Hermann Marggraff
Fritz Beutel
Hermann Marggraff

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Elftes Kapitel.

Im Laufe dieses Tages erblickte unsere Mannschaft einen Eisbären, wie er auf seinen zwei Hinterfüßen gerade auf das Admiralschiff losrückte. Meine Leute entluden ihre Gewehre gegen ihn, ohne daß die Kugeln der Bestie Schaden thaten, was uns sehr verwunderte. Noch mehr erstaunten wir, als das vermeintliche Thier seine Kopfbedeckung nach hinten zurückschlug, und wir in ihm einen Menschen erkannten. Er nannte sich Fritz Beutel aus Schnipphausen und leistete mir einige vortreffliche Dienste. Da er jedoch ein bloßer Deutscher war, glaube ich diese Verdienste nicht näher namhaft machen zu dürfen.

Admiral Roß
in der Beschreibung seiner Nordpolexpedition.

Ich setze zu Anfang dieses Kapitels die Wanderung fort, die ich am Schlusse des vorigen begonnen habe; möge dem Leser das Herz bei der Lectüre eben so freudig klopfen, als es mir bei der Wanderung selbst klopfte!

Freilich wäre mir mein Eisbärenfell beinah sehr schlecht bekommen. Offenbar hielt mich die Schiffsmannschaft für einen auf seinen zwei Hinterbeinen daherschreitenden Eisbären; denn plötzlich fand ich mich von einem wahrhaften Kugelregen umsaust, der so dicht fiel, daß ich immerwährend prusten mußte und Mühe hatte, die Kugeln abzuschütteln. Fielen sie aber dicht, so war mein Fell nicht minder dicht, und ich kann mir jetzt denken, warum der Eisbär einen so hohen Grad von Muth besitzt. Sein Fell ist ihm seine Festung und bombenfeste Kasematte.

Als ich dem Schiffe näher kam, nahm ich meine Guitarre, griff einige volle Accorde und sang dann, um den Leuten zu beweisen, daß ich ein menschliches und menschlich empfindendes Wesen sei, mein Lieblingslied aus den Jugendjahren: »Ich bin liederlich, du bist liederlich, sind wir nicht liederliche Leute?« Dieses sehr zu Herzen sprechende Lied mit seiner eben so rührenden Melodie schien den Leuten auf dem Schiffe außerordentlich zu gefallen, denn sie stellten das Feuern ein und schickten mir eine Deputation entgegen, die mich in meinem allerdings seltsamen Anzuge (man denke: ein Eisbär mit Guitarre!) verwundert anstaunte. Ich setzte ihnen im schönsten Englisch, wie ich es in Hamburg von den Matrosen auf dem Hamburger Berge gelernt hatte, meine Schicksale auseinander, und wir wurden bald die zärtlichsten Freunde. Ihre Zärtlichkeit gaben sie mir namentlich dadurch zu erkennen, daß sie mich zu einer Boxerparthie aufforderten, die ich natürlich nicht ausschlagen konnte. Ich boxte mich durch die ganze Schiffsmannschaft hindurch, und obschon ich auch manche Kniffe und Puffe erhielt und namentlich mein rechtes Auge durch einen Schlag so colorirt wurde, daß kein Maler den Regenbogen täuschender in Farben darstellen könnte, so blieb ich zuletzt doch Herr und boxte sie alle der Reihe nach auf das Eis nieder. Jetzt war ich ihr Mann, und auf ihren Schultern trugen sie mich im Triumphe an Bord.

