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Eilftes Kapitel.

Ich unterbreche ein Eheduett und werfe ein Boot um. – Weil dies auf trockenem Lande geschieht, ertrinkt Niemand dabei. – Tom verläßt ein Kriegsschiff, weil es ihm nicht gefällt. – Ich finde, daß der Stand eines Gentleman dem Stande eines Fährmanns vorzuziehen ist.

Mein erstes Geschäft bei meiner Rückkehr war, den alten Tom zu besuchen und ihn von dem Wohlbefinden seines Sohnes zu benachrichtigen. Die Sehnsucht würde mich zuerst zu Herrn Drummond geführt haben, aber ich fühlte, daß es meine Pflicht erforderte, dieses Vergnügen aufzuschieben. Spät Abends kam ich im Gasthofe an und früh Morgens ging ich an den Steg der Westmünster-Brücke hinab, wo ich mit dem gewöhnlichen Rufe: »Boot, Sir?« begrüßt wurde. Eine Masse von Erinnerungen drang sich bei dem wohlbekannten Tone meinem Gedächtnisse auf; in wenigen Sekunden schien mein ganzes Leben an meinem Geiste vorübergezogen zu sein, als ich meinen Sitz im Spiegel eines Kahnes einnahm, und dem Fährmanne die Weisung gab, er solle den Strom hinaufrudern. Es war ein sehr schöner Morgen und sogar zu dieser frühen Stunde schon beinahe zu warm, so kräftig wirkte die Sonne. Ich betrachtete jeden Gegenstand, an dem wir vorbeifuhren, mit unbeschreiblicher Theilnahme; jeder Baum – jedes Gebäude – jede Landspitze; – sie alle waren alte gute Freunde, die sich im Glanze der Morgensonne meines Glückes zu freuen schienen. Drangen sich mir bisweilen auch schmerzliche Erinnerungen auf, so war ich doch im Ganzen in eine zu süße Träumerei versenkt, um eine Störung zu wünschen; jene Schattenbilder waren blos leichte Wolken, die nur in dem Augenblicke, wo sie vorüberflogen, die schimmernde Sonne meiner Seligkeit umdunkelten. Endlich erblickte ich das wohlbekannte Wohnhaus des alten Tom, seine große Tafel mit der Inschrift: »Boote auf Bestellung gebaut,« und den halben Kahn, der am Ende des Hauses lehnte. Da erinnerte ich mich des Zweckes meiner Fahrt; ich hieß den Schiffsmann an den Damm heranrudern, bezahlte ihn reichlich und entließ ihn; denn ich hatte bemerkt, daß der alte Tom um einen umgestürzten Nachen herumhumpelte und seine Frau in der warmen Sonne auf der Bank in dem halben Boote saß und emsig an ihren Netzen strickte. Ich war so still gelandet und Beide waren so sehr in ihr Geschäft vertieft, daß sie mich nicht wahrgenommen hatten. Um sie zu überraschen, schlich ich um's Haus herum und stellte mich hinter das alte Boot, wo ich ihr Gespräch mit anhörte.

»Ich glaube,« sagte der alte Tom, sein Hämmern eine Zeit lang unterbrechend, »alle Nägel in Birmingham würden dieses Boot nicht wasserdicht machen. Die Planken sind so verfault, wie eine Birne, und die Nägel fallen durch. Ich habe schon ein Stück weiter eingesetzt, als bedungen war, und wenn ich hier nicht noch eines einsetze, so schwimmt das Boot in seinem Leben nie.«

»Nun so setze noch eins ein,« bemerkte Frau Beazeley.

