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Siebenzehntes Kapitel.

Lateinische Literatur der Angelsachsen: Hagiographie in Versen und Prosa.

Die Bemühungen Aelfreds um die literarische Kultur seines Volkes, die wir im vorigen Buche betrachteten, hatten keine nachhaltige Wirkung. Die nächsten fünfzig Jahre nach seinem Tode, die erste Hälfte des zehnten Jahrhunderts, sinkt sie vielmehr auf denselben Stand zurück, aus dem er sie zu erheben versucht hatte. Dies zeigt in der Kürze recht der folgende Satz Aelfrics in der Vorrede seiner Grammatik: is nû for đî godes þêowum and mynstermannum georne tô warnigenne, þæt sêo hâlige lâr con ûrum dagum ne âcolige ođđe âteorige, swâswâ hit was gedôn on Angelcynne nû for ânum fêawum geârum, swâ þæt nân englisc prêost ne cûde dihtan ođđe âsmêagan ânne pistol on lêden, ôđ þæt Dûnstân arcebisceop and Ađelwold bisceop eft þâ lâre on munuclîfum âræ̂rdon. Vgl. hiermit oben S. 241. Es war wieder eine Zeit unaufhörlicher Kriege, die zunächst reich an Siegen, unter Aelfreds Enkel, Aethelstan (924–941) die Angelsachsen den Höhepunkt ihrer Macht erreichen liessen: Aethelstan dehnte nicht bloss die Grenzen des Reiches aus und wusste es gegen Kelten, Schotten und Dänen zu schützen, sondern er konnte sogar seinen politischen Einfluss auf den Continent erstrecken. Auch als Gesetzgeber zeichnete sich dieser ruhmreiche König aus. Das literarische Interesse aber fand offenbar an seinem wie an seines Vorgängers Hofe keine Pflege mehr, wenn auch einzelne seiner Heldenthaten, wie die Schlacht von Brunanburg, den epischen Volksgesang wieder wach riefen. Die gelehrte Bildung aber litt am meisten unter dem intellectuellen und moralischen Verfall des 493 Klerus und der Klöster. Der niedere Klerus, in der Regel verheirathet, verweltlichte immer mehr, ja er verbauerte. Kanoniker nahmen die Klöster ein oder durch keine strenge Regel gebundene Mönche, die sich dem Wohlleben ergaben. So mussten die geistlichen Schulen verfallen; die nach einer höheren, namentlich auch theologischen Bildung strebten, oder die einen tieferen kirchlichen Sinn hatten, zogen auf den Continent, namentlich nach Frankreich in die von Odo von Cluny reformirten Klöster und auf deren Schulen, während einst im Gegentheil die Angelsachsen zu Hause wie im Ausland die Lehrer des Festlands gewesen waren. So war die Lage, in der die gelehrte Bildung in England bis gegen die Mitte des Jahrhunderts sich befand, im allgemeinen, denn dass sie ausnahmsweise an einzelnen Stätten auch besser gepflegt wurde, ist gewiss.

Ein voller Umschwung aber erfolgte erst durch die zum Theil mit gewaltsamen Mitteln durchgeführte Erneuerung des kirchlichen Lebens, welche von den Bischöfen Dunstan und Aethelwold ausging und sich hauptsächlich auf die Reform der Klöster gründete, in welchen die strenge Benedictinerregel nach dem Vorbild Frankreichs eingeführt wurde. Und dem neuen, hier erzogenen Mönchthum wurde die Herrschaft über die Kirche Englands gegeben, da aus ihm allein dann die hohe Geistlichkeit entnommen wurde. Hand in Hand mit der Restauration des Mönchthums ging eine Wiederherstellung, ja ein Aufschwung der Klosterschule, zu welchem Zweck selbst gelehrte Ausländer berufen wurden.

Diese ganze geistige Bewegung spiegelt sich in der Literatur der Angelsachsen in der zweiten Hälfte des zehnten Jahrhunderts ab, die in den Vitae der Vorkämpfer auch eine Hauptquelle ihrer Geschichte enthält. Eine lebendigere literarische Thätigkeit zeigt sich von neuem, die diesmal wieder von der Kirche und der Klosterschule, und nicht mehr von dem Hofe, ausgeht, und sie erstreckt sich, wie sich dies von dem noch nicht geschwächten Nationalbewusstsein der Angelsachsen erwarten liess, auch auf die Volkssprache.

