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Dreizehntes Kapitel

Nach wenigen Tagen hatte Toby sich von den Folgen seines Erlebnisses mit den Happar-Kriegern erholt; unter dem Einfluß der guten Teinor und ihrer heilsamen Kräuter heilte seine Wunde rasch. Ich war weniger glücklich; mein Fuß blieb lahm, während die Ursache mir ein Geheimnis war. Ich wußte nun, daß die Heilkunst der Eingeborenen mir nicht helfen konnte; vom Verkehr mit der zivilisierten Welt war ich abgeschnitten; ich wußte, daß ich, solange ich in diesem Zustand war, selbst wenn sich mir ein Weg geboten hätte, das Tal nicht verlassen konnte, und da ich den Eingeborenen keineswegs traute, gab ich alle Hoffnung auf Heilung und Flucht auf und versank in Trübsinn. Weder das freundliche Zureden Tobys, noch Kory-Korys hingebungsvolle Dienste, noch Fayawehs sanfter Einfluß vermochten mich aufzuheitern.

Eines Morgens, als ich traurig und gleichgültig auf den Matten lag, kam Toby, der mich vor etwa einer Stunde verlassen hatte, plötzlich eilig zurück und erzählte mir jubelnd, ich sollte guten Muts und fröhlich sein, denn aus dem Treiben der Eingeborenen glaube er, daß Boote sich der Bucht näherten. Die Nachricht wirkte auf mich wie Zauber. Die Stunde der Befreiung schien gekommen. Ich sprang auf und sah alsbald, daß irgend etwas Ungewöhnliches bevorstand. Aus allen Richtungen scholl das Wort »Botih! Botih!«; aus der Ferne hörte man Rufe, die bei jeder Wiederholung lauter wurden und näher kamen, bis sie ein Bursche in einem Kokosnußbaum, wenige Schritte von uns entfernt, aufnahm und weitergab; im nächsten Hain wurden sie wiederholt und erstarben allmählich in der Ferne, während die Nachricht so bis in die letzten Winkel des Tales drang. Das war der mündliche Telegraph der Eingeborenen; auf diese Weise konnten kurze Mitteilungen in wenigen Minuten vom Meeresufer bis zur letzten Hütte über eine Entfernung von mindestens acht oder neun Meilen weitergegeben werden. Zur Zeit war dieser Telegraph in voller Arbeit, eine Mitteilung folgte der anderen mit unbegreiflicher Schnelligkeit.

Alle schienen in größter Aufregung. Bei jeder neuen Nachricht verdoppelten die Eingeborenen ihre Anstrengungen: sie sammelten Früchte, um sie den erwarteten Besuchern zu verkaufen. Einige rissen die zottige Hülle von den Kokosnüssen, andere in den Baumwipfeln warfen ihren Gefährten Brotfrüchte zu, die sie unten einsammelten, während andere mit raschen Fingern Laubkörbe flochten, um die Früchte zu befördern. Da und dort sah man einen stämmigen Krieger seinen Speer mit einem Stück alten Tappatuches putzen oder die Gürtelfalten um seine Lenden richten; oder ein junges Mädchen sich mit Blumen schmücken, da sie offenbar irgendeine Eroberung im Auge hatte, und wie überall in der Welt, wo es Eile und Verwirrung gibt, rannten viele Leute mit erstaunlichem Eifer hin und her, die durchaus nichts taten und die anderen nur hinderten.

Noch niemals hatten wir die Eingeborenen in solcher Aufregung gesehen, und der Anblick bewies zur Genüge, daß das Ereignis ein seltenes war. Und wenn ich dachte, wie lange es dauern konnte, bis mir eine ähnliche Gelegenheit zur Flucht sich bieten würde, beklagte ich bitter, daß ich nicht in der Lage war, diese Gelegenheit wirksam auszunützen.

