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X

Die Tischgäste waren zu halb sieben Uhr gebeten. Einer der ersten, die kamen, war Danielsen, der Redakteur von Enslevs fünenschem Blatt und selbst Füne, ein jüngerer, wohlbeleibter und rothaariger Mann, dessen glattes Gesicht von Lächeln und Wohlsein strahlte. Enslev hatte einmal von ihm gesagt, er sähe aus, als wäre er durch das Butterloch in einer Schüssel angebrannter Buchweizengrütze zur Welt gekommen.

Nach einer Weile wurde die Tür für Pastor Gaardbo geöffnet. Der Redakteur begrüßte den Pfarrer mit einer Katzenfreundlichkeit, die dieser nicht erwiderte. Und doch ahnte Pastor Gaardbo nicht, daß Danielsen soeben von einer Privataudienz mit Enslev kam und hier den Befehl erhalten hatte, die Wahl des Jägermeisters mit allen Mitteln durchzuführen.

Im Laufe der nächsten Viertelstunde füllten sich die beiden Wohnzimmer. Aus Rücksicht auf die eingeladenen Bauern, und um überhaupt dem Fest einen volkstümlichen Charakter zu verleihen, hatte die Einladung »im Überrock« gelautet. Frau Wilhelmine war in hohem Kleide und Fräulein Söholm in dunkler Seide mit Halbhandschuhen.

Frau Berta und Jytte erschienen erst, nachdem alle Gäste gekommen waren. Als Jytte Pastor Gaardbo erblickte, wollte sie ihren Augen kaum trauen. Sie wußte sehr wohl, daß er eingeladen war – er gehörte ja dem Vorstand an –, aber sie war ganz sicher gewesen, daß er nicht kommen würde. Er besuchte ja keine Gesellschaften. Die Rücksicht auf Enslev mußte ihn wohl bestimmt haben. Enslev war ja sein Oheim. Daran hatte sie nicht gedacht.

Er stand merkwürdig allein, gleichsam verlassen, an einem der Fenster, und es wurde ihr schnell klar, daß die meisten von den Gästen ihn absichtlich mieden. Jetzt sah sie Wilhelmine hochbusig an ihm vorüberstreichen, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. So lächerlich es war, zu sehen, wie die Gans sich kröpfte, konnte sie es doch nicht lassen, sich zu ärgern. Was war nur geschehen? ... Sie hatte Lust, hinzugehen und mit ihm zu reden, nur um zu demonstrieren.

Aber im selben Augenblick kam Enslev herein, und gleich darauf ging man zu Tische.

Jyttes Tischherr war ein alter Tierarzt, der ihr den Gefallen tat, sich in seinen Teller zu vertiefen und sie in Ruhe zu lassen. Ihr gegenüber saß der marmorbleiche Balduin Hansen, gleichsam ein Grabmonument seiner selbst. Ursprünglich hatte auch Pastor Gaardbo hier sitzen sollen, als aber Frau Wilhelmine das entdeckte, hatte sie seine Tischkarte ganz an das untere Ende des Tisches gelegt, so weit von Jytte entfernt wie nur möglich.

Die Stimmung war zu Anfang sehr gedrückt. Enslev war schlechter Laune und machte kein Hehl daraus. Er hatte sich auch alle Tischreden verbeten. Es war schon durchgesickert, daß die Verhandlungen der Wahlkommission mit ihm ergebnislos verlaufen waren, und man verstand, daß das eine vollzogene Parteispaltung bedeutete.

Auch Jytte begriff allmählich, was die Luft verdunkelte und Pastor Gaardbo in diesem Kreise isolierte, der hauptsächlich aus Enslevs nahestehenden Freunden bestand. Nach dem dritten Gang hatte ihr Tischherr seine Sprache wiedergefunden. Er hatte sich zu ihr hinübergebeugt und flüsternd seine Verwunderung darüber geäußert, Pastor Gaardbo hier zu sehen, »nach dem, was jetzt geschehen«.

