Joseph Smith Fletcher
Kampf um das Erbe
Joseph Smith Fletcher

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17. Kapitel.

Das Gesetz.

Auf dem Wege zu Burchills Wohnung wandte sich Mr. Halfpenny kopfschüttelnd an seinen Begleiter.

»Tertius, etwas stimmt hier nicht. Dieser Barthorpe führt Böses im Schilde. Haben Sie nicht gesehen, wie er sich heute benahm? Sein Auftreten war doch wirklich sonderbar!«

Mr. Tertius war unruhig.

»Wie liegt denn der Fall eigentlich juristisch nach unserem Gesetz?« fragte er. »Ich kenne mich in diesen Dingen nicht aus.«

»Wenn Jacob gestorben wäre, ohne ein Testament zu machen, hätte Barthorpe wahrscheinlich das ganze Vermögen bekommen, denn Jacob hatte alles in Grundbesitz angelegt. Aber durch das Testament hat er alles Margaret Wynne vermacht. Wenn Barthorpe Herapath die Absicht haben sollte, die Rechtmäßigkeit des Testaments zu bestreiten –«

»Ist denn das möglich?« rief Mr. Tertius erregt. »Das kann er doch nicht!«

»Er kann schon, wenn er will. Ich weiß nur nicht, welche Gründe er vorbringen könnte. Aber wenn er Protest erhebt, muß er seine Behauptungen beweisen. Dann haben wir die Möglichkeit, mit ihm in Vergleichsverhandlungen einzutreten. Sollte es dann zu keiner Einigung kommen, so kann er klagen, und die Sache geht dann im gewöhnlichen Prozeßwege.«

»Wie lange würde denn ein solches Verfahren dauern?«

»Das hängt ganz davon ab. Wenn alle Beteiligten die Sache möglichst beschleunigen und bald eine Entscheidung herbeiführen wollen, vergehen immerhin drei bis vier Monate, das heißt, wenn die Gerichtsferien nicht dazwischen kommen. Gewöhnlich dauert es sechs bis neun Monate. Aber hoffentlich können wir einen Prozeß vermeiden. Bis jetzt sehe ich noch keine Schwierigkeiten. Wir haben das Dokument, und wir haben die Zeugen. Was ist denn dieser Burchill eigentlich für ein Mensch?«

»Ich habe ihn nur selten zu Gesicht bekommen. Er ist nicht mehr ganz jung, aber ich habe den Eindruck, daß er schon gefährlich werden könnte.«

»Wieso?«

»Er ist verschlagen und arglistig, und ich halte ihn für im höchsten Maße intrigant.«

»Nun ja, wir werden ja gleich sehen. Eben kommen wir an. Hoffentlich müssen wir nicht zuviel Treppen klettern.«

Burchill war zu Hause. Er hatte seinen schwarzen Gehrock ausgezogen, einen Straßenanzug angelegt und wollte eben ausgehen. Er sagte seinen Besuchern, daß er es sehr eilig hätte, und hörte sie mit offensichtlicher Ungeduld an.

»Ich möchte wegen des Testamentes von Jacob Herapath mit Ihnen sprechen«, sagte Halfpenny. »Sie haben doch als Zeuge seine Unterschrift beglaubigt.«

Burchill raffte einige Bücher und Papiere zusammen. Er hatte sich schon entschuldigt, daß er den Herren keinen Stuhl anbot, und antwortete oberflächlich und eilig.

»Natürlich, natürlich!« erwiderte er. »Meinen Sie Mr. Jacob Herapath? Selbstverständlich, ja. Will alles tun, was ich kann. Vielleicht schreiben Sie mir eine Zeile und teilen mir mit, wann ich in Ihrem Büro vorsprechen kann.«

»Können Sie sich denn auf die Gelegenheit, das Testament und Ihre Unterschrift besinnen?« fragte Mr. Halfpenny jetzt direkt.

»Oh, ich erinnere mich an alles, was mit meiner Tätigkeit als Sekretär von Mr. Herapath zusammenhängt«, entgegnete Burchill geschäftig. »Ich bin bereit, Aussagen zu machen, wenn es notwendig ist, und freue mich, wenn ich der Familie einen Dienst erweisen kann. Aber jetzt müssen Sie mich wirklich entschuldigen, meine Herren. Ich habe eine sehr wichtige Verabredung und bin bereits etwas spät daran. Wie gesagt, Sie brauchen nur zu schreiben, und ich komme. Leben Sie wohl.«

Damit hatte er sie aus der Wohnung komplimentiert, ihnen die Hand gegeben und war die Treppe hinuntergeeilt, bevor einer ein Wort sprechen konnte. Halfpenny sah Tertius an und schüttelte den Kopf.

»Der Schlingel wollte sich drücken. Das kommt mir nicht geheuer vor.«

»Aber er sagte doch, daß er sich darauf besinnen könnte. Ist das nicht genug?«

»Durchaus nicht. Haben Sie denn nicht gemerkt, daß er eine gerade Antwort vermied? Er antwortete ausweichend und vage, ohne sich im geringsten festzulegen. Mein lieber Tertius, der Mann macht uns etwas vor!«

Tertius war betroffen.

»Sie denken doch nicht etwa –«

»Oh, ich denke sehr viel«, meinte Halfpenny, als sie langsam die Treppe hinunterstiegen. Besinnen Sie sich darauf, was uns seine frühere Wirtin sagte?«

»Sie meinen, daß Barthorpe Herapath nach ihm fragte?«

»Ganz recht. Wenn die beiden miteinander verhandelt haben sollten –«

Er machte eine Pause und ergriff dann plötzlich die Hand seines Freundes.

»Tertius, wir haben keine Zeit mehr zu verlieren«, sagte er ernst. »Kommen Sie. Ich will zu meinem Büro gehen und mich sofort an die Arbeit machen. Gehen Sie nach Hause und leisten Sie Peggie Gesellschaft.«

Das tat Tertius auch. Er versuchte, die düstere Stimmung dort aufzuheitern, blieb bei Peggie, was sonst nicht seine Gewohnheit war, und lenkte das Gespräch auf verschiedene Pläne für die Zukunft. Sie saßen gerade beim Tee, als Kitteridge mit einem Telegramm eintrat. Tertius öffnete es hastig und las.

»Barthorpe hat heute nachmittag um halb drei beim Erbschaftsgericht Protest eingelegt. Halfpenny.«

 


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