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Liebesreime.

XXII.

Schau, was schleppen die uralten Zwerge?
»Schleppen wunderbare Funkelsteine,
Die wir gruben aus dem tiefsten Berge;
Diene uns ein Jahr, so sind sie deine.«
Will nicht, will nicht eure Funkelsteine,
Will Smaragden nicht und nicht Rubinen;
Wär' ein einzig Menschenherz das meine,
Wollt' ich all mein Lebtag darum dienen!

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XXIII.

Ein klein Vöglein wär' ich gern
Schwirrt' um meinen guten Herrn.
Honig hat er auf den Lippen,
Und ich dürfte davon nippen;
Wann ich wollte, könnt' ich's wagen,
Niemals würd' er mich verjagen.
Und zum Dank pfiff ich ihm Lieder
Stolz von seiner Schulter nieder.
Käm' der liebe Mondenschein,
Schlief' in seiner Hand ich ein –
Wär' ich nur sein Vöglein klein!

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XXIV.

Ich werde längst gestorben in dunkler Erde liegen,
Wenn du im Licht noch einmal dem Glücke wirst begegnen.
Geliebte Arme werden sich sorgend um dich schmiegen,
Und deine Lippen werden des Schicksals Walten segnen.
In Sommernächten gehst du vorbei an meinem Grabe
Und weißt nicht, daß ich nah bin und dich gerufen habe;
Ein fernes Wetterleuchten wird durch den Himmel blitzen,
Du wirst in dunklen Träumen auf meinem Hügel sitzen.

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XXV.

Einen schönen Tod bin ich gestorben,
Bin in einem tiefen Meer ertrunken;
Dich, o Lieb, hab' ich zum Grab erworben,
Drin mein eigner Wille ganz versunken.
Wähnen könnt' ich, daß ich Eva wäre,
Jüngst von Gott geschöpft aus Nacht und Leere:
Sieh den Leib, dem Wunsch und Kraft noch fehlen –
Kommt, um die Geliebte zu beseelen!

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XXVI.

Wie fern der Welt Getümmel!
Der Wildbach rauscht vorbei;
Bedrohlich tönt vom Himmel
Des Falken stolzer Schrei.
Der Sturm braust wilde Weise,
Wie er vorüberzieht –
Ich singe scheu und leise
Mein kleines Liebeslied.

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XXVII.

Laß mich dein theures Haupt, o meine Liebe,
Mit diesem Kranz von goldnen Trauben krönen
Was sollen uns die zarten Frühlingstriebe,
Das flücht'ge Bild vom Untergang des Schönen?
Die Blätter wehn, der Tod durchsaust die Bäume,
Indeß die Frucht am Aste reift und schwillt.
Gedenkst du unsrer ersten Liebesträume?
Sie sind dahin – ihr Hoffen ist erfüllt!

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