Karl Philipp Moritz
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Karl Philipp Moritz

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Der Tanz der Liebesgötter

Sie gaukelten über der Pfarrwohnung in Ribbeckenau im Schimmer der Abendröte.

Die Bauern von Ribbeckenau rieben sich die Augen, da sie den Schimmer sahen, und wurden dadurch geblendet – denn die Fenster der Pfarrwohnung warfen einen hellen Glanz von sich. Sie war in einen Feenpalast verwandelt, in welchem die Königin der Liebe thronte.

Sie hatte sich auf einer Abendwolke herabgesenkt, und teilte nickend mit den sanften Augenbrauen ihre Befehle aus. Dann hoben die Liebesgötter in mannigfaltigen verschlungenen Bewegungen den geheimnisvollen Tanz in der Abenddämmerung an und schlossen ihn nicht eher, als bis die Morgendämmerung sich am Himmel zeigte. –

Sterblichen Ohren unvernehmbar ertönte die ganze Nacht hindurch die Luft von süßen Lauten, welche den Tanz beseelten. Die funkelnden Sterne leuchteten dazu, und die Stille der Nacht feierte die wonnevolle Scene.

Dreimal näherte sich der Schlafgebieter mit den Schlummerkörnern, aber Pfeil und Bogen der Tanzenden verscheuchten ihn.


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