Karl Philipp Moritz
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Karl Philipp Moritz

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Auszug aus einem Brief, den Hartknopf an mich schrieb

Dieser Brief schilderte mir Hartknopfs Zustand, wie er in den Stunden des frohen Muts zu sein sich vornahm, nicht wie er wirklich war. Er verschwieg mir den inneren Kampf seiner Seele, um sein Beispiel lehrreich für mich zu machen.

Jahre nachher deckte er mir den Schleier auf und ließ mich in die schreckliche Dunkelheit seines damaligen Zustandes blicken, den er mir in seinem Brief mit diesen sanften Worten überkleidete:

»Ich schiffe nun, mein Lieber, den Lebensstrom hinunter – alles atmet Ruhe und Stille um mich her.«

»Ohne Geräusch und Sorgen eilen die Stunden hin. – Kaum bin ich ausgelaufen, und ich finde mich am Ziele.« –

»Unsere Hütten sind gebaut, wir haben unsere Wallfahrt vollendet.«

»Der Seiger unserer Dorfuhr tönt am Morgen, und am Mittag, und am Abend den stillen Frieden in unsere Seelen, und macht uns vertraut mit unteren Wohnungen.«

»Wir gehen friedlich unseren Weg und dulden, und tragen uns einander mit Sanftmut, weil wir vereint zum Grabe wallen.«

»Der Rettichsamen gedeiht auf unseren Feldern, mein Garten steht in voller Blüte, und die Gefährtin meiner stillen Tage ist hoch schwanger.« –

»So ist denn alles, wie es sein kann, und muß, usw.«


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