Karl Philipp Moritz
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Karl Philipp Moritz

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Freundschaft und Zärtlichkeit

Das Pfand der Liebe war nun da – Hartknopf war ein Sohn geboren, und das feste Band der Ehe war noch unauflöslicher gezogen.

Der Herr von G. übersandte ein reiches Angebinde, weil er Schwachheit halber als Taufzeuge nicht zugegen sein konnte. Kersting aber feierte mit Hartknopf diesen Tag in hohem Freundschaftsgenuß; er drückte ihm oft bedeutend die Hand. Und Hartknopf sah in ihm eine feste Stütze bei allen Widerwärtigkeiten des Lebens, einen sicheren Gewährsmann und Bürgen für seine Ruhe.

Zartere Bande knüpften ihn nun an Weib und Kind, aber stärkere an seinen Freund, an den er sich in Sturm und Ungewitter hielt.

Die Freundschaft nimmt die Zärtlichkeit in ihren Busen auf, und schützt sie gegen die rauhen Stürme und gegen den kalten Hauch der Luft. Die Freundschaft verbirgt die Zärtlichkeit in der ernsten Stunde, wo sie unerbittlich und streng die Miene des Hasses annimmt.

Sie ist höher als die Zärtlichkeit, dauernder als die Liebe, stark wie die Tugend, und mächtig wie der Verstand.


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