»Ja, das will ich; aber ich hab' 'nen Gedanken, daß ich bei diesem Geschäfte mein eigenes Geld verliere – 7 Sch. 6 Pf. langt nicht für Arbeit und Alles. Doch was macht's?« Und er stimmte den Vers an:

»Die See ist die Lust
Der freien Brust;
Das Festland hat nur Ketten;
Doch auf den Wogen
Zur Freiheit erzogen
Weiß sich die Liebe zu retten.«

»Nun, wenn du singst, so sing auch die Wahrheit, Beazeley,« sagte die alte Frau. »Ist nicht dein Junge zum Dienst gepreßt worden? wie kannst du von Freiheit reden?«

Der alte Tom antwortete durch die Fortsetzung seines Liedes:

»Kein Auge wacht und keine Zunge sticht,
Die Erd' ist fern und nah' des Himmels Licht.«

»Ja, ja,« erwiederte die alte Frau, »kein Auge wacht; er mag krank oder betrübt sein – er mag an Wunden oder an einem tödtlichen Fieber darniederliegen; kein Mutterauge wacht über ihn. Was aber das Fernsein der Erde betrifft, so glaube ich nicht, daß Toms Gedanken von seiner Mutter fern sind.«

Der alte Tom erwiederte:

»Die Zeit geht vorbei,
Doch Liebe und Treu
Bleibt überall ewig dieselbe.«

»Das ist wahr, Tom, das ist wahr, und ich glaube fest, er denkt in diesem Augenblicke an Vater und Mutter und liebt uns mehr, als je.«

»Das glaube ich auch,« erwiederte der alte Tom, »das heißt, wenn er nichts Besseres zu thun hat, aber Alles hat seine Zeit, und wenn einer seine Pflicht als Matrose thut, so darf er seine Gedanken nicht auf die Wanderschaft schicken. Fürchte doch nicht, Alte, er wird wieder kommen.

Dort oben schwebt ein schöner kleiner Cherub,
Der für des Armen Leben sorgend wacht.«

»Gott gebe es! Gott gebe es!« versetzte die alte Frau, ihre Augen mit der Schürze trocknend und ihre Arbeit wieder aufnehmend. »Er scheint seinen letzten Briefen nach,« fuhr sie fort, »über und über in dieses Mädel, die Marie Stapleton, vernarrt zu sein, und bisweilen meine ich, sie bekümmere sich nicht wenig um ihn, aber sie hat nie lange den nämlichen Kopf. Es gefiel mir gar nicht, wie sie mit den Soldaten scherwenzelte, und zu gleicher Zeit sagt Tom, sie schreibe ihm, daß sie nach Keinem nichts frage, als nach ihm.«

»Weiber sind – Weiber! das ist ausgemacht,« versetzte der alte Tom, und nachdem er eine Zeitlang geschwiegen hatte, zeigte er, daß seine Gedanken bei seinem Sohne verweilten, indem er sang:

»Marie, wenn jene unermess'ne See
Uns scheidet, ach vielleicht auf immer scheidet.
So denke nicht, daß dieses Herz sich je
Von dir entfernt und nicht mehr um dich leidet!
Und weile ich im fernen Himmelsstrich,
Gebrochnen Herzens, freundlos und vergessen,« –

»Sage das nicht, Tom, sage das nicht,« unterbrach ihn die alte Frau.

Tom fuhr fort:

»So wein' ich um die Heimath und um dich,
Und all die Freunde, die ich dort besessen.«

»Ja, das thut der arme Bursche, das muß ich sagen. Was würde ich geben, um sein holdes, lächelndes Gesicht zu sehen,« sagte Frau Beazeley.

»Und ich würde auch nicht wenig darum geben, Alte. Aber's ist Pflicht für Jedermann, seinem Vaterlande zu dienen, und das muß auch Tom, wie es sein Vater vor ihm gethan hat. Ich freue mich, bis er wieder kommt, aber es thut mir nicht leid, daß er fort ist. Unsere Schiffe müssen bemannt werden, Alte, und wenn sie die Leute mit Gewalt nehmen, so geschieht es nur deswegen, weil keiner freiwillig geht, das ist Alles. Wenn sie einmal an Bord sind, so denken sie nicht mehr daran. Ihr Weibsleute wollt gerade so gepreßt sein, wie die Mannsbilder, und 's ist im Grund Ein Handel.«

»Wie so, Tom?«

»Nun, wenn wir euch die Cour machen und euch heirathen wollen, thut ihr da nicht spröde und saget nein? Ihr möchtet euch gern küssen lassen, aber wir müssen die Küsse mit Gewalt nehmen. So ist's mit der Bemannung eines Schiffes; die Bursche sagen alle nein, aber wenn sie einmal dort sind, so gefällt ihnen der Dienst, von wegen weil sie gepreßt sein wollen, wie ihr. Schreibt uns nicht Tom, daß er ganz glücklich ist, und daß er sich nichts darum bekümmert, wo er sich herumtreibt, so lange nur Jacob bei ihm ist?«

