Friedrich Wilhelm Hackländer
Handel und Wandel
Friedrich Wilhelm Hackländer

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Siebzehntes Kapitel.

Verlobung und Edelmut.

Im Reißmehlschen Hause war auf die gestrige furchtbare Katastrophe tiefe Ruhe gefolgt. Fanny lag in ihrem Korbe und ruhte von der Laternenstrapaze aus; aber manchmal zuckte sie zusammen und öffnete das Maul zu einem leisen Geheul, eine trübe Erinnerung an schreckliche Stunden. Philipp, den nach der schlimmen Nacht im Arrest Barbaras außerordentlich herzliche Begrüßungen, eines starken und guten Kaffees nicht zu gedenken, vollkommen restauriert hatten, stand wie gewöhnlich wieder hinter dem Ladentisch in seiner ganzen Glorie. Das Strohdachähnliche seiner Frisur war sorgfältig hergestellt, eine neue Kattunjacke schmückte ihn, und Barbara hatte an Stelle der in der Nacht verloren gegangenen Pantoffeln ihre eigenen Hausschuhe hergegeben, die, warm und dicht, Füße und Herz des unschuldig Mißhandelten aufs sanfteste erwärmten. Gegen Mittag aber kam ihm eine Nachricht zu, die ihn wieder bedeutend aufregte, da sie mit den Ereignissen der verflossenen Nacht offenbar im engsten Zusammenhang stand. Eine Magd aus dem Nachbarhause, die in den Laden kam, erzählte ihm, am Morgen sei Doktor Burbus auf die Polizei gerufen worden, habe sich aber mit Krankheit entschuldigt; als nun nach Verfluß einer Stunde der Polizeikommissär selbst sich eingefunden, um sich von der Wahrheit des Vorgebens zu überzeugen, sei der Doktor verschwunden gewesen, und eben jetzt befinden sich Gerichtsschreiber und Urkundspersonen drüben in seinem Zimmer, um die Pfändung seiner Habe vorzunehmen, welches Geschäft schnell beendigt sein werde. Philipp faltete die Hände, als er dies vernahm, und sein erster Gedanke war, daß doch auch bei der Justiz Gerechtigkeit zu finden sei, und seine zweite Regung war Mitleid mit dem, der sich oft so schwer an ihm versündigt.

Der Prinzipal, den der Gang auf die Polizei aus dem gewöhnlichen Gleise seiner Geschäfte gebracht, war heute morgen, statt um sieben, erst um elf Uhr nach einer langen Unterredung mit der Jungfer Barbara in den Garten gegangen, und erschien offenbar sehr zerstreut. Seit zwanzig Jahren vergaß er zum erstenmal, seine Taschenuhr nach dem alten Gnomon zu richten, nahm auf der gewöhnlichen Stelle keine Prise, betrachtete den großen Birnbaum neben der Sonnenuhr kaum mit einem flüchtigen Blick und beklatschte keinen der jungen Obstbäume mit der flachen Hand. Und an dieser ganzen Aenderung seines Wesens war nicht mein Auftritt aus dem Hause schuld, auch nicht die Einkerkerung des unschuldigen Philipps, sondern die Unterredung mit seiner Schwester, der Jungfer Barbara, welche ihrem überströmenden Herzen gegen den Bruder Luft gemacht und ihm erklärt hatte, Philipp liebe sie, und da auch ihre Gefühle mit dieser zarten Neigung harmonierten, so sei sie entschlossen, seinen Bewerbungen Gehör zu geben und als seine Ehehälfte mit ihm fortzuziehen, wenn der Bruder auf diese Eröffnung hin nicht geneigt sei, seinen früheren Gehilfen als Kompagnon ins Geschäft zu nehmen.

