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Lungenemphysem. Emphysema pulmonum

Das Lungenemphysem, eine chronische krankhafte Aufblähung und Erweiterung der Lungen besteht in einem Elastizitätsverlust der Lungen und des Brustkorbs. Die Lungen nehmen daher ein größeres Volumen ein, als die gesunden, weil sie sich wegen ihres Mangels an Elastizität nicht mehr auf ihr früheres Volumen zurückzuziehen vermögen. Das Lungenemphysem entwickelt sich mit dem zunehmenden Alter, und nur in Ausnahmefällen nach großen und dauernden Anstrengungen der Atemwerkzeuge, z. B. das Blasen von Blasinstrumenten, bei Glasbläsern, Lastträgern, Rednern usw. Meist ist die Erkrankung ein Folgezustand anderweiter das Bronchiensystem und das Lungengewebe betreffenden Krankheitsprozesse, wie chronischer Bronchialkatarrh, namentlich der trockene Katarrh der mittleren und feineren Bronchien, schwerer, anhaltender Keuchhusten, Bronchialasthma. In vielen Fällen ist das Emphysem als eine echte Abnutzungskrankheit der Lungen zu betrachten. Schon die gewöhnliche Einatmung nimmt immer von neuem die elastischen Kräfte der Lunge in Anspruch und führt schließlich zu einem Elastizitätsverlust der Lungen. Im höheren Alter werden die Lungen mehr oder weniger unelastisch, und das Altersemphysem der Lungen ist mehr zu den Rückbildungszuständen als zu Krankheitszuständen zu rechnen. Die Lungen mit Altersemphysem zeigen daher kein größeres, sondern eher ein geringeres Volumen als gesunde Lungen.

Bei dem Emphysem besteht dauernde Kurzatmigkeit, die sich bei jeder körperlichen Anstrengung steigert; häufig ist der Brustkorb faßförmig erweitert und dehnt sich auch bei vollem Einatmen nur wenig aus. Je nach dem Heftigwerden des selten fehlenden Bronchialkatarrhes steigern sich die asthmatischen Anfälle, so daß die Kranken beim Gehen häufig stehen bleiben müssen. Allmählich entwickeln sich Störungen im Blutkreislaufe. Der Einfluß auf das Herz zeigt sich vorwaltend in der Tätigkeit des rechten Herzens. Durch die Hemmung der Zirkulation in der Lunge wird dies mit Blut anhaltend überfüllt, und endlich dauernd erweitert, und es finden sich venöse Stauungserscheinungen: Hyperämie und Schwellung der Leber und Milz und schließlich Wassersucht. Alle diese Veränderungen kommen ganz unscheinbar unter den Symptomen eines leichten chronischen Katarrhs zustande, sind auch nicht bei jedem Erkrankten zu finden. Der ganze Verlauf kann sich über 30, 40 und mehr Jahre erstrecken und Emphysematiker können bei vernünftiger Lebensweise ein hohes Alter erreichen.

Von einer Heilung kann nur im Anfangsstadium in einzelnen Fällen, besonders bei Jugendlichen, die Rede sein; im übrigen sucht man die Ausbreitung des Übels durch geeignete Maßnahmen zu verhüten, namentlich ist dem akuten und chronischen Bronchialkatarrh entgegenzutreten. Es kommen zunächst alle bei diesem Katarrh aufgeführten Mittel in Betracht.

Von Grauvogl wurde Naphthalin empfohlen, das den Rückbildungsprozeß beschleunigt und wochenlang täglich in 2 Gaben zu gebrauchen ist. Von anderen Mitteln kommen Arsenum jodatum, Bryonia, Cannabis, Lobelia, Phosphorus, Tartarus emeticus in Betracht. Bei gesteigerter Atembehinderung infolge von Magendarmkatarrh mit Stuhlverstopfung und Blähungen ist Lycopodium ein unschätzbares Mittel. Zur Linderung der asthmatischen Anfälle ist Latschenkiefernöl ein altes Volksmittel. Es werden davon 10 Tropfen auf ein Gefäß mit kochendem Wasser getropft und der aufsteigende Dampf eingeatmet. Bei Herzerscheinungen kommen Kalium carbonicum und bei Stuhlverstopfung Natrium muriaticum in Frage.


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