Georg Freiherr von Ompteda
Margret und Ossana
Georg Freiherr von Ompteda

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Siebenundzwanzigstes Kapitel

Als Meinhardt den alten, lieben Weg zur Rochusburg hinauffuhr, den er so oft zurückgelegt, in guten wie in bösen Tagen, den man seinen Vater heruntergebracht und seine Mutter, auf dem man sein Weib ihm fortgeholt, das er auf diesem gleichen, lieben Wege einst jubelnd hinaufgeführt, blickte er wie einst sich wieder um nach Göllan. Da lag der kleine, verwitterte Bau unter den Edelkastanien, von seinem Auge sofort entdeckt, während man ihn einem anderen kaum zu zeigen vermochte.

Meinhardt stand in Margrets Zimmer, wo über dem Bett die Decke gebreitet lag, als hätte hier nie ein Mensch den schweren Abschied von der Erde genommen. Er saß am Klavier, über dessen Tasten so oft ihre Finger geglitten, und tobte seine Stimmung der Verlassenheit aus in Akkorden, die nur die Hände hervorlockten, während seine Seele weit fort war. Er fühlte wieder quälend: auf dieser Erde waren im Grunde alle bitter, bitter allein. Nur empfanden es die Weltmenschen nicht, die grobbesaiteten.

Er klappte das Klavier zu und trat ans offene Fenster, zu dem die warme Nachtluft des Südtiroler September hereinströmte, von Weindüften, von Obstgeruch geschwängert. Er sog sie ein, die lebenspendende, süße, fruchtbare Luft seiner Heimat. Er, der einst in aller Herren Ländern gewesen, fühlte, in wie enge Grenzen er doch gebannt blieb, und ein neuer Gedanke kam ihm: zu reisen. Ja: Koffer packen, fort, fort aus dem entsetzlichen Schloß.

Aber Margrets Bild? Morgen kam der Maler. Nein, erst das Bild fertigbringen!

Der kleine Mann in der braunen Samtjacke ließ sich alle Lichtbilder Margrets zeigen, aber von den Farben gaben sie ihm keinen Begriff. So trieb Meinhardt selbst zur Fahrt nach Göllan.

Ossana war nicht gesagt worden, um was es sich handele. Während nun Meinhardt von der Reise erzählte, blieben des Malers kluge Äuglein auf das junge Mädchen gerichtet. Er legte sich zurück, er beugte sich zur Seite, um einen neuen Zug, eine andere Auffassung zu entdecken. Tante Angiolina saß regungslos in ihrem Stuhl. Die Feuerräder rollten nicht wie einst, sondern sie starrte vor sich hin, als sähe sie körperlich die Welt nicht mehr. Ruhig ließ sie sich erzählen, fragte nicht nach des Henrietterls Glück, kaum nach den Kindern, als sei das alles schon von keinem Belange mehr für sie.

Ossana dagegen hing an Meinhardts Munde. Es war, als ob Margret selbst ihm gegenübersäße. Und anders doch: Die Verstorbene konnte ihn eine Stunde lang sprechen lassen und hätte kein Wort gesagt. Ossana dagegen, lebhaften Geistes, warf fortwährend etwas ein. Wenn er sich in der Rede verloren, brachte sie ihn auf den Punkt zurück, wo er abgebrochen. Und ihre Art regte ihn so an, daß er fast heiter wurde.

Tante Angiolina hatte abwesend die Backe in die fleischige Hand gestützt, daß das dicke Gesicht sich verschob und ihre Lider zusammenquollen, fast als ob sie schliefe. Und immer klang Meinhardts Erzählung, während Ossana mit ihren großen, nächtigen Augen, dem blauschwarzen Haar, der blendend weißen Haut, noch durch das Dunkel des Kleides gehoben, ihm lauschte, und der Maler das Bild einsog mit seinen Künstleraugen. Endlich brachte Meinhardt seine Bitte vor: »Willst du dem Herrn sitzen?«

»Wenn ich dir nützen kann!«

Der Maler sagte:

»Jetzt hoffe ich bestimmt, daß es wird.«

Es wurde besprochen, wo gemalt werden sollte. Meinhardt war dafür: auf der Rochusburg. Schließlich entschlossen sich die beiden Damen, wenigstens für einige Zeit zu Besuch zu kommen.

