Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Des Volkes Not und Aufgabe

Eine Ansprache

(1931)

Es wurde mir von den Herren Veranstaltern dieser Versammlung der ehrenvolle Auftrag zuteil, einige Worte an Sie zu richten. Die Veranstalter wollten nicht einen Parteimann, nicht einen Politiker haben, sondern einen Mann, der zu keiner Partei gehört, zu keiner Partei gehören kann, der am politischen Leben sich nicht beteiligt, sich nicht beteiligen kann, der aber durch seine Menschlichkeit, nämlich durch seinen Beruf als Dichter, die Aufgabe hat, auf das engste verbunden zu sein mit dem Leben seines Volkes, der, wenn er seinen Beruf richtig erfüllen will, den Organismus des Volkes beständig in seinem Geist haben muß und der deshalb das vertritt, vertreten muß, was man als konservative Weltanschauung bezeichnen kann, als eine Weltanschauung, welche das Leben des gesamten Volkes auffassen will, nicht das Leben der zufälligen Einzelnen – das Leben des gesamten Volkes, wie es sich aus der Vergangenheit in die Zukunft hineinentwickelt, in dem Glück und Unglück, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, Schönes und Häßliches, Gutes und Böses ihre Stelle finden, wie sie ihnen von unserem Schöpfer angewiesen ist, wie sie jenseits unserer Wünsche und notwendig kurzsichtigen Gedanken sich darstellen müssen. Ein Dichter denkt nicht an den Einzelmenschen, er denkt nicht an eine Klasse: er denkt nur an die Menschheit; aber da er nur darstellen kann, was er erlebt hat, da er nicht das Wunschgebilde Menschheit erlebt, sondern die Wirklichkeit Volk, so stellt er sein Volk dar. Ich bitte Sie, in diesem Sinne meine Worte aufnehmen zu wollen.

Ich muß dabei gleich zu Anfang eine wichtige Anmerkung machen. Ich habe betont, daß ich nicht einer Partei angehöre. Ich kann also auch nicht zu Ihnen im Sinne einer Partei sprechen. Ich spreche zu Ihnen im Sinne einer Bewegung. Es ist mir klar, und ich möchte, daß Sie meine Worte in diesem Sinne auffassen, daß das eine Begrenzung ist. Ich kann nicht unmittelbar von der Erfüllung politischer Aufgaben sprechen. Politik ist Nichterfüllung. Nichterfüllung ist nur möglich, wenn man die Macht hat. Heute hat nur die Partei politische Macht. Ich halte das für ein Unglück, aber wir sind zunächst machtlos dieser Tatsache gegenüber. Ich bin der Ansicht, daß vor allen Dingen dieser Zustand geändert werden müßte. Wir sind uns wohl alle klar darüber, daß das Parteiwesen eine richtige Form war etwa in dem älteren England, wo an oberster Stelle die Krone vorhanden war und an zweiter Stelle zwei Parteien, die auf dem Boden derselben Gesellschaftsordnung standen, also grundsätzlich dasselbe wollten und nur in untergeordneten Fragen entgegengesetzter Meinung waren, wo dann durch den politischen Kampf das der Zeit Angemessene durchgesetzt werden konnte. Heute ist unser Zustand so, daß wir uns in einer revolutionären Zeit befinden, welche die Aufgabe hat, eine neue Gesellschaftsordnung und eine neue Staatsform zu schaffen; diese müssen den inzwischen grundlegend veränderten Verhältnissen derartig angepaßt sein, daß das Volk in diesen neuen Verhältnissen so geordnet werden kann, daß es angemessen zu leben vermag, das heißt nach dem Willen Gottes. Es ist klar, daß diese Aufgabe nicht durch Machtkämpfe gelöst werden kann. Wie sie gelöst wird, das wird geschichtlicher Vorgang sein, den wir nicht vorher wissen können. Wir können nur das gottgesetzte Ziel der Menschheit im Auge haben, der Menschheit, von welcher unser Volk ein Teil ist. Wir können dieses Ziel, ein jeder nach seinem Gewissen, anstreben. Ich habe bei meinem Denken über diese Aufgaben den Begriff des Gesetzgebers aus der griechischen Literatur übernommen. Ich bin mir ganz klar darüber, daß dieser Gesetzgeber keine Wirklichkeit ist, auch niemals eine Wirklichkeit war. Es ist nur ein Begriff, mit Hilfe dessen wir uns Vorgänge klar machen können.

