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Zum Jubeltag der Bundesfeier.

Rüstet den Holzstoß zu freudigem Flammen,
Löst die Geschütze und läutet durch's Land!
Die wir Helvetiens Gauen entstammen,
Finden in festlichem Kranz uns beisammen,
Drücken gerührt die verbrüdernde Hand.
    Was uns entwand
Tückischen Lauerns das Jahr an der Schwelle,
Wirft es verzehnfacht uns heut' in den Schoß;
Schweizervolk, Stammzweig der Struthan und Telle,
Heute bist mächtig du, heut' bist du groß!

Ueber zerwetterte Saaten geschritten
Her kam die Freiheit in siegender Pracht;
Was einst die Väter im Schlachtstaub erstritten,
Was sie vom Himmel errungen mit Bitten,
Strahlt uns entgegen aus Wolken und Nacht.
    Hochburg und Wacht
Dauernder Eintracht im Wechsel der Zeiten
Bist du geworden, gefesteter Bund,
Dort, deine Alpen, die silberbeschneiten,
Küßt schon die Sonne mit purpurnem Mund!

Glänzend in goldenen Wellengeleisen
Fluthet der See an's geweihte Gestad',
Schwalben die heilige Stätte umkreisen,
Herwärts vom Seelisberg predigt in leisen
Tönen das Glöcklein von göttlicher Gnad'.
    Dort jenen Pfad
Sind sie gewandelt in traumfernen Jahren,
Hoben die Hände zum Sternengezelt,
Wie ihre Enkel den Eidschwur bewahren,
Staunend in Ehrfurcht erblickt es die Welt.

Eidesgenossen im Leben und Sterben,
So sei's auch fürder in künftiger Zeit;
Mögen aufs neue die Waffen sich färben,
Kronen zersplittern in funkelnde Scherben,
Uns schenkt der Herr sein gewaltig' Geleit.
    Sichtbar und breit
Hebt sich das Kreuz aus dem flammenden Grunde,
Tausend und Tausende jubeln ihm zu,
Wimpel der Freiheit, stolzflatternde Kunde,
Banner des Bundes, wie herrlich wehst du!

Wir aber alle, die Alten und Jungen,
Schaaren um dich uns heut' freudig bewegt.
Große und Kleine zum Ganzen verschlungen,
Nur von dem Einen durchzittert, durchdrungen,
Daß diese Stunde kein zweites Mal schlägt.
    Sternenwärts trägt
Schauernde Herzen des Lobgesangs Rauschen,
Näher und näher braust's donnernd heran:
Lasset uns beten, lasset uns lauschen –,
Der Herr hat Großes an uns gethan!


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