Während des Malens hielt Tante Angiolina ihr Nachmittagsschläfchen mit Nicken, Augenschließen und jähem Emporzucken, wobei sie sich unter schweren Lidern umsah.

Meinhardt fiel die Aufgabe zu, Ossana zu unterhalten, damit der belebte Ausdruck bliebe, und immer sollte er entscheiden, wie weit der Maler sich Ossana nähern dürfe, ohne daß Margrets Züge verschwänden. Aber von Tag zu Tag, die Schwägerin vor sich, wurden seine Augen unsicherer, und schließlich erklärte er dem Maler:

»Ich seh' nichts mehr.«

Doch der meinte, die Arbeit sei wohl abgeschlossen.

Margrets Bild hing jetzt über Meinhardts Schreibtisch. Tante Angiolina holte die Leute herbei: Theres mußte ihr Urteil abgeben, den Diener, den Gärtner rief sie von ihrer Arbeit fort. Alle fanden es sprechend ähnlich. Allmählich waren diese und jene der Meraner Bekannten auch einmal zu Besuch gekommen. Meinhardt wollte artig sein und behielt angesichts des weiten Weges diesen und jenen zu Tisch da. Einmal die Raintalers, dann den alten Grafen Castelat oder Graf Lengersdorff mit seiner Tochter. Alle fanden das Bild vorzüglich, denn der Maler war noch immer da, und dem Hausherrn wollten sie Angenehmes sagen. Auf dem Rückwege, sobald die Rochusburg hinter ihnen lag, hieß es dann freilich oft:

»Es hat einen fremden Zug.«

Unerwarteter Besuch traf ein: der Botschafter Graf Baray. Er wollte, auf dem Wege zu seiner Schwester, die den Winter in Rom lebte, Meinhardt teilnehmend die Hand drücken. Er sagte:

»Kopf hoch, lieber Aich, Kopf hoch. Sie sind noch jung und das Leben ist noch lang!«

Sie gingen miteinander in den Park, blickten von der Terrasse nach Göllan hinüber, schritten durch den Laubengang, wo damals bei dem Fest die Teetische gestanden. Der Botschafter wußte noch alles. Ein wenig mit seinem außerordentlichen Gedächtnis prunkend, wiederholte er, was er an jeder Stelle mit diesem oder mit jenem gesprochen.

Er nannte Baron Durazzi, als ob er noch lebe. Meinhardt sagte, der alte Herr sei schon seit Jahren tot. Da rief der Exzellenzherr:

»Wir kommen alle einmal daran: vielleicht ist's das letztemal, daß ich Sie besuche, und dann vielleicht einmal in Jahren sagen Sie zu Ihrer Frau –«

Meinhardt blickte auf, als wollte er ihn unterbrechen. Doch der Botschafter fuhr fort:

»– sagen Sie zu Ihrer Frau: Hier hat mir einmal der alte Esel, der Baray, gesagt –«

Graf Aich begann zu lachen, doch der Botschafter streckte beschwichtigend beide Arme aus:

»Der Esel, der Baray, hat mir gesagt, daß ich hier einmal mit dir stehen würde!«

Meinhardt schüttelte den Kopf:

»Exzellenz, ich bleib' allein.«

Der Botschafter schob die Hand durch seinen Arm und ging mit ihm zum Kegelspiel hinüber. Der Strick war abgerissen, die Kugel fehlte, der Galgen, von der Sonne gedörrt, vom Regen unterwaschen, schien halb zerstört. Der alte Herr deutete darauf:

»Lassen's sich nicht gehen, lieber Aich, in Ihrem Schmerz! Tätig sein! Arbeit! Wie geleckt sah's hier aus. Da, hätten Sie das früher zugegeben?«

