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Robert Hamerlings Begräbnis

Aus dem Stiftingthal, der baumumrauschten Stille, geleiten Studentenscharen einen Toten. Sie sind da, in höchstem Glanze, in tiefer Trauer; deutsche Studenten tragen ihren großen Dichter zur Ruh'.

Wie Geisterhauch weht es herüber von dem Sarge:

Vaterland geliebtes, Dir wünsch ich Glück und Heil,
Der Erde höchste Güter, sie werden auch Dir zuteil!

Das deutsche Lied erhebt die Ewigkeitsstimme. Die ganze deutsche Jugend senkt die Fahnen und weint. Um sie raunen die unsterblichen Lieder, die Volkseigentum geworden sind. Ahasver schreitet vorbei in Finsternis, das Weltverhängnis, der irrende Jude auf Erden, der ewige Zerstörer, der alle haßt, die eine Heimat, ein Stück Erde haben. Die Wiedertäufer reiten dahin. Schwerter klirren. Still! Laßt sie, dort zieht ein leuchtender Schwan ewigen Verheißungen zu. Das Lied aller Jugend, das Schwanenlied der Romantik, da rauscht es sieghaft auf, stärker als der Tod.

»Und so lobet die Nüchternheit, ich lobe den Rausch mir –,
Ja, Dich lob ich, o Rausch, Begeisterung, Tochter des Himmels.«

Die Fahnen wallen auf.

Die Romantik hinterließ Robert Hamerling als unsterbliche Erbschaft der deutschen Jugend. Die hat ihm selbst in Graz auf dem Friedhof ein Ehrengrab bereitet. Und sie – vergißt Robert Hamerling nicht. –



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