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Flechten, flechtenartige und verschiedene andere Hautausschläge. Herpes, Liehen, Pemphigus usw.

Kleienflechte, Pityriasis rubra. Sie beruht auf einer auf gewissen Hautstellen vorkommenden krankhaften Rötung und Abstoßung der Oberhautzellen in feinen Schüppchen oder größeren Lamellen. Das Leiden findet häufig an behaarten Stellen, besonders auf der Kopfhaut statt, und zwar als ein lokales Übel, dessen Ursachen völlig dunkel sind. Die Krankheit ist hartnäckig und ihre Heilung unsicher; doch kann dagegen versucht werden: Sulfur, Graphites, Sepia, Staphisagria oder Thuja. Ist das Leiden auf der Kopfhaut, so ist von großem Nutzen, den Kopf mit warmem Seifenwasser tüchtig zu waschen und dann mit einer Salbe ordentlich einzureiben, die aus 20 g Vaseline und 2 g Sulfur D3 (alles eine Stunde gut und schnell durcheinandergerieben) besteht.

Schuppenflechte, Psoriasis. Diese beginnt damit, daß sich an einzelnen Stellen die Epidermis lockert zu einem kleinen, weißen Hügel. Diese Stellen vergrößern sich allmählich und erreichen die Größe eines Tropfens (Psoriasis guttata). Nach Entfernung der Schuppen findet sich eine gerötete, leicht blutende Hautstelle. Der Ausschlag verursacht meist kein Jucken, und das Allgemeinbefinden des Individuums ist gewöhnlich ungestört. Tägliches Waschen der ergriffenen Teile mit lauwarmem Roggenkleieabsud ist sehr zu empfehlen. Innerlich verabfolgen wir: Sulfur, Arsenicum, Arsenum jodatum, Mercurius bijodatus ruber, Sepia oder Acidum nitricum.

Fischschuppenflechte, Ichthyosis. Ein nach Prof.  Hebra ererbtes oder angeborenes Leiden, meist bei Männern vorkommend. Eine Hypertrophie des Papillarkörpers der Haut mit übermäßiger Bildung von Epidermis und fehlender Funktion der Talgdrüsen. Die Schuppenbildung findet sich nie im Gesicht, auch nicht in der Beugeseite der Gelenke oder am Hodensack; sie ist am stärksten an der Streckseite des Armes und des Ober- und Unterschenkels, am Knie. – In der ersten Zeit ist die Haut wie mit Mehl bestreut. Später werden die Schuppen größer und sitzen in ihrer Mitte fest auf, während die Ränder sich schüsselförmig erheben. Schließlich häufen sie sich in solcher Menge an, daß sie die betreffenden Stellen hornartig überziehen. Die Schuppen, die weißlichen Perlmutterglanz haben, sitzen auf normal gefärbten Stellen, lassen sich leicht abheben und ersetzen sich bald wieder. Graphites, Sulfur, Arsenicum oder Phosphorus und Causticum können versucht werden. Graphit-Salbe scheint einige Besserung zu bringen. Diese Salbe ist auch bei spröder und hornartiger, rissiger Haut in den Handtellern sehr zu empfehlen.

  Bläschenausschläge, Herpes. Ekzema. Alle Herpesformen sind charakterisiert durch Bildung von wasserhellen, kleinen Bläschen, die in Gruppen auf entzündlich geröteter Haut stehen. Alle Bläschen derselben Gruppe entstehen zu gleicher Zeit und haben akuten Verlauf. Die diagnostischen Unterschiede zwischen Ekzema und Herpes sind nur unbedeutend, und so läßt sich denn auch die Grenzlinie zwischen beiden nur mit Schwierigkeit ziehen. Die Bläschen von Herpes sind größer als die von Ekzema und zeigen keine Neigung, zu konfluieren. Jedes herpetische Bläschen nimmt seinen Lauf verschieden und getrennt. Ferner ist eine entschiedene Tendenz zur Bildung von feuchtenden Krusten zugegen, die eine gelatinöse, wässerige Flüssigkeit absondern, was bei einem herpetischen Ausschlag nicht der Fall ist. Wir unterscheiden:

Herpes labialis, oder besser facialis. Diese Affektion erscheint in Begleitung von fieberhaften Krankheiten. Gruppen von Bläschen werden auch auf der Schleimhaut des Mundes und des Pharynx wahrgenommen. Ähnliche herpetische Ausschläge auf der Stirn, den Lidern, der Nase, den Ohren kommen auch bei sonst ganz gesunden Personen vor.

