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Frühlingssturm.

So spricht der Lenz: Abtrünn'ges Land,
Erkennst du den verrathnen Gatten?
Vergaßest du das Blumenband,
Mit dem wir uns umschlungen hatten?

Wie ließest du es schnell zerreißen
Und tauschtest es für fremdes Joch!
Mag es auch wie Demanten gleißen,
Das Band der Knechtschaft ist es doch!

Wo ist das Murmeln deiner Quellen?
Ihr kühnes Rauschen ist verhallt;
Und von der Vögel Sang, dem hellen,
Kein einzig frohes Echo schallt.

Gefesselt, stumm liegst du darnieder,
Und nicht die Sonne, nicht die Nacht
Begrüßen feiernd deine Lieder,
Seit rauh dich der Tyrann bewacht.

Nun stürz' ich seine Machtbefehle,
Der Freiheit Hauch weht vor mir her:
Er löst die Siegel von der Seele,
Zerbricht der Zwinger starke Wehr.

Du aber hängst an deinen Ketten
Und fliehst vor dem Erlöserkuß.
So will ich anders dich erretten:
Vernichtung sei mein erster Gruß!

Sturm soll in deinen Locken wühlen,
Ein Mahner unsrer wilden Gluth,
Da ich im Wald auf Moosespfühlen
Zuerst in deinem Arm geruht.

Er soll an deinem Herzen schütteln,
Daß es gedenk wird seiner Schmach,
Und auf dem schönen Nacken rütteln
Der Knechtschaft Joch, bis es zerbrach!

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