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Fünfzehntes Kapitel.

Ich werde auf einige Zeit ausgeschifft, um Ladungen und Fakturen einzutragen. – Ich mache eine Bekanntschaft mit Einem, den man in der Welt einen »warmen Mann« nennt, wiewohl er den größten Theil seines Lebens zwischen Eisbergen und eine ganze Nacht zwischen den Rippen des Todes zugebracht. – Seine Frau läßt sich das Vornehmthun recht sauer werden.

Am folgenden Morgen kamen wir zu Sheerneß an; löschten die Backsteine, die für die Regierungsgebäude bestimmt waren, und kehrten mit Ballast zur Werfte zurück. Meine erste Frage war nach dem Domine, aber er war noch nicht zurückgekommen. Herr Drummond eröffnete mir, daß er genöthigt gewesen sei, seinen zweiten Comptoirgehülfen zu entlassen, und daß er wünsche, ich möchte seine Stelle ersetzen, bis er einen neuen angestellt hätte. Der Lichter nahm seine Ladung ein und segelte ohne mich ab; dies war jedoch von keinen Folgen für mich, da meine Lehrzeit dennoch fortlief.

Jetzt lebte ich bei Herrn Drummond wie ein Glied der Familie. Nichts ging mir ab. Aus Dankbarkeit gegen die Güte, mit welcher er mich stets behandelte, gab ich mir alle Mühe, sein Wohlwollen durch Fleiß und Aufmerksamkeit zu verdienen. Bald wurde ich mit dem Rechnungswesen vertraut und, wie er sagte, sehr brauchbar. Ich habe kaum nöthig, zu bemerken, daß ich selbst viel dabei gewann, und mit jedem Tag etwas Neues lernte. Allein so groß auch mein Vergnügen war, Herrn Drummond einige Dienste leisten zu können, so war es mir doch verdrießlich, mich an das Pult gebannt zu sehen, und ich harrte sehnsüchtig der Ankunft des neuen Gehilfen entgegen, der meine Stelle einnehmen und mich wieder in Freiheit setzen sollte. Herr Drummond aber schien nicht damit zu eilen, und ich glaube, er hätte mich für immer behalten, wenn er nicht gesehen hätte, daß ich mich so sehr nach dem Strome sehnte.

»Jedenfalls werde ich dich so lange hier behalten, Jacob,« sagte er eines Tages zu mir, »bis du dein Geschäft aus dem Grunde verstehst, und es wird dir später von großem Nutzen sein, denn mit deinem Auf- und Abfahren auf dem Strome gewinnst du wenig.«

Das hatte seine Richtigkeit. Zudem bekamen mir auch die Abende sehr gut, die ich bei Frau Drummond, einer eben so verständigen als herzensguten Dame, zubrachte. Ich mußte ihr und der kleinen Sarah vorlesen, während sie an ihrer Nadelarbeit saßen.

Ich hatte keinen Begriff, wie ausgedehnt Herr Drummond's Verkehr war und welch' ein großes Kapital in seinem Geschäfte steckte, bis er mir seine Bücher zu besorgen gab. Wenige Tage nach meiner Ankunft kehrte der Domine zurück. Als wir einander trafen, hatte seine Nase ihre frühere Gestalt wieder gewonnen, und er erwähnte nie des Abends, den er mit uns an Bord zugebracht hatte. Ich sah ihn häufig, und zwar meistens am Sonntage, nachdem ich mit der Familie in der Kirche gewesen war, und jedesmal wurde wenigstens eine halbe Stunde einem der alten Klassiker geschenkt.