Der Gesetzgeber ist ein Mann, der von allen Menschen unabhängig ist, der sich allein Gott verantwortlich fühlt. Er ist an seine Stelle gesetzt, damit er eine Welt in Ordnung bringt, welche durch eine überschnelle Entwicklung ihrer wichtigsten Teile in Unordnung geraten ist, das heißt, es ist ein großer Teil dessen zerstört, was die Menschen am Leben erhält; wenn der Zustand lange andauern sollte, dann müßte die Menschheit zugrunde gehen durch Laster, Torheit, Feigheit und alle sonstigen Erscheinungen des Unterganges, die wir ja aus der Geschichte kennen. Das heißt zweitens, es sind neue Mächte entstanden, welche die ihnen angemessene Form für das Leben noch nicht gefunden haben. Wenn diese Form nicht gefunden wird, dann werden sie den Menschen nicht nützen, sondern die Menschen zerstören. Um mich anschaulich auszudrücken, nenne ich an erster Stelle diejenigen Mächte, welche heute zerstört sind: Religion, Familie, Eigentum und Autorität, diese vier sind zerstört. Und zwar, ich betone das ausdrücklich, nicht erst seit Weltkrieg und Revolution, sondern schon viel früher. An zweiter Stelle, an der Stelle derjenigen Macht, die noch keine Form gefunden hat, erst ihre neue Form finden muß, nenne ich die ungeheuer gestiegene Produktivität der wirtschaftlichen Arbeit. Die wirtschaftliche Weltkrise, welche wir heute erleben, zeigt, daß diese gestiegene Produktivität zur Zerstörung der Menschheit führen kann, daß die Möglichkeit vorhanden ist: Die Menschen müssen verhungern, weil sie zuviel erzeugen.

Der Gesetzgeber ist in diese halbzerstörte Welt mit ihren ungeheuren neuen Kräften, welche die Menschen noch nicht verwenden können, hineingestellt, um Ordnung zu schaffen. Er darf da nicht von vorgefaßten Meinungen ausgehen wollen, von sogenannten Überzeugungen. Im politischen Leben ist die Überzeugung das verderblichste, was es geben kann. Der Gesetzgeber muß verstehen wollen. Er muß erstens den Menschen verstehen: den Menschen, das ist nicht die kindliche Abstraktion, welche das 18. Jahrhundert geschaffen hatte, welche noch heute unsere liberalen und sozialistischen Parteimänner glauben, sondern das ist die Summe aller jener Eigenschaften, Leidenschaften und Besonderheiten, welche zu allen Zeiten der menschlichen Geschichte auftreten, natürlich in den Formen, welche in diesen Zeiten möglich sind. Der Gesetzgeber muß zweitens die besondere Aufgabe seiner Zeit verstehen, welche gestellt ist durch Zerstörung alter Formen und das Nichtfinden neuer Formen, welche durch die neuen Mächte nötig geworden sind.

Die Aufgabe des Gesetzgebers heute ist entstanden durch die Zerstörung der früheren Wirtschaft, die geregelt war auf kleinem Gebiet, und durch die Weltwirtschaft, die noch ungeregelt ist. Aus dieser Aufgabe erklären sich alle weiteren Aufgaben, die also nur sekundärer Natur sind. Wir müssen zunächst diese allgemeine Aufgabe betrachten. Wir werden bei näherem Zusehen finden, daß sie in zwei Teile zerfällt. Erstens ist durch sie ein überhaupt neues Ziel gesetzt, das erreicht werden muß. Zweitens aber ist in der Übergangszeit ans dem früheren Zustand der geregelten Wirtschaft in den heutigen eine Reihe vorübergehender Aufgaben geschaffen, die ich am besten durch eine Analogie verständlich machen kann. Es wurde dadurch, daß eine ungeheure Neumacht entstand, die noch von niemandem geleitet wurde, ein Zustand erzeugt, der ähnlich war dem Zustand in einem Lande, wo man plötzlich Gold gefunden hat, wo nun von allen Seiten Menschen zusammenströmen mit dem leidenschaftlichen Wunsch, sich zu bereichern, und, da das Land noch niemandem gehört, keine Vorkehrungen getroffen sind, durch welche diese Menschen in Zucht gehalten werden können. Diese wilden Goldgräber können im schlimmsten Fall sich untereinander zerstören in ihrem wilden Lande; aber die Männer, welche mit den neuen wirtschaftlichen Mächten arbeiten, leben innerhalb des Volkes, das von früher her hier gesessen hat mit einer alten Geschichte, und zerstören auch dieses.