Dies überlegte Herr Reißmehl, während er im Garten auf und ab lief. Die Sache beschäftigte seinen Geist gewaltig. Der sonst so reinliche Mann achtete der Wasserpfützen im Garten nicht, sondern trabte unverdrossen durch die Wege, so daß seine weißen Strümpfe und schwarzen, kurzen Beinkleider bald so bespritzt aussahen, als wäre er Kurier geritten. Wenn ihm auch Philipp als Schwager nicht sonderlich behagen mochte, so bedachte er dagegen, daß seine Schwester die Hälfte des Vermögens ansprechen könne, und daß er bei einer Trennung vielleicht nicht sobald wieder einen Gehilfen fände wie Philipp. Diese Gründe stimmten am Ende Herrn Reißmehl zugunsten seines Ladendieners; jedoch fragte er zuvor noch das Schicksal um Rat, indem er eine Reihe junger Obstbäume, deren Anzahl er nicht auswendig wußte, mit: soll ich oder nicht? durchzählte, und als ihm der letzte dieser Bäume, leider ein mißratener, halb vertrockneter, junger Apfelbaum, ein bestimmendes Ja zuflüsterte, war Herr Reißmehl entschlossen und ging in das Haus zurück, um seine Schwester aufzusuchen. Diese war im ersten Stock beschäftigt, hatte die Fenster öffnen lassen und putzte mit einem seidenen Tuch die alten, wurmstichigen Möbel ab. Ein Dutzend Stühle und einige Tische waren schon gesäubert, und jetzt kam die Reihe an ein riesiges Bett mit gedrehten Säulen, welche zierliche Amoretten trugen, die auf ihren Händen den aus Holz geschnitzten Betthimmel hielten. Nach allem, was an diesem Morgen das Herz der keuschen Jungfrau bewegt, konnte sie den Anblick dieses Möbels nicht ertragen und schlüpfte mit einem Seufzer ins Nebenzimmer, wo sie alsbald eifrigst in ihrem Geschäfte fortfuhr und einen Kupferstich reinigte, auf welchem Adam und Eva zu sehen waren. Sehr vertieft in diese Arbeit, hörte sie nicht, daß die Tür sich hinter ihr öffnete, durch welche der Herr Reißmehl, Philipp an der Hand führend, eintrat. Erst als der Prinzipal so sanft wie möglich »Liebe Schwester!« sagte, fuhr Barbara erschrocken herum und ihr Gesicht überzog sich mit einer lieblichen Röte. Auch Philipp, der wohl wußte, was jetzt kommen würde, befand sich in großer Verlegenheit; mit der rechten Hand strich er durch sein fahles, blondes Haar und kratzte mit dem linken Fuße hinten aus.

»Liebe Schwester,« sagte Herr Reißmehl, »wozu viele Worte, da eure beiden Herzen einig sind? Herr Philipp« – dieses »Herr« sprach er heute zum erstenmal aus – »Herr Philipp ist mir in meinem Geschäft beständig brauchbar gewesen, er wird es auch künftig sein, und wir wollen später die Bedingungen aufsetzen, unter welchen die alte Firma Reißmehl und Compagnie von uns gemeinschaftlich fortgesetzt wird. Ich gebe zu allem meine Einwilligung. Seid glücklich!« Der alte Herr war bei dieser Rede augenscheinlich gerührt worden, weshalb er sich nach den letzten Worten umwandte und eilig das Zimmer verließ.

»Seid glücklich!« wiederholte Philipp schwärmerisch und lüftete seine langen Arme ein klein wenig. Aber Barbara kam ihm zuvor, eine Ohnmacht schien ihre Sinne zu umfangen, weshalb sie den teuren Bräutigam umhalste, und so ruhten beide sprachlos eine Weile Herz an Herz. Bald aber lösten sich ihre Arme, ihre Zungen folgten diesem Beispiele und ergossen sich in Gesprächen, die viel zu zart und duftig sind, um sie hier niederzuschreiben.