Betrachten wir zunächst die lateinische Literatur dieser Epoche: auch bei den Angelsachsen stehen in ihr die Heiligenleben in Versen und Prosa in dem Vordergrund. Das älteste Werk dieser Zeit ist die in den fünfziger Jahren in Hexametern verfasste Vita S. Wilfridi von dem Mönch von 494 Dover Fridegod. In: Migne's Patrol. latin. Tom. 133, pag. 979 ff. – – Wright, Biographia Britannica literaria or Biography of literary characters. Anglosaxon period. London 1842. pag. 433 f. Fridegod, dem mehrere theologische, wie es scheint, heute verlorene Werke beigelegt worden sind, war der Lehrer des heiligen Oswald und zeichnete sich durch eine damals seltene Gelehrsamkeit aus. Er hat die Dichtung auf den Wunsch des Erzbischofs von Canterbury, Odo bald nach der Translation der Reliquien des Wilfrid aus dem Kloster Ripon in die Kirche jener Bischofsstadt verfasst. Es ist ein recht voluminöses Werk, indem es gegen 1500 Hexameter zählt. Inhaltlich ist es nichts weniger als originell, vielmehr eine blosse Bearbeitung einer älteren Prosavita, die einen Zeitgenossen und Freund des Heiligen, Eddius (Heddy) Stephanus zum Verfasser hat. Das Werk des Eddius, eine für seine Zeit sehr tüchtige Leistung, das auch manche Urkunden enthält, hat Mabillon herausgeg.: Acta S. S. ord. s. Bened. Saec. IV, pars 1, pag. 631 ff. (Praef.). Um so mehr kann ich mich hier nur auf eine Andeutung des reichen Inhalts beschränken. Vgl. auch Lappenberg, Gesch. Englands S. 167 ff. und Christliebs Art. in der Protest. Real-Encyclop. Bd. 17, S. 130 f.

Wilfrid, ein edler Northumbrier, 634 geboren, erhielt seine erste theologische Ausbildung im Kloster Lindisfarne, zog dann nach Rom, auf welcher Reise er in dem Bischof von Lyon, Dalfin einen besondern Gönner fand, bei dem er längere Zeit verweilte. In Rom wie in Lyon erweiterte er sehr seine Kenntnisse. Nach Jahren heimgekehrt, erhielt er das Kloster Ripon. Als er in dem Streit über die Osterfeier sich gegen die Schotten für Rom erklärte, fand er den Beifall des Königs Oswiu und wurde bald danach zum Bischof von York erwählt (665). Zur Consecration begab er sich nach Frankreich, da erhielt mittlerweile ein andrer (von der schottischen Priesterpartei) das Bisthum; Wilfrid aber wurde nach einiger Zeit restituirt. Seine bedeutende Wirksamkeit als Abt und Bisehof wird ausführlich erzählt. Eddius c. 17 ff., Fridegod c. 15 ff. Epoche machend waren seine kirchlichen Bauten, worüber Fridegod auch einmal ausführlicher als seine Vorlage ist; vgl. auch Lappenberg S. 170. Doch noch einmal sollte er sein Bisthum verlieren, indem es von dem Könige Egfrid an drei Bischöfe vertheilt ward (677). Wilfrid appellirte an den Papst und machte sich nach Rom auf. Durch einen Sturm an die Küste von Friesland 495 verschlagen, wurde er dort der erste Missionar und hatte einen bedeutenden Erfolg. Obgleich der Papst Wilfrid Recht gab, so ward er doch bei seiner Rückkehr gefangen gesetzt und danach verbannt, worauf er sich nach Sussex zurückzog und dort der noch heidnischen Bevölkerung das Christenthum predigte. Erst nach Egfrids Tode wurde ihm von dessen Nachfolger Aldfrid sein Bisthum zurückgegeben (686). Aber schon nach einem Lustrum kam es wieder zu einem Conflict zwischen dem ultramontanen Heiligen und den die Unabhängigkeit der Kirche Englands vertretenden Prälaten, und Wilfrid wurde abermals sein Bisthum entzogen. Von neuem rief er den Papst an und zog nach Rom, seine Sache selbst zu führen. Auch jetzt erhielt er wieder Recht, aber erst einige Jahre später, nach König Aldfrids Tode, wurde er in einen Theil seines Bisthums wieder eingesetzt. Vier Jahre danach starb er 709.

