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Dem Gedächtniß eines Freundes.
Wohl weiß ich, daß ein Dir-Begegnen
Sich nimmermehr begeben kann.
Es kam ein Tag, ich sah es regnen
Auf deinen Hügel, stiller Mann.
In Blumen lagst du eingebettet,
Der du lebendig stehst vor mir;
Uns hat die Liebe festgekettet,
Und all' mein Denken weilt bei dir.
Dein blaues Äug' ruht glänzend helle
Auf mir, ich lausche deinem Wort.
Du warst ein fahrender Geselle,
Fremd selber deinem Heimatort.
Ich fand dich mit belad'nem Herzen,
Kein Lächeln flog um deinen Mund –,
Du kamst aus einem Thal der Schmerzen,
Die Seele müd und todeswund.
Da – über Nacht bekam sie Flügel
Und schwang sich über's Blumenfeld
Zum blauen See, zum grünen Hügel
Und staunte ob der schönen Welt.
Nun sprang aus deines Herzens Tiefen
Ein Liederstrom so frisch und voll,
Und alle Geister, die dort schliefen,
Marschirten auf in Dur und Moll!
Dir ward des Sanges edle Gabe!
In Tönen predigte dein Mund,
Und fehlte dir's an Gut und Habe,
So warst du reich im Herzensgrund!
Ich sah bei deinem Lied sich feuchten
Manch' Auge, das noch nie geweint,
Auf manches Antlitz fiel ein Leuchten
So hell, wie uns die Sonne scheint.
Mir hast du dich in's Herz gesungen!
So lang ich athme, klingt mir fort
Im Echo der Erinnerungen
Vom »Heimatland« das gold'ne Wort.
Du selber gingst, um abzustreifen
Dein Staubgewand, – wir sind allein
Und lernen's ahnungsvoll begreifen,
Wo du weilst, wird kein Jammer sein!