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Ohrspeicheldrüsenentzündung. Mumps. Bauernwetzel. Ziegenpeter. Parotitis

Der Mumps, Ziegenpeter oder Bauernwetzel ist eine durch einen noch unbekannten Erreger hervorgerufene Entzündung der Ohrspeicheldrüse, die vorwiegend Kinder und jugendliche Personen betrifft und größtenteils einen gutartigen Verlauf nimmt. Die im Frühjahr oder Herbst nicht selten epidemisch auftretende Parotitis kann durch sich einstellende Komplikationen mitunter einen üblen Ausgang nehmen.

Gewöhnlich geht der Krankheit ein fieberhafter Zustand einige Tage voraus, dann tritt eine dicht unter dem Ohrläppchen sich bemerkbar machende, mehr oder weniger schmerzhafte Geschwulst ein, die sich rasch über die Backe und Unterkiefergegend erstreckt und die Bewegung des Kopfes, besonders aber der Kinnlade, erschwert. Die pralle, in der Mitte härtliche Geschwulst ist mit normaler oder nur leicht geröteter Haut bedeckt. – Das Fieber bessert sich gewöhnlich schon nach einigen Tagen, weniger aber die Geschwulst, die nicht selten, wenngleich in geringerem Grade, auch die andere Seite ergreift. Meist sind etwas Speichelfluß, größtenteils aber Rachenkatarrh, Schwellung der Unterkieferdrüsen und nicht selten Ohrenschmerz zugegen. Der Appetit ist stets vermindert, die Zunge belegt, der Stuhl verstopft. Bei hochgradiger Entzündung oder sonst ungünstigen Verhältnissen tritt Röte der die Drüse überkleidenden Haut ein, und es kommt zur Eiterbildung, die, wenn auch meist unbedeutend, die Krankheit sehr in die Länge zieht. Mitunter erfolgt der Durchbruch des Eiters nach der Mundhöhle oder dem äußeren Gehörgange, was im letzteren Falle lange andauernde Schwerhörigkeit und Ohrenfluß zur Folge hat.

Die sog. metastatische Parotitis, die mitunter bei Typhus, Scharlach, Diphtherie und anderen gefährlichen Krankheiten erscheint, kann, besonders wenn sie zu Anfang dieser Krankheit auftritt, sehr bedenklich werden. Fast regelmäßig geht die Drüse in Verjauchung über.

Das Hauptmittel in dieser Krankheit ist auf jeden Fall Mercurius solubilis, besonders bei blasser, praller und nicht sehr schmerzhafter Geschwulst, auch bei Mitergriffenheit der Ohrmuschel, Entzündung des äußeren Gehörganges und Ohrenreißen. Dieses Mittel, das wir in 1- bis 2stündlichen Gaben zu je einer erbsengroßen Gabe auf 1 Eßlöffel voll Wasser verabfolgen, reicht in den meisten Fällen allein hin, um die ganze Krankheit zu beseitigen. Bei roseartiger, glänzender, heftige spannende Schmerzen verursachender Geschwulst und bei Gehirnaffektionen, Blutandrang und Schwindel: Belladonna. Ein mit Belladonna konkurrierendes, dieser aber oft noch vorzuziehendes Mittel ist Phytolacca decandra bei bedeutender Geschwulst und Entzündung mit sehr schmerzhaften Stichen nach dem Ohre und Kopfe; bedeutende Nervosität, Abgespanntheit, Schlaflosigkeit und Delirien. Bei nicht entzündlicher Geschwulst und skrofulösem Habitus: Jodum. Diese Mittel sowohl, wie auch Silicea oder Aurum, verabfolgen wir auch bei zurückbleibender Verhärtung der Drüse. In den sehr seltenen Fällen von Eiterung, die durch klopfende Schmerzen in der Geschwulst und Frostschauer angekündigt wird, geben wir Hepar sulfuris. Bei Parotitis im Verlaufe des Typhus empfiehlt sich Rhus Toxicodendron, im Verlaufe von Scharlach hingegen Hepar sulfuris.


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