Dies alles begab sich am Fenster, von welchem aus man das Zimmer des Doktor Burbus sehen konnte. Die beiden Glücklichen lebten die vergangenen Tage, trotz ihrer schrecklichen Vorfälle, wieder durch, und daß dabei des Doktor Burbus und meiner nicht auf die glimpflichste Art erwähnt wurde, ist nur zu wahrscheinlich. – »Ja, ja, so geht es,« sprach Philipp und zeigte mit dem Finger auf das Fenster seines früheren Nachbars, an welchem in diesem Augenblicke eine der Urkundspersonen, ein Drechslermeister sichtbar war, um die zurückgelassenen Pfeifen des Doktors zu taxieren. In aller Kürze hatte Philipp seine Verlobte von der Flucht des Doktors in Kenntnis gesetzt und ihr erzählt, daß man soeben dessen Effekten gerichtlich aufnehme. Mochte es nun die frohe Vorstellung sein, daß der entflohene Doktor ihm nicht mehr schaden könne, war es edles Mitleid mit dem Unglücklichen, der jetzt hilflos in der Welt umherstrich, oder hatte der feierliche Moment das Herz Philipps überhaupt weich gestimmt, genug, er sprach einige Worte zu gunsten des Doktors, und ließ, dessen Schicksal bejammernd, einen Augenblick das Haupt auf seine Brust sinken. Plötzlich aber erhob er es wieder; ihm war ein edler, sehr schöner Gedanke gekommen.

»O Barbara,« sprach er, »wenn auch Ihr – dein Herz, wollte ich sagen, so zum Verzeihen geneigt ist wie meines, woran ich nicht zweifle, denn ich weiß ja, du bist edelmütiger als ich, so laß uns für all die Unbilden, die dir der Doktor zugefügt, feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln, auch wenn er als Flüchtiger nichts mehr davon ahnt! Laß uns durch eine schöne Tat etwas vom Unrecht sühnen, dessen er sich schuldig gemacht! Barbara, erlaube mir, daß ich drüben jenes Gerippe erstehe, um ihm die Ruhe in geweihter Erde zu geben.«

Erschreckt wand sich die Jungfrau aus den umstrickenden Armen ihres Geliebten, als sie den Knochenmann drüben erwähnen hörte, und in Gedanken sah sie ihn wie damals am Fenster stehen, den langen Zettel im grinsenden Maul. Doch mochte ihr der Entschluß Philipps von mehr als einer Seite nobel erscheinen, und so willigte sie ein und gab dem Ueberglücklichen sogar ihre Haushaltungsbörse, worauf sich die beiden nach einem langen Kusse und nach tausend süßen Worten trennten. Noch im Weggehen bat Jungfer Barbara den Verlobten, den Bruder vom Ankauf des Skeletts nicht in Kenntnis zu setzen, da er von der Poesie des Lebens zu wenig begreife, um den Wert dieser schönen Handlung zu würdigen, auch stellte sie die Bedingung, daß ihr das Skelett nie vor Augen kommen dürfe.

Philipp begab sich sogleich in das Nachbarhaus und in das Zimmer des Doktors. Man war gerade mit dem Aufnehmen sämtlicher Effekten fertig geworden, und obgleich man in allen Dingen nicht zu wenig taxiert, war doch nur die Summe von zirka acht Talern herausgekommen, auf welche die Hauswirtin, die mit ihren unbezahlten Mietsrechnungen in der Hand lauernd an der Tür stand, bereits Beschlag gelegt zu haben schien.

Philipp brachte sein Anliegen vor: er habe Auftrag, das Skelett zu erstehen, und wolle es nach seinem vollen Wert bezahlen. Der Gerichtsschreiber hatte das unheimliche Objekt zu einem Taler angesetzt; er meinte aber, für den Liebhaber sei es allerdings mehr wert, und der assistierende Drechslermeister erklärte, für so schöne Knochen seien vier Taler nicht zu viel. Philipp zog ohne Widerrede sein Beutelchen, erlegte die Summe und, nachdem er versprochen, das Skelett gelegentlich abholen zu lassen, begab er sich eilends hinweg, denn ihm graute in dem Zimmer des Doktor Burbus und namentlich in der Nähe des Knochenmannes.

