Wilhelm Raabe
Christoph Pechlin
Wilhelm Raabe

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Das zweite Kapitel

Es war also Nacht, eine dunkle Nacht und die zweite Nacht nach jener ersten Begegnung der zwei Universitätsfreunde auf der Treppe. Am Morgen hatte Herr Christoph Pechlin durch die Stadtpost ein ganz verstohlen von dem Baron in den Briefkasten geworfenes Billett erhalten, folgenden Inhalts:

»Lieber Freund!

Miß Christabel Eddish wartet auf der Durchreise nach München seit gestern in Heidelberg auf ihre Busenfreundin, meine Lucia. Meine Lucia fährt heute mittag mit dem Schnellzuge nach Heidelberg zu Miß Christabel Eddish und nimmt natürlicherweise unsere – ihre Kammerjungfer Charlotte mit sich. Teuerer Pechlin, ich möchte mit Dir reden, ich muß mit Dir sprechen, ich bedarf eines Menschen, eines Freundes, dem ich an den Busen fallen kann. Sei mir dieser Freund und bleibe heute abend zu Hause! Unserer Katharine hoffe ich, ohne auffällig zu werden, entgehen zu können und werde gegen zehn Uhr – meine Gattin habe ich natürlich vorher erst bis Bruchsal zu geleiten – an Deine Tür pochen. Bleibe zu Hause, bester Christoph, in der Erinnerung früherer schöner und freierer Tage und Nächte. In aller Eile

Dein Ferdinand.«

Mit welchem Behagen Pechle dieses Billett dreimal übergelesen und mit welchem innigen Vergnügen er dem herzblutüberströmten Wunsche des Barons Folge gegeben hatte und zu Hause geblieben war, mag sich ein jeglicher selber ausmalen. Er blieb den ganzen Tag zu Hause,

still sich freuend, wenn es wieder
dunkel würde sein,

und ließ sich seinen Bedarf an Getränken und sonstigen Lebensbedürfnissen auf die Stube holen. Ohne im geringsten ungeduldig zu werden, wartete er ruhig, friedlich und lächelnd ab, daß der schwäbische Heerbann die Kathrine aus ihrer Küche abhole, und er hatte wirklich bis gegen zehn Uhr zu warten. Um diese Zeit erschien endlich der Gefreite im ersten Infanterieregiment, Königin Olga – Eberhard Ruckgabele und entführte die holdanlächelnde Maid nach einem Tanzlokal an der neuen Weinsteige – fünf Minuten später klopfte Sachsen, oder vielmehr Meißen an die Tür Pechlins, und konnte derselbe nun endlich mit seiner tiefsten Bruststimme:

»Nur herein!« rufen.

Nie hatte sich Pechles Pforte leiser geöffnet und behutsamer geschlossen, als jetzt vor und hinter dem Freiherrn Ferdinand von Rippgen, königlich sächsischem Assessor außer Dienst aus Dresden. Nie, wenigstens seit langen Jahren nicht, war der Freiherr so kräftig an den Schultern gefaßt und unter solchem barbarischen Geschrei so derb abgeschüttelt worden, als jetzt durch den Ex-Stiftler Christoph Pechle aus dem Schönbuch. Wie gewöhnlich Dialekt und Büchersprache je nach dem Steigen und Fallen der Stimmung und Leidenschaft anmutig durcheinander spielen lassend, donnerte der schwäbische Freund:

»Hurra! Hie gut Württemberg alleweg! Zieh den Rock aus – den Schlafrock mein' ich. Willscht du eine Pfeife, oder hascht du dir eine Zigarre mitgebracht! Du dankst? Weshalb dankst du? Da, setze dich, Alterle; ich freue mich unmenschlich, dich wieder zu sehen. Sechserle, du jammerst mich; offen gesagt, je länger ich dich nun auch in der Nähe begutachte, desto mehr tust du mir leid; weißt du, und ich bin immer ein guter Mensch gewesen, und es zuckt mir in allen zehn Fingern, dich auch wieder zu einem Menschen zu machen.«