Dies mannichfach bewegte Leben des Helden, der eine Zeitlang im Mittelpunkt der Geschichte Englands steht, bot einen bessern Stoff als viele andre Vitae für eine poetische Darstellung: unser Autor aber folgt nur Schritt für Schritt seiner prosaischen Vorlage, mancherlei freilich im einzelnen übergehend; So auch wesentliches. Wenn es z. B. bei Eddius c. 7 heisst: Audiens Ealfridus – – talem servum Dei de Apostolica sede venisse et verum Pascha praedicantem et S. Petri Apostoli ecclesiae disciplinam multiplicem didicisse, quam maxime rex diligebat, so entspricht dem sehr wenig der Satz Fridegods: adventasse virum virtute vigetum, Optima clavigeris qui fatur dogmata coeli. er sucht nur durch den Ausdruck zu wirken, und in der That zeigt er sich darin auch als einen nicht ungelehrigen Schüler Virgils. Nur verdirbt er denselben durch die wunderliche, aber in diesem Zeitalter schon mehrfach von uns beobachtete S. z. B. oben S. 136 und 339. Geschmacklosigkeit der Einmischung griechischer Ausdrücke, selbst bei ganz gewöhnlichen Worten. Da finden wir z. B. kakia, cauma, soma, imera etc; daneben ein oestrus für stimulus, dissologia für discordia, dexia für prosperitas etc. Deshalb wendet schon Wilhelm von Malmesbury auf das Buch den Plautinischen Vers an: Haec quidem praeter Sibyllam leget nemo. Sie mussten für die meisten seiner Leser einen fortwährenden Anstoss bilden; sie bezeugen aber unfraglich, schon durch ihre Zahl, dass Fridegod im Griechischen belesen war. Was den Vers betrifft, so sind die Hexameter nur ausnahmsweise gereimt, dagegen findet sich Alliteration zuweilen in auffallender Weise.

496 Eine andre geistliche Dichtung dieser Zeit besingt die Wunder des heiligen Swithun; sie ist auch nur eine metrische Bearbeitung einer Prosaschrift desselben Zeitalters, die wir zunächst betrachten. Es ist die von einem Mönch des Petersklosters von Winchester, Lantfred als Augenzeugen verfasste Historia translationis et miraculorum S. Swithuni. In: Acta S. S., Julii T. I, pag. 328 ff. – Wright l. l. pag. 469 f. Sie ist durch ein vorausgesandtes Schreiben seinen Mitmönchen von dem Verfasser gewidmet. Dies ist edirt von Wharton, Anglia sacra. Tom. I, pag. 322 und danach in den Acta S. S., Commentarius praevius, pag. 324. Die Translation der Reliquien dieses Heiligen, der Bischof von Winchester im neunten Jahrhundert war, von dessen Leben aber, wie unser Autor sagt, man nichts näheres wusste, erfolgte im Jahre 971, indem die Ueberführung durch den Heiligen selbst veranlasst wurde. Die Erzählung, wie dies geschah, ist nicht ohne Interesse. Drei Jahre vor der Translation erscheint nämlich der Heilige im Traume einem Schmied, und befiehlt ihm, einen der aus dem Kloster (von Aethelwold) vertriebenen Kanoniker, dessen jetzigen Wohnort der Heilige angibt, aufzusuchen und ihm den Befehl zu überbringen, dass er nach Winchester eile und den Bischof auffordere, seine Reliquien aus dem Grabe zu nehmen und in der Kirche beizusetzen. Auf den Einwand des Schmieds, dass der Kanoniker ihm keinen Glauben schenken werde, gibt ihm Swithun ein Mittel ihn zu überzeugen: einer der Ringe seines Sarkophags wird sich von selbst beim Anziehen lösen. Der Schmied traut aber noch immer dem Handel nicht und der Heilige muss ihm noch zweimal erscheinen, dann aber macht er selbst erst die Probe, welche gelingt. Nunmehr benachrichtigt er den Kanoniker, der jedoch aus Hass gegen den Bischof und das Kloster den ihm gewordenen Auftrag nicht ausführt; Hier findet sich ein heftiger Ausfall gegen die Kanoniker, der zeitgeschichtlich von Interesse ist: propter expulsionem Canonicorum, nefandis moribus ac spurcissimis utentium, pro quibus venerabilis Aethelwoldus eos a praedicto expulerat coenobio. § 5. erst als er nach zwei Jahren sich entschliesst, als Mönch in das Kloster zurückzukehren, geschieht dies, und es wird ihm die Wiederaufnahme sicherlich nicht wenig erleichtert haben. Die Translation fand dann unter Leitung des Bischofs Aethelwold in die Peter- und Paulskirche in feierlichster Weise 497 statt, worauf denn ein solcher Zudrang von gläubigen Kranken folgte, dass allein in zehn Tagen mehr als 200 Heilung fanden.

