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Asthma. Brustkrampf

In früherer Zeit gebrauchte man den Ausdruck Asthma überhaupt für mit starkem Beklemmungsgefühl verbundene Atemnot (Dyspnoe), die in vielen Fällen weiter nichts ist, als ein Symptom verschiedener Erkrankungen, wie Herz-, Gefäß- und Lungenleiden, namentlich Lungenemphysem (siehe dieses), während man jetzt darunter das Bronchialasthma (Asthma bronchiale) versteht. Dieser Krankheitszustand ist durch das Auftreten von Anfällen charakterisiert, die in Atemnot, Lungenblähung und häufig auch in Auswurf eines zähen Schleimes bestehen, besonders häufig des Nachts. Nach dem Aufhören des Anfalles kann der Zustand der Lungen wieder völlig normal sein, bei der rein nervösen Form des Asthmas; oder die Anfälle sind eine Steigerung eines längere Zeit bestehenden krankhaften Zustandes der Bronchialschleimhaut. Meistens scheint eine erbliche Anlage zum Asthma zu bestehen (Vagotonie). Der Asthmaanfall ist auf einen Krampf der Bronchialmuskulatur, also auf eine vasomotorische Störung zurückzuführen. Die Verengerung der Bronchien ruft Erstickungsgefühl, weithin zu hörendes Pfeifen und Lungenblähung hervor. Der Kranke erwacht durch ein heftiges Erstickungsgefühl mit Bedürfnis nach frischer Luft. Er muß sich im Bett aufrichten und häufig erreicht die Atemnot einen so hohen Grad, daß er aus dem Bett springt, an das Fenster eilt, um frische Luft zu schöpfen. Das Gesicht ist während des Anfalles, der bis zu 2 Stunden anhalten kann, bläulich-rot, gedunsen, mit hervortretenden Augen, und mit Schweiß bedeckt. Die Wiederkehr dieser Anfälle ist meist an keine bestimmte Zeit gebunden, jedoch pflegen sie bei einer Witterung, die zu Katarrhen Veranlassung gibt, häufiger aufzutreten. In dem Auswurf Asthmakranker finden sich kleine, gewundene, zähe Schleimfäden, die sich unter dem Mikroskop aus feineren oder gröberen spiralig gewundenen Bändern und Fäden (die sog. Curschmannschen Spiralen) zusammengesetzt zeigen und die die Abgüsse der kleinsten Bronchien darstellen, daneben zahlreiche mikroskopische, oktaëdrische Kriställchen, die sog. » Leydenschen Asthmakristalle«, sowie die »Müllerschen eosinophilen Zellen«. Man hat vermutet, daß der Bronchialkrampf durch mechanische Reizung der Schleimhaut seitens dieser Kristalle hervorgerufen werde.

Zur Abkürzung des Anfalles sind verschiedene Palliativmittel in Anwendung, wie das Riechen an Salmiakgeist, Verbrennen von Salpeterpapier, Rauchen von Asthmazigaretten, Verbrennen von Asthmapulver, Einatmen heißer Wasserdämpfe, auch mit Zusatz von Terpentin, Adrenalin oder Amylnitrit. Letzteres verschafft oft große Erleichterung; ferner der Gebrauch von Cannabis sativa, alle 5 bis 10 Minuten 3 Tropfen. Zur Behandlung des Übels in der Zwischenzeit sind die wichtigsten Mittel: Arsenicum, Belladonna, Bryonia, Cocculus, Cuprum, Ipecacuanha, Lobelia, Moschus, Nux vomica, Phosphorus, Sulfur.

Arsenicum album: Großes Angstgefühl, kalter Schweiß, blasses oder bläulichrotes Gesicht. Äußerste Atemnot, besonders vor Mitternacht, Todesangst mit beschleunigter Herztätigkeit, Schweregefühl und Hitze im Kopf, Verschlimmerung durch Stubenwärme und im Bett, ebenso durch Wassertrinken; aufgetriebener Bauch, unwillkürlicher Harnabgang; Brennen in der Brust, heftiger Durst, große Schwäche. Zuweilen tut auch Antimonium arsenicosum gute Dienste.

Belladonna: Bei nebenhergehendem Blutandrang nach dem Kopf, Zusammenschnüren des Kehlkopfes und Erstickungsgefahr; bei vollblütigen Kranken und reizbaren weiblichen Personen; trockener Husten und Stechen im Brustbein.

Bryonia: Anfälle nachts oder gegen Morgen; nach entzündlichen Rippenfell- oder Lungenleiden; Druckschmerzen und Stiche in der Brust beim Atmen.

Cocculus: Besonders bei hysterischen Frauen, wenn die eine Zeitlang ausgebliebenen Anfälle plötzlich um Mitternacht wieder erscheinen mit Luftröhren- und Kehlkopfkrampf, Husten und geringem Schleimauswurf. Pfeifendes, schnaubendes Atemgeräusch, Brustbeklemmung und Atemversetzung.

Cuprum: Wenn die Zwischenräume nicht frei von Beschwerden sind, und namentlich eine größere Beengung oder trockener Husten, der leicht zu Ersticken führt, zurückbleibt; schnarchendes oder schwieriges Atmen mit krampfhafter Bewegung des Unterleibes; schmerzhafte Empfindlichkeit der Herzgrube; Blutwallungen mit Herzklopfen; Besserung durch Wassertrinken.

Ipecacuanha: Nächtliche Erstickungsanfälle mit krampfhaftem Zusammenschnüren des Kehlkopfes; Rasseln in der Brust mit Schleimanhäufung, von Übelkeit begleitet.

Lobelia: Starke Beklemmung, stets begleitet von Magensymptomen. Salivation. Besserung durch Umhergehen. Vagotonie.

Moschus: Wenn das Asthma von einem förmlichen Stimmritzenkrampf begleitet wird und das Gefühl von eingeatmetem Schwefeldampf vorhanden ist; wenn Zuckungen und Starrkrampf ähnliche Haltung der Glieder auftreten.

Nux vomica: Blutandrang nach den Lungen; große Atemnot mit krampfhaftem Zusammenschnüren, besonders im unteren Teil der Brust, zum Aufrichten nötigend, hauptsächlich nach Mitternacht.

Phosphorus: Bei zusammenschnürendem Brustkrampf, heftigste Atemnot, mit Druck und Schwere in der Brust, Hitzegefühl, Herzklopfen, große Mattigkeit; Angst und von der Stirn herabperlender Schweiß.


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