Der Führer dieser Nordpolexpedition, der bekannte Admiral John Roß, forderte mich sofort auch zu einer Boxerparthie auf und obschon ich ihm einige rechtschaffene Stöße versetzte, ließ ich mich doch zuletzt aus Politik niederwerfen. Hierdurch hatte ich ihn gleich gewonnen, denn er betrachtete sich nun als den stärksten Mann im Schiffe und fühlte sich von diesem Gedanken außerordentlich geschmeichelt. Er tractirte mich mit Pökelfleisch, Schiffszwieback und einigen Gläsern guten Madeiras und theilte mir mit, daß er auf einer Expedition begriffen sei, um die nordwestliche Durchfahrt zu entdecken, daß er aber schon seit einigen Tagen zwischen Eisfeldern und Bergen, die sich gerade an dieser Stelle ein gemüthliches Rendezvous gegeben hätten, festgepfählt sei und nicht loskommen könne. Er gestand mir, daß ihm dies um so verdrießlicher sei, da wir uns noch ziemlich in der Mitte des arktischen Sommers befänden, und er noch gerne einige Grade weiter nördlich gekommen wäre. Ich erklärte ihm mit der ruhigsten Miene von der Welt, daß ich am folgenden Tage einen Versuch anstellen wolle, sein Fahrzeug wieder flott zu machen. Er sah mich verwundert und kopfschüttelnd an und meinte, ich sei wohl von Sinnen oder nähme mir einen Spaß mit ihm heraus, den er gar nicht am rechten Orte angebracht finden wollte. Ich blieb aber bei meiner Behauptung, wie er bei seinem Kopfschütteln.

Als nun am nächsten Tage die Sonne auf ihrer höchsten Höhe stand, richtete ich meinen Brennspiegel in der Entfernung von etwa einer Viertelmeile vom Schiffe so auf, daß die Strahlen sich auf einem Punkte concentrirten, wo, wie ich bemerkte, der Zusammenhang des Eises lose war. Der Aufthauungsact ging an dieser Stelle sehr schnell vor sich und bewies mir die Richtigkeit meines Verfahrens. Ich verfertigte nun aus altem Eise, welches hie und da in Blöcken über das jüngere hinausragte, noch einige Dutzend Brennspiegel und stellte sie in gleicher Entfernung rings um das Admiralschiff auf. Ich unterstützte die Wirkung der Brenn- und Schmelzhitze noch dadurch, daß ich in gewisser Entfernung tiefe Löcher in das Eis bohrte und einige Körner von meinem beutelländischen Pulver erster Qualität hineinthat, die dann vermittelst eines Brennspiegels entzündet wurden. Ich habe nämlich vergessen, daß es mir gelungen war, aus gewissen nur auf Beutelland und Pipermannland befindlichen vulkanischen Stoffen eine zerstörende Masse in Körnerform herzustellen, deren Wirkungen von der vernichtendsten Art sind. Ein einziges Korn dieser Masse kam in dieser Hinsicht einem ganzen Centner des gewöhnlichen Pulvers gleich. Es war dies, kurz gesagt, eine Masse, in der sich alle destructiven Gewalten dieser Erde, alle Stürme, alle Blitze, alle Donner, alle Feuersbrünste und alle Erdbeben concentrirt zu haben schienen. Wenn einige dieser Körner in einem Eistrichter explodirten, wobei freilich in der Regel auch der darauf wirkende Brennspiegel zu Grunde ging, so glich die Explosion dem Losbrechen eines kleinen Vulkans, und mit donnerndem Getöse ähnlich wie bei einem Eisgange klüftete sich das Eis dann auf Strecken von der Länge einer englischen Meile auseinander.

Nachdem ich drei Tage in dieser mühsamen Arbeit (denn die zu Grunde gegangenen Brennspiegel mußten immer wieder ersetzt werden) zugebracht hatte, war das Eis endlich auf so weiten Strecken gespaltet und zerklüftet und ließ sogar so viele Stellen offnen Wassers zu Tage treten, daß der Admiral daran denken konnte, das Schiff in Bewegung zu setzen und die treibenden Eisschollen, in welche sich die Eisschicht aufgelöst hatte, zu durchbrechen. Fuhren wir wieder an ein Eisfeld an, so begann ich meine Procedur von Neuem, und als sich einst ein gewaltiger Eisberg vorgeschoben hatte, brannte ich vermittelst eines meiner vorzüglichsten Brennspiegel an seiner Basis einen Tunnel mitten durch ihn hindurch, der uns eine ziemlich bequeme Durchfahrt gestattete, nur daß die Masten niedergelassen werden mußten. Nach etwa acht Tagen erreichten wir wieder offenes Wasser und gelangten auf diesem in nördliche Breiten, wo bis dahin kein menschlicher Laut die ewige schauerliche Grabesstille unterbrochen hatte.