Lantfreds Werk bearbeitete nun in Hexametern Wulfstan, In: Mabillons Acta S. S. s. Bened., Saec. V, pag. 594 ff. – – Wright l. l. pag. 471 ff. ein Schüler des Bischofs Aethelwold, welcher Cantor in Winchester war; er hat auch, nach Wilhelm von Malmesbury, Gesta regum Anglorum l. II, § 149. ein »sehr nützliches« Werk De tonorum harmonia , das heute verloren ist, verfasst, und eine Vita Aethelwoldi herausgegeben. Von seiner Dichtung sind aber ausser einer langen selbständigen, an seinen Bischof Aelfeah (984–1006) 1006 wurde er Erzbischof von Canterbury. gerichteten Widmung von 164 Distichen nur Fragmente veröffentlicht worden, unter denen das grösste der Eingang ist (60 Hexameter), in welchem das Widmungsschreiben Lantfreds versificirt erscheint, nicht selten in wörtlichem Anschluss. Dies Fragment findet sich auch bei Mabillon l. l. pag. 620 ff.; ein anderes, nicht viel kleineres, aus dem Inneren der Dichtung theilt Wright a. a. O. mit. Einen ganz andern Werth hat die elegische Dichtung; ihr Inhalt hat sogar ein besonderes kulturgeschichtliches Interesse.

Der Verfasser, der sich hier selbst als Cantor bezeichnet, v. 8: ultimus Anglorum servulus hymnicinum. beginnt damit, dem Bischof die besten Segenswünsche darzubringen und die Dichtung seinem Schutze zu empfehlen. Hieran reiht sich nun ein Panegyricus auf Aelfeah, der die von seinem Vorgänger Aethelwold in Winchester unternommenen Bauten weitergeführt. Er schmückte von innen und aussen das (alte) Kloster, welches Aethelwold einst erneuerte: damit meint der Dichter zunächst die von dem letztern restaurirte Klosterkirche, die 980 feierlich eingeweiht ward, wie Wulfstan selbst in der Vita Aethelwoldi erzählt. Das zu dieser Feier von ihm abgefasste und dort auch mitgetheilte Gedicht schaltet er, vom ersten Distichon abgesehen, hier ganz ein (nicht weniger als 70 Verse): er beschreibt darin die Neubauten wie die Festlichkeit. – Er schildert dann, wie Aelfeah die von Aethelwold begonnenen Bauten vollendete, indem er der Kathedrale manche »geheime Krypten« hinzufügte, ein Werk »Daedalischen Genies«, sodass wer ohne ihre Kenntniss sich hineinwagte, den Ausgang 498 nicht fand. Obgleich das Sonnenlicht in diesen »Höhlen« ( cavernae) nicht fehlte:
        Nocte sub obscura quae stare videntur et umbrae;
            Sed tamen occulti lumina solis habent.
Auch hat Aelfeah die Orgel so erweitert, wie man nirgends sie findet. Hier gibt nun unser Cantor eine genaue Beschreibung derselben, die ich für wichtig genug halte, um sie unten ganz mitzutheilen; Zugleich als Probe der Dichtung:
        Talia et auxistis hic Organa, qualia nusquam
            Cernuntur, gemino constabilita solo.
        Bisseni supra sociantur in ordine folles,
            Inferiusque iacent quattuor atque decem.
        Flatibus alternis spiracula maxima reddunt,
            Quos agitant validi septuaginta viri,
        Brachia versantes multo et sudore madentes
            Certatimque suos quique monent socios,
        Viribus ut totis impellant flamina sursum,
            Et rugiat pleno capsa referta sinu:
        Sola quadringentas quae sustinet ordine musas,
            Quas manus organici temperat ingenii.
        Has aperit clausas, iterumque has claudit apertas,
            Exigit ut varii certa camoena soni.
        Considuntque duo concordi pectore fratres,
            Et regit alphabetum rector uterque suum.
        Suntque quater denis occulta foramina linguis,
            Inque suo retinet ordine quaeque decem.
        Huc aliae currunt, illuc aliaeque recurrunt,
            Servantes modulis singula puncta suis,
        Et feriunt iubilum septem discrimina vocum,
            Permixto lyrici carmine semitoni.