Ich bespreche zunächst nicht diese letzteren Aufgaben des Übergangs, sondern die allgemeine Aufgabe der völligen Neuordnung. Lassen Sie mich mit einigen Worten eine abstrakte Darstellung des früheren Zustandes geben. Es sind kleine wirtschaftliche Einheiten vorhanden, das Wesentliche derselben ist: eine nicht allzu große Stadt, in welcher die Handwerker, Kaufleute und allgemein Gewerbetreibende sitzen, und ein zu der Stadt gehöriges Land, auf welchem die größeren Landwirte und die Bauern leben. Es hat sich herausgestellt, daß die Bauern so viel erzeugen, daß sie sich selber ernähren können und einen Überschuß haben, durch welchen sie die Gewerbetreibenden in der Stadt ernähren, von denen sie Waren eintauschen müssen, welche sie nicht selber herstellen können; die größeren Besitzer, welche auf dem platten Lande leben, haben gewisse Aufgaben zu erfüllen, der Rechtspflege, der Verwaltung und des kriegerischen Schutzes. Da diese Aufgaben ihre Zeit ausfüllen, so müssen sie von den anderen ernährt werden, diese müssen also so viel erzeugen, daß auch diese Klasse von Menschen leben kann. Da der Hauptverbrauch dieser Klasse die Lebensmittel sind, so wird sie in den meisten Fällen auf dem Lande leben, wo sie diese Erzeugung unter den Augen hat; denn es ergibt sich natürlich, daß der Bauer, welcher ihnen seine Abgaben machen muß, das nicht gerade gern tut, weil er den Nutzen dieser Klasse nicht so ohne weiteres einsieht, wie er etwa den Nutzen des Webers einsieht, von dem er einen Kleiderstoff einhandelt für Getreide, das er erzeugt hat. Bei gleichbleibender Größe der Landschaft und durchschnittlich gleichen Erträgen in guten und schlechten Jahren wird von den Bauern die Lebensmittelmenge abgeführt, welche nötig ist, die anderen Klassen zu erhalten. In der Stadt hat sich erfahrungsgemäß festgestellt, wieviel Handwerker der verschiedenen Art notwendig und möglich sind. Die Organisationen der Handwerker wachen darüber, daß die Zahl eingehalten wird; sie wachen auch über die Preise und über die Güte der verkauften Waren. Bei dieser wirtschaftlichen Ordnung könnten die Menschen friedlich Jahrtausende hindurch leben, wenn nicht von anderer Seite her neue Mächte kämen, welche diesen Zustand zerstören.

Dieser wirtschaftlichen Form, die ich eben geschildert habe, entspricht der Kleinstaat. Ein Volk kann in eine ganze Menge solcher Kleinstaaten zerfallen. Was wir heute Nationalgefühl nennen, das kann sich in diesen Zuständen nicht entwickeln. Es bildet sich auf der einen Seite das Heimatgefühl aus, und auf der anderen Seite ein patriarchalisches Verhältnis zu dem Landesvater des Ländchens.

Es war das Schicksal Deutschlands, das sich aus Gründen ergab, welche wir hier nicht betrachten wollen, daß dieser wirtschaftliche, kleinbürgerliche und politisch kleinstaatliche Zustand sich besonders lange hielt. Dadurch ist es gekommen, daß das Nationalgefühl bei den Deutschen sich später entwickelt hat als bei anderen Völkern. Als der Weltkrieg kam, war das Nationalgefühl noch nicht so stark geworden wie bei den Franzosen und Engländern; das ist eine unserer Schwächen im Krieg gewesen. Das Schicksal des Elsasses findet darin seine Erklärung, daß dieses deutsche Land uns entrissen und an einen Staat angegliedert wurde, bei dem das Nationalgefühl sich entwickelte auf Grund einer großstaatlichen Ordnung; so haben Elsaß und Lothringen deutsch nur die Heimat und den Kleinstaat erlebt, und als sie 1871 zu Deutschland hinüberkamen, da war ihr großstaatliches Erlebnis französisch gewesen. Sie konnten sich in den neuen deutschen Großstaat nicht hineinleben. Was wir bei dem Zusammenbruch mit unserer Sozialdemokratie erlebt haben, das hängt mit diesem Umstand auch zum Teil zusammen. Das Gefühl für den Großstaat war noch nicht ganz in die tiefste Tiefe des Volkes gedrungen.

Der heutige Zustand ist nun so, daß zunächst in der gewerblichen Arbeit jene schon erwähnte ungeheure Steigerung der Produktivität der Arbeit eintrat, zunächst durch eine neue Organisation der Handarbeit in der Manufaktur, dann durch Einstellen von Maschinen, und zwar Kraftmaschinen und Werkzeugmaschinen; nun wurde so viel erzeugt, daß der Markt der Stadt zu klein war. Früher war der Absatz naturgegeben. Nun mußte der Absatz aufgesucht werden, und zwar in anderen Städten, in anderen Landgebieten, ja, außerhalb des Gebietes des Volkes. Die Möglichkeiten des Absatzes waren nicht mehr zu überschauen, und es drängte die sich ungeheuer rasch entwickelnde Produktivität der Arbeit auf immer gesteigerte Erzeugung, auf immer erneutes Suchen nach Vergrößerung des Absatzgebietes. Die Kleinstaaten waren nicht mehr möglich, und im allgemeinen erschienen nur die Großstaaten noch als lebensfähig. Wo kleinere Staaten noch bestehen blieben, da waren jedesmal ganz besondere Verhältnisse, die man im einzelnen studieren kann. Man muß sich klar machen, daß hier eine Art von Krieg beginnt. Auf dem Markt kämpft Ware gegen Ware. Es stellt sich heraus, daß das wichtigste Kampfmittel nicht die Güte der Ware, sondern die Billigkeit ist. Grundsätzlich ist dieser wirtschaftliche Kampf nicht verschieden von früheren Kriegen, in denen man sich mit der Waffe in der Hand bekämpft. In früheren Kriegen nimmt man dem Unterlegenen das Land weg oder läßt ihn als Hörigen für sich arbeiten. So wird bei diesen neuen wirtschaftlichen Kämpfen dem Unterlegenen die Arbeitsmöglichkeit und damit die Lebensmöglichkeit genommen. Sie sehen, was wir alle selbst erlebten, daß das Absicht und Ergebnis des Weltkrieges für uns gewesen ist. Wir erleben diese Art des Krieges noch heute in dem sogenannten Dumping.