»Hier werden keine Feste mehr gefeiert!«

»Aber warum soll's zerfallen?«

»Ich werd's machen lassen.«

»Was reden's denn in solch traurigem Ton? Kopf hoch! Kopf hoch! Mein Gott, kaum eine Falte hat der Mensch, nicht ein graues Haar, und – – ich hab' mich immer über Sie gefreut, daß Sie nicht die Weichheit haben, wie sie bei euch im Blut liegt, ihr könntet schon ein biss'l Spannkraft von uns Ungarn brauchen! Na, ich will nicht politisieren, Sie wissen, Aich, wie ich's meine. Aber in so einer Stimmung –«

Bei dem Herbstwinde, der sich aufgemacht, aus dem Passeier herüberblasend, wehten ihm, der barhaupt ging, die weißen Haare hoch:

»Lieber Freund, mir scheint, daß ich grad' zur rechten Zeit gekommen bin. Leider muß ich heut' abend wieder fort – ich hab' schon die Fahrkarte – ich könnte sie ja verloren geben, aber Sie wissen, ich bin genau geworden in meinen alten Tagen. Kurz, was ich sagen wollte... Lassen Sie noch Zeit vergehen, und wenn's ein Jahr oder zwei sind, es wird einmal wieder Frühling werden hier oben! Meinen Sie, Ihre Frau hätte gewünscht, daß Sie als Trauerfahne herumflattern?«

Meinhardt suchte abzulenken. Er schützte, auf das Bild anspielend, das der Botschafter gebraucht, den Wind vor, indem er scherzend sagte, er litte es nicht, daß sein Gast sich erkälte.

Sie kehrten ins Schloß zurück. Meinhardt zeigte mit besonderer Lebhaftigkeit Margrets Bild, als wollte er dem anderen vor Augen führen, wie sie sein ganzes Leben noch erfüllte. Der alte Kunstkenner beurteilte nur die Malerei.

»Ist's nicht ähnlich, Exzellenz?«

»Es soll doch die Baronin Ossana sein?«

»Nein, meine Frau.«

Graf Baray sah Meinhardt von der Seite an:

»Ich hab' sie ja nur einmal gesehen, und heut Ihre Schwägerin immer vor Augen gehabt!«

»Sie sehen sich sehr ähnlich.«

Als sie etwas früher als sonst beim Abendessen saßen, weil der Botschafter den Nachtzug noch erreichen wollte, beobachtete er das junge Mädchen. Seine scharfen Philosophenaugen sahen im Laufe der halbstündigen Mahlzeit, wie sie für alles zu sorgen schien, ohne daß sie sich an die Hausfrauenstelle drängte, wie sie immer zu ihrem Schwager blickte, ob ihm auch nichts fehle. Er hörte, wie sie Meinhardt gesprächig machte, ihm Stoff zutragend, ihn aufheiternd, ihn erinnernd an etwas, das er dem Botschafter hatte sagen wollen. Und als der alte Herr sich verabschiedete – Tante Angiolina hatte er nicht eben sehr beachtet – sagte er leise zu Ossana, indem seine klugen Blicke unter den buschigen Brauen sie fast zu durchbohren schienen:

»Er soll den Kopf oben behalten!«

»I werd' schauen!«

Dann rollte der Wagen davon. Meinhardt gab Graf Baray das Geleit. Als er allein zur Rochusburg zurückkehrte, war ihm weh ums Herz. Wieder ein Abschied! Wieder einer, der ging! Doch als die Lichter der Burg aufleuchteten, beschlich ihn das Gefühl: Ossana ist da. Ich bin nicht ganz allein!

Der Maler, nicht eben ein großer Künstler, augenblicklich vielleicht auch ohne Auftrag, hatte Meinhardt darauf gebracht, die alten Bilder nachsehen zu lassen. Eine Werkstatt war ihm in einem leeren Zimmer eingerichtet worden, dort reinigte und firnißte er, besserte aus, vergoldete, veralterte und spannte die Blindrahmen.

