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Charakteristik der einzelnen Kolikmittel

Aconitum: In ¼stündlicher Wiederholung; ist ein vortreffliches Mittel bei Entzündungskolik nach plötzlicher Erkältung oder Einwirkung von Zugluft, oft mit Gliederschmerzen vergesellschaftet. Der Unterleib ist auf Druck meist sehr empfindlich. Oft ist Harndrang und Ergriffensein der Blase vorhanden. Ist der Schmerz in der Nabelgegend am heftigsten, dann geben wir Aconitum mit Colocynthis im Wechsel. Ist die ganze Bauchdecke sehr empfindlich: Belladonna. Gehen den Schmerzen diarrhöische Stühle voran, meist mit vielem Pressen und Drängen: Mercurius solubilis. Bei sehr heftigem Durste und Leibschneiden: Arsenicum.

Arsenicum: Bei hochgradiger Entzündungskolik, bei schneidenden und windenden Schmerzen im Gedärme, Brennen im Magen, der oft aufgetrieben und sehr empfindlich gegen Druck ist; Übelkeit und saures Erbrechen. Abgang wässeriger, wundmachender Stühle mit stetem Tenesmus, unlöschbarem Durste, kaltem Schweiße, großer Hinfälligkeit, angstvollen und verfallenen Gesichtszügen. Derartige Anfälle werden meist verursacht durch kalte Getränke, saure Milch, unreifes Obst, schlechte Weine oder Biere.

Carbo vegetabilis: Blähungskolik mit außerordentlicher Gasanhäufung im Magen und Atemversetzung, veranlaßt durch den Genuß gärender Speisen oder Getränke. Von oben nach unten sich erstreckendes Knurren und Poltern in den von Gasen aufgeblähten Därmen, mit Aufstoßen und Windeabgang. – Werden derartige Koliken durch Erkältung, besonders der Füße im Nassen, oder durch den Genuß von Gurken und Salat verursacht, stauen sich die Blähungen besonders in der Seite unter den Rippen, dann hilft Cepa. – Wenn, namentlich bei sensitiven und anämischen Personen, die Flatus besonders durch Birnengenuß erzeugt werden und sehr stinkend abgehen, dann hilft China. Tritt nach Ärger Blähungskolik ein, oder bei Kindern nach zu reichlichem Milchgenuß, mit schmerzhaften, grünlichen oder gehackten Eiern ähnlichen Durchfällen: Chamomilla.

Cocculus: Blähungskolik mit außerordentlicher Auftreibung der Gedärme; anhaltender Schmerz in der Tiefe des Leibes, krampfhaftes Ziehen und Pressen an der Pforte des Leistenringes, als wollte sich ein Bruch bilden. Bei großer Neigung zu Rezidiven, besonders wenn sich nach Essen die Anfälle erneuern.

Colocynthis: Hauptmittel bei Krampfkolik und bei rheumatischen Kolikschmerzen mit unerträglichem Kneifen und Zusammenschnüren um den Nabel; plötzlich und in Anfällen eintretender, stechender und schneidender Schmerz wie mit Messern, zum Rasendwerden. Aufgetriebenheit des Bauches oder Gefühl von Leere. Die nach kurzen Pausen mit erneuter Heftigkeit eintretenden Schmerzen hinterlassen ein Zerschlagenheitsgefühl im ganzen Leibe oder bei jedem Tritt das Gefühl, als hingen die Eingeweide an leicht zerreißbaren Fäden. Leibesverstopfung oder Durchfälle und Erbrechen nach jedem Genuß, Blähungsabgang und dünnflüssige, gallige, schleimige und sehr stinkende Stühle.

Dioscorea: Äußerst heftige, intermittierende, reißende und windende Schmerzen; auch lanzinierende im Unterleibe (Hypogastrium), in der Nabelgegend bis ins Kreuz, aber auch plötzlich die Stelle wechselnd und in den Fingerspitzen, Fußzehen usw. erscheinend. Auch bei Leibesverstopfung oder bei galligen Durchfällen. – Hat einen viel engeren Wirkungskreis als Colocynthis; ebenso wie bei diesem Mittel ist Kolik hier eine Hauptindikation. Es soll nach den Beobachtungen amerikanischer Ärzte in den furchtbarsten Kolikanfällen »zauberhaft« wirken.