»Ei ja, du bist ja noch immer so grob wie in Tübingen. Du hast dich wenig verändert in den Jahren unserer Trennung; aber jetzt bitte ich dich inständig, laß mich ein wenig zu Atem kommen. Lieber Pechlin, man hat zu steigen, um zu dir hinauf, zu gelangen!«

»Hat man, du Schmeichler? Aber du hast recht, Rippgen, es ist immer mein Bestreben gewesen, mich auf den Höhen des Daseins zu erhalten, und bis jetzt ist das mir so ziemlich gelungen. Willst du dich wirklich nicht setzen?«

»Doch, doch! Nachher, wenn du es erlaubst. Jetzt laß mich noch ein wenig vor dir stehen und dich so betrachten.«

»Nach Belieben. Stelle dir nur recht lebhaft vor, du seiest nach Loschwitz in die Baumblüte gezogen, und Sachsens schönster Kirschenbaum schüttle seine lieblichste Frühlingspracht auf dich hernieder!« sprach Pechle trocken, sah aber seinen nächtlich-verstohlenen Besucher ebenfalls von neuem an und brach in jenes langhallende, unerschöpfliche, donnerartige Gelächter aus, mit welchem wir unser erstes Kapitel und also seine, Christoph Pechlins, Geschichte eröffneten. Das Waschen der schmutzigen Wäsche nahm dann auch sofort seinen Anfang; denn nachdem der Schwabe endlich doch ausgelacht hatte, setzte sich der Sachse, das heißt, er fiel dem Freunde gegenüber auf einen Stuhl und seufzte aus tiefster, gepreßtester Brust: »Pechlin, ich bin nicht glücklich!«

Pechlin, ich bin nicht glücklich, hatte der Baron gesagt, und Pechle zeigte jetzt, daß er in der Tat ein guter Mensch war. Statt dem Freunde von neuem hell in das Gesicht hineinzulachen, stieß er oberhalb des Tisches nur einen dumpfen Seufzer aus, bückte sich schnell unter den Tisch, ließ während mehrerer Sekunden ein mit allen Kräften unterdrücktes, unheimlich heiteres Gurgeln und Schnaufen vernehmen, tastete dabei in einem Handkorbe, fuhr hochrot wieder empor und stellte mit Nachdruck einige Flaschen und zwei Gläser zwischen sich und dem lebensmüden Hausgenossen auf den Tisch.

»Da! . . . Also du bischt nicht glücklich?«

Der Baron schüttelte trübselig den Kopf, und Pechle, die erste seiner Flaschen bedachtsam entkorkend, fuhr fort:

»So wirst du mir in dieser Nacht deine Geschichte erzählen. Sieh, dort in jenem Tischkasten liegt meine Übersetzung des Platon; – nur gute, das Vertrauen ihrer Mitbürger verdienende Menschen übersetzen den Platon, und du weißt doch noch, daß ich schon in Tübingen anfing, mich daran zu machen! – und nun rücke heran und probiere diesen hier, es ist ein recht angenehmer und leichter Weinsberger, von der gütigen Vorsehung eigens für deine Zustände erzeugt. Da – und jetzt schütte deine Lebensqual aus in meinen Busen! Es wird dich erleichtern; – Kindle hast du ja wohl nicht?«

Der Gast schüttelte wiederum mit dem Kopfe, und der Freund rückte ihm näher, stieß ihm mit biederer Vertraulichkeit den Ellenbogen in die Seite und flüsterte:

»Gut! Ich habe dergleichen Impedimenta auch nicht unter deinem neulich ins Haus geschafften Hausrat bemerkt, und das ist mir augenblicklich ganz lieb, denn da brauchen wir keine Rücksichten auf sie zu nehmen. Auf das Wohl deiner Frau wollen wir erst nach angehörter Relation deines Lebenslaufes anstoßen. Nun heiter heraus damit; was hast du mit dir angefangen?«

Der Freiherr Ferdinand von Rippgen, welcher nächtlicherweile und ohne das Vorwissen seiner Gattin die Treppe hinaufgeschlichen war, um seine Geschichte von seiner Seele an die fühlende Seele eines andern loszuwerden, konnte nach solchem freundlichen Entgegenkommen und unter diesen dringenden Aufforderungen des anderen wahrlich nicht umhin, seine Geschichte zu erzählen. Er erzählte sie, und es kam eine ganz alte Historie heraus, die kaum des Erzählens wert war.

