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Tod.

I.

Rosen fallen auf den Schnee der Berge
Aus der wunden Sonne Haar herab,
Sonnenherzblut schiffen Wolkensärge
Langsam segelnd in ein felsig Grab.
Doch darüber einsam sitzt der Tod,
Und in seinen Schooß zu sel'gem Sterben
Bettet sich das müde Abendroth.
Neuerblüht wird es den Osten färben.

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II.

Des Herbstes Flor verschleiert mir die Ferne,
Ein Sonnenschimmer streift den Waldessaum.
Zu Ende ist des Sommers schöner Traum,
Erloschen meines Lebens hellste Sterne.
Ein Schatten streicht vorbei; vor meinem Fuß
Läßt er ein Büschel Purpurbeeren fallen.
Ich steh' und seh' ihn durch die Bäume wallen;
Kühl weht's mich an – das war des Todes Gruß.

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III.

Schon will sich im Wald das Laub vergolden
Dort aus purpurrothen Beerendolden
Flicht ein Wandrer einsam einen Kranz.
Alter, scherz' ich, schenkst du den zum Tanz
Einer schmucken vielgeliebten Dirne?
Jener blickt mich an aus tiefen Augen:
»Schmücken soll er eine bleiche Stirne;
Wer ihn trägt, wird nicht zum Tanz mehr taugen.«

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