»Denn es ist ja geradezu Empörung!« hatte er gesagt. »Dieser Dachdecker Sören aus den Aalhäusern ist der Anstifter davon; aber der Pfarrer hätte es meiner Ansicht nach sehr wohl verhindern können, wenn er gewollt hätte. Aber er wollte es nur nicht ...«

Jyttes Herz schlug unruhig. Nun konnte sie den Gedanken nicht länger zurückweisen, daß er sich um ihretwillen überwunden hatte, zu kommen und hier mit so vielen von seinen Feinden an einem Tische zu sitzen. Hatte er von Meta erfahren, daß sie abreisen wollte, und war er gekommen, um ihr Lebewohl zu sagen? Es wäre wohl am besten für sie beide gewesen, wenn sie einander nicht mehr getroffen hätten; aber es bewegte sie, daß er trotz allem, was ihm Meta wahrscheinlich von ihr erzählt hatte, gekommen war.

Es war aber gut, daß sie jetzt hier fortkam. Obwohl sie nicht ein einziges Mal zu ihm hinübergesehen hatte, wurde sie doch von seiner Anwesenheit auf eine Weise beeinflußt, die ihr nicht lieb war. Sie darbte daran, was ihre Mutter am Vormittag in Anlaß seiner Rede auf dem Waldfest von ihm gesagt hatte, daß er ein mutiger Mann war, der seine eigenen Wege ging; und so viel verstand sie jetzt, daß diese ruhmgekrönten Freiheitsveteranen mit Enslev an der Spitze ihn deswegen scheel ansahen. Die vielen sauren Blicke, die sich nach dem Tischende wandten, wo er saß, empörten sie, erregten wider ihren Willen einen Geist des Aufruhrs in ihr und schufen gleichsam ein heimliches Bündnis zwischen ihnen.

Die Stimmung um den Tisch hatten der Wein und das gute Essen nach und nach aufgetaut. Auch Enslev war zugänglicher geworden. Frau Wilhelmine, die neben ihm saß, glückte es offenbar, ihn in ihre dreisten Liebenswürdigkeiten einzuspinnen. Der Jägermeister dahingegen war noch immer gleichsam blaugefroren im Gesicht vor Unruhe und Spannung. Er wußte noch nicht mit Sicherheit, für wen sich Enslev entschieden, und diese Ungewißheit hatte sich auf seinen Magen geschlagen, so daß er den ganzen Tag hatte Tropfen nehmen müssen. Er hatte ein Gefühl, als befände er sich auf einem schwankenden Schiffsdeck, und setzte diesen Augenblick seine ganze Hoffnung auf die Verführungskünste seiner Frau.

Nach Tische wurde der Kaffee im Gartensaal gereicht. Enslev nahm Platz auf einem der Sofas, mit Frau Wilhelmine neben sich, und hielt Cour ab. Die Türen nach draußen standen offen, und man sah hinaus auf einen sturmverkündenden Abendhimmel, der die Wipfel der Bäume fieberrot färbte.

Jytte war gleich zu Pastor Gaardbo hinübergegangen. Sie hatte gesehen, daß Enslev seinen Gruß nicht erwiderte, als sie einander beim Aufbruch von Tische begegneten, und das empörte sie. Vor aller Augen reichte sie ihm die Hand, und dann gingen sie zusammen in den Garten hinab. Hier draußen wanderten sie um den vorderen Rasenplatz herum, während einige Herren, die sich mit ihren Kaffeetassen und Zigarren auf die Veranda hinausbegeben hatten, die Köpfe zusammensteckten und über sie flüsterten.

Jytte hatte einen Pelzkragen um die Schultern gehängt. Der Pfarrer hielt die Hände mit seinem Strohhut auf dem Rücken. Er hatte sich darauf vorbereitet, die Gesellschaft zu verlassen, sobald er ihr Lebewohl gesagt hatte. Jytte, die sich darüber wunderte, wie wenig er selbst von dem Unwillen angefochten war, der ihm widerfahren, fragte ihn nach dem Grunde, und da gestand er denn, daß er nicht der Gesellschaft wegen hierhergekommen sei, sondern einzig und allein, weil er gehört hatte, daß sie am nächsten Tage abreisen wolle.