Ferdinand von Rippgen hatte seine Studien auf der Universität Leipzig vollendet, war nach Hause gekommen und hatte seine Examina, wie sich das nicht anders erwarten ließ, mit höchstem Lobe bestanden. Man hatte ihn angestellt im Staatsdienst, und er hatte dem Staat gedient. Anfangs ohne Gehalt, sodann für einen unzureichenden. In Loschwitz besaß H. K. Flathe, der große zurückgezogene Seidenhändler sein Landhaus, und in Loschwitz lernte Ferdinand, der daselbst im Sommer 186– eine Milchkur gebrauchen mußte, die einzige Tochter des großen Seidenhändlers, Fräulein Lucie Flathe kennen und wurde auf der Stelle von ihr sowohl als Baron wie als Mensch richtig taxiert.

Wie nennt man doch gleich einen Menschen, der das Glück, welches ihm vor die Füße fällt, nicht aufzunehmen versteht? Ach, geben wir uns keine Mühe: Ferdinand ergriff sein Glück mit beiden Händen. Ein Jahr nach dem Tode ihres Vaters versprach Lucie dem Assessor, nur ihm allein angehören zu wollen, und ein halbes Jahr nach der Hochzeit war der Freiherr ein Assessor außer Dienst, das heißt, er hatte den Staatsdienst quittiert, um seiner Frau ganz allein anzugehören, das heißt, um sich gänzlich dem Dienste des Weibes widmen zu können. Lucie hatte die Sklaverei des Staates für unelegant und unerträglich erklärt, und der König Johann, der jedenfalls aus seinen Dante-Studien wußte, was es bedeute, eine fiera moglie im Hause zu haben, hatte den Baron auf sein Gesuch in Gnaden entlassen. Den Amtstitel ließ Seine Majestät dem armen guten Menschen, und darauf, sowie auf seinen Titel als Freiherr und das Vermögen seiner Frau war Ferdinand von jetzt an allein angewiesen, Lucie war drei Jahre älter als ihr Gatte, und das junge Paar reiste, wahrscheinlicherweise, um sich auf der Reise gegenseitig genauer kennen zu lernen und sich inniger ineinander hineinzuleben. Das Resultat war natürlich den Voraussetzungen entsprechend: der Baron lernte seine Gattin fast unheimlich genau kennen und sie ihn. Lucia von Rippgen besaß ein bedeutendes Vermögen, Ferdinand besaß nichts als seinen Namen und seine Manneswürde, und die letztere verbrauchte sich mit erschreckender Raschheit der stattlichen, imperatorischen Gattin gegenüber. Nachdem die Baronin sich in Rom, Neapel und Paris im Verlauf zweier Jahre recht wohl befunden und ganz angenehm unterhalten hatte, führte sie ihren melancholischen Freiherrn nach Deutschland zurück. Sie hatte sich des untern Teiles seiner Garderobe geradeso bemächtigt, wie vorher seines Herzens. Wenn andere Huldinnen leise, unmerklich, – wie es der Zartheit des Weibes angemessen sein soll und wie es nach der Meinung nicht weniger Leute alles Glück, allen Frieden und alle Seligkeit des Erdenlebens bedingt, – sich einschleichen, einschmeicheln, so drängte sie sich resolut in alles ein, was sein eigenstes Dasein ausmachte und verdrängte ihn vollständig daraus. Sie wußte es besser, was das Glück, den Frieden und die Seligkeit des irdischen Lebens ausmacht; heiter lächelte sie der konventionellen Lüge über den Beruf der Damen ins Gesicht und ließ sich nieder. Breit setzte sie sich hin und sagte: »Ferdinand, ich bin du, und du bist der beneidenswerteste und undankbarste Sterbliche, den je eine schöne und verständige Frauenseele beglückt hat. Ferdinand, du bist in deinem Egoismus mein täglicher herzzerreißender Gram und wirst mein Tod sein und wirst erst auf meinem Grabhügel erkennen, was du an mir gehabt und verloren hast.«