An der Wahrheit der Schilderung in allen Einzelheiten ist bei dem Amte des Autors um so weniger zu zweifeln, als sie ja jeder Zeit zu controliren war.
mit einem gewissen Stolz schildert er ihre donnergleichen Klänge. Hierauf beschreibt er, auch sehr ausführlich, den mit fünf Fenstern versehenen und mit vergoldeten Kugeln und einem grossen goldenen Hahne geschmückten Thurm; dieser Hahn, der mit den Füssen ein Scepter trägt, begeistert den Dichter zu einer längeren, nicht unpoetischen Abschweifung. Die Einweihung der Kathedrale, der nicht weniger als acht Bischöfe beiwohnten, wird dann noch eingehend geschildert und der dort ruhenden Heiligen, namentlich des Swithun und des Aethelwold, dessen Lob Wulfstan hier von neuem singt, gedacht: ihrem Beispiel folgt Aelfeah nach, sodass auch er einst den Heiligen sich zugesellen wird.

499 Der von Schwulst freie Ausdruck fliesst leicht dahin; Hexameter wie Pentameter zeigen nicht selten den Binnenreim, dieser ist aber weder in dem einen, noch in dem andern Metrum regelmässig durchgeführt.

Die Vita Aethelwoldi Wulfstans ist vielleicht, wie Dietrich es wahrscheinlich gemacht hat, Dietrich, Abt Aelfrik in: Niedners Zeitschr. für histor. Theologie, 1855. Heft 4, S. 523 ff. nur eine erweiterte und vermehrte Ausgabe einer von dem berühmten Abt Aelfric verfassten, der ja auch ein Schüler des Heiligen war und uns im folgenden Kapitel länger beschäftigen wird. Mag dem sein, wie ihm wolle, dies Leben des berühmten Bischofs ist aus den besten Quellen geschöpft, indem es jedenfalls von einem seiner Schüler geschrieben ist, der zum Theil Augenzeuge seiner Handlungen war, zum Theil seine Mittheilungen aus seinem eigenen Munde schöpfte. S. c. 4 und 39.