»Ich mußte Ihnen doch Lebewohl sagen, Fräulein Abildgaard. Ich habe so viele Freude davon gehabt, Ihre Bekanntschaft zu machen! ... Sie verzeihen wohl, daß ich das so geradeheraus sage.«

Sein Ton war sanft und ruhig, und Jytte sah nicht, wie bleich er um den Mund war, und daß er von Zeit zu Zeit die Augen schließen mußte, um sich zu sammeln.

Zweimal gingen sie um den Rasenplatz herum. Dann bogen sie in die Lindenallee ab, die tiefer in den Garten hineinführte. Das kam ganz von selber, weil sie sich beide aus dem Bereich der kontrollierenden Augen da oben auf der Veranda fortwünschten. Jytte hatte sich freilich einen Augenblick besonnen. Aber sie empfand selbst die Notwendigkeit, daß sie sich einander gegenüber aussprachen, ehe sie sich trennten. Mochte dann kommen, was da wollte!

Pastor Gaardbo begann nun von dem zu sprechen, was ihm Meta von ihrem Besuch hier am vorhergehenden Tage berichtet hatte.

»Ich konnte es meiner lieben Schwägerin anmerken, daß sie ein wenig entsetzt war über mehrere Ihrer Äußerungen; aber ich sagte ihr, sie dürfe einen Stimmungsausbruch nicht ernst nehmen. Ich kenne Sie ja, Sie brauchen Ihre Worte gern als eine Art Vogelscheuche, um sich die Leute damit vom Leibe zu halten, und viele Leute gewinnen dadurch einen verkehrten Eindruck von Ihnen. Habe ich nicht ein klein wenig recht?«

»Vielleicht,« sagte Jytte, die jetzt bereute, was sie zu Meta gesagt, vor allem die Komödie, die sie zusammen mit Karsten From ihr vorgespielt hatte.

»Wollen Sie mir erlauben, ganz offen zu Ihnen zu reden? Das Fräulein Abildgaard, das die Welt kennt, ist nicht das wirkliche, nicht das wahre. Das ist mir das erste Mal klar geworden, als ich Ihre Augen gesehen habe. Das war an dem Morgen, als ich Ihnen und Ihrer Frau Mutter vor dem Hause der alten Bodil begegnete. Erinnern Sie sich dessen noch?«

Jytte nickte.

»Es lag an jenem Morgen in Ihrem Blick etwas, das mich an einen Falken im Käfig denken machte. Ja, jetzt meinen Sie vielleicht, daß ich versuche, Ihnen zu schmeicheln; aber so ist es nicht gemeint. Ich glaube, Sie fühlen es selbst, daß Sie in eine gesellige Welt eingesperrt sind, in die Sie gar nicht hineingehören, ja, die Ihrer wahren, Ihrer ursprünglichen Natur bitter zuwider ist. Beleidige ich Sie, wenn ich das sage?«

Jytte hatte ein Gefühl, als rühre er an ihr Herz. Es war ihr, als treffe sie zum erstenmal einen Menschen, der sie verstand. Und doch konnte sie es nicht über sich gewinnen, geradezu einzuräumen, was er gesagt hatte. Sie begnügte sich damit, zu erwidern: »Ich verstehe, was Sie meinen.«

Sie waren bis an das Ende der Allee gelangt, wo vor einer halbrunden Bank ein Tisch mit einem Mühlstein als Platte stand. Jytte fühlte sich auf einmal so matt und setzte sich auf die Bank. Der Pfarrer nahm an dem andern Ende der Bank Platz, so daß sie den Tisch zwischen sich hatten.

Den Ellbogen auf den Tisch gestützt und die Hand unter der Wange, saß Jytte da. Mit der andern Hand zupfte sie an einer Blattpflanze, die in der Mitte des geriefelten Steins in einer Majolikakumme stand. Der Pfarrer saß in vornübergebeugter Stellung, die Arme auf den Knien ruhend, während er seinen Hut zwischen den nervös unruhigen Händen drehte und wendete.