Daß sie dabei von Tag zu Tag wohlbeleibter, oder roh ausgedrückt, dicker wurde, und daß Ferdinand in einem wahrhaft tragikomisch genauen Verhältnis abmagerte und immer hohlwangiger, dünnstimmiger und spindelbeiniger sich in die ihm angewiesenen Winkel drückte, kam dabei nicht in Betracht und braucht auch von uns nicht in Betrachtung gezogen zu werden. Wir wollen uns aber unsere behagliche Stimmung und unsere, uns von unsern Vorfahren treulich überlieferte konventionelle Weltanschauung auch nicht verderben lassen. Einfach und historisch stellen wir das Faktum unserem Publikum vor das Auge und vertrauen auf seinen unbefangenen Blick.

»Wir bewohnten nach unserer Rücklehr von der großen Reise noch anderthalb Jahre lang unser Landhaus im Schweizerstil an der Elbe,« erzählte der Baron, das Taschentuch an die Stirn drückend, weiter. »Wer unter unseren Fenstern durchzog und den Blick zu unserer Besitzung emporhob, rief gewißlich: ›O, Himmel, welche Idylle!‹ Aber das war es gar nicht. Unser Verkehr war der nobelste, und Miß Christabel Eddish war längere Zeit unser lieber Gast. Wir trieben Englisch mit Miß Christabel, denn wir sind überhaupt sehr literarisch und ästhetisch gebildet, und sobald die Bedingungen gegeben sind, und die nötige Bequemlichkeit nicht mangelt, stimmt uns die Welt in allen ihren Farben und Tönen höchst romantisch. Aber die Bedingungen müssen vorhanden sein, und als wir eines Morgens erfuhren, daß meines seligen Schwiegervaters reicherer Nachbar, der berühmte Schneidermeister Joachim Hellsitzer, das an unser Besitztum grenzende Grundstück gekauft habe und auf demselbigen freundnachbarschaftlichst ebenfalls eine Villa bauen werde, sanken wir sofort aus unserer romantischen Höhe in den trivialsten Verdruß des Alltags hinunter. Leider war noch dazu der Nachbar Hellsitzer ein Mann von unstreitbarer Tatkraft, und er führte seinen Plan mit wahrhaft wunderbarer Rapidität aus. Ehe wir es für möglich gehalten hatten, wuchsen seine Gerüste empor und versperrten uns die Aussicht auf die Sächsische Schweiz und die böhmischen Berge. Hellsitzersruhe nahm mir die meinige vollständig. Die Villa Asola stellte die Villa Coconia ganz und gar in den Schatten, und je höher und prachtvoller ihr Gemäuer im rein gotischen Stil sich auftürmte, desto unerträglicher wurde meiner Lucie der Aufenthalt ln unserem bescheiden idyllischen Chalet. Nicht nur daß uns der entsetzliche Schneider durch seine gotische Burg die Aussicht auf die böhmischen Berge verbaute, er verbaute uns auch ethisch die Aussicht, indem er uns den letzten Rest unseres Glaubens an das Schicklichkeitsgefühl des Plebejertums im Busen vernichtete. Es war unerträglich, lieber Pechlin, und das Weib und die Töchter des kleiderkünstlerischen Raubritters taten das Ihrige und spickten die Mauern, welche er uns vor die Nase setzte, höhnisch und schadenfroh mit den spitzesten Nägeln und den schärfsten Glasscherben: sie grüßten nämlich meine Gattin über diese Mauern und sie wagten es sogar, Miß Christabel Eddish über diese Mauern zu grüßen. Noch eine Sommersaison hindurch versuchten wir es, statt nach der Sächsischen Schweiz hinüber, nur in uns hineinzusehen und uns, jenem reichgewordenen rohen Pöbel gegenüber, durch den Hinblick auf unsern eingeborenen, unveräußerlichen, unveränderlichen Wert zu stärken und aufrecht zu erhalten; aber es ging nicht. Im Herbste des vorigen Jahres hat meine Frau das Chalet an einen opulenten, zu feist und zu unbeholfen gewordenen Professor der Prestidigitatrie und höhern Magie verkauft, und wir haben in Genf in einer Pension ein halbes Jahr unbehaglich gelebt. Im letzten Winter waren wir in Brüssel, wo Miß Christabel wieder zu uns stieß, ehe sie in Familienangelegenheiten von Morges nach London ging. Jetzt sind wir hier und werden jedenfalls den Winter über hier verweilen, doch kommt es auch, was das anbetrifft, wiederum sehr darauf an, was Miß Christabel Eddish, die augenblicklich nach Florenz geht, darüber beschließen wird. O, Pechlin, o, Pechle, Pechle, wie fangen wir es an, daß du Miß Christabel kennen lernst, und daß meine Lucia dich ohne Widerwillen bei sich empfängt?!«