Es ist klar, daß hier notwendig gewisse Gedanken auftauchen müssen, die früher gar nicht möglich waren. Die Menschen sehen Vorgänge zwischen den einzelnen Völkern, die ihnen nicht als Krieg erscheinen; sie sehen einen internationalen Vorgang, und da sie immer die Vorstellung haben, daß Handlungen, welche durch sie geschehen, auch durch ihren Verstand geleitet werden können, so denken sie, daß hier internationale Regelungen möglich sein müßten. Nachdem die Heimat verschwunden ist, und der Grenzstaat sich gebildet hat mit dem Nationalitätsgefühl seiner Bürger, faßt man die Idee des Menschen an sich und die Idee einer möglichen Internationalität. Da diese Idee durch die Wirklichkeit des unverstandenen Kampfes gekreuzt wird, so ist es verständlich, daß sie sich nicht praktisch äußert, sondern in allgemeinen Anschauungen, die man philosophisch nennt, die zwar auf die Wirklichkeit nicht passen, aber dennoch einen ungeheuren Einfluß auf die Wirklichkeit gehabt haben. Es ist hier wohl das erste auffällige Beispiel des Einflusses falscher Gefühle, die aus falschen Gedanken entstanden sind, die in der Folge dann die ungeheuersten Verheerungen angerichtet haben; denn immer geschieht es, daß das wirkliche Leben für die Menschen nicht mehr erkennbar ist und daß sich an seine Stelle die törichtsten Wunschbilder setzen.

Zu diesem allem kommt nun, daß diese wirtschaftliche Entwicklung in der Form des Kapitalismus vor sich ging. Ich betone: in der Form des Kapitalismus. Der Kapitalismus ist kein Zufall gewesen, sondern er war die natürliche Form, in welcher die Steigerung der Produktivität der Arbeit zunächst vor sich gehen konnte. Im Zeitalter des Handwerks hatte der gewerblich arbeitende Mann seine eigenen Arbeitsmittel; er erzeugte mit ihnen auf Bestellung und auf Vorrat seine Arbeitserzeugnisse und verkaufte diese dann unmittelbar an den Mann, der sie gebrauchte. Das Handwerk war so eingerichtet, daß der Meister Lehrlinge und Gesellen hatte, welche im wesentlichen künftige Meister waren, so daß Gegensätze im Handwerk nur in besonderen Fällen entstehen konnten. Nun stellte es sich heraus, daß der Besitz der Arbeitsmittel von dem Mann, der mit ihnen arbeitete, losgelöst werden mußte. Ein Unternehmer, der als Kapitalist erscheint, ist im Besitz der Fabrik, der Maschinen und der Rohstoffe; er nimmt Arbeiter an, welche in der Fabrik mit Maschinen und Rohstoffen Erzeugnisse herstellen, die das Eigentum des Unternehmers werden; der Unternehmer bezahlt seinen Arbeitern wöchentlich einen Geldlohn, durch welchen diese ihren Unterhalt bestreiten, und die erzeugten Gegenstände verkauft er nun mittelbar oder unmittelbar an die Leute, welche sie brauchen.