Diesem Kauf hatte die Hauswirtin aufmerksam lächelnd zugeschaut, und kaum war Philipp die Treppe hinab, so sagte sie: »Ei, Herr Gerichtsschreiber, nun das Ding verkauft ist, brauche ich es auch keine Minute länger im Hause zu behalten, nicht wahr?« – Der Beamte meinte, wenn der Käufer es nicht alsbald holen lasse, könne sie es in Gottes Namen hinstellen, wohin sie wolle, nur nicht auf die Straße, dagegen müsse er im Namen der Polizei Einsprache tun. – »Aber auf meiner Treppe,« sagte die Hauswirtin, »werde ich es doch nicht stehen lassen, und das Zimmer, an dem ich schon Schaden genug habe, brauche ich notwendig.« – »Ei,« erwiderte der Polizeimann, »so lassen Sie es ihm hintragen.« – Auf diesen Bescheid hatte die Frau nur gewartet, denn alsbald schoß sie die Treppen hinab und kam gleich darauf mit zwei ihrer Ladengehilfen und einem großen Leinentuch wieder. Letzteres wurde um das Gerippe so drapiert, daß nur der blanke Schädel etwas hervorschaute, und nun wurden die beiden jungen Leute beordert, die Gestalt in das Nebenhaus zu Herrn Reißmehl zu tragen.

Es war heute kein Markttag, und im Reißmehlschen Geschäft so still wie nie. Philipp und Barbara befanden sich im Hinterstübchen, der Prinzipal saß vor seinem Pult in der Schreibstube, und Fanny, der Mops, lag noch immer träumend auf dem Rücken. Da unterbrach plötzlich die allgemeine Ruhe vom Laden her ein so gräßliches Geschrei, daß sämtliche Bewohner, Fanny eingeschlossen, emporfuhren und angstvoll lauschten. Es war die Stimme der Küchenmagd, die, unartikuliert brüllend, jedesmal, wenn ihr der Atem ausging, mit einem gellenden »O je! o je!« schloß.

Zwischen das Geschrei der Hausmagd hinein tönte das Gelächter mutwilliger Buben und das Geheul des Mopses, der, etwas Erschreckliches witternd, nach Kräften in den Spektakel einstimmte. Philipp stürzte aus dem Hinterstübchen in den Laden, gefolgt von Jungfer Barbara, die aber beim Anblick, der sich ihr darbot, die Hände vor das Gesicht schlug und laut kreischend wieder entfloh.

Da stand vorn im Laden das grinsende Skelett des Doktor Burbus, in ein weißes Leinentuch gehüllt. Philipp traute seinen Augen kaum, und im ersten Moment, da sich beim schrecklichen Anblick seine Begriffe verwirrten, glaubte er, das Skelett sei ihm gefolgt, um sich für die gute Tat, die er an ihm begangen, zu bedanken. Doch das Gelächter einiger zwanzig Buben, die vor dem Laden versammelt standen, brachte ihn zu sich, und er sah wohl, daß ihm die Nachbarin den Streich gespielt habe. Was sollte er beginnen? Im Hinterstübchen mußte Jungfer Barbara eben aus ihrer Ohnmacht erwacht sein, denn sie kreischte von neuem mit verdoppelter Kraft; die Magd hörte nicht auf »o je! o je!« zu schreien, und dabei focht sie mit einem langen Besen gegen den Knochenmann. Die Buben auf der Gasse belustigten sich mit allerhand schlechten Späßen. »Fastnacht ist da!« – »Nein, es war der Tod selbst; er will den Herrn Reißmehl holen.« – »Ich weiß, ich weiß!« schrie jetzt eine quiekende Stimme aus dem dicksten Haufen; »Jungfer Barbara hat sich maskiert, die war es!« Und ein ungeheures Gelächter folgte dieser letzten Bemerkung. Jetzt stürzte auch der Prinzipal, den selbst der furchtbare Lärm bis jetzt in einer wichtigen Addition nicht gestört hatte, aus der Schreibstube und schlug die Hände über dem Kopfe zusammen, als er in seinem ehrsamen Laden solchen Auftritt sah. »Philipp!« schrie er, »was soll das heißen?« Und als dieser keine Antwort gab, wandte er sich an die Magd und sagte: »Margret, lauf Sie auf die Polizei! das ist mir zu arg!« – Nach der Polizei brauchte die Magd nicht zu gehen; denn bereits arbeitete sich Märtens durch den dichten Haufen der Buben durch und trat in den Laden.

