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Herbst.

I.

Auf die spitzen dunklen Thürme
Senken Nebel sich wie Träume.
Roth und golden stehn die Bäume,
Bald entblättern sie die Stürme.
Meine Augen hängen immer
An der bunten Blätterzier –
Eh es flieht, strahlt euch, wie mir,
Einmal noch des Glückes Schimmer.

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II.

Jüngst hört' ich der Blätter bekümmerten Sang:
Der Wind weht von Norden, die Nacht wird so lang;
O Kleider von Gold und purpurnem Roth,
Wir tragen euch ungern, ihr kündet uns Tod.
Ihr tränkenden Wolken, ihr schnellen, ade!
Bald deckt ihr uns zu mit dem Bahrtuch von Schnee.
Grüß uns, liebe Sonne, im kommenden Jahr
Der keimenden Blätter glückselige Schaar!

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III.

Von allem Süßen das der Lenz gegeben,
Von allem Schönen das der Mai beschieden,
Bleibt nichts; der Baum, von Vögeln längst gemieden,
Sieht seine Blätter welk herniederbeben.
Er sieht sie fallen, die er stolz getragen;
Das letzte, wähnt er, möge ihm verbleiben;
Er hält es zitternd mit verhaltnem Klagen –
Und sieht's nach kurzer Frist im Sturme treiben.

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