»Ja, das ist wahr, aber sie sagen, Jacob sei frei und komme heim, nun daß er zu einem Vermögen gekommen sei; was wird Tom dazu sagen?«

»Das ist freilich das Schlimmste daran. Ich glaube, Jacob hat das Herz auf dem rechten Flecke; aber der Reichthum ist das Verderben des Menschen, doch wir wollen sehen. Wenn sich Jacob nicht »ächt blau« erzeigt, so will ich keinem Menschen mehr trauen; aber 's gibt Wechselfälle in der Welt, das ist ausgemacht.

Fortuna lächelt uns und zürnt uns wieder,
Und gibt uns Allen unser Auf und Nieder;
Doch zürnt sie heute, dürfen wir nicht hoffen.
Sie zeige morgen uns den Himmel offen?«

»Ich wünschte nur, Jacob wäre hier, das ist Alles.«

»Dann ist Euer Wunsch erfüllt, guter alter Freund,« rief ich auf ihn zueilend und seine Hand fassend; aber der alte Tom war so sehr überrascht, daß er zurückschrak, das Gleichgewicht verlor und mich mit ihm zu Boden riß, so daß wir mit einander auf den Sand rollten. Aber das war nicht der einzige Zufall; die alte Frau wurde dermaßen erschreckt, daß sie von der Bank in dem alten Boot aufsprang und in dasselbe zurückfiel. Das Boot, das schon verfault war, als es aufgestellt wurde, hatte schon seit einer Reihe von Jahren den Kämpfen der Elemente beigewohnt, und vermochte einer solchen Last nicht mehr Stand zu halten. Es wich der Gewalt, die das alte Weib plötzlich anwendete, und Frau und Boot gingen mit einander nieder, wobei die erstere kreischte und sich zwischen den vermorschten Planken krümmte, welche sich nach einem so langjährigen vertrauten Verhältniß von einander trennen mußten. Ich war zuerst wieder auf den Beinen und eilte der Frau Beazeley zu Hülfe, welche vom Staub des faulen Holzes und vertrockneten Pechs beinahe erstickt war; der alte Tom eilte mir zu Hülfe, und so brachten wir das alte Weib wieder auf seine Beine.

»Herr im Himmel!« rief sie, »Herr im Himmel! Ich glaube, meine Hüfte ist verrenkt. Gott, wie haben Sie mich erschreckt, Herr Jacob!«

»Ja,« sagte der alte Tom, mir mit Wärme die Hand drückend, »wir überschlugen Alle, das alte Boot und Alles. Welch einen Wurf hast du gethan, uns alle niedergekugelt, wie ein Kegelspiel. Gut! Junge, freut mich, dich zu sehen, und trotz deiner Takelung bist du immer noch der Jacob Ehrlich.«

»Ich hoffe wenigstens,« versetzte ich; und wir gingen in's Haus, wo ich ihnen mittheilte, was vorgefallen war, und was ich thun wollte, um Tom's Entlassung auszuwirken. Dann verließ ich sie mit dem Versprechen, bald wieder zu kommen, rief einen Kahnführer, der eben den Strom hinaufruderte, und fuhr nach der Wohnung meines alten Freundes, des Domine, von dessen, sowie von Mariens und Stapletons Wohlbefinden ich bereits versichert worden war.