»Herrr!« schrie der Prinzipal, der nach vielen Jahren zum erstenmal in Zorn geriet, »was sind das für Geschichten? Wie können Sie es leiden, daß ein ehrsames Handlungshaus zum Gespött frecher Buben wird? Warum schützen Sie mein Hans nicht?« – »Hat sich viel zu schützen, Herr Reißmehl,« entgegnete der Polizeisoldat. »Der beste Schutz ist, wenn Sie das Ding, das Sie doch einmal gekauft haben, so schnell wie möglich ins Haus hineinschaffen.« – »Ich? ich? ich hätte das Ding gekauft?« – »Ja, Sie oder Ihr Ladengehilfe. Da steht er ja. Er soll es Ihnen selbst sagen.«

Philipp stand da, ein Bild des Jammers. Es gibt für ein edles Gemüt nichts Empfindlicheres als eine gute Tat, die man im stillen hat begehen wollen, so öffentlich dem rohen Urteil der Welt preisgegeben zu sehen. Und Philipp mußte seinen Edelmut preisgeben und dem Prinzipal gestehen, daß Jungfer Barbara und er das Skelett gekauft, und weshalb. Diese Auskunft war aber nicht geeignet, die Aufregung des Prinzipals zu besänftigen; vielmehr war es schauerlich anzusehen, wie der sonst so ruhige und gemessene Mann ob dieser Entheiligung seines Ladengewölbes in den schrecklichsten Zorn geriet. Wie toll sprang Herr Reißmehl mit beiden Beinen zugleich in die Höhe; bald rief er gegen das Hinterstübchen nach seiner Schwester, bald drohte er mit der Faust dem unglücklichen Philipp, jetzt sprang er gegen das Skelett selbst an und drehte sich dabei so blitzschnell im Kreise, daß sich seine fuchsige Perücke hinten und vorn lüftete.

Trotz aller Mühe wollte es unterdessen dem Polizeisoldaten nicht gelingen, die Bubenschar zu verjagen; es kamen ihrer von Minute zu Minute mehr hinzu, und die hintersten drängten die ersten, so daß diese dem Knochenmann immer mehr auf den Leib rückten. Herr Reißmehl befahl in seinem Zorn mit kreischender Stimme, das Haus zu schließen; niemand gehorchte ihm, und die Buben, die ein wenig zurückwichen, wenn er einen Satz gegen sie machte, drangen gleich darauf um so weiter wieder vor, und so kam es denn, daß bei einem solchen Stoße die vordern, obgleich kreischend und widerstrebend, gegen das Skelett gedrückt wurden, Dieses begann zu wanken, bekam das Uebergewicht und stürzte mit solcher Gewalt auf den Steinboden, daß die meisten Drähte des Knochengebäudes brachen, Rippen, Arme und Beine zersprangen, und der Kopf dem unglücklichen Herrn Reißmehl zwischen die Füße rollte, der über den Schädel hinweg einen furchtbaren Satz machte und dann in die Schreibstube stürzte, wo er kraftlos auf einem Stuhl zusammenfiel.

Beim Sturz des Skeletts stoben die Buben vor Schreck nach allen Richtungen auseinander, und der Polizeisoldat, der allein kaltes Blut behalten, war endlich imstande, die Haustür zu schließen. Philipp, mit dem Kopf auf den Ladentisch gesunken, weinte vor Jammer und Aufregung so heftig, daß seine Tränen, einem Bächlein vergleichbar, auf dem eichenen Tisch dahinliefen. Und Barbara? Wenn ich sage, daß Margarete, die Dienstmagd, nach drei verschiedenen Aerzten geschickt wurde, so kann man sich leicht denken, wie es im Hinterstübchen aussah.


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