Da ich mehrere Monate am Lande blieb, machte ich die Bekanntschaft mehrerer Familien, von denen einige der Erwähnung werth waren. Unter den ersten war Kapitän Turnbull, wenigstens führte er diesen Namen bis zu den zwei letzten Monaten, die meiner Bekanntschaft mit ihm vorangingen. Auf seinen Karten, die er um diese Zeit umherschickte, nannte er sich Georg Turnbull Esq. Die Geschichte des Kapitäns Turnbull war folgende. Er wurde mit seinem Zwillingsbruder an den Thürklopfer eines Findelhauses gehängt, und beide waren in dieser Anstalt erzogen. Sie wurden für die See bestimmt, und wuchsen in der Grönlandfischerei zu recht durchwetterten, trefflichen Seeleuten heran, schwangen sich zu Gehilfen, dann zu Kapitänen empor, waren glücklich in ihren Unternehmungen, erwarben sich zuerst einen Antheil, dann ein ganzes Schiff, später zwei und drei Schiffe, und setzten sich endlich mit einem hübschen Vermögen zur Ruhe. Kapitän Turnbull war verheirathet, hatte aber keine Kinder. Seine Frau war schön von Gestalt, aber gemein in ihrer Sprache, und gab sich alle erdenkliche Mühe, die vornehme Welt nachzuahmen. Jahre lang hatte Kapitän Turnbull diese Leidenschaft mit der Maske der Armuth zu unterdrücken gesucht, aber mit dem Tode seines Bruders, der als Hagestolz starb und ihm vierzigtausend Pfund hinterließ, was unmöglich verschwiegen bleiben konnte, wurde es anders. Es war nicht sowohl Sparsamkeit – denn Kapitän Turnbull war bis zur Verschwendung freigebig, – sondern vielmehr Liebe zu einem ruhigen und glücklichen Leben gewesen, was ihn bewegen hatte, seiner Frau die Größe seines Vermögens zu verbergen; aber jetzt wußte er sich nicht mehr zu entschuldigen, und Mrs. Turnbull drang auf Welt. Das Haus, welches sie bisher bewohnt hatten, ward aufgegeben, und eine Villa an den Ufern der Themse befriedigte gewissermaßen die Wünsche beider Partien. Mrs. Turnbull schwelgte im Vorgenuß ihrer Gastmähler und Feste, der Kapitän aber beobachtete, was auf dem Strome vorging, und vergnügte sich auf einem Lustboote.

Sie waren alte Bekannte von Herrn und Frau Drummond, und Kapitän Turnbull hatte sich die Achtung Herrn Drummonds in hohem Grade erworben, denn er war ein eben so ehrenwerther, als freundlicher Mann. Mrs. Turnbull besaß jetzt eine Equipage und war nach ihrer Meinung eine Person von hoher Bedeutung. Sie wollte alle früheren Verbindungen abgebrochen wissen, aber der Kapitän war in diesem Punkte unbeugsam, besonders was die Familie Drummond betraf. Auch gab Mrs. Turnbull in Beziehung auf die letztere nach, da Mrs. Drummond eine Dame von gutem Ton und Herr Drummond ein Mann von Talent und Kenntnissen war, der sich einer allgemeinen Achtung erfreute. Der Kapitän, oder vielmehr Herr Turnbull war ein fleißiger Gast in unserem Hause und faßte eine große Vorliebe für mich. Er pflegte mit Herrn Drummond zu schmählen, daß er mich so fest an den Schreibtisch bannte, und überredete ihn häufig, mir ein Paar Stunden zur Erhohlung zu gönnen. Wenn ihm dieß gelungen war, rief er einen Schiffer, warf ihm eine Krone zu und ersuchte ihn, sich so schnell wie möglich aus seinem Kahne zu entfernen. Wir stiegen ein und ruderten den Fluß auf und ab, während Mrs. Turnbull im höchsten Glanz einer Modedame umherfuhr, und ihre Karten in allen Richtungen abgab.

Eines Tages besuchte uns Herr Turnbull und bat Herrn und Frau Drummond auf den folgenden Sonnabend zu Tisch. Sie nahmen die Einladung an. »Beiläufig muß ich auch bemerken,« sagte er, »daß mir mein Weib eine Erinnerung, wie sie es nennt, in die Tasche steckte.« Mit diesen Worten zog er eine große Karte »mit Herrn und Frau Turnbull's Empfehlungen u.s.w. u.s.w.« hervor, welche etwas aus ihrer Form gekommen war, weil Herr Turnbull sich darauf gesetzt hatte. Er glättete sie, so gut er konnte, und legte sie auf den Tisch. »Und du, Jacob,« sagte er, »mußt auch kommen. Du wirst keiner Erinnerung bedürfen, doch wenn du eine willst, so wird dir meine Frau eine schicken.«

»Zu einem guten Mittagessen,« versetzte ich, »bedarf ich allerdings keiner Erinnerung.«

»Das glaube ich dir, mein Junge, aber doch will ich dich erinnern, ein Paar Stunden vor dem Mittagessen zu kommen, um mir zu helfen; es gibt so Vieles zu thun, daß ich nicht weiß, wo aus und wo ein, und ehe ich die Schlüssel meines Flaschenkellers dem langschooßigen Kerl von Hausmeister anvertraue, will ich ihn lieber harpunirt sehen; also komm und hilf mir, Jacob.«