Aber als ich unter der Putneybrücke durchfuhr, dachte ich, es wäre eben so gut, wenn ich den alten Stapleton gleich besuchen würde, und sagte zu dem Schiffer, er solle dort anfahren. Ich eilte nach Stapleton's Hause, und ging die Treppe hinauf, wo ich Marie in tiefem Gespräch mit einem hübschen, jungen Mann in einer Sergeantenuniform des 93. Regiments traf. Marie, welche noch schöner geworden war, seit ich sie das letzte Mal gesehen hatte, schrak zusammen und schien mich Anfangs nicht zu erkennen; dann erröthete sie bis über die Stirne und bewillkommnete mich mit einem Zwang, den ich vorher nie an ihr bemerkt hatte. Der Sergeant schien geneigt, das Feld zu behaupten; aber da ich sie bei der Hand faßte und ihr sagte, ich hätte eine Botschaft von Jemanden, den sie, wie ich hoffe, nicht vergessen haben würde, gab er ihr einen Wink und ging die Treppe hinab. Vielleicht lag eine gewisse Strenge in meinem Gesicht, als ich sagte, »Marie, ich weiß nicht, ob ich dir, nach dem, was ich gesehen habe, die Botschaft noch ausrichten darf; der Genuß, den ich mir von unserem Wiedersehen versprochen hatte, ist durch das, was ich hier gefunden, ohnedies verbittert. Wie entehrend ist es, mit den Gefühlen eines Mannes zu spielen, ihm von Treue und Beständigkeit zu schreiben und in demselben Augenblicke einem Andern Hoffnung zu machen!«

Marie ließ den Kopf sinken. »Wenn ich Unrecht gethan habe, Herr Ehrlich,« sagte sie, »so habe ich doch Tomen nicht Unrecht gethan; was ich geschrieben habe, das habe ich gefühlt.«

»Wenn das der Fall ist, warum thust du einem Andern Unrecht? Warum machst du einem andern jungen Mann Hoffnung, nur um ihn unglücklich zu machen?«

»Ich habe ihm nichts versprochen; aber warum kommt Tom nicht, um nach mir zu sehen? Ich kann hier nicht ewig Trübsal blasen. Ich habe Niemand, mit dem ich umgehen könnte, denn mein Vater sitzt immer im Bierhause; sonst ist kein Mensch da, mit dem ich sprechen könnte. Zudem ist Tom fort, und bleibt vielleicht noch lange weg, und Entfernung kurirt die Liebe bei den Männern, wiewohl es bei den Weibern nicht der Fall ist.«

»Es scheint also, Marie, du möchtest gern für den Nothfall zwei Sehnen an deinem Bogen haben?«

»Sollte die erste reißen, so wäre eine zweite gar nicht zu verschmähen,« erwiederte Marie. »Aber 's ist immer so,« fuhr sie mit steigender Heftigkeit fort. »Ich kann mich nie in einer Lage befinden, die nicht recht ist; sobald ich irgend etwas thue, was nicht ganz am Platze ist, so darf ich darauf zählen, daß Sie dazu kommen, wenn man Sie am wenigsten erwartet, am wenigsten aber herbeiwünscht. Ist's doch, als ob Sie dazu geboren wären, mein unaufhörlicher Ankläger zu sein.«

»Klagt dich nicht dein eigenes Gewissen an, Marie?«

»Herr Ehrlich,« fuhr sie noch heftiger werdend fort; »Sie sind nicht mein Beichtvater; aber thun Sie, was Ihnen gut dünkt – schreiben Sie Tom, wenn es Ihnen beliebt – sagen Sie ihm Alles, was Sie gesehen haben, und Alles, was Sie davon denken – machen Sie ihn und mich unglücklich und elend – ich bitte Sie, thun Sie es. Es wird ein Freundschaftsdienst von Ihnen sein, und da Sie jetzt ein vornehmer Mann sind, können Sie Tom leicht überzeugen, daß ich eine leichtfertige Dirne sei.«

Marie legte die Hände auf den Tisch und verbarg ihr Gesicht darin.

»Ich kam nicht hierher, um dich zu richten, Marie; es steht dir frei, zu handeln, wie dir's beliebt, und ich habe kein Recht, dir etwas einzureden; aber da Tom mein erster und bester Freund ist, so werde ich über Alles sorgfältig wachen, was seine Wohlfahrt und sein Glück betrifft. Wir sind so lange bei einander gewesen und ich bin so vertraut mit allen seinen Gefühlen, daß ich überzeugt bin, wenn je ein junger Mensch von ganzer Seele an einem Mädchen hängt, so ist es bei ihm in Bezug auf dich der Fall; und ich kann noch hinzusetzen, wenn es je einen jungen Menschen gab, der Gegenliebe verdiente, so ist es Tom. Als ich ihn verließ, was noch keinen Monat her ist, bat er mich, vor Allem dich zu besuchen und dich seiner unveränderlichen Liebe zu versichern; und jetzt stehe ich im Begriff, seine Entlassung auszuwirken, damit er bald zurückkehren kann. Auf diesen Punkt sind alle seine Gedanken gerichtet, und mit der äußersten Ungeduld wartet er auf die Ankunft seines Entlassungsbriefes, um wieder bei dir sein zu können. Du kannst es am besten beurtheilen, ob seine Rückkehr eine Quelle der Glückseligkeit sein wird oder nicht.«

