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Liebesreime.

XL.

Einen guten Grund hat's, daß mein Liebchen
Ueber Alles schön und herrlich ist gerathen:
Denn mit Lenzthau ward getauft das Bübchen,
Mond und Sonne waren seine Pathen.
Sonne setzt' ins Aug' ihm goldne Kerzen:
Wenn er aufschaut, glühen alle Herzen.
Und der Mond küßt' ihm den Mund von ferne:
Wenn er lächelt, klingen alle Sterne.

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XLI.

Will nun fürder nicht das Leben preisen,
Das mir nichts als Qual giebt, Noth und Kränken.
Will vom Brot des Nichtgedenkens speisen,
Mich vom Wasser des Vergessens tränken.
Um ein Grab möcht' ich das Leben tauschen!
Mein Geliebter wär' die dunkle Fichte.
Blumen keimten unter seinem Rauschen
Sehnend auf aus meinem Angesichte.

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XLII.

Wenn je wir nicht mehr liebten, wie wir lieben,
Wenn je du mich vergäßest, ich dich ließe,
Dann glaubt' ich keinem Gott mehr, wie er hieße,
Kein's seiner Worte mehr, wo's auch geschrieben.
Dann glaubt ich nicht an Zeichen mehr und Sterne
Und keinen Schwur mehr, den die Menschheit schwört –
Ach, auf mein Herz horcht' ich nur noch von ferne,
Wie man den Specht im Walde klopfen hört.

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XLIII.

Hör' wie ich einsam bin und einsam mich verzehre:
Wie die Koralleninsel im Süd, im stillen Meere,
Und wie die Arche Noah auf weiter Wasserwüste,
Wie Robinson, der arme, auf fremder wilder Küste.
Nichts freut mich, als am Strande in Träumen tief zu sitzen.
Ich wollt', ich säh' dein Segel am Horizonte blitzen,
Säh' dich von fernher tragen das Oelblatt froher Kunde,
Ach meine Friedenstaube, auf dunklem Wellengrunde.

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XLIV.

Ein Stern verlöscht im goldnen Himmelkranz;
Ich schau' hinaus, ihn einmal noch zu sehen.
Wo bist du hin, du freudenreicher Glanz? –
So wird nun unsre Liebe bald vergehen.
Ich weiß nicht wie: ach, kannst du mich verlassen?
Könnt' ich vergessen deiner, ich dich hassen?
Einst wird die schöne Sonne nicht mehr scheinen –
O Stern, o Liebe, wer wird dich beweinen?

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XLV.

O Pfeil, wie kannst du auf dein Liebstes zielen?
O Schwert, und auf mein Herz die Schärfe schwingen?
War ich dein Glöckchen nicht, dir aufzuspielen?
Und nicht dein Vögelchen, dir vorzusingen?
Nun weint's die Augen aus durch deine Strenge,
Daß es erblindet um so schöner sänge!
Vergehn muß ich um deiner Härte wegen,
Daß Liebe wachse unterm Thränenregen!

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XLVI.

Diese Augen, die nach dir vergehen,
Mögen nur noch in den blauen Himmel sehen.
Diese Lippen, die nach deinen brennen,
Mögen nur noch deinen lieben Namen nennen.
Sonne fang ihn auf und wirf ihn wieder!
Wie ein buntes Bällchen fliegt er auf und nieder.
Ach, wenn er ihr nur nicht gar zu gut gefällt,
Daß sie ewig ihn in ihrem goldnen Schooß behält!

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