»Fräulein Abildgaard!« sagte er. »Ich wollte Sie nach etwas fragen. Ich weiß nur nicht, wie ich es so sagen kann, daß Ihnen die Antwort nicht zu schwer gemacht wird. – Sie wollen also jetzt abreisen, und ich werde nicht mehr die Freude haben, Sie hier zu sehen und mit Ihnen zu sprechen – Sie zu ›schelten‹, wie Sie zu sagen pflegen. Ich werde nun wohl auch in der nächsten Zeit als Spielball in dieser Wahlbewegung umhergeworfen werden, in die ich halb gegen meinen Willen hineingeraten bin. Aber ich bitte Sie, in voller Aufrichtigkeit eine Frage zu beantworten: Wenn ich das nächste Mal nach Kopenhagen komme – sei es als Reichstagsabgeordneter oder als Privatperson –, wollen Sie mir da gestatten, unsere Bekanntschaft zu erneuern? Darf ich Ihnen und Ihrer Frau Mutter einen Besuch machen?«

Auf diese Frage war Jytte nicht vorbereitet. Ihre Gedanken gerieten in Verwirrung, und sie wußte nicht sogleich, was sie antworten sollte.

Da erhob sich der Pfarrer. Still beugte er sich über den Tisch, indem er sich mit beiden Händen darauf stützte.

»Ich habe Sie so unbeschreiblich liebgewonnen,« sagte er. »Ich habe mich davor gefürchtet, Ihnen das zu sagen ... ich wollte Sie so ungern verletzen. Aber nun ist es gesagt. Und ich bitte Sie nur, mir zu verzeihen, falls ich hätte schweigen sollen.«

Jytte hatte den Kopf ein wenig erhoben. Sie hatte auch eine Sekunde mit einem furchtsam spähenden Blick zu ihm aufgesehen. Jetzt sah sie wieder nieder und sagte: »Pastor Gaardbo! Haben Sie vergessen, daß ich keine Christin bin?«

»Nein, das habe ich nicht vergessen, liebes Fräulein Abildgaard! Dazu haben Sie es zu oft und zu nachdrücklich festgestellt. Aber das macht mich nicht verzagt. Wie sollten Sie das wohl im Grunde geworden sein? Es hat ja niemand zu Ihnen von Gott gesprochen. Nicht einmal, als Sie noch ein Kind waren. Aber ich weiß, daß Sie, wie alle aufrichtigen Menschen, eine Sehnsucht in Ihrem Innersten tragen. Ihre Augen und Ihre Rede haben von einem Entbehren gezeugt, das Sie selbst noch nicht verstehen und deswegen am liebsten verleugnen. Wenn ich das nicht so unsagbar sicher wüßte, hätte ich nie so zu Ihnen gesprochen, wie ich es getan habe.«

Jytte senkte den Kopf wie unter einem Schlag. Sie war einige Minuten lang in das Reich des Glücks eingelassen worden. Jetzt wurde es ihr dunkel vor den Augen, und sie sah wie in einer Vision die Leiche seiner verstorbenen Braut in den Wellen versinken.

»Ich verstehe Sie jetzt!« sagte sie, nachdem sie ihn sine Weile auf Antwort hatte warten lassen. »Es ist ein veredeltes Zukunftsbild von mir, daß Sie schätzen gelernt haben, Herr Pastor Gaardbo! Aber dann kennen Sie mich doch nicht richtig. Ihren guten Glauben an mich würde ich zu kläglich enttäuschen. Ich bin freilich Ihrem Gott niemals vorgestellt worden, aber ich mache mir auch nichts daraus, es zu werden. Sie haben so viel zu mir von seiner Liebe gesprochen. Aber an die glaube ich nicht. Mein Eindruck von ihm ist ein ganz entgegengesetzter.«