Marie richtete sich auf – ihr Gesicht war mit Thränen benetzt. »Also wird er bald wieder kommen, und ich soll ihn wiedersehen? Ja, wahrhaftig, seine Rückkehr soll keine Quelle des Unglücks für ihn sein, wenn ich ihn beseligen kann – gewiß nicht, Herr Ehrlich; aber ich bitte Sie, sagen Sie ihm nichts von meiner Thorheit – bitte Sie, thun Sie es nicht – warum ihn unglücklich machen? – Ich beschwöre Sie, thun Sie es nicht. Ich will anders werden. Versprechen Sie mir es, Jacob, nicht wahr?« fuhr Marie fort, indem sie mich beim Arme hielt und mir flehentlich in's Gesicht blickte.

»Marie, ich will nie den Friedensstörer machen, aber vergiß es nicht, ich verlange die Erfüllung deines Versprechens.«

»Oh! und ich will es halten, jetzt, da ich weiß, daß er bald nach Hause kommt. Ich kann, ich glaube, ich kann – ich bin überzeugt, ich kann ein paar Monate ohne Liebelei bleiben. Aber ich wollte nur, ich würde nicht so viel allein gelassen. Wenn nur Tom zu Hause wäre, um nach mir zu sehen, denn sonst ist Niemand hier, und ich kann nicht selbst auf mich Acht haben.«

Ich las es in Marien's Zügen, daß es ihr Ernst war, darum machte ich Frieden mit ihr, und wir unterhielten uns zwei Stunden lang mit einander; der Hauptgegenstand unseres Gesprächs war Tom. Als ich sie verließ, hatte sie ihre gewohnte Geisteskraft wieder gewonnen, und beim Abschied sagte sie mit einem schlauen Blicke: »Jetzt sollst du sehen, wie weise und klug ich mich benehmen werde.«

Ich reichte ihr die Hand und verließ sie, um meinen alten Freund Stapleton aufzusuchen, der wie gewöhnlich unter der Thüre des Wirthshauses seine Pfeife rauchte. Anfangs erkannte er mich nicht; denn als ich ihn anredete, legte er wie gewöhnlich seine offene Hand an's Ohr, und ersuchte mich, etwas lauter zu sprechen, aber ich antwortete: »Unsinn, Stapleton, das geht bei mir nicht.« Auf dieses nahm er seine Pfeife aus dem Mund und sah mich starr an.

»Jacob, so wahr ich lebe! Kannte Euch nicht in Eurem langen Rock – glaubte, 's wär ein Gentleman, der nach einem Boot fragte. Nun 's ist unnöthig zu sagen, wie ich mich freue, Euch nach so langer Zeit wieder zu sehen, das ist nicht mehr als Menschennatur. Und was macht Tom? Habt Ihr Marie gesehen?«

Diese beiden Fragen gaben mir Gelegenheit, sogleich auf meinen Gegenstand einzugehen. Ich sagte ihm von der Anhänglichkeit und dem Treuegelöbniß zwischen beiden, und machte ihm Vorwürfe, daß er seine Tochter so viel allein lasse. Der alte Mann stimmte mir bei und sagte, was das Sprechen mit den jungen Leuten betreffe, so sei das bei Marien nichts als Menschennatur? und was des Tomes Heimweh nach ihr betreffe, so sei dies wieder nichts als Menschennatur; aber seine Pfeife wolle er in Zukunft zu Hause rauchen und die Soldaten gedenke er fern zu halten. Zufriedengestellt mit diesem Versprechen verließ ich ihn und nahm einen andern Nachen, um hinauf nach Brentford zu fahren, wo ich den Domine besuchen wollte.


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