Man sieht klar, daß hier eine Möglichkeit zu Kämpfen gegeben ist, die früher nicht vorhanden war. Der Unternehmer muß wünschen, daß seine Arbeiter möglichst viel arbeiten und er ihnen möglichst wenig Lohn zu bezahlen braucht; der Arbeiter muß wünschen, daß er möglichst wenig arbeiten muß und möglichst viel Lohn bekommt. Es kommt dazu, was gewöhnlich vergessen wird, daß dem Arbeiter die Arbeitsfreude genommen wird, welche der Handwerker hatte. Es kommt ferner hinzu, daß das häusliche Leben des Handwerkers organisch war. Er heiratet, sobald er Meister geworden ist, die Arbeit geht in seinem Hause vor sich, Geselle und Lehrling gehören zur Hausgemeinschaft. Sein Familienleben entwickelt sich auf der Grundlage, daß die Frau für Hauswirtschaft und Kinder sorgt, vielleicht auch einen Teil der geschäftlichen Arbeit übernimmt und der Meister die handwerkliche Arbeit macht. Der Fabrikarbeiter hat für seine Frau keine genügende wirtschaftliche Betätigung. Es wird also die wirtschaftliche Arbeit der Frau freigesetzt, und die Frau tritt als Kameradin neben ihn in die Fabrik. Damit verliert aber die Familie ihre alte Bedeutung, denn die Frau kann nun nicht mehr die Kinder erziehen, sie kann auch bald die hauswirtschaftliche Arbeit nicht mehr leisten. Wenn die wirtschaftliche Grundlage der Familie zerstört ist, dann wird sehr bald auch die Familie selbst zerstört. Der Meister konnte erst in einem gewissen Alter heiraten, wenn er die Sicherheit hatte, daß er Weib und Kind erhalten konnte. Der Proletarier kann als ganz junger Mensch mit einer Arbeitskameradin zusammenlaufen; die Aussicht ist bei ihm sogar, daß das Einkommen in dem Alter abnimmt, in welchem es beim Handwerker zunahm. Damit ergibt sich eine sehr beschleunigte Volksvermehrung, aber eine Vermehrung um Bestandteile, die schlechter erzogen sind als früher, die auch dauernd in Verhältnissen leben, welche dem gottgewollten Ziel der Menschen weniger entsprechen als die früheren Verhältnisse. Dem Arbeiter selbst ist, wie schon bemerkt wurde, die Arbeitsfreude genommen. Aber das höchste Glück des Mannes ist das Arbeitsglück. Wenn das aus der Welt verschwindet, dann müssen die Menschen entarten. Dem Mann ist auch der Teil des Eigentums genommen, vermittels dessen er seine Erzeugnisse herstellte. Er hat als Eigentum nur noch die Möbel seiner Wohnung und im allergünstigsten Fall ein eigenes Häuschen. Dieser günstige Fall muß aber selten eintreten, denn in seinen unnatürlichen Verhältnissen wird der Sinn für das Eigentum unterdrückt, kann sich der Trieb des Sparens und Haushaltens nicht entwickeln. Machen wir uns klar, was alles dem unglücklichen Proletarier fehlt, dann brauchen wir uns nicht zu wundern, daß er menschlich entartet. Seine Familie ist zunächst noch scheinbar Familie; die wilde Ehe und die Liederlichkeit treten an ihre Stelle. Die Verbindung von Mann und Weib wird nicht mehr nach vernünftiger Überlegung getroffen, welche durch ein sittliches Gefühl der Liebe geleitet ist, sondern durch Leichtsinn. Durch einen Leichtsinn, der sich in den späteren Jahren der Gatten bitter rächt durch Haß, Verachtung und Vernachlässigung. Wenn dem Mann die Arbeitsfreude genommen ist, dann ist ihm auch Arbeitsehre und Arbeitsstolz genommen. Ehre und Stolz aber muß der Mann haben und muß sie an Weib und Kind weitergeben können. Wenn dem Mann das Eigentum genommen ist, das ihn erhält, dann wird er bald auch kein Gefühl mehr haben für das Eigentum, das ihm Freude und Behaglichkeit des Lebens bereitet. Mit einem Wort: es ist alles geschehen, was geschehen kann, um das Volk zum Gesindel zu machen. Wer will von diesen unglücklichen Menschen verlangen, daß sie ein Gefühl für ihr Volk haben, ein Gefühl für die Zukunft ihrer Kinder, ein Gefühl für ihre Vorfahren. Verantwortungsgefühl für die Gesamtheit, Gefühl für Vergangenheit und Zukunft des Volkes sind adelige Eigenschaften. Wenn sie fehlen, dann spricht man mit einem großartigen Fremdwort von Individualismus. Individualistisch ist der Pöbel.

Man kann die Weltgeschichte nicht mit moralischen Maßstäben messen. Es hat Zeiten gegeben, in welchen ein Teil der Menschheit den anderen Teil lediglich für seine Zwecke gebrauchte. Der so gebrauchte Teil hat vielleicht auch in Verhältnissen gelebt, welche den göttlichen Absichten zuwidergingen. Aber oft hat die höhere Gesellschaft in solchen Zeiten große Dinge geschafft oder schaffen lassen, welche die Menschheit vorwärtsgebracht haben, von denen wir geistig noch heute leben. Wenn der Teil der heutigen Bevölkerung, welchen man als den herrschenden bezeichnen muß, derartige große Leistungen aufzuweisen hätte, so könnte ja immerhin zweifelhaft sein, auf welche Seite sich der Betrachter stellen muß. Solche großen überragenden Leistungen liegen aber trotz allem Selbstgefühl der heutigen Zeit nicht vor. Selbst in der geistigen Arbeit hat man eine Organisation in die Welt gebracht. Es ist dadurch möglich geworden, daß in demjenigen Teil der Wissenschaften, die wir als die exakten bezeichnen, eine ungeahnte Entwicklung gekommen ist. Diese hängt mittelbar oder unmittelbar mit der wirtschaftlichen Entwicklung zusammen. Damit ist das gekommen, was wir die Beherrschung der Natur nennen. Das ist gewiß eine bedeutende Erscheinung. Spätere Zeiten werden sich schwer vorstellen können, wie sie möglich war. Aber für die höheren Ziele der Menschheit bedeutet diese Beherrschung der Natur sehr wenig. Für die höheren Ziele der Menschheit kommt immer nur der schöpferische Einzelne in Frage, niemals die Organisation, die ja doch immer bloß ein mangelhafter Ersatz für die Opferkraft des Einzelnen sein kann. Der Einzelne aber wird in einer solchen Gesellschaft, wie die heutige, notwendig unterdrückt und wird in seiner Selbständigkeit so geschädigt, wie es überhaupt möglich ist. Das Einzige, was man als einen hohen geistigen Wert buchen könnte, ist wohl die eigentümliche Freiheit, die heute für einige Menschen möglich ist, für solche Menschen, die sich außerhalb des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Getriebes stellen. Was diese Freiheit einzelner Weniger für die Menschheit im ganzen bedeutet, das muß sich erst später herausstellen. Ich bin geneigt, diesen Wert außerordentlich hoch einzuschätzen; und eine der größten Besorgnisse, die ich für die Zukunft habe, ist die, daß diese Freiheit, die erst heute möglich gewesen ist, das allererste sein wird, was die Menschheit verlieren muß.

