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XXI. Vergiftungen

Bis zum Eintreffen fachmännischer Hilfe:

1.  Erregen von Erbrechen durch Schlundkitzeln mit einer in Öl getauchten Feder. Trinken lauen Wassers oder Bestreuen der Zunge mit Salz, Schnupftabak, Senfmehl, bis Erbrechen erfolgt. Die einfachsten Mittel sind dabei die besten. Reicht das nicht aus, so gebe man Klistiere von Tabaksrauch.

2.  Neutralisation des Giftes durch Eiweiß-Wasser, Essig oder Zitronensäure, Kaffee, Kampfer, Milch, Seife, schleimige Getränke, Tee, Wein, Zucker. In gewissen Fällen: Ammoniak, Eisenrost, Holzkohle, Küchensalz, süßes Mandelöl, versüßter Salpetergeist, Pottasche, gekochte Stärke usw.

Von diesen Antidoten eignen sich sodann:

Eiweiß, in Wasser gut aufgelöst und als Getränk reichlich gegeben, bei Vergiftung durch: metallische Stoffe, besonders Quecksilber und Sublimat, Grünspan, Zinn, Blei und Schwefelsäure.

Essig, und zwar Wein- oder Bieressig, als Getränk abwechselnd mit schleimigen Sachen oder als Klistier mit Hafergrützschleim vermischt, bei: Alkalien, auch bei Zufällen durch Aconit, Stechapfel( Daturin), Opium, narkotische Stoffe, giftige Pilze, kohlensaures Gas, Schwefelleber, giftige Muscheln und Fische, wohl auch bei durch Fettsäure verursachten Vergiftungen. Ist schädlich bei mineralischen Säuren, scharfen, ätzenden Pflanzenstoffen, Arsenik und vielen Salzen.

Kaffeetrank (schwarzer) bei Opium, Brechnuß (Nux vom.), Stechapfel, narkotischen Pilzen, Giftsumach, bitteren Mandeln, Blausäure und blausäurehaltigen Stoffen, Belladonna, Coloquinte, Baldrian, Schierling, Kamille, dann bei Spießglanz, Phosphor, Phosphorsäure. – Besonders unentbehrlich, wo folgende Symptome zugegen: Schläfrigkeit, Trunkenheit, Betäubung oder Verstandesverwirrungen, Delirien usw.

Kampfer: Hauptmittel bei Vergiftungen durch (besonders ätzend wirkende) Pflanzenstoffe. Gegen Beschwerden von giftigen Insekten, namentlich spanischen Fliegen, und Pflaster davon; Wurmmittel, Tabak, bittere Mandeln und andere Blausäure enthaltende Früchte. – Ebenso gegen sekundäre Leiden von Säuren, Salzen, Metallen, Phosphor, Giftpilzen u. dgl., nachdem man die Giftstoffe durch Erbrechen aus dem Körper geschafft hat.

Ist besonders hilfreich bei folgenden Symptomen: Erbrechen mit Durchfall, Gesichtsblässe, Kälte der Extremitäten und Bewußtlosigkeit.

Milch: Überall da, wo schleimige Sachen anzuwenden sind, die stets den Vorzug vor der Milch verdienen.

Fette Milch, Rahm, Sahne paßt, wo Öl paßt, und schadet, wo dieses schadet.

Saure Milch ist da anwendbar oder nicht anwendbar, wo Essig nützlich oder schädlich ist.

Öl: Es paßt sehr selten. Anwendbar bei Vergiftungen durch Salpetersäure, Schwefelsäure u. dgl. scharfe und ätzende Säuren. Wo lebendige Insekten in Augen oder Ohren sitzen, wird es mit gutem Erfolge eingetropft, um diese Tiere zu töten.

Ist unnütz bei metallischen Stoffen, bei Al senikvergiftung sogar schädlich. Bei spanischen Fliegen u. dgl., giftigen Insekten sogar höchst schädlich.

Schleimige Getränke oder Klistiere: bei Vergiftungen mit Alkalien, abwechselnd mit Essig zu geben.

Seife, weiße: In Wasser als Getränk sehr gut, wo Eiweiß paßte, aber nicht genügt hat. Besonders bei Vergiftungen durch metallische Stoffe, vornehmlich Arsenik, Blei usw. Auch sehr nützlich gegen scharfe Säuren, Schwefel- und Salpetersäure usw., Alaun, ätzende Pflanzenstoffe, Rizinusöl usw.

Schädlich bei Alkalien, z. B.: Lauge, Höllenstein, Pottasche; Soda, Weinsteinöl, Salmiak, flüchtiges Laugensalz, kaustischer oder gelöschter Kalk, Baryum usw.

