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Pfade der Sehnsucht.

Nicht wandl' ich mehr die trauten Pfade,
Die ich mit dir gegangen bin.
Frau Sehnsucht übet keine Gnade,
Ihr gab ich mich gefangen hin.
Sie führte mich zu jenen Orten,
Die Lieb' zum Heiligthum geweiht,
Wo du in wildbewegten Worten
Wir Treue schwurst in alle Zeit.

Was sollen mir die Veilchenspuren,
Die unser Glück zurück hier ließ?
Wie blindlings streif' ich durch die Fluren –,
Jetzt, – ein verlor'nes Paradies.
Du gehst zur Seite mir, dein Lachen
Klingt heller als der Drosselschlag,
Ein Herz zum Sterben traurig machen –
Ist das dein Ganzes, Sehnsucht, – sag'?

Der Ruhsitz dort im Schutz der Tannen,
Wie starrt er fremd mich an und kalt!
Hier war's, hier durft' ich sie umspannen
Des Glücks lebend'ge Huldgestalt.
Hier fiel ein Strahl der Gottessonne
In's Gluthenaug' dir, liebverklärt, –
Hier war's, wo mir dein Mund, – o Wonne! –
Den ersten langen Kuß gewährt.

Ein Fluch treibt mich von Stätt' zu Stätte:
Wo anhielt unser Hochzeitszug,
Hohnlacht der Bach im Rauschebette,
Es neckt mich selbst der Wolken Flug.
Das kost und kichert aus den Zweigen,
Das Echo klagt und schluchzt im Tann,
Nur du und ich, mein Herz, wir schweigen,
Weil Niemand uns verstehen kann.


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