Herpes iris und circinatus. Herpes iris beginnt als ein einzelnes Bläschen auf einem entzündeten Grunde, und neue Bläschen bilden sich um das erste in der Gestalt von konzentrischen Ringen, die an Farbe und Inhalt verschieden sind, je nach dem Stadium ihrer Entwicklung. Ihr gewöhnlicher Sitz ist zuerst der Rücken oder die innere Fläche der Hand oder die obere Seite des Fußes, sie können sich aber später über das ganze Glied erstrecken. In sehr heftigen Fällen ist Fieber zugegen. Er erscheint bei jungen Personen, häufig im Frühjahr oder Herbst.

Herpes circinatus ist von Herpes iris eine bloße Varietät, bei der die Krankheit sich in Form von Bläschen peripherisch ausbreitet, während in der Mitte der Abtrocknungsprozeß bereits begonnen hat. Die Affektion nimmt gewöhnlich in 8 bis 10 Tagen ihren Verlauf, worauf sich neue Bläschen bilden.

Herpes Zoster, Zona. Dieser Ausschlag leitet seine spezielle Benennung von der eigentümlichen Art ab, in der die Gruppen von Bläschen den Körper wie ein Gürtel umgeben. Er folgt dem Lauf von einem oder mehreren Hautnerven, gewöhnlich vor oder hinter der Medianlinie anhaltend. Er befällt namentlich den Rumpf, aber auch das Gesicht, die Schultern, den Unterleib, den oberen Teil des Schenkels, indem die Ausschlaglinie mit der Längenachse des Gliedes übereinstimmt. Die rechte Seite wird häufiger ergriffen als die linke. Die Krankheit kommt gewöhnlich bei älteren Leuten vor, ist gleich häufig bei beiden Geschlechtern und tritt hauptsächlich bei Witterungsveränderungen auf. In seltenen Fällen wird sie nahezu epidemisch. Der Verlauf der Krankheit beschränkt sich gewöhnlich auf eine Zeit von 15 bis 20 Tagen. Der Schmerz, der dem Ausschlage vorangeht, ist meist neuralgischer Natur; er verschwindet beim Erscheinen des Ausschlages, bleibt aber oft nach dem Verschwinden des Ausschlages mehrere Monate und länger noch zurück. In den seltenen Fällen, wo der Inhalt der Bläschen mit Blut gemischt und ihre Umgebung mit Blut infiltriert ist, können die Schmerzen sehr heftig sein. Wenn der Ausschlag den Augennerv ergreift, kann er den Augapfel beschädigen, ja selbst zerstören.

Der akute Gürtelausschlag ist meistens mit Fieber verbunden. Beim chronischen Zoster bleibt oft nach dem Abfall der Krusten ein Jucken in der Tiefe der Haut zurück, das Wochen, ja oft Monate lang anhält. Rezidive sind beim Zoster nicht selten.

Wir richten uns bei Behandlung dieser Krankheit hauptsächlich nach der Art der neuralgischen Schmerzen und der Zeit, wann diese auftreten. In der Mehrzahl der Fälle haben uns Mezereum, Rhus Toxicodendron oder Mercurius solubilis und Graphites die besten Dienste geleistet. Sonst sind noch zu berücksichtigen: Arsenicum, Cantharis, Causticum und Sepia; in selteneren Fällen: Ranunculus sceleratus, Cistus und Zincum. – Mercurius und Rhus Toxicodendron vorzugsweise beim Rotlauf-, Graphites und Sulfur beim Flechten-Zoster.

Bei Behandlung von Herpes labialis oder facialis, Herpes iris und circinatus sind folgende Mittel zu berücksichtigen:

Arsenicum: Herpes mit heftigem Jucken, Brennen und starker Entzündung; auch bei herpetischen Ausschlägen an Mund und Lippe.

Bovista: Herpes nach Jucken über den ganzen Körper; feuchter, schorfiger, herpesartiger Ausschlag.

Calcium carbonicum: Bläschenausschlag um den Mund und die Mundwinkel; ebenso auch auf den Hüften und an verschiedenen anderen Körperstellen. Geschwürigkeit der Mundwinkel wie auch bei Antimonium crudum.

Clematis erecta: In Geschwürbildung übergehende rote Bläschen auf der Oberhaut mit stechender und brennender Schmerzempfindung im Gesicht und am übrigen Körper; bei chronischem Herpes.

