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Geleitwort

Die deutschen Provinzen Österreichs, diese in Wahrheit Unerlösten, warten auf die endliche Stunde ihres Vereintwerdens mit dem natürlichen Vaterlande, dem Deutschen Reiche. Das wahre Österreich mit seinen Provinzstädten, den stillen Vierteln des Inn-, Traun-, Hausrück- und Mühlviertels ist – man kann sagen – unerforschtes Land. Fremde gehen in ihm nur einige, bestimmte Wege. Seine Städte haben keinen Fremdenverkehr. Starke Talente, heiße Eigenarten verkümmern zwischen Mauern, streckten sich Jahrhunderte lang sehnsüchtig empor, der Sonne zu.

Vergebens! Der deutsche Volksteil der Erblande im Herzen des monarchistischsten der Reiche war niedergehalten von einer unerbittlich knebelnden, mißtrauischen Hand. Dynastie und Regierungen wollten ihn geknechtet sehen. Er hatte die Seelen- und Charaktererziehung des Nordens, seine Vertiefung, niemals sich zu eigen machen dürfen und können.

Unter bunten Nationalitäten war die deutsche die unbeliebteste, im Beamten- wie im Soldatenleben scharf beschränkt. Ihr offenes Wort durfte nicht ertönen. Denn hinter ihr fühlte man eine Brudermacht: Deutschland. Wäre im Jahre 1866, nach Sadowa, Bismarck in richtigem und mitleidlosem Erkennen seinen Weg gegangen – hätte er ganze Arbeit gemacht und von Wien die deutschen Provinzen eingefordert, dann hätte Zusammenschluß und deutsche Weltmacht das später Kommende unmöglich gemacht. Denn gebieterisch ist uns Deutschen Österreichs der Weg nach dem großen Vaterland gewiesen. Wir müssen ihn gehen, unter Blut und Tränen.

Wir gehen ihn. Das deutsche Bekenntnis ist heute auf allen Lippen; die bunte Puppe Großösterreich, im Dienste einer Familie ist zerschmettert. Ich aber will erzählen, wie sie waren, wie sie wirklich sind, diese deutschen Menschen meiner engeren Heimat, Oberösterreich, der Erblande. Ich will ihre schweren Irrtümer sagen – ihre Möglichkeiten, ihre inneren Werte, die keine Verwendung fanden. Die Verirrungen ihrer Kasten und Klassen, des deutschen Adels, die Hilflosigkeit der ungeführten Bauern- und Arbeiterschaft. Das Lastende, Rückständige der Erziehung, die Hemmungen im Kirchen- und Schulleben, des Hofes Treiben, des Fürstentums innerer Niedergang.

Meines ist nur ein kleines Leben, das Leben eines Mädchens, einer Frau. Aber im Rahmen größter Zeit. Ich nehme mir das Recht, meine Heimat dem Deutschen Reiche verständigend zuzuführen aus der eigenen Sehnsucht nach Deutschland, aus eigenen schweren Kämpfen, Revolten, Bestrebungen für das Land und mich selbst.

Ein Kind deutschen Oberösterreichs wuchs ich auf, in den stummen, nach innen zerwühlten Krisen, in flammenden Entrüstungen; ich hörte den Herzschlag eines preisgegebenen Volkes rufen und mahnen. Ich bin in diesem Buche nichts als die Episode, die erzählende Stimme, – mein Schicksal war von vielen auch nur Eines. Erlebtes, Gestalten und Bilder will ich bringen, wie ich sie sah. Werde lebendig, Vaterland, Heimat! Sprich für dich selbst, daß sich dir endlich die große Pforte zu ewiger Heimkehr erschließe.

Was deutsch ist, werde Deutschland zu Eigen!

Salburg.



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