Es sah aus, als ob die Eingeborenen besorgten, zu spät zum Strand zu kommen, wenn sie sich nicht außerordentlich anstrengten. Krank und lahm wie ich war, wäre ich sofort mit Toby aufgebrochen, aber Kory-Kory weigerte sich nicht nur, mich zu tragen, er wollte auch selbst die Nähe des Hauses nicht verlassen. Auch die anderen Wilden widersetzten sich unseren Wünschen und schienen über meine ernsten Bitten betrübt und erstaunt. Ich sah ganz klar, daß mein Diener zwar nicht dergleichen tat, aber ganz entschlossen war, mich am Mitkommen zu hindern. Und er schien, wie auch öfters nachher, einem Befehl zu gehorchen, obschon ich an seiner wirklichen Zuneigung für mich nicht zweifeln konnte.

Toby, der entschlossen war, mit den anderen hinunterzugehen, und sich gehütet hatte, solche Begier danach zu zeigen wie ich, stellte mir vor, daß ich ganz unmöglich den Strand rechtzeitig erreichen konnte. »Siehst du nicht,« sagte er, »daß die Wilden selbst zu spät zu kommen fürchten? Ich würde gleich losrennen, aber wenn ich zuviel Eifer zeigte, könnte ich meine Aussichten vernichten. Wenn du möglichst ruhig und uninteressiert bliebest, würde das ihren Verdacht verringern, und dann würden sie wenigstens mich mit zum Strand gehen lassen und vielleicht glauben, daß ich aus bloßer Neugier gehe. Sollte ich bis an die Boote gelangen, so kann ich den Leuten sagen, in welcher Lage du hier bist, und dann kann etwas für uns getan werden.«

Ich mußte dies einsehen. Und in der Tat, sowie die Eingeborenen begriffen, daß ich hierbleiben wollte, erhoben sie weiter keine Einwendung dagegen, daß Toby mit hinunterging, ja, sie begrüßten es mit Freude. Dieses seltsame Verhalten gab mir viel zu denken und ließ spätere Ereignisse noch geheimnisvoller erscheinen.

Die Eingeborenen liefen jetzt eiligst den Pfad entlang, der zur See führte. Ich schüttelte Toby warm die Hand und gab ihm meinen Paytahut, damit er seinen verwundeten Kopf vor der Sonne schützen konnte, weil er den seinen verloren hatte. Er erwiderte meinen Händedruck herzlich, versprach mir feierlich, zurückzukehren, sobald die Boote den Strand verlassen hätten, sprang davon und verschwand im Wäldchen.

Obwohl meine Gedanken keine erfreulichen waren, fand ich doch das eigenartige Schauspiel vor mir höchst unterhaltend. Auf dem engen Wege drängten sich die Eingeborenen, beladen mit Früchten jeder Art. Da versuchte einer vergeblich, ein widerspenstiges Schwein an einer Schnur vorwärtszubringen und mußte das Tier schließlich in die Arme nehmen und es, während es sich beständig sträubte und quiekte, an seiner nackten Brust tragen. Jetzt kamen zwei, die man für die hebräischen Kundschafter hätte halten können, als sie mit ihrer Riesentraube zu Moses zurückkehrten. An einer langen Stange, die auf ihren Schultern ruhte, hing ein mächtiges Bündel von Bananen, das bei ihrem schaukelnden Gang hin und her schwankte. Dort lief einer schwitzend, der eine Menge von Kokosnüssen trug und in der Angst, zu spät zu kommen, nicht darauf achtete, daß die Früchte aus seinem Korbe sprangen, und nur hinunterkommen zu wollen schien, ohne Rücksicht darauf, ob die Kokosnüsse mitkamen. Bald war der letzte vorüber und die schwachen Rufe erstarben allmählich. Unser Teil des Tales war fast völlig verlassen, nur Kory-Kory, sein alter Vater und ein paar andere alte Leute waren dageblieben.