Euphorbium officinarum und Euphorbium cyparissias: Auf der meist geröteten Haut aufschießende größere Blasen, gelbliche Flüssigkeit enthaltend. Letztere, Euphorbium cyparissias, die besonders Vorliebe für die Backenpartie hat, wird auch gegen Blasenrose empfohlen.

Graphites: Hautausschläge an verschiedenen Körperteilen; Quaddeln, Blasen, Knötchen usw., sich abschuppend, nässend, eiternd; hornartige, spröde Haut der Handfläche, mit tiefen Rissen; Verdickung der Fingernägel. Viel Ähnlichkeit mit Antimonium crudum, doch finden sich die hornartigen Verdickungen bei diesem an den Fußsohlen.

Hydrastis canadensis: Sehr wirksam bei ekzematösen Hautausschlägen mit starkem Jucken und Nässen; auch auf dem Kopf und im Gesicht, besonders bei skrofulösen Kindern nach Scharlach und Masern. Ekzem auf der Stirn an der Grenze der behaarten Kopfhaut.

Mercurius: Flechten und eiternde Pusteln; Herpes brennend, juckend, trocken oder feuchtend oder mit Schorfen an verschiedenen Körperstellen.

Mezereum: Dicke, trockene, schilfernde Flechten, besonders am Ellbogen und an der Streckseite des Armes. Zahlreiche Bläschen mit unerträglichem Jucken auf der Kopfhaut, oft bis in die Stirngegend, platzen, bilden dicke Schorfe und schwitzen Feuchtigkeit aus. Später vertrocknen diese Stellen wieder und machen neuen Eruptionen Platz mit demselben Verlauf. Es ist dies stets eine sehr hartnäckige Ausschlagsform.

Natrium muriaticum: Sehr wichtig bei kleinen, durchsichtigen, eine wasserhelle Flüssigkeit entleerenden Bläschen, die bei Kindern besonders im Gesichte (auf der Stirn, an den Nasenflügeln oder auch am Kinn) aufschießen, sich mit Eiter füllen und zu einer dichten, bernsteingelben Kruste eintrocknen, unter der die Haut stark süchtig ist und näßt. Ekzem am After.

Phosphorus: Juckender, großer Bläschenausschlag über den ganzen Körper, auch im Gesicht; runde herpetische Flecke am ganzen Körper. Pityriasis und Ekzema besonders in der Umgegend der Gelenke.

Ranunculus sceleratus: Bläschen mit juckendem Stechen oder Brennen auf der Haut, die eine scharfe Flüssigkeit absondern. Ebenso Ranunculus bulbosus besonders bei Pemphigus, aber auch bei der Bartflechte hat sich dieses Mittel, mitunter im Wechsel mit Hepar sulfuris, sehr gut bewährt.

Rhus Toxicodendron: Über den ganzen Körper zerstreute oder in kleinen Gruppen vereinte, brennende, auch nässende Bläschen; Kopfhaut, innere Handfläche und Fußsohle nicht befallend.

Sepia: Vorzügliches Mittel bei der Ringflechte, Herpes circinatus. Afterflechte.

Silicea: Heftiges Jucken verursachender Bläschenausschlag.

Sulfur: Bläschenausschläge über den ganzen Körper, wie Krätze, mit argem Jucken und dann Brennen in der durch Kratzen geröteten Haut. Eiternde Ausschläge, Ekzema.

Zincum metallicum: Sehr wirksam bei ekzematösen Ausschlägen an verschiedenen Körperstellen mit heftigem, stechendem oder prickelndem Jucken, zum Kratzen nötigend; darnach Brennschmerz. Juckender Friesel- und Knötchenausschlag.

Knötchenflechte. Lichen. Ein kleinknötiger Hautausschlag, der weder eitert noch näßt, sich auch nicht in Bläschen, Pusteln oder Geschwüre umwandelt. Er begleitet meist dyskrasische Krankheiten. Man unterscheidet einerseits Liehen bei Skrofulösen und andrerseits Lichen ruber, zu dem sich fast immer Tuberkulose gesellt.

Seine Behandlung erfordert: Sulfur, Calcium carbonicum, Silicea.