Nun trägt aber die kapitalistische Wirtschaft schon den Keim ihrer eigenen Zerstörung in sich. Das sind die notwendig in ihr periodisch erfolgenden Krisen. Über diese Absatzkrisen haben die Gelehrten meiner Ansicht nach nicht so geforscht, wie es nötig gewesen wäre, und ich habe noch bei keinem Gelehrten eine ganz klare Darstellung über das Wesen der Absatzkrise gefunden, so daß sie auch heute noch immer eine unheimliche und unverstandene Erscheinung für uns ist. Die erste Krise dieser Art, welche in ihrer Zeit einen fürchterlichen Eindruck auf die Menschen machte, kam nach den napoleonischen Kriegen. Ein bedeutender wirtschaftlicher Denker, Sismondi, hat sie damals mit einem Bild sehr anschaulich geschildert. Er sagt, wenn durch immer neue Maschinen immer mehr menschliche Arbeit gespart wird, dann kann man sich vorstellen, daß eine Universalmaschine gebaut wird, die ein einzelner Mann dreht, der Eigentümer dieser Maschine, die dann je nachdem eine Schraube angestellt wird, alle Waren, die dieser Mann gebraucht, ausspeit: Anzüge und Zylinderhüte, Klaviere und Semmeln, Möbel und Stiefel usw. Dann ist überhaupt kein Arbeiter und kein Bauer mehr nötig, als dieser einzelne Besitzer dieser Universalmaschine. Man kann sich vorstellen, daß dann der König von England allein auf seiner Insel vor seiner Universalmaschine sitzt und die Kurbel dreht.

Sismondi hatte die damalige Krise nicht ganz richtig verstanden. So schlimm war die Lage damals noch nicht. Eine Reihe von Jahrzehnten hindurch wiederholten sich die Krisen periodisch, und wurden periodisch überwunden. Ich habe den Eindruck, daß die heutige wirtschaftliche Weltkrise einen anderen Charakter hat, daß sie nicht ganz überwunden werden wird, sondern etwas anderes bedeutet, etwas Neues. Diese früheren Krisen wurden dadurch überwunden, daß man neue Absatzgebiete eroberte, die im wesentlichen unter den gleichen Umständen lebten wie die bisherigen Absatzgebiete. Nun geht die Eroberung auf Absatzgebiete über, die unter ganz anderen Verhältnissen arbeiten als wir. So ist jetzt der Kapitalismus nach Ostasien gedrungen. Gestern hörte ich von einem Freund, daß hier in Deutschland Eisen aus Ostasien angeboten wird, das 30 Mark die Tonne billiger ist mit der ganzen Fracht, als wir hier in Europa herstellen können. Meine Herren! Wenn das möglich ist – bedenken Sie, daß Indien noch nicht der schlimmste Konkurrent ist, China ist eine ganz andere Konkurrenz –, dann müssen wir uns sagen, diese heutige Krise ist nicht so etwas wie in früheren Zeiten, aber wir könnten uns sagen, das ist eine Mahnung für uns, uns in der Betrachtung dieser Dinge umzustellen und uns möglichst rechtzeitig nach Vorsichtsmaßregeln umzusehen, daß wir nicht von Asien vollständig zerstört werden. Die Krisen haben damals auch stark eingewirkt auf die sozialistischen Systeme, welche damals entstanden, vor allen Dingen auf das marxistische System, das im Anfang der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts ausgebildet wurde, das heute natürlich gänzlich veraltet ist und keine Bedeutung mehr für die Menschheit haben kann, aber doch durch die ungeheuere Verbreitung einen sehr großen geschichtlichen Einfluß bekommen hat. Die Sozialisten und Kommunisten haben das große Verdienst, daß sie außer einigen anderen bürgerlichen Nationalökonomen als erste auf die zerstörende Wirkung der heutigen Gesellschaftsverfassung aufmerksam gemacht haben und betont haben, daß diese Gesellschaftsverfassung nicht von ewiger Dauer sein kann. In den Lehren von Karl Marx ist zusammengeflossen, was damals von dieser Seite gedacht wurde. Irgend etwas Neues hat er meines Erachtens nicht dazu gebracht. Marx ist ein Revolutionär. Aber er ist ein Revolutionär gegenüber einer menschlichen Verfassung, welche die gottgewollten Lebensmöglichkeiten des Menschen zerstört. Er könnte also ein Konservativer sein, welcher diese Lebensmöglichkeiten wiederherstellen kann, oder, soweit sie noch nicht ganz zerstört sind, neu erhalten will. Aber ein konservativer Mann muß von den gottgewollten Lebensmöglichkeiten des Menschen ausgehen. Er muß davon ausgehen, was der Mensch nötig hat; er hat das Glück der Arbeit nötig; er hat Selbstverantwortung nötig; er hat Stolz, Ehre und Freiheit nötig; er hat die Familie nötig, durch welche er nach rückwärts mit der Vergangenheit seines Volkes verbunden ist und nach vorwärts mit der Zukunft seines Volkes, welche es verhindert, daß er ein losgelöstes Einzelwesen ist, welche es bewirkt, daß er sich in Stolz und Demut als Welle in einem großen Strom fühlt; und er hat das Eigentum nötig, welches die Grundlage dafür ist, daß er alle diese sittlichen Ziele erreichen kann. Marx aber geht nicht vom Menschen aus; sondern er führt nur die bisherige wirtschaftliche Entwicklung weiter; er hat die Vorstellung, daß das Proletariat, das heißt die unterste Klasse, welche in der heutigen kapitalistischen Gesellschaftsordnung als bloßes Mittel verbraucht wird, nun die Herrschaft antreten kann und sie so vom Mittel zum Zweck macht. Dieser Zweck aber ist denn nun natürlich nichts weiter als die Erzeugung von Waren auf Grund der ungeheuer gestiegenen Produktivität der Arbeit. Mit anderen Worten: Der Kommunismus von Marx ist nichts weiter, als daß der Zustand der kapitalistischen Gesellschaft ad absurdum geführt wird.