»Daß mich deine Lucia ohne Widerwillen bei sich empfängt?!« wiederholte Pechle und fügte hinzu: »Na, na, Rippgen, daß ihr Sachsen höchst gemütliche Leute seid, das weiß die Welt; aber weißt du denn wohl, daß du soeben doch ein wenig zu gemütlich wirst? Ferdinand, auch wir Schwaben sind ein äußerst gemütlicher Menschenschlag und können im gegebenen Fall überraschend ungemütlich werden.«

»Ich weiß alles, liebster, bester Freund. Du wirst doch in diesen seelenlösenden Momenten nicht ein Wort auf die Wagschale legen? Christoph, ich weiß, daß du mich erkennst, mich bemitleidest, mich auslachst und mir deinen Rat und Trost nicht vorenthalten wirst. Ich habe die Überzeugung, daß du dich meiner Frau vorstellen lassen und dich ihr von deiner besten Seite zeigen und zeigen lassen wirst. O, und Miß Christabel mußt du – mußt du ebenfalls kennen lernen!«

»Natürlich, alter Kerle; ich werde mit ungemeinem Vergnügen mein Möglichstes tun, auf den Zehen in deinem Gynäceum aufzutreten. Da, feuchte dir noch einmal die Kehle an, du hast lange genug gesprochen. Weibertreue heißt die Etikett und i wiedherhole dir, es ischt ein ziemlich reingehaltener, recht angenehmer Weinsberger; – das nämliche Gewächs, bei welchem der alte Justinus Kerner seine Gespenster sah. Sechserle, ich sehe zum erstenmal seit unserm Zusammentreffen wieder Geischt in deinem Auge. Weißt du, der Triarier Ruckgabele hat nicht nur deine Köchin Katharine, sondern auch deinen Hausschlüssel im Besitz und Genuß; aber ich habe den meinigen und wir gehn jetzt noch auf einen Schoppen aus dem Hause. Hoffentlich verspürst auch du ein gewisses Bedürfnis, von meinem Leben seit unsern holden Tübinger Jugendtagen zu erfahren; aber das paßt mir hier in der Einsamkeit nicht so recht, wir reden davon am besten in größerer Gesellschaft –«

»O, Pechle! Wie kann –«

»Sei mir still, du kannscht!! Ich weiß, was dir gut tut, und für diese Nacht gehörst du mir mit Haut und Haar, du unglückliches, verlassenes Waisenbüble. Daß die Kathrin nicht ausschwatzt, das laß meine Sorge sein. Gelt du, Alterle, du hast doch den Schlüssel zu deinem Kleiderschrank?«

»Ei ja, Pechle! . . . Pechle, ja, ich gehe mit dir. Wenn du die Güte haben willst, mit mir in meine Wohnung herunterzugehen, werde ich Toilette machen. O lieber, guter Pechlin, mir ist recht wunderlich zumute!«

»Ei Herrcheses, ja! Herrgottssakrament, jawohl, das glaube ich dir. An deiner Stelle würde mir vielleicht auch ein wenig sonderbar zumute sein,« sprach Pechle.



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