Gegen Sonnenuntergang begannen die Insulaner in kleinen Trupps vom Strande zurückzukommen; aber vergeblich suchte ich unter ihnen Toby zu erspähen. Ein Trupp nach dem anderen kam vorüber, ohne daß ich ihn erblickte. Da ich indessen dachte, daß er mit jemandem vom Hause zurückkehren würde, wahrscheinlich mit der schönen Fayaweh, so blieb ich ruhig und wartete geduldig. Endlich sah ich die alte Teinor kommen, hinter ihr alle Mädchen und jungen Leute, die in Marheyos Haus wohnten, aber mein Genosse war nicht bei ihnen, und von tausend Ängsten erfüllt, suchte ich den Grund zu erfahren. Bei meinen dringenden Fragen schienen die Eingeborenen in Verlegenheit zu kommen. Ihre Auskünfte waren widersprechend; der eine gab mir zu verstehen, daß Toby in kürzester Zeit da sein würde, ein anderer sagte, er wüßte nicht, wo er wäre, während der dritte mir unter heftigen Schmähungen auf ihn versicherte, daß er sich fortgestohlen hätte und nie wiederkommen würde. Ich schloß daraus, daß sie mir irgendein schreckliches Unglück verhehlen wollten, und in wirklich großer Angst, daß etwas Verhängnisvolles sich ereignet hatte, suchte ich die junge Fayaweh auf, um von ihr, wenn möglich, die Wahrheit zu hören.

Das liebenswürdige Wesen hatte mich von Anfang an angezogen, nicht nur durch ihre außerordentliche Schönheit, sondern auch, weil der Ausdruck ihres Gesichtes ungewöhnliche Intelligenz und Wärme verriet und etwas überaus Gewinnendes hatte. Von all den Eingeborenen schien sie allein zu verstehen, was wir, Toby und ich, in unserer Lage fühlen mußten. Wenn sie zu mir sprach – besonders wenn ich in Schmerzen auf der Matte lag –, war in ihrem Wesen eine Zärtlichkeit, die ich weder mißverstehen noch der ich widerstehen konnte. Sooft sie das Haus betrat, zeigte ihr Gesicht die lebhafteste Sympathie für mich. Gewöhnlich kam sie auf mich zu, den einen Arm mit einer mitleidigen Gebärde ein wenig erhoben, sah mich mit ihren großen leuchtenden Augen lange an und murmelte mit klagender Stimme »Awah! Awah, Tommo!« und setzte sich dann traurig neben mich. Ich war überzeugt, daß sie tiefes Mitleid mit mir hatte, da ich so fern von meinem Land und allen Freunden völlig hilflos lag. Sie schien sogar zu begreifen, daß Bande mit der Heimat rauh zerrissen waren, daß Schwestern und Brüder auf unsere Rückkehr warteten, die uns vielleicht nie mehr sehen würden. So erschien mir Fayaweh wenigstens, und mit vollem Vertrauen in ihre Aufrichtigkeit und ihr Verständnis, wendete ich mich jetzt an sie. Meine Fragen schienen sie sichtlich zu betrüben. Sie sah die Umstehenden der Reihe nach an, als ob sie nicht wüßte, was sie sagen sollte. Endlich gab sie nach und bedeutete mir, daß Toby mit den Booten abgefahren war, aber versprochen hatte, nach drei Tagen zurückzukehren. Im ersten Augenblick warf ich ihm innerlich Treulosigkeit vor, da er mich so verlassen hatte, dann aber beruhigte ich mich in dem Gedanken, daß er nur die Gelegenheit benützt hatte, nach Nukuhiva zu kommen, um von dort aus irgend etwas zu unternehmen, damit auch ich das Tal verlassen könnte, Jedenfalls, dachte ich, wird er mit den nötigen Medizinen wiederkommen, und sobald ich gesund bin, kann es weiter keine Schwierigkeit geben. Damit tröstete ich mich und schlief diese Nacht froher ein als in der ganzen letzten Zeit. Der nächste Tag verging, ohne daß die Eingeborenen von Toby gesprochen hätten. Sie schienen den Gegenstand meiden zu wollen. Dies machte mich besorgt, aber als die Nacht kam, freute ich mich, daß der zweite Tag vorüber war und Toby am nächsten Morgen wieder hier sein würde. Aber der Morgen kam und verging, und er erschien nicht. Ah, dachte ich, er rechnet die drei Tage von der Abfahrt an, also wird er morgen kommen. Aber wieder verging ein öder Tag ohne seine Rückkehr. Auch jetzt wollte ich noch nicht verzweifeln. Ich dachte, daß irgend etwas ihn aufgehalten hatte, daß er warten mußte, bis ein Boot von Nukuhiva abfuhr; in zwei, drei Tagen würde ich ihn wiedersehen. Aber Tag auf Tag verging und zuletzt verlor ich alle Hoffnung. Ja, dachte ich finster, ihm ist die Flucht gelungen, und was mit mir geschieht, ist ihm gleichgültig. Ich Narr, zu glauben, daß einer freiwillig wieder in das gefährliche Tal zurückkehren wird, wenn er einmal daraus entkommen ist! Er ist fort, und ich muß mich allein all der Gefahren ringsum erwehren. Manchmal fand ich einen verzweifelten Trost darin, Tobys abscheuliche Perfidie ihm im Geist vorzuhalten, während ich zu anderen Zeiten bitter bereute, daß meine eigene Unklugheit mein Schicksal herbeigeführt hatte. Manchmal aber dachte ich, daß die verräterischen Wilden ihn vielleicht einfach beseitigt hatten und darum durch meine Fragen so verwirrt geworden und so widersprechende Antworten gegeben hatten; oder daß er vielleicht in einem anderen Teil des Tales gefangengehalten würde, oder noch schrecklicher, daß ihn das Schicksal erreicht hatte, vor dem mir am meisten schauderte. Aber all dies waren müßige Gedanken; Toby kehrte nicht wieder, und es kam keine Nachricht von ihm.