Nachdem ich ihm dieß versprochen hatte, bat er Herrn Drummond, mich auf ein Stündchen in Freiheit zu setzen, da er eine Ruderfahrt auf dem Strome zu machen wünschte. Wir stiegen ein und fuhren nach Kew-Brücke. Herr Turnbull konnte so gut seinen Faden spinnen, als der alte Tom, und erzählte mir manches Abenteuer, das ihm auf dem Wechsellaufe seines Lebens, besonders auf seinen Grönlandfahrten, begegnet war. An diesem Morgen sprach er von einem Vorfalle, der in hohem Grade das Gepräge des Wunderbaren an sich trug, wiewohl ich durchaus nicht glaube, daß er sich je des Vorrechts bedient, das sich die Reisenden anzumaßen pflegen.

»Jacob,« sagte er, »ich erinnere mich, daß ich eines Tages nahe daran war, bei lebendigem Leibe von Füchsen aufgefressen zu werden, und zwar auf eine ganz sonderbare Weise. Ich war damals Steuermann auf einem Grönländer. Schon drei Monate waren wir auf der Fahrt und hatten zwölf Fische an Bord. Da wir sahen, daß es gut ging, befestigten wir unsern Eisanker auf einem ungeheuren Eisberge, trieben mit demselben auf und nieder und fingen, was uns in den Strich kam. Eines Morgens hatten wir eben das Gerippe eines Wallfisches verlassen, den wir ausgehauen, als der Mann am Krähenneste, wie sie den Mastkorb nennen, auf seiner Spähe nach einer andern ›Beute‹ eine große Polarbärin mit ihrem Jungen entdeckte, welche nach dem Eisberge herüberschwamm, an dessen Seite eine halbe Meile von uns das Gerippe eines Wallfisches anschlug. Da wir nichts zu thun hatten, gingen wir unserer sieben alsbald auf den Fang aus; wir hatten ohnedieß im Sinne gehabt, die Füchse anzugreifen, welche sich zu Hunderten versammelt hatten, um den todten Wallfisch zu plündern. Es war ganz windstill. Bald bekamen wir die Bärin zu Gesicht. Sie suchte anfangs zu entfliehen, aber weil das Junge auf dem rauhen Eise nicht so schnell fortkommen konnte, als sie, wandte sie sich um und wies uns die Zähne. Um uns ihrer zu versichern, erschossen wir das Junge, und alsbald zeigte sich das Thier entschlossen, nicht von der Stelle zu weichen, bis entweder der eine oder der andere Theil im Kampfe umgekommen sein würde. Nie werde ich das klägliche Geheul der Bestie über dem Jungen vergessen, wie es in seinem Blute auf dem Eise lag, während wir der Mutter Kugel um Kugel in den Leib schoßen. Endlich raffte sie sich auf, knirschte mit den Zähnen, brüllte, daß man es auf eine Meile weit hören mußte, und stürzte mit stammenden Augen auf uns los. Wir empfingen das Thier in dicht geschlossenen Haufen, und hielten ihm unsere Lanzen entgegen; aber es hatte eine solche Stärke, daß es uns zurückwarf und zwei von uns stürzten. Glücklicher Weise hielten die Uebrigen Stand, und da es jetzt auf den Hinterfüßen stand, jagten wir ihm drei Kugeln in die Brust, welche es niederwarfen. In meinem Leben habe ich kein so großes Thier gesehen; ich möchte es zwar nicht größer machen, als es wirklich war, aber ich habe manchen Ochsen auf dem Smith-Fieldmarkte gesehen, welcher um zwei Drittel leichter sein mochte, als diese Bärin. Während wir sie vollends tödteten, sprang ein stoßender Nordwind auf, der ein dichtes Schneegestöber brachte. Die Mannschaft war der Meinung, man sollte alsbald auf's Schiff zurückkehren, was gewiß für Alle das Ersprießlichste gewesen wäre; aber ich glaubte, der Schneesturm werde in kurzer Zeit vorübergehen, und da ich nicht gerne ein so schönes Fell verlor, beschloß ich zu bleiben und dem Thier die Haut abzustreifen; denn wenn wir es nur auf einige Stunden verließen, so wußte ich, daß die Füchse, welche nicht an das Gerippe des Wallfisches gelangen konnten, weil es sich noch nicht angelegt hatte, die Mutter sammt dem Jungen aufzehren würden, wodurch die Felle allen Werth verlieren mußten. Die Andern traten den Rückweg an, aber der Schnee fiel in so dichten Massen, daß