Einmal war er aber doch fertig. Der kleine Mann nahm Staffelei, Pinsel, Farben, Malkasten, Palette und seinen bescheidenen Reisekoffer, und eines Tages war auch er verschwunden. Nur noch Margret-Ossanas ernste Züge über dem Schreibtisch zeugten von seiner Gegenwart.

Meinhardt hatte sich an die Anwesenheit des bescheidenen Hausgenossen, der wenig sprach, dafür an der gräflichen Tafel desto mehr aß, so gewöhnt, daß er traurig zu Ossana sagte:

»Alles geht! Einer nach dem anderen! Es ist ein großes Sterben. Sieh, wie da drüben in Göllan die Blätter schon gelb geworben sind!«

Ossana ward sich erst jetzt des Ganges der Zeit bewußt:

»So lang' sind wir schon hier?«

»Bleibt doch ganz!«

»Das geht nit.«

»Tät's die Tante nit?«

Ossana zögerte. Sie blickte ihn nicht an:

»Jetzt ist's ja noch schön zum Fahren, aber wenn's kälter wird und die Straße doch vielleicht schlechter würde – und die Mama hat solche Angst, seit – seit Margret –«

Da vor ein paar Minuten auch Tante Angiolina fortgegangen war, sie zog sich immer nach Tisch auf ihr Zimmer zurück, antwortete Meinhardt:

»Ein Platz wird nach dem anderen leer. Da hat Margret gesessen. Da, wenn ihr gekommen seid, der Papa. Hier eben noch Graf Baray, da der putzige, kleine Kerl, der Maler. Dort die Tante...«

Ossana sagte:

»Sie kommt ja wieder.«

Aber die Angst der Kreatur sprach aus seinen Augen:

»Alle lassen's mich allein! Und ich soll hier jeden Tag an diesem albernen leeren Tisch sitzen, wo das weiße Tischtuch vor mir gähnt und die Stühle rundum stehen, als ob ein Toter um den anderen sie verlassen hätt'!«

Zum erstenmal, seitdem Margret nicht mehr lebte, nahm sie seine Hand und streichelte sie. Er ließ sie ihr, als freue er sich, daß auch nur ein Wesen auf dieser Erde sich um ihn kümmerte. Sie sprach zu ihm tröstende Worte: Sie würden ihn besuchen, und er könne täglich zu ihnen kommen, täglich!

»Kannst denn du nit bei mir bleiben?«

»Ich tät's ja so gern, aber – –«

»Aber?«

»'s geht doch nit.«

»Warum nit?« »I hab' kein Recht!«

Er sah sie prüfend an:

»Komm, Ossana, setz' di her! Ich will dir einen Vorschlag machen!«

Er nahm Platz und zog sie neben sich, dann hielt er ihre Hand, und während er sprach, schlug er ihr bei jedem Satz leise darauf:

»Die Tante hat doch schon einmal den Schleier nehmen wollen, nur hat ihr's der Pfarrer ausgeredet. Warum? Deinetwegen. Wenn du aber nicht allein wär'st, ich meine, eine Heimat hättest! Was sag' ich – – Ossana, komm' zu mir, führ' mir das Haus. G'schieht das nicht oft? Oder ist das – das –«

»Was?«

»Ist das unschicklich?«

Sie hatte ihm ihre Hand entzogen. Ihre Augen suchten den Boden.

»Sag' doch, Ossana!«

Sie schwieg.

Er stand auf, und nach Worten tastend begann er zu erklären:

»Schau, i kann diese Einsamkeit nit mehr ertragen. I bin glücklich g'wesen mit Margret, so glücklich, daß ich mit keiner anderen leben könnt'. Aber schau, wenn ich deine Stimme höre, – ist's mir, als wär' sie von den Toten auferstanden. Wenn i dich kommen seh', denk' ich, ihr Schalten kommt. Dein Gesicht, dein Haar, deine Augen sind fast wie ihre. Dich könnt' ich ertragen...«

Die Ellbogen auf die Knie gestützt, die Stirn immer tiefer gesenkt, saß sie da. Ihr ins Gesicht zu blicken, hockte er vor ihr nieder:

»Schau mich an! Hab' ich dich gekränkt? Ich bestimm' über dich und frage dich nit? Sag' mir nur, würdest du zu mir kommen? Könntest du zu mir kommen?«

Sie zuckle langsam die Achseln.