Marx hat als tätige Macht bei diesem Vorgang das Proletariat angenommen, das heißt in der Wirklichkeit die naturgemäß mehr oder weniger bedenklichen Führer, welche sich dem Proletariat anbieten; er ersetzt einfach den Kapitalisten durch den Volksbeauftragten und macht sich nicht klar, was das für Folgen haben muß. Die große Masse der Menschen bleibt grundsätzlich in den alten Verhältnissen, welche den Menschen zerstören müssen. Diese Zerstörung wird immer mehr im sozialistischen und kommunistischen System bejaht. Im sozialistischen und kommunistischen System wird die Familie, die Religion, die Autorität usw. alles abgeschafft, soweit es die Leute abschaffen können. Es wird nur die wirtschaftliche Führung mit der staatlichen Führung zusammengelegt. In der kapitalistischen Gesellschaftsordnung hat das unglückliche arme Volk, das durch die Wirtschaft in zerstörende Lebensverhältnisse gesetzt wird, immerhin noch einen gewissen Halt am Staat, der es vor dem Äußersten beschützen kann; dieser Staat ist auch durch sein bloßes Dasein genötigt, das höhere geistige Leben wenigstens bis zu einem gewissen Grade zu dulden und zu schützen. Beides fällt weg, wenn Staat und Wirtschaft eins sind. Es ist eine alte Regel, daß Freiheit nur möglich ist bei Trennung der Gewalten. Diese ist eins der wenigen politischen Gesetze, die sich jeden Augenblick wieder neu bewahrheiten. Nach dem kommunistischen System gibt es nur noch Staatssklaven, welche auf Grund irgendeiner schwindelhaften Ordnung, die ihnen nicht klar wird, andere Staatssklaven nähren, um sich von ihnen bedrücken zu lassen. Die fürchterliche Narrheit des kapitalistischen Systems wird hier auf ihren Gipfel getrieben: daß die Menschen unerhörte Reichtümer erzeugen unter der Bedingung, daß sie nicht mehr Menschen sind und also mit diesen Reichtümern nichts machen können. Mit anderen Worten: Wir haben hier einfach eine moderne Umformung der uralten asiatischen Gesellschaftsordnung vor uns, nichts weiter.

Aber wie Marx einfach die Folgerung aus dem bestehenden wirtschaftlichen Zustand zieht, so kann der konservative Gesetzgeber, indem er vom Menschen ausgeht, der heute vergewaltigt wird, eine Weiterbildung der heute zusammenbrechenden Gesellschaftsverfassung machen.