Das Benehmen der Eingeborenen schien unerklärlich. Sorgfältig vermieden sie jede Anspielung auf ihn, und wenn sie einmal auf meine Fragen antworten mußten, dann nannten sie ihn einen undankbaren Ausreißer, der seinen Freund verlassen und sich nach dem schändlichen und niederträchtigen Nukuhiva begeben hatte. Dagegen wurden die Eingeborenen immer freundlicher und aufmerksamer und behandelten mich beinahe, als ob ich ein himmlischer Gast gewesen wäre. Kory-Kory wich nicht von meiner Seite, es wäre denn, um mir einen Wunsch zu erfüllen. Zweimal an jedem Tag, in der Morgenfrische und in der Kühle des Abends, bestand der treue Mensch darauf, mich zum Fluß zu tragen und mich in seinen erfrischenden Wassern zu baden. Nachmittags trug er mich häufig an eine besondere Stelle am Fluß, deren Schönheit tatsächlich einen lindernden Einfluß auf meine Traurigkeit hatte. Die Wasser strömten dort zwischen, grasbewachsenen Ufern, die mit ungeheuren Brotfruchtbäumen bepflanzt waren, deren mächtige Zweige sich über dem Fluß vereinten und ein Laubdach über ihm bildeten; in der Nähe waren einige glatte schwarze Felsen, und einer davon, der mehrere Fuß über die Wasserfläche ragte, hatte oben eine flache Höhlung, die mit frisch gesammelten Blättern gefüllt, ein entzückendes Lager bot.

Hier lag ich oft stundenlang mit einem gazeartigen. Tappaschleier bedeckt, während Fayaweh neben mir saß und mit einem aus frischen Kokospalmblättern geflochtenen Fächer die Insekten vertrieb, die mir gelegentlich ins Gesicht flogen, und Kory-Kory, um mich aufzuheitern, tausend Schwimmkünste im Wasser ausführte. Wenn mein Auge den Fluß entlang blickte, fiel es vielleicht auf die Gestalt irgendeines schönen Mädchens, das halb im durchsichtigen Wasser stand und in einem kleinen Netz eine winzige Art von Schellfischen fing, die die Leute dort besonders gerne essen. Oder eine schwatzende Gruppe saß mitten im Bach am Rand eines niedrigen Felsens, eifrig damit beschäftigt, Kokosnußschalen abzuflachen und zu polieren, indem sie sie im Wasser rasch mit einem kleinen Stein rieben. Auf diese Weise machen sie daraus leichte und elegante Trinkgefäße, die beinahe wie Becher aus Schildpatt aussehen. Aber die schöne Landschaft und das reizende Leben in ihr war nicht mein einziger Trost. Jeden Abend sammelten sich die Mädchen um mich auf den Matten, jagten Kory-Kory fort – der sich indessen nie weit entfernte und sie eifersüchtig beobachtete –, dann rieben sie meinen ganzen Körper mit einem duftenden Öl, das aus einer gelben Wurzel gepreßt wird, die sie vorher zwischen Steinen zerstampften, und die in ihrer Sprache »Ekah« heißt. Dies rief stets ein wonniges Gefühl hervor, bei dem ich für eine kurze Zeit all meine Sorgen vergaß.