sie die Richtung verloren und das Schiff nie gefunden haben würden, hätte man dort nicht unaufhörlich die Glocke gezogen, um sie zu leiten. Ich blieb, fand aber bald, daß ich mich in eine höchst thörichte Unternehmung eingelassen hatte. Das Schneegestöber ging nicht schnell vorüber, sondern wurde im Gegentheil immer dichter und dichter, und ehe ich den vierten Theil des Fells gelöst hatte, war ich starr und steif. Ich fühlte mich außer Stand, nach dem Schiffe zurückzukehren, und hatte keine andere Aussicht, als zu erfrieren, ehe der Sturm vorüberzog. Endlich erkannte ich, was mich allein noch retten konnte. Ich hatte den Bauch des Thieres abgehäutet, aber noch nicht aufgeschnitten. Das that ich jetzt, nahm die Eingeweide heraus und schlüpfte in seinen Leib. Die Oeffnung schloß ich, so gut ich konnte, und fühlte mich warm und behaglich, denn das Thier hatte seine Lebenswärme noch nicht verloren. Ohne Zweifel verdankte ich diesem Einfalle meine Rettung, und ich habe gehört, daß die französischen Soldaten sich auf ihrem unglücklichen Feldzug nach Rußland auf dieselbe Art halfen, indem sie ihre Pferde tödteten und in ihrem Leibe eine Zuflucht vor dem furchtbaren Wetter fanden. Allein ich lag noch keine halbe Stunde, als ich aus einem wiederholten Zerren und Reißen an meinem neu erfundenen Orkanhause schloß, daß die Füchse in Arbeit waren – und meine Vermuthung erwies sich als nur zu gegründet. Es mußten ihrer etliche hundert sein, denn sie waren in allen Richtungen geschäftig, und einige steckten ihre spitzigen Schnauzen in die Oeffnung, durch die ich eingekrochen war. Es gelang mir jedoch, mein Messer zu handhaben und ihnen die Nase zu zerschneiden, wenn sie mich berührten; sonst würden sie mich wohl in kurzer Zeit aufgefressen haben. Sie waren so zahlreich und heißhungrig, daß sie bald das dicke Fell des Thieres durchbissen hatten und ein Stück Fleisch um das andere abzerrten. Indessen fürchtete ich nicht gerade, von ihnen zerrissen zu werden, indem ich sie in die Flucht zu jagen hoffte, sobald ich aus meinem Verstecke hervorspringen und mich ihnen zeigen würde, wiewohl zwei bis dreihundert ausgehungerte Teufel Muth haben, wenn sie sich beisammen sehen. Ich besorgte hauptsächlich, sie möchten das Obdach, das mich vor den Schrecken des Wetters schützte, aufzehren und ihre Zähne in mein eigenes Fleisch sehen, wodurch ich natürlich genöthigt gewesen wäre, meine Zufluchtsstätte zu verlassen und mich wenigstens dem Tode des Erfrierens auszusehen. Zuletzt drang das Licht zu dem oberen Theile des Thieres herein, und ich war nur noch durch die Rippen geschützt, zwischen welchen die Füchse hin und wieder ihre Nasen hineinsteckten und an meinem seehundledernen Koller zerrten. Eben gedachte ich zu schießen, um sie zu verscheuchen, als ich ein Halbdutzend Büchsen knallen hörte und einige Kugeln in den todten Körper drangen, die mich gücklicherweise nicht trafen. Augenblicklich rief ich mein Hallo, so laut ich konnte, und so wie mich die Leute hörten, stellten sie ihr Feuer ein. Sie hatten auf die Füchse geschossen, ohne sich träumen zu lassen, daß ich in der Bärin stecke. Ich kroch hervor; der Sturm war vorüber und die Mannschaft des Schiffes ausgezogen, um mich zu suchen. Mein Bruder, der auf demselben Schiffe Mate war, aber den ersten Zug nicht mitgemacht hatte, begleitete sie, wiewohl er wenig Hoffnung hatte, mich noch lebendig zu finden. Sobald er mich erblickte, schloß er mich in die Arme, obgleich ich mit Blut bedeckt war. Er ist jetzt todt, der Arme. – Dieß ist die Geschichte, Jacob.«

»Ich danke Ihnen, Sir,« erwiederte ich; aber weil ich bemerkte, daß ihn die Erinnerung an seinen Bruder schmerzlich ergriff, ließ ich das Gespräch fallen. Nach einigen Minuten knüpften wir es wieder an, und ruderten mit der Fluth nach der Werfte zurück.