»Du weißt nicht?«

Endlich sah sie ihn an. In ihren Blicken war keine Leidenschaft, sondern Weichheit, fast wie einst in denen ihrer Schwester:

»Meinhardt, i soll nur – nur die Erinnerung an eine andere sein?«

Sie richtete sich ganz auf, und jetzt bekam sie wieder ihre Ossana-Augen:

»Das kann i nit, das sag' i dir gleich! Jeder will sein eigenes Leben leben! Aber i würd' versuchen, dir alles zu ersetzen, versuchen – sogar mich zu ändern, dich zu verstehen. I würd' versuchen, die Vergangenheit neu zu... zu schaffen. Für dich wär' mir kein Opfer zu groß. Aber es ist ja kein Opfer, es wär' ja mein größtes, größtes Glück. Wen man gern hat, vor dem kann man sich beugen.«

Er hatte ihr immer glücklicher zugehört, nun sagte er ängstlich:

»Aber dann dürftest du mich nie wieder allein lassen. Denn, wenn nach einem Jahr ein anderer käme...«

Sie sah ihn an, als wollte sie mit ihren scharfen Pupillen sich einbohren in seine Seele:

»Ein anderer? Hab' i mich all diese Jahre um irgendeinen Menschen gekümmert?«

»Dann bleibst du bei mir?«

»Immer.«

»Und 's tät dich nicht reuen?«

»Nie.«

»Weißt du das gewiß?«

»Ganz gewiß.«

»Wie kannst du das wissen?«

Sie zögerte, stammelte, mit einemmal fuhr ihr das lang gehütete Geheimnis heraus:

»Weil i dich liebhab'!«

Er war fast erschrocken. In einer Sekunde schossen ihm Gedanken durch den Kopf: er dachte an die Worte der Mama über seinen Vater, der es allein nicht ausgehalten, nach so langer, langer, so glücklicher Ehe. Das gleiche Blut floß in seinen Adern. Ihm wurden die Augen aufgetan. Er fand Margret wieder in ihrer Schwester, als sei ihr Schatten aus der Gruft gestiegen! Und seine Seele, die ängstlich immer nach einer anderen Seele verlangte, fühlte, wenn sie sich auf dieser Erde noch einmal einer anderen nähern konnte, so war es Ossana, die nur fortzusetzen schien, was der Tod ihm aus den Händen gewunden. Er wußte in Seligkeit: er war nicht mehr allein, nicht mehr ganz allein!

Da erhob er sich aus der Stellung am Boden, glitt auf den Sessel neben Ossana und sagte ruhig:

»Ich kann dir das nit geben, was Margret besessen hat, aber ich will dir alles geben, was ich vermag, dir Vertrauen schenken, dir mein Herz ausschütten. Du sollst mir Margret sein! Es ist schwer, um was ich dich bitte, es verlangt große, große Selbstverleugnung. Kannst du das? Willst du an ihre Stelle treten?«

Er bekam noch keine Antwort. Er fuhr fort:

»Was ich zuerst gedacht hab', ist unmöglich. Du kannst nit als meine Schwägerin allein bei mir leben, du bist zu jung und ich bin zu jung. Und wenn's der Tant' auch recht wäre, ich müßt' für dich nein sagen. Ich mach' keine Werbung mit großen, heißen Worten! Das kann i nit, aber 's ist herzliche Zuneigung! Mir ist's, als fänd' ich in dir Margret wieder. Du aber willst Ossana sein! Trotzdem – trotzdem, denk' ich, kommen wir zusammen, denn in dir ist mehr von der Margret, als du weißt. Und dein eigenes Wesen wirst du mir auch lieb machen. Willst du? Schau, wer so philosophiert, kommt nicht mit glühendem Herzensüberschwang. Willst du trotzdem nehmen, was ich dir bieten kann?«

»Ja!«


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