Manchmal, in der Kühle des Abends, führte Kory-Kory mich auf das Pai-Pai vor dem Hause hinaus, bereitete mir einen Sitz nahe am Rand und wickelte mich in Tappa ein, um mich vor den Insekten zu schützen. Er brauchte mindestens zwanzig Minuten, ehe er es mir seiner Ansicht nach bequem genug gemacht hatte. Dann holte er meine Pfeife, zündete sie an und reichte sie mir. Dazu mußte er oft eigenes Feuer machen, und das tat er in höchst merkwürdiger Weise. Ein gerader, trockener, zum Teil verwitterter Hybiscusstock, etwa sechs Fuß lang und drei Zoll im Durchmesser, sowie ein kleineres Stückchen Holz, das nur einen Fuß lang und kaum einen Zoll breit ist, finden sich in jedem Hause in Taïpi, so gewiß wie eine Streichholzschachtel in jeder Küche bei uns.

Der Eingeborene lehnt den dickeren Stock schräg gegen irgendeine Stütze in einem Winkel von fünfundvierzig Grad, setzt sich rittlings darauf, als wollte er Steckenpferd reiten, faßt dann das kleinere Holz fest mit beiden Händen und reibt dessen spitzes Ende langsam auf dem großen Stock wenige Zoll weit hin und her, bis in dem Holz eine enge Rinne entsteht, an deren oberem Ende sich die durch die Reibung gebildeten Stäubchen anhäufen. Zuerst ist die Bewegung eine ganz gemächliche, wird aber immer schneller, zuletzt fährt das spitze Holz wie rasend in der rauchenden Rinne auf und nieder, der Mann bewegt seine Hände mit erstaunlicher Schnelligkeit und der helle Schweiß bricht ihm aus. Er arbeitet keuchend fort und die Augen treten vor Anstrengung fast aus den Höhlen. Dies ist der kritische Augenblick; die ganze Arbeit ist umsonst, wenn er die Schnelligkeit der Bewegung nicht solange durchführen kann, bis der widerwillige Funke erzeugt ist. Plötzlich hält er inne, sitzt bewegungslos. Die Hände halten noch das kleinere Holz fest und drücken es krampfhaft gegen das obere Ende der Rinne, wo der feine Staub sich gesammelt hat, als hätte er eine Viper durchbohrt, die sich windet und sträubt, um ihm zu entkommen. Im nächsten Augenblick kräuselt sich der zarte Rauchfaden in die Luft, das Häufchen feinen Holzstaubs ist in Glut, und Kory-Kory steigt atemlos von seinem hölzernen Rosse.

Dieses Feueranmachen ist die schwerste Arbeit, die ich je auf Taïpi gesehen; und hätte ich ihre Sprache genug beherrscht, so hätte ich den einflußreichsten Eingeborenen vorgeschlagen, ein Kollegium von Vestalinnen einzusetzen, die in der Mitte des Tales das unentbehrliche Feuer zu pflegen hätten, wodurch viel Kraft erspart worden wäre. Aber vielleicht hätte die Durchführung ihre Schwierigkeiten gehabt.

Daran kann man den Unterschied zwischen wildem und kultiviertem Leben erkennen. Ein Herr in Taïpi kann eine zahlreiche Familie aufziehen und allen eine anständige Kannibalen-Erziehung geben, mit viel weniger Anstrengung, als er zum Feuermachen braucht, während ein armer europäischer Handwerker zwar in einer Sekunde Feuer machen kann, aber verzweifelt arbeiten muß, um seinen hungernden Sprößlingen die Nahrung zu schaffen, die die Kinder eines Polynesiers, ohne ihre Eltern zu bemühen, vom nächsten Baum pflücken.


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