An dem Tage, an welchem das Gastmahl gegeben werden sollte, ging ich um drei Uhr, welches die bestimmte Stunde war, nach Herrn Turnbulls Hause. Ich fand es in großer Bewegung. Herr und Frau mit dem Hausmeister und Kammerdiener waren im Speisesaale versammelt und rathschlagten, ob man dieß und das hier oder dort aufstellen sollte, wobei die beiden Diener ihre Meinung auf eine Weise abgaben und behaupteten, daß man auf einen Fuß der Gleichheit hätte schließen sollen. Herr Turnbull ließ nur bisweilen ein Wort fallen, wurde aber jedes Mal von seiner Frau zurechtgewiesen, wiewohl sich die Diener nicht die geringste Freiheit gegen ihn erlaubten. »'Err Gemahl,« sagte sie, »h'überlassen Sie diese H'Angelegenheiten h'uns. Besorgen Sie H'Ihren Wein, das ist H'Ihr Departement. Verlassen Sie gefälligst das Zimmer, 'Err Gemahl. Mortimer und ich wissen schon, was wir zu thun 'aben, h'ohne H'Ihre H'Einmischung.«

»Bei Gott, ich will nichts weniger, als mich hier einmischen; ich wünschte nur, du möchtest mit deinem Gesinde in keinen Wortwechsel gerathen, das ist Alles. Sollte mir ein Diener nur die Hälfte von dem sagen –«

»Ich bitte Sie, 'Err Gemahl, verlassen Sie das Zimmer, und 'herlauben Sie mir, meine 'Aus'altung selbst zu besorgen.«

»Komm, Jacob, wir wollen in den Keller gehen,« sagte Herr Turnbull; und wir gingen.

Ich half Herrn Turnbull in seinem Departement, so viel ich konnte, aber er murrte gewaltig.

»Ich kann diesen Unsinn, diese Ziererei und diese Albernheiten für den Tod nicht ausstehen. Alles kömmt halt herauf und Alles liegt außer dem Bereiche der Hände. Die Tafel ist mit Dingen überdeckt, die man nicht essen kann, und so lange, daß meine Frau kaum mehr in der Hörweite ist; und beim Himmel, die Diener spielen bei ihr die Herren. Mir sollten sie kommen, mit mir sollten sie sprechen, wie mit meiner Frau, ich würde sie mit Hundstritten zum Hause hinausjagen. Allein, was kann man machen, Jacob. Alles, was man verlangt, ist Ruhe, und ich muß es schon zuweilen dulden, sonst würde ich das ganze Jahr hindurch keine ruhige Stunde haben. Wenn ein Weib will, so will sie, da hilft Alles nichts; du kennst den alten Spruch:

..Ein Narr, wer eines Weibes Willendrang
Bekämpfen will mit Gründen oder Zwang,
Will sie, so will sie, das ist aus und Amen,
Und will sie nicht, nun dann in Gottes Namen.«

»Nun laß uns in mein Zimmer gehen, wir wollen noch eins plaudern, während ich meine Hände wasche.«

Sobald Herr Turnbull angekleidet war, gingen wir in das Gastzimmer hinab, welches gedrängt voll Tafeln stand, die mit allen möglichen Schaustücken beladen waren.

»Nun sieh, das ist es, was meine Frau Welt nennt. Man könnte eben so gut bei einem Eisgange steuern, als hier vor Anker zu kommen suchen, ohne an etwas festzulaufen. Alle Augenblicke heißt es, hart Backbord oder hart Steuerbord; wenn ein Rockschoß ausliegt, so segelt etwas auf den Grund, und mag es sein, was es will. Dann schwört meine Frau noch obendrein jedes Mal, es sei das kostbarste Stück im ganzen Zimmer gewesen. Ich gleiche einem Ochsen in einem Porzellanladen. Ein Glück ist's, daß ich nie herunterkomme, als wenn Gesellschaft da ist. Ich darf nicht, Gott sei Dank. Setze dich auf einen Sessel, Jakob, wie sie diese französischen Dinger mit ihren Spinnenbeinen nennt, denn meine Frau duldet es nicht, daß ›Schwarze‹ wie wir nach ihrem Ausdrucke sind, auf ihrem himmelblauseidenen Sopha ankern. Wie einfältig, Gerätschaften zu haben, von denen man keinen Gebrauch macht! Ich verlange Bequemlichkeit, aber es scheint, man könne diese Waare nicht um's Geld bekommen.«


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