Aethelwold stammte aus einer edlen Familie Winchesters. Träume der Mutter kündigten schon vor seiner Geburt seine zukünftige Heiligkeit und Weisheit an. Und in der That zeigte bereits der Knabe beim ersten Unterricht, den er frühe empfing, seine grosse Befähigung. Als er zum Jüngling herangewachsen war, wurde er vom König Aethelstan an den Hof berufen, wo er von den Sapientes Mit diesem Wort wird das angelsächsische Witan regelmässig übersetzt. Ist hier an diese zu denken? Der zum Episcopat von dem König ausersehene vornehme Jüngling machte an dem Hofe eine Schule der Politik durch. So fasse ich die Stelle auf, die mir sehr beachtenswerth scheint. des Königs manches nützliche und ihm förderliche lernte. Auf Befehl des Königs wurde er von dem Bischof von Winchester Elfegus in den geistlichen Stand aufgenommen und zum Priester geweiht (c. 7). Er empfing die Weihe zugleich mit Dunstan, in welchen beiden der Bischof die hohen Kirchenfürsten schon im voraus erkannte. Nachdem Aethelwold noch eine Zeitlang nach dem Willen des Königs zu seiner weiteren klerikalen Ausbildung praecipiente rege, quo melius imbueretur. c. 9. bei dem Bischof verweilt, ging er nach Glastonbury, welches Kloster schon Dunstan regierte, und wurde Mönch. Dort aber ergab er sich nicht bloss eifrig theologischen Studien, namentlich auch dem der Kirchenväter, sondern auch den liberalen der Grammatik und 500 Metrik. Trotzdem und obgleich er Decan des Klosters wurde, verrichtete er auch die geringsten Dienste und arbeitete täglich im Garten (c. 9). Indessen genügten Aethelwold noch immer seine Studien nicht, er wollte den Continent besuchen, um sich in der Kenntniss der heiligen Schrift und der mönchischen Disciplin zu vervollkommnen. Auf den Rath der Königin-Mutter Eadgiwe aber, die einen solchen Mann dem Lande erhalten wollte, wurde er von Eadred, der damals noch regierte (946 bis 955) Es war nicht lange vor seinem Tode nach c. 13., zum Abt des Klosters von Abingdon ernannt, welches der König mit Grundbesitz und Geld reich ausstattete (c. 11). Auch ordnete er dort Bauten an, deren Ausführung Aethelwold in Person überwachte, wie dieser denn auch besondere technische Begabung besass. S. Wright a. a. O. S. 435 f. Anm. Um aber sein Kloster sicher nach der Regel des heiligen Benedict zu leiten, sandte er einen seiner Mönche, Osgar nach Fleury.

Ein bedeutenderer Wirkungskreis wurde Aethelwold, als er im Jahre 963 zum Bischof seiner Vaterstadt ernannt ward (c. 16). Nun begann er dort seine kirchliche Reform, indem er mit Unterstützung der Krone die Kanoniker, welche sich der Regel Benedicts nicht unterwerfen wollten, Von ihnen entwirft unser Autor hier ein abschreckendes Bild: Canonici nefandis scelerum moribus implicati, elatione et insolentia atque luxuria praeventi, adeo ut nonnulli eorum dedignarentur missas suo ordine celebrare, repudiantes uxores, quas illicite duxerant, et alias accipientes, gulae et ebrietati iugiter dediti. c. 16. aus dem alten wie neuen mit dem Bischofsitz verbundenen Kloster vertrieb und durch Mönche von Abingdon ersetzte. Auch das Nonnenkloster Winchesters reformirte er (c. 22). Doch beschränkte sich sein Eifer für die Erneuerung des Mönchthums nicht auf sein Bisthum. Auch ausserhalb desselben gründete er Klöster (c. 23 f.) und machte mit Einwilligung des Königs Reisen durch das Land, um die neue Regel einzuführen und ihre Befolgung zu überwachen (c. 27). Hielt er auch streng auf die Disciplin, so zeichnete er sich im übrigen durch seine Humanität aus. Bei einer Hungersnoth liess er selbst die silbernen Kirchengefässe in Geld umwandeln. Er liebte es auch, die Jugend zu unterrichten in der Uebersetzung lateinischer Bücher ins englische sowie in der Grammatik und Metrik (c. 31). So sieht man, 501 wie auch in England mit der Restauration der Klöster die der Studien Hand in Hand ging.

Unser Autor gedenkt dann (c. 40) In den beiden vorausgehenden Kapiteln erzählt er zwei merkwürdige Träume, von welchen den einen Dunstan, den andern Aethelwold hatte; sie beziehen sich beide auf des letztern ausserordentliche Wirksamkeit als Bischof. der Einweihung der von Aethelwold restaurirten Kirche des alten Klosters, indem er das schon oben erwähnte Gedicht, das die Feier beschreibt, mittheilt, darauf folgt noch der Tod des Bischofs, seine Bestattung in einer Krypta der Peter- und Paulskirche (984), und die zwölf Jahre danach Hieraus ergibt sich der terminus a quo der Abfassung der Vita, der aber noch etwