden der Auflehnung dagegen und fühlte sein Dasein zerrinnen. Er trug dann Trauer und Wut zugleich in sich herum, machte kühne, streitsüchtige Pläne des Auswanderns, träumte sich in Kamerun als Schutztruppler Heldentaten verrichtend, in Amerika vom einfachen Schuhwichser zum Millionär aufstürmend im Siegeszug seiner erfindungsreichen Gescheitheit, etwa wie Edison oder sonst einer dieser Kerle, die eben, rundweg gesagt, das Pulver erfunden hatten.
Seine ausschweifende Einbildungskraft endete jedesmal in dem Satz, der aus geistiger Übermüdung kommen mochte. »Halt 's Maul, Lips, mit deinen fünfzigjährigen Knochen fangt man nicht wieder von vorn an. Also leb und verreck!« Lipsens trotz aller Unerfülltheit des Daseins lebensfreudige Seele lag nach solchem Punktum stets zertreten am Boden. Aber sie war zäh. Nun saß er auf Grund dieser Zähigkeit in der Stube der Sixta, mit dem unwiderruflichen und außerordentlich kühnen Entschluß, die Witwe zu freien.
So ein Draufgänger war der Lips.
Sixtas kaltes und dazu noch müdes Gesicht bemerkte er gar nicht. Er saß nun da, nach seiner vorher genau überlegten Freiersrede suchend, deren Schwung ihm entglitten war.
Die Frau stand immer noch am Tisch, die eine Hand lässig auf die Platte gestützt, und blickte in den Schnee hinaus.
Endlich, das Schweigen deuchte sie scheints doch zu beschwerlich, brach sie es, indem sie Lips fragte, ob ihm ein Schnaps mit Speck und Brot wohl genehm sei.
»Ihr kommt in Schaden«, sagte Lips.
Das hieß auf schwarzwälderisch: »Wohl, tischet nur auf!«
Sie ging an die kleine Schrankkammer in der Stubenecke neben der Tür, wo der Mundvorrat an Speck und Brot auf 29 bewahrt wurde. Wandelte wortlos hin und her durch die Stube, nahm ein Glas aus dem Glaskasten und ein am Rand geschnitztes Speckbrettchen. Das Speckmesser haarscharf geschliffen trägt jeder Bauer, ja jedes Bauernkind eigen mit sich. So setzte sich Lips an den Tisch, froh, vorläufig beschäftigt zu sein, und aß tüchtig.
»Wenn trurig bisch, muesch esse, Mänsch,
un hesch e Freid, se trink.«
Das ist wohl ein kernhafter Bauernspruch.
Traurigkeit hatte den Lips auch unversehens beschlichen, als Sixta sich weigerte, mit ihm zu essen, und nur ganz obenhin »Gesegne's Gott!« wünschte.
Als das letzte Rämpflein Brot verzehrt war und Lips mit rauhem Seufzer den Rest Schnaps hinabgewürgt hatte, mußte gesprochen werden. Er trommelte mit den weißen Schnitzerfingern auf der Tischplatte herum, um etwas Geräusch in die stille Stube zu bringen, schielte zu Sixta hinüber, die jetzt im Herrgottswinkel saß und strickte. Plötzlich litt es ihn nicht mehr auf dem Stuhl, er stand auf und blieb, nachdem er ein paarmal mit steifen Beinen über die Dielen gegangen, vor den von Lukas Kirner gemalten Bildnissen der Eltern des verstorbenen Michelshofers stehen.
»Es sind schöne Bilder«, sagte er, »schöne Bilder.«
»Wohl«, klang es kühl von Sixta her.
»Kirner hat etwas können. Er hat den Funken gespürt, der einen über das Handwerk hinaushebt.«
»Red doch nicht so nobel, Lips, ein Funken hebt doch nicht, er zündet höchstens an.«
»Ha jetzt, was weiß die Bäuerin von der Kunst, natürlich sie hat recht, der Funken kann zünden. Aber er hat eben nicht gezündet beim Lukas, der wäre sonst ein Großer geworden, wie Hans Thoma zum Beispiel.«
»Ich hoff', der ist in der Feuerversicherung«, sagte Sixta spöttisch, jedoch war sie tief beunruhigt.
»Versteht es die Bäuerin immer noch, Platzregen über einen Armen auszuschütten? Früher lachte sie bloß, daß man das Frieren bekam von ihrem Spott, jetzt hagelt es bei ihr von kalten Worten.« 30
Lips blieb vor ihr stehen, schob seinen langen, altmodischen Kirchenrock zurück und steckte die Hände in die Taschen. Er sah sie gütig lächelnd an. Sixta dachte: »Was will er nur, der sonderbare Mensch?« Und sie fragte, um das Gespräch nicht in peinliches Schweigen auslaufen zu lassen: »Wer war denn dieser Held Hans Thoma?«
Lipsens Gesicht verwandelte sich jäh, sein Schnurrbart zitterte, er ballte die Hände, die er rasch aus den Taschen genommen hatte.
»Der? Daß du es weißt, der größte Schwarzwälder ist der, ein Künstler, ein Maler, der es vom Wälderbüblein zur Exzellenz in Karlsruhe gebracht hat.«
»Nun, geh hin und tue desgleichen!« schürte Sixta seinen Zorn. Sie wollte auf diese scharfkantige Art einer inneren Angst begegnen. Sie ahnte auf einmal, was eigentlich den Lips hergeführt hatte.
Wider Erwarten beruhigte sich Lips, trat wiederum mit dem alten Lächeln vor sie hin und fragte, sie fest anblickend: Versteckst was, Sixta?«
Sie sah ihn verständnislos an. Er wurde schon verlegen, bewegte linkisch die Schultern, klärte sie jedoch auf: »Nun, das weiß man ja, wenn ihr Weiber Angst habt, werdet ihr frech, und der wird am schlimmsten von euch behandelt, den ihr mögt.«
Nun aber sprang Sixta auf, flammend vor Scham und Zorn.
»Lips, geht – geht, geht, geht, geht!«
Er wich nicht zurück, sondern sagte: »Ich hab dich freien wollen, Michelshoferin, fragen wollen, ob du auf meinen Hof magst, er ist still und schön, wir richten ihn miteinander her, an Knecht und Magd soll es nicht fehlen. Sollst dich nicht plagen. Hier im Michelshof wollen ja doch deine Söhne regieren, Sixta!«
»Geh, geh, geh!« rief sie, schlug die Schürze vor das Gesicht und lief aus der Stube.
Lips nahm den Schnurrbart zwischen die Lippen, bewegte ein paarmal auf seine eigene Weise die Achseln. Zog dann mit schweren Armen die Pelerine von der Ofenstange, schwang sie 31 um, sagte oft in kurzen Abständen: »Wohl, wohl« vor sich hin und klinkte die Tür auf.
Im gleichen Augenblick betrat Sixta hastig wieder die Stube, blieb so aufgerichtet und stolz stehen, daß Lips glaubte, sie sei anderen Sinnes geworden. Er schloß die Tür wieder, griff an den Mantel, ihn abzulegen.
Doch Sixta machte eine abwehrende Bewegung. Lips mußte hören, daß sie Markus nicht vergessen könne, niemals. Daß sie auf dem Michelshof zu schaffen gedenke, bis eine junge oder auch zwei Frauen einzögen, daß sie ans Heiraten nicht denke und auch dazu ein altes Weib sei, Großmutter bereits.«
Lips schüttelte den Kopf, wollte entgegnen, jedoch sie kam auf ihn zu, reichte ihm die Hand: »Geh jetzt, Lips, geh, laß uns nicht zum Spott der andern werden! Leb wohl und bleib gesund an Leib und Seel!«
Lips strich zitternd mit seiner Hand an der Sixtas vorbei, sagte: »Wohl, wohl, Bäuerin, mög's Euch nicht gereuen, daß Ihr einem armen Kerl den Lebenswunsch verweigert habt«, und ging von dannen.
Sixta blickte sich in der Stube um, als habe sie ein Traumerlebnis gehabt, schritt umher in tiefen und dennoch zerfahrenen Gedanken, nahm verschiedene Dinge in die Hand, legte sie wieder weg. Lange nicht kam sie zu geordneten Sinnen. Die Nacht brach herein. Es gluckste seltsam draußen. Sie dachte: Es taut, bei Gott.
Dann, überfallen von wehem Einsamkeitsgefühl, weinte sie lautlos und gedachte auch ihrer Kinder, die alle ihre Versorgung hatten: die Marie den Lehrer Albin Hebenstreit zu Karlsruhe, die Magdalen den Großbauern Sebald im Erlenmoos, die Salomea ein gutes Daheim im Hause der jüngsten Schwester Genoveva, die den Uhrenfabrikanten Michael Blessing in Sonnenkirch geehelicht hatte, wo Sälme nach Herzenslust die zwar altmodischen, aber immer noch beliebten Uhrenschilder malen durfte. Urban und Martin endlich teilten sich später den Hof: Urban würde das Ackergeschäft, Martin den großen Wald besorgen.
Als Sixta, müde vom Grübeln, endlich Licht machte, fröstelte sie, das Ofenfeuer schien auszugehen. Sie schob in der Küche eine Reiswelle in das Ofenloch, die donnernd aufprasselte. 32 Dabei entging ihr, daß draußen jemand die Haustür öffnete. Als sie die Kammer betrat, um sich für den Stall zu rüsten, hörte sie in der Stube einen Seufzer. Sie eilte erschrocken die drei Stufen hinab, die von der Kammer hinführten, und sah ihre Tochter Marie Hebenstreit erschöpft und blaß in dunklem Kleid auf der Ofenbank kauern.