Mercurius solubilis: Besonders gegen Erkältungskolik, wenn die Schmerzen hauptsächlich in der Nabelgegend ihren Sitz haben, bei Aufgetriebenheit des Leibes durch reichliche Darmgase, die Kollern und Poltern erzeugen. Entsetzlich kneipende und schneidende Schmerzen im Leibe mit häufigem Drängen zum Stuhl. Entleerung von grünlichen, gelblichen oder schleimigen Stühlen mit Tenesmus und großer Empfindlichkeit der Bauchdecke gegen Berührung. – Bei ähnlichen Erscheinungen mit bedeutender Nerven-Überempfindlichkeit, rotem Kopfe und Unerträglichkeit des leisesten Druckes auf die Bauchdecke, geben wir Belladonna. – Bei sehr krampfhaften Schmerzen mit dem Gefühl, als sollten die Därme auf einen Klumpen zusammengeballt werden, Zerschlagenheitsgefühl in den Gliedern und nächtlich sich verschlimmerndem Nervenreißen mit Krampf im Magen geben wir Rhus Toxicodendron. Bei ähnlichen, aber milderen Erscheinungen mit Leibschneiden und Abgang vieler stinkender Winde: Dulcamara.

Nux vomica: Blähungskolik mit kugelförmiger Aufgetriebenheit des Magens und Drücken darin wie von einem Stein, verursacht durch Überladung mit schwer verdaulichen, besonders mehlhaltigen Speisen. Aufblähung der Därme mit Pressen nach unten und vielem Kollern. Stuhlverstopfung und lautes Aufstoßen, das Erleichterung bringt, wie auch Druck auf den Bauch, während der Magen gegen Druck empfindlich ist. Übelkeit, Brechwürgen und saures Aufstoßen. Kolik bei Hämorrhoidariern von Kotanhäufung in den Därmen oder eingeklemmten Brüchen. Bei ähnlichen Erscheinungen kann auch von Lycopodium Gebrauch gemacht werden.

Opium: Bei außerordentlich schmerzhaften Zusammenziehungen der Gedärme, besonders in den oberen Teilen des Darmkanals, im Grimmdarm und um den Nabel herum. Wenn weder Colocynthis noch Dioscorea den Schmerz zu beschwichtigen vermögen und der Patient sich wie ein Wurm zusammenkrümmt, verabfolgen wir Opium, wovon wir ¼- bis ½stündlich 1 Gabe geben, bis der Schmerz nachläßt. Oder wir verabfolgen Morphium aceticum als sog. Schüttelmixtur, wie bei Gallensteinkolik. Desselben Mittels bedienen wir uns auch bei der höchst schmerzhaften Krampfkolik kleiner Kinder, wenn diese Tag und Nacht schreien und andere Mittel keine Beruhigung bringen. Hier geben wir jedoch von der erwähnten Schüttelmixtur ¼- bis ½stündlich nur 1 Tropfen.

Plumbum: In Anfällen auftretende, äußerst heftige Schmerzen, besonders in der Nabelgegend, mit krampfhaft eingezogenem Bauche, wurstförmig aufgetriebenen Darmpartien und hartnäckiger Stuhlverstopfung. Kollern und Poltern von Darmgasen. Bleiches, verfallenes Gesicht, verlangsamter Puls, heftige Gliederschmerzen.

Personen, die leicht von Kolikanfällen ergriffen werden, müssen sich vor allem hüten, was solche hervorrufen könnte. Hauptsache ist eine geregelte Lebensweise. Vermeiden schwer verdaulicher Speisen, blähender Gemüse, saurer Weine, junger oder schlechter Biere usw. Auch verursachen oft zu kalte Speisen oder Getränke Kolikanfälle. Besonders schädlich ist aber der Genuß von Speisen oder Getränken nach vorangegangenen heftigen Gemütsbewegungen. Individuen, die sich leicht erkälten, ist Wollbekleidung (Reform-Unterkleidung) unbedingt zu empfehlen.


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