Karl Philipp Moritz
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Karl Philipp Moritz

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Das Torfmoor

Mit seinem Stabe in der Hand, den Küster Ehrenpreiß zur Seite, wandelte Hartknopf nun zum ersten Mal über das Torfmoor nach Ribbeckenäuchen hin.

Zur Rechten hatte er die Aussicht über das Torfmoor auf die Heide, zur Linken auf den Küster Ehrenpreiß und einen mit Heidekraut bewachsenen öden Berg, welcher der Krainberg hieß. – Hinter sich sah er den kleinen spitzen Turm von Ribbeckenau, der mit Schiefer, und vor sich den von Ribbeckenäuchen, der mit Schindeln gedeckt war.

Geschah das am grünen Holz, seufzte er bei sich selber, was wird am dürren werden? Denn seine ganzen Hoffnungen waren schon verwelkt, und die Gedanken, welche er jetzt wieder in Worte kleiden sollte, hatten einmal schon ihren frischen Glanz verloren.

Die ganze, Gegend um ihn her lag schwarz und öde –

– in dem ganzen Bezirk, den das Auge sah, war keine Furche gezogen, kein grünes Fleckchen schimmerte hervor –

– das Spiel der Sensen erklang auf diesem Boden nie – nie hielten frohe Schnitter hier ihr Mahl.

Die weidende Herde fand hier keine Nahrung, der Wanderer keinen sicheren Pfad, denn täuschende Wassergraben durchschnitten allenthalben das lockere Moor.

Nichts Gebildetes sproßte aus diesem Boden hervor, der unfruchtbar und öde dalag, um selbst in Kürze zu Asche verbrannt zu werden.

Der Himmel blickte trübe auf die verwaiste Scene herab, und mit schwerem Herzen ging Hartknopf seinen sauren Pfad. –

Er wußte nicht, daß unter dem Turme, der mit Schindeln gedeckt war, ein paar freundliche Gesichter auf ihn warteten, aus denen der Tag wieder in seine Seele lächeln würde, da er es am wenigsten vermutete.


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