Zucker (Zuckerwasser): Herrliches Mittel gegen mineralische Säuren oder Alkalien, wenn vorher wirkliche Gegengifte angewandt worden sind. Gegen metallische Stoffe, einige Farben, Grünspan, Kupfer, Kupfervitriol, Alaun usw. Wenn dabei Zuckerwasser erleichtert hat, kann man mit Eiweiß oder Seifenwasser abwechseln lassen. Auch gegen Arsenik und ätzende Pflanzenstoffe ist Zucker eins der besten Mittel.

Von den übrigen Antidoten eignen sich:

Ammoniak: Gegen Alkohol, bittere Mandeln, Blausäure.

Eisenrost: Gegen Arsenik.

Holzkohle: Gegen faule Fische, faules Fleisch, giftige Pilze, giftige Muscheln usw.

Küchensalz: Gegen Höllenstein und vergiftete Wunden.

Magnesium: Gegen Säuren.

Mandelöl (versüßtes): Gegen Säuren.

Pottasche: Gegen Säuren.

Salpetergeist: Gegen alkal. Gifte und tierische Stoffe.

Stärkemehl: Gegen Vergiftungen durch Jod.

Tee: Gegen Fettsäure und giftigen Honig.

Wein: Gegen schädliche Dünste und giftige Pilze.

*

Fortschaffung des Giftes durch Erbrechen u. dgl.

Ist das Gift unbekannt, sind die Schmerzen sehr heftig, besonders Eiweiß. Bei Betäubung: Kaffee.

Im allgemeinen: Metallgifte:

Eiweiß, Zuckerwasser, Seifenwasser, später Sulfur. Säuren und ätzende Stoffe: Seifenwasser, Magnesium in Wasser, Kreidewasser, Laugensalz oder Pottasche, in Wasser aufgelöst und davon löffelweise genommen, so lange als das Erbrechen wiederkehrt. Dann schleimige Getränke und abwechselnd etwas Kaffee oder Op. 3.

Baryum: Glaubersalz in Wasser; später Camph., Spiritus nitr.

Phosphorsäure: Coffea.

Pottasche: Coff., Carbo vegetab.

Salmiakgeist: Hepar.

Salpetersäure: Hepar.

Salzsäure: Bryonia.

Schwefelsäure: Pulsatilla.

Verbrennungen der Haut durch ätzende Stoffe: Seifenwasser oder Caust. in Wasser aufgelöst, äußerlich. Dergl. ins Auge gespritzt, dann tröpfle man süße Mandelmilch oder frische ungesalzene Butter hinein.

Weitere Säuren, vor allem Holzessig: Aconitum.

Biß von Schlangen, tollen Hunden u. dgl. giftigen Tieren: Trockene Hitze im Abstande ohne Unterbrechung 1-2 Stunden lang, doch genau über die Bißwunde, deren Ränder man noch von Zeit zu Zeit mit Öl oder Fett bestreicht.

Bei Schlangenbiß. Sofortiges Branntweintrinken, bis vollständiger Rausch erfolgt. Treten die Folgen des Bisses früher ein, dann hilft es nicht. Sonst noch: Arsen., Belladonna, Senega.

Kommen faulige Tierstoffe in eine Wunde, oder Eiter von kranken Tieren, Menschen: Arsenicum.

Dünste (schädliches Einatmen davon): Essigwasserbesprengung, Einatmen einer Chlorauflösung. Später Kaffeetrank, Op., Bellad., besonders bei Vergiftung durch Schwefelwasserstoffgas oder Kohlendunst.

Chlordunst: Tabakrauch, Branntwein oder Wein, Zuckerstückchen.

Gegen die Folgen der Emanation des Holzschwammes in Häusern mit Fachwerk: Acid. sulf.

Pflanzengifte: Kampfer, Kaffee oder Weinessig, besonders gegen narkotische Pflanzensäfte. Bei scharfen, ätzenden Pflanzenstoffen: Seifenwasser und Milch.

Vergiftungen mit:

Alaun: Seifenwasser, Zuckerwasser, Pulsat., Veratrum.

Arsenik: Seifenwasser, Eiweiß, Zuckerwasser, Milch, Eisenoxyd, besser noch Eisenoxydhydrat od. Eisenrost in Zuckerwasser, die Magenpumpe, wenn das Gift noch nicht resorbiert ist. –Ipec., China, Nux vom., Veratrum. Gegen Stirnausschläge durch mit Arsenik gebeizte Hüte: Carbo veget., Ferrum, Hepar.

Baldrianmißbrauch: Cham., Coff., Nux vom., Sulfur.

Blausäure: Salmiakgeist als Riechmittel, Kaffeetrank oder -klistier, Essig oder Kampferdämpfe. Coffea, Ipecac., Nux vom., desgleichen bei bitteren Mandeln oder Kirschlorbeersaft.

Blei: Schwefelsäure, Magnesium in Wasserlösung als Trank, schwefelsaures Kalium, Seifenwasser, Eiweiß, Milch, schleimige Getränke. – Alum., Bellad., Nux vom., Opium, Platinum.

Eisen: Arnica, Arsen., Belladonna, China, Hepar, Ipecac., Mercur., Pulsat., Veratrum.

Fettgift, Wurstgift: Essigwasser, schleim. Klistiere. – Acid. phosphoricum, Bryonia. Bei Lähmung oder Abzehrung: Arsen., Kreos. (Vgl. Umstände, Verschlimmerung: Wurstgift.)

Fischgift: Holzkohle mit Zuckerwasser oder mit Branntwein, Zucker-, dann viel Essigwasser. Bei Ausschlag, Halsweh, Geschwulst: Belladonna.

Honig: Kampfer als Riechmittel oder Einreibung. Kaffeetrank oder Tee.

Jod.: Stärkewasser, Buchbinderkleister, schleimige Getränke. – Arsen., Bellad., China, Coffea, Hepar, Phosph., Spong., Sulfur.

Kamille: Kaffeetrank. – Aconit., Coccul., Coff., Ignat., Nux vom., Pulsatilla.

Kampfer: Kaffeetrank (schwarz) bis zum Erbrechen, dann Opium.

Krötengift: Im Auge: Acon., sonst Holzkohle mit Milch oder Öl.– Arsenicum.

Kupfer: Eiweiß, Zucker, Milch, schleimige Getränke, Eisenfeilspäne in Essig aufgelöst und mit Gummiwasser vermischt.

Magnesium: Arsen., Cham., Coffea, Coloc., Nux vom., Puls., Rheum.

Mohnsaft und Opium: Kaffeetrank oder Essig. – Ipecac, Mercur., Nux vom. oder Belladonna.

Narkotismus: Kaffeetrank, Essigwasser. – Bellad., Carbo veget., Cham., Coffea, Lachesis, Merc., Nux vom., Opium, Pulsat., Rhus, Sepia, Sulfur.

Phosphorus: Sofortiges Erbrechen, reichlicher Kaffeetrank, Magnesiumwasser. – Alum., Bellad., Nux vom., Sulfur.

Pilze: Holzkohle in Wasser, Riechen an versüßtem Salpetergeist. – Kaffee oder Nux vom., Pulsat., Aconitum.

Safran: Kaffeetrank (schwarz) bis zum Erbrechen. – Opium, dann Acon., Bellad., Platin., Pulsat.

Salmiak u. Salpeter: laues Wasser mit salzloser Butter bis zum Erbrechen, dann: schleimige Getränke sehr reichlich. Coffea, Nux vom., Spirit. nitr.

Salpetersaures Silber oder Höllenstein: Salzwasser sehr reichlich, dann schleimige Getränke.

Salz: Arsen., Carbo veget., Lycop., Mercur., Nux vom., Pulsat., besonders Spirit. nitr.

Schwefel: Chin., Merc, Nux vom., Pulsat., Sepia, Silicea.

Schwefelleber: Essigwasser oder Zitronensäure; schleimige Getränke oder Klistiere. – Bellad., Cham., Graphit., Ignatia.

Seidelbast: Bryon., Mercur., Rhus.

Spanische Fliegen: Kampferspiritus auf Zucker oder Einreibungen damit, schleimige Getränke. – Acon., Pulsatilla.

Stechapfelgift: Kaffeetrank, Essig oder Zitronensaft; will davon nicht Erbrechen kommen, Tabakklistiere. Bellad., Hyosc., Nux vomica.

Strychninum: Chloral.

Tabak: Aconit., Chamom., Coccul., Cupr., Nux vom., Pulsat., Staph., Veratr., gegen die unmittelbaren Folgen.

chronische Folgen: Coccul., Mercur., Nux vom., Staphis.

Tabakkauen: Chamom., Cocculus, Cupr., Nux vom., Pulsat.

Bei Arbeitern in Tabaksfabriken: Arsenic., Coloc., Cuprum.

Weingeist: Milch, schleimige Getränke, ätzender Salmiakgeist (1 Tropfen in ein Glas Zuckerwasser teelöffelweise gegeben), Kaffeetrank. – Nux vom. Chronische Folgen, siehe Umstände, Verschlimmerung.

Zinn: Eiweiß, Zucker, Milch. – Carbo veget., Hepar, Ignatia, Pulsatilla.


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