Blasenausschlag. Pemphigus. Er kommt meist nur bei Neugeborenen oder Säuglingen vor und kann sehr bösartig sein. Die mit fleischwasserähnlicher Flüssigkeit gefüllten großen Blasen treten gewöhnlich zuerst an den Unterschenkeln auf, oft aber auch am ganzen Körper. Neue Eruptionen finden nach Wochen und Monaten noch statt. In bösartigen Fällen, wo die ganze Körperoberfläche wie geschunden erscheint, ist der Tod unvermeidlich.

Gegen diese hartnäckige und gefährliche chronische Hautkrankheit halten wir Ranunculus bulbosus und Mercurius praecipitatus ruber für die besten und hilfreichsten Mittel. Auch haben wir mit gutem Erfolge die 3. Verreibung von Mercurius praecipitatus ruber auf die nach Entfernung der Blasen entstehende, feuchtende Hautstelle aufpudern lassen. Rhus Toxicodendron scheint uns kein Simile für diese Ausschlagsform zu sein. Dagegen haben wir mit Arsenicum in ununterbrochenen Gaben bei einer alten Frau, bei der sich an den Beinen Eruptionen zeigten, die das Aussehen großer Brandblasen hatten, nach achtwöchiger Behandlung vollständige Heilung erzielt. Die Frau war bereits von allopathischen Ärzten aufgegeben. In einigen Therapien finden wir noch angeführt: Cantharis, Causticum, Kreosotum, Lachesis und andere Mittel mehr, doch konnten wir uns von ihrem Werte bis jetzt nicht überzeugen.

Bartflechte. Akne mentagra. Ein aus Eiterblüten bestehender, die Barthautstellen einnehmender Ausschlag. Nach Aufbruch der von einem Barthaar durchbohrten Knötchen bildet sich eine ziemlich dicke Borke. Die Wurzelkolben der leicht herausziehbaren Haare sind geschwollen, mit Eiter umgeben. Ein Wiederersatz der Haare findet an den erkrankten Stellen nicht statt. Bei längerer Dauer der Krankheit wird die gerötete Oberhaut verdickt und wulstig; es entstehen Bindegewebswucherungen. Die mikroskopische Untersuchung der Haare zeigt oft parasitäre Gebilde, Pilze, die entweder Folge oder Ursache der Krankheit sind, jedenfalls aber wesentlich zur Unterhaltung der Krankheit beitragen.

Wir haben bei Behandlung der Bartflechte recht gute Resultate durch den innerlichen Gebrauch von Hepar sulfuris, Arsenicum oder Mercurius erzielt; andere wollen noch Graphites oder Acidum nitricum angewandt wissen. Oft hat sich auch Ranunculus bulbosus im Wechsel mit Hepar sulfuris vorzüglich bewährt. – Sind mikroskopische Pilze nachweisbar, so müssen die Haare, die an den ergriffenen Stellen als fremde Körper wirken, mit einer Pinzette oder Haarzange entfernt und die Stellen mit antiparasitären Mitteln behandelt werden. Bepinselung mit Sublimatwasser ziehen wir allen anderen in Vorschlag gebrachten äußerlichen Mitteln vor; ebenso auch Dr. Willmar Schwabes Flechten-Liniment. – Bei Herpes tonsurans, der Scheerflechte auf dem Haarkopfe, soll sich Terpentinöl äußerlich oft gut bewährt haben.

Leberflecke. Pityriasis versicolor. Es sind dies braune, umschriebene Hautflecke in Gestalt größerer oder kleinerer Inseln, die sich besonders auf der Brust, am Oberarm und auf den Schulterblättern vorfinden und sich ein wenig über die Haut erheben. Sie verursachen oft lästiges Jucken und schälen sich beim Kratzen in feine Hautpartikelchen ab. Sie werden durch einen Fadenpilz (Mikrosporon furfur) hervorgerufen. Die Behandlung ist eine rein örtliche. Wir nehmen Spiritus sulfuratus und reiben alle Abende die ergriffenen Hautstellen damit ordentlich ein. Die lästige Hautkrankheit verschwindet darnach sehr bald.

Die Leberflecke haben mit der Leber nichts zu tun und dürfen auch nicht mit den sehr häufig auf dem Gesicht junger Leute vorkommenden Sommersprossen verwechselt werden. Gegen die Sommersprossen empfiehlt der alte Hufeland ein sehr einfaches Mittel, nämlich die Lösung von etwas Borax in Wasser, womit die Stellen eingerieben werden sollen. Auch die Sommersprossen-Tinktur (Limax ater) Dr. Willmar Schwabes kommt in Frage.


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