Es ist vor allem nicht wahr, daß in unserem ganzen wirtschaftlichen Leben der kapitalistische Imperialismus gesiegt hat und sich noch weiterbilden muß. Vor allem die gesamte Landwirtschaft wird, in Europa wenigstens, immer am besten bäuerlich betrieben werden; am besten, das heißt hier am wirtschaftlichsten. Der Bauer kann heute den höchsten Reinertrag aus der Wirtschaft erzielen, wenn sein Besitz nicht unter ein gewisses Mindestmaß hinuntergeht. Das, worin er heute noch unterlegen ist, kann leicht durch gesetzgeberische Maßregeln verändert werden. Ein großer Teil des Handwerks ist dem Fabrikbetrieb nicht technisch unterlegen, sondern kaufmännisch, was mit der ungeheuren Bevölkerungsvermehrung, dem Großstadtwesen und der zigeunerhaften Unsicherheit des heutigen Lebens überhaupt zusammenhängt. Diese Schädlichkeiten werden zum Teil von selber verschwinden und sind zum Teil zu beheben durch verschiedene Einrichtungen der Selbsthilfe und des Staates. Die Großbetriebe endlich können eine neue Ordnung dadurch bekommen, daß der Staat durch eine statistische Erfassung von Bedarf und Erzeugungsmöglichkeit die oberste Leitung in die Hand nimmt, indem er das Privateigentum an den Fabriken bestehen läßt, zum Teil dafür sorgt, daß durch das Mittel der Kleinaktien einiges von dem Eigentum an den Fabriken in die Hände der Arbeiter kommt. Ich nahe mich dem Schluß. Ich habe vom Gesetzgeber gesprochen. Am Anfang dieser Ausführungen habe ich gesagt, daß der Gesetzgeber eine Idee ist, nicht eine Wirklichkeit. Vielleicht darf ich mich darauf berufen, daß das Proletariat von Marx, das eine so große Rolle spielt, ja auch eine Idee ist und nicht eine Wirklichkeit, allerdings eine Idee, die den Menschen als Wirklichkeit erscheint.

Was ist diese Idee, wenn wir sie genauer betrachten? Sie ist die Verbindung des Menschen mit Gott; die Verbindung, welche dadurch stattfindet, daß der Mensch den Willen Gottes erfüllt; der Wille Gottes ist aber nicht das Vergnügen des Einzelmenschen, sondern der Glaube an die göttliche Führung durch die Welt zu einem Ziel, das wir nur erfühlen können, wenn wir in diesem Glauben rücksichtslos der Stimme unseres Gewissens folgen. Die Erneuerung der Welt ist eine religiöse Aufgabe.

Ich habe bis jetzt nicht davon gesprochen, daß die heute bestehenden Verhältnisse auch die Religion zerstört haben. Die Zerstörung hat teilweise mittelbar stattgefunden durch die Zerstörung der sittlichen Lebensverhältnisse, in denen allein Glaube an Gott möglich ist, teils unmittelbar durch das Übergreifen der wissenschaftlichen Weltanschauung, die auf die Kausalität gestellt ist, auf das Gebiet des Lebens, wo die Kausalität nichts zu sagen hat.

Wir Deutsche haben es von allen Völkern am nötigsten, daß wir diese Aufgabe lösen: eine neue gesellschaftliche, eine neue politische Ordnung zu finden. Durch unsere geographische Lage sind wir stets allen Stürmen der Welt ausgesetzt. Wir haben uns so tief in das kapitalistische Wirtschaftsleben hineinbegeben, daß wir zu einem großen Teil von dem natürlichen Lebensboden des Volkes abgeschnitten sind und vielleicht sogar nicht imstande sein werden, den gesamten heutigen Bestand des Volkes zu erhalten, der eben auf Ausfuhr und Industrie gestellt war. Es ist die Möglichkeit, daß wir wieder etwas erleben wie den Dreißigjährigen Krieg, das dann fürchterlicher sein wird als jener Krieg. Es ist die Möglichkeit, daß wir etwas erleben wie das polnische Volk, als es geteilt wurde; es ist die Möglichkeit, daß wir etwas erleben wie das jüdische Volk, als es in die ganze Welt verstreut wurde. Da ist es für uns schon nötig, daß wir uns an die einzige Macht halten, die uns helfen kann, daß wir uns selber helfen.

Das ist nötig für uns; das ist für uns möglich; das zeigt unsere geschichtliche Entwicklung, welche durch Zerstörungen gegangen ist, wie sie kein anderes Volk erlebt hat. Wir stehen heute waffenlos in einer waffenstarrenden Welt. Nur eine Waffe haben uns unsere Feinde nicht nehmen können: den Geist und die sittliche Kraft, den Glauben an Gott und den Glauben an unsere Aufgaben in der Welt. Gebrauchen wir diese Waffen! Schaffen wir eine neue Ordnung der Gesellschaft, eine neue Ordnung des Staates, dann sind alle anderen Völker gezwungen, uns zu folgen, wie sie ja schon früher in so vielen Fällen uns gefolgt sind. Dann sind wir nicht mehr die Unterdrückten und Ausgebeuteten, sondern die Herren der Welt durch den Geist, dem die anderen sich willig beugen.


 << zurück weiter >>