»Fräulein Abildgaard! Jetzt versündigen Sie sich!«

»Das tue ich gewiß,« erwiderte sie und erhob sich. »Aber dann ist die Schuld wirklich auf Ihrer Seite, Herr Pastor. Sie sagen, daß Sie mich lieb haben, daß Sie die beste Hoffnung für meine künftige Besserung haben. Das ist so komisch, daß ich nur darüber lachen kann; aber eigentlich sollte ich mich wohl beleidigt fühlen ...«

»Liebes Fräulein Abildgaard! Ich will ja in jeder Beziehung nur Ihr Bestes!«

»Das glaube ich gern, aber ich ziehe es vor, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und mein bißchen Verstand zu gebrauchen. Der verleiht gerade nicht die lichteste und heiterste Auffassung von der Welt – das ist wahr! Dafür wird man aber zuweilen vor einer Enttäuschung bewahrt. Und glauben Sie mir, es hat auch seine Befriedigung, sich gegen dergleichen Unglücksfälle versichert zu wissen. Deren gibt es ohnehin genug! Aber darüber haben wir nun schon so oft gesprochen, und es liegt kein Grund vor, diese Unterredung fortzusetzen. Ich will Ihnen deswegen Lebewohl sagen, Herr Pastor Gaardbo! – Nein, ich bitte Sie, mich nicht zu begleiten. Ich möchte am liebsten allein gehen. – Leben Sie wohl!« –

Sie sagte die letzten Worte, indem sie ihn mit einem zögernden Blick ansah, ohne ihm die Hand zu geben. Der Pfarrer betrachtete sie mit großen, unruhig flehenden Augen. Er konnte sich nicht entschließen, zu glauben, daß es Ernst war, und verzweifelte bei dem Gedanken, daß sie sich auf diese Weise trennen sollten.

»Fräulein Abildgaard!« bat er und ging ihr nach.

Da wandte sie sich um und rief voll Heftigkeit aus: »Ich hatte Sie gebeten, mich nicht zu begleiten!« –

Oben im Gartensaal waren währenddessen die elektrischen Kronen und Lampen angezündet worden. Durch die offene Verandatür fiel das künstliche weiße Licht auf den vorderen Rasenplatz und brach grell in die Sommernachtsdämmerung des Gartens ein.

Auf der Verandatreppe stand Frau Berta und spähte nach Jytte aus. Es war ihr gesagt worden, sie sei mit Pastor Gaardbo hinausgegangen. Karsten From war gekommen, und das hatte sie ein wenig beunruhigt. Der unverfrorene Künstler hatte sich am vorhergehenden Tage bei dem Waldfest dem Jägermeister und Frau Wilhelmine vorgestellt, und beide waren sehr eingenommen von seiner Liebenswürdigkeit. Ganz von selbst hatte er sich erboten, heute abend mit seiner Gitarre hierher zu kommen, um Enslev und die andern Gäste zu unterhalten.

Als Jytte ihre Mutter erblickte, mäßigte sie ihren Gang, und als sie sich unten an der Treppe begegneten, erklärte sie, daß sie einen Spaziergang gemacht habe.

»Aber du siehst so müde aus! ... Und wie kalt deine Hände sind!«

»Ja, mich friert ein wenig. Ich bin auch müde. Ich glaube, ich gehe gleich zu Bett.«

»Das solltest du wirklich tun. Ich gehe auch bald hinauf. Es ist hier gerade nicht sonderlich gemütlich.«

Um nicht durch die Zimmer gehen zu müssen, begab sich Jytte nach dem Eingang im Giebel, von wo aus sie in ihre Stube hinaufgelangen konnte, ohne gesehen zu werden.

Frau Berta blieb stehen und folgte ihr mit den Augen. Es hatte sie ein wenig gewundert, sie allein zu treffen. Es war ihr nicht möglich, klug daraus zu werden, ob sich da wirklich etwas zwischen Jytte und Pastor Gaardbo angesponnen hatte. Sowohl John als auch Wilhelmine hatten ihr davon gesprochen und sie ironisch beglückwünscht. Und doch wagte sie nicht, sich der Hoffnung hinzugeben. Sie war schon zu oft enttäuscht worden.


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