Allmälig war es so kalt geworden, daß selbst die Worte, die man sprach, zu Eis erstarrten und gefroren in der Luft stehen blieben, so daß man sie wie aus einem Buche ablesen konnte; ja einigemale erreichte die Kälte sogar einen solchen Grad, daß selbst die Flamme auf dem Herde in Eis verwandelt wurde und dann wieder mit dem so eben an ihm gekochten siedenden Wasser aufgethaut werden mußte. Wir mußten daher immer Feuer auf dem Herde haben, um das Wasser siedend zu machen, und immer wieder Wasser siedend machen, um das Feuer damit aufzuthauen. Dieser Proceß ging, wie wir bald bemerken konnten, ganz gleichmäßig vor sich, erforderte aber eine höchst genaue und peinliche Aufsicht.

In der Regel froren wir über Nacht ein, wovor ich selbst in meinem Eisbärenfell nicht gesichert war, und ich muß leider gestehen, daß wenn die Eisbärenhaut mit meiner Menschenhaut zusammenfror, ich allerlei Gelüste wie der Eisbär selbst verspürte, namentlich nach Fleisch und sogar Menschenfleisch. Ich träumte dann von Seehühnern oder Polarhasen, an deren Fleisch und Blut ich mich sättigte, oder von einigen namhaften deutschen Kritikern, die, nicht hinlänglich satt von dem Blutbade, welches sie so eben unter einer Schaar von Hähnen und Hennen der deutschen Lyrik und Romanproduction angerichtet, auf mich losstürmten, um auch mich zu verspeisen, die ich aber dann selbst verspeiste, ohne jedoch ihrem harten und zähen Fleische großen Geschmack abgewinnen zu können. Ganz besonders aber träumte ich von einer schönen anmuthigen Eisbärin, die mir bei meinem früheren Kampfe in die Augen gefallen war, weil ihr Pelz so weiß glänzte und ihr röthliches Auge eine so zärtliche Sehnsucht nach meinem Herzblute ausdrückte. Im Traume verwandelte sich mir dann ihr weißes Fell in ein weißes seidenes Gewand, ihre Vordertatzen in zierliche mit Glacéhandschuhen bedeckte Damenhände, und ihr Antlitz nahm allmälig die Gesichtsform meiner Beate an. Ich aber fraß sie als ächter Eisbär dann vor Liebe auf.

Wie gesagt, wir froren in der Nacht so zusammen, daß man uns in ein Antikencabinet hätte aufstellen können, und wir würden an Starrheit und Unbeweglichkeit den vollendetsten Antiken Ehre gemacht, man würde alle Apollo- und Bachusstatnen über uns vergessen haben. Was mich betrifft, so fror ich a posteriori, nicht a priori, oder vielmehr nur von hinten nicht von vorn, jedenfalls aber in meiner Idee als Fritz Beutel ein. Von dieser Idee aus thaute ich auch allmälig wieder mich selbst auf, ergriff alsdann mein bestes Brennglas, ging mit ihm von Einem zum Andern und thaute zuvörderst den Admiral mit ihm auf, dann die Offiziere, den Steuermann, den Hochbootsmann, den Koch, die Matrosen und Alle der Reihe und Rangordnung nach. Ich muß noch bemerken, daß in diesen hohen Breiten gerade das Erfrieren im Grunde der eigentliche normale Zustand ist und wunderbar belebend und erquickend auf die Nerven wirkt. Man kann sagen, daß man in diesen Breiten gerade durch das Erfrieren vor dem Erfrieren geschützt wird.

Admiral Roß hat freilich dieser Dienste, die ich ihm und seiner Expedition geleistet, in seiner Reisebeschreibung nur beiläufig Erwähnung gethan. Ueberhaupt bemerkte ich bald, daß man auf mich neidisch und eifersüchtig war und mir meine Dienste mit offenem Undank lohnte.

Also eines Morgens – wir lagen gerade in einer Bucht vor Anker – sagte ich zu mir: Fritz Beutel, selbst ist der Mann! verließ die undankbare Gesellschaft ganz in der Stille und begab mich ans Land, um auf eigene Faust den Nordpol zu entdecken. Ich schritt immer darauf los, von Eisberg zu Eisberg wie eine Gemse springend, und ich glaube, daß ich nur dieser ewigen energischen Bewegung es zu danken hatte, daß mein Blut in Bewegung blieb und in seinen Kanälen nicht gänzlich zu Eis erstarrte. In Folge eines Fehltritts glitt ich zwar auf einem dieser Berge aus und stürzte hinab; glücklicherweise war dies aber gerade eine so kalte Stelle, daß die Luft einige Fuß unterhalb des Berggipfels zu Eis erstarrt war, so daß ich auf dieser festgefrorenen Luftschicht unbeschädigt liegen blieb und meine Wanderung bis zum nächsten Berge, ohne Gefahr einzubrechen, fortsetzen konnte.

Es wurde Nacht und diese Nacht wollte kein Ende nehmen; die Sterne schimmerten überaus hell, die Nordlichter knisterten und funkelten um mich her wie Bienenkörbe, Raketen und Schwärmer bei einem Feuerwerk. Ich selbst bildete einen integrirenden Bestandtheil des Nordlichts. Aus allen Theilen meines Körpers knisterten Funken; meine Hände glühten bald purpur- bald rosenroth, bald gelb, bald grün, meinen Fingern entströmten die prächtigsten Lichtstreifen, die bloße Verlängerungen dieser Finger zu sein schienen; meinem Munde entquoll eine fortgesetzte Gluthwolke elektrischen Dampfes; meine Augen waren rollende Feuerräder und von meinem Scheitel stieg riesenhoch eine schimmernde Lichtsäule in die Luft. Man hat zu der Zeit selbst unter sehr entfernten Graden südlicher Breite so prächtige Nordlichter beobachtet wie niemals zuvor und niemals später; kein Wunder, da sich meine animalisch magnetisch-elektrische Kraft mit der des Nordlichts verband und seine Wirkung um das Doppelte erhöhte. Auch wollte man an verschiedenen Punkten, von denen aus das Nordlicht gesehen wurde, im Kerne des Nordlichts die Gestalt eines feurigen Mannes bemerkt haben, der eine Cigarre rauchend darin gemüthlich spazieren ging. Es war dies ohne Zweifel meine Gestalt, die auf den elektrischen Dampfgewölken reflectirte.

Die lange, die ewig lange arktische Winternacht war angebrochen; doch Dank dem Nordlichte und dem eigenen von mir ausstrahlenden Lichte war es rings um mich so hell wie am Tage. Eigentliche Wärme gab diese Aurora borealis allerdings nicht, aber wo Licht ist, ist auch Wärme, wenn auch eine kalte. Ich hatte mich allmälig akklimatisirt und eine schneeweiße Haut bekommen; denn in jenen Gegenden ist Alles weiß, weil die allein farbenspendende Sonne dort, wie ein deutscher Heldenspieler auf einem Provinzialtheater, nur vorübergehende Gastrollen gibt. Die Weisheit der Natur bewährt sich auch in dieser Einrichtung. Was weiß ist, ist zwar kalt an der Oberfläche, läßt aber die Wärme aus dem Innern nicht heraus. So gefriert ja der Schnee an der Oberfläche, während er in der Tiefe eigentlich warm ist. Hätte Jemand meine jetzt schneeweiße Haut mit warmen Fingern betastet, so würde er sie mit Schaudern zurückgezogen haben, denn ohne Zweifel war meine Haut kalt wie gefrorner Schnee. Die Lebenswärme in meinem Innern war aber um so condensirter, da sie nicht ausstrahlen konnte.

Nach etwa vierzehntägiger Wanderung war ich nicht wenig überrascht. als mein stählernes Messer und mein Feuerstahl plötzlich aus meiner Seitentasche heraus und in einem gewaltigen Bogen weit von mir wegsprangen, bis sie meinem Gesichtskreise entschwunden waren. Ich lief ihnen in der Richtung, die sie eingeschlagen hatten, nach und je weiter ich kam, desto schneller setzten sich meine Füße, wie von einer mächtigen geheimnißvollen Kraft angezogen, in Bewegung – zuletzt so schnell, daß mein Oberkörper meinen Füßen kaum zu folgen vermochte und nur mit Mühe sich im Gleichgewichte erhielt.

Plötzlich fühlte ich mich unten festgehalten, und unbeweglich stand ich da. Wie sehr ich mich auch anstrengte, mich loszureißen, es war nicht möglich. Ich betrachtete den Fleck, wo ich stand und bemerkte, daß meine Füße auf einem schwarzdunkeln Gegenstande hafteten, der nur sehr wenig aus dem Schnee hervorragte und an dem ich zugleich meinen Feuerstahl und mein Messer wie angelöthet hängen sah. Es wurde mir nun Alles klar: ich stand direct auf dem Nordpol. Mein Schuhwerk war mit stählernen Zwecken beschlagen, und der Pol hatte auf diese eine solche magnetische Kraft ausgeübt, daß das Schuhwerk mit mir davon gelaufen war, wie es jetzt mit mir am Pol festhaftete.

Hier war guter Rath theuer, und der theuerste wäre vielleicht nicht gut gewesen. Ich that jedoch das Einzige was hier zu thun war: ich suchte aus meinen Stiefeln loszukommen, was mir denn auch endlich nach unsäglicher Mühe gelang. In bloßen Füßen im Schnee zu waten, wäre freilich nicht rathsam gewesen und ich machte mich daher daran, aus den Hinterpfoten des Eisbärenfells, die bis dahin malerisch an meinem Körper herabgehangen hatten, mir neues Schuhwerk zu bereiten, womit ich nach einigen Stunden mühseliger Arbeit zu Stande kam. Jetzt war ich vollkommner Eisbär, denn die Vordertatzen hatte ich schon früher zu Handschuhen verarbeitet und angezogen.

Dem tückischen Nordpol widmete ich nur einige sehr kurze Betrachtungen. Dieser dunkele unscheinbare Gegenstand war also das mächtige Ding, dem sich die Magnetnadeln in der ganzen Nordhälfte der Welt zuwenden! Wie ganz anders hatte ich ihn mir gedacht, wenigstens in der Gestalt einer ungeheuren, mehrere Stunden im Umfang haltenden Magnetmasse, von Nordlichtern umspielt und schauerlich in die majestätische Oede und Eiswüste hingelagert! Und wie ärmlich lag das Ding nun vor mir da! Doch es geht uns ja auch so mit den meisten menschlichen Größen, wenn wir ihnen persönlich näher treten – ich selbst etwa ausgenommen, der, wie man mich versichert, bei näherer persönlicher Bekanntschaft nur gewinnt, wovon ich auch vollkommen überzeugt bin.

Stahl und Messer dem Pol zu entreißen war mir unmöglich. Obschon ich die mir zu Gebote stehende magnetische Kraft in vollstem Maße anwandte, bewieß sich der tellurische Magnetismus doch stärker als mein animalischer. Ich ließ also Stiefel, Messer und Stahl am Pol hängen, wo sie ohne Zweifel noch hängen und demjenigen, der einmal diesen Punkt später erreichen sollte, als Beweisstücke dienen werden, daß Fritz Beutel schon vorher an diesem Punkte verweilt hat. Mit unsaglich vernichtender Verachtung wandte ich dem Pol den Rücken und begab mich von ihm weg, auf gut Glück die Richtung nach Süden einschlagend.

Eins will ich gleich noch hier bemerken. Man hat in jenen Jahren eine große Unruhe an den Magnetnadeln, Compassen und Boussolen wahrgenommen und die scharfsinnigsten Hypothesen darüber angestellt. Dies erklärt sich jedoch aufs einfachste daher, daß ich durch die Einwirkung des Nordpols und meiner Berührung mit ihm eine unglaubliche Quantität magnetischer Kraft eingesogen hatte, so daß die Magnetnadeln nicht wußten, wohin sie sich wenden sollten, ob nach mir oder nach dem Nordpol, der für mehrere Jahre in eben dem Maße an magnetischer Kraft verloren als ich an magnetischer Kraft gewonnen hatte. Da ich nun zu jener Zeit immer auf Wanderschaft begriffen war, so versteht es sich von selbst, daß damals die Magnetnadeln in großer Unruhe waren, indem sie mich auf meinen Hin- und Herzügen begleiteten und sich immer dem Punkte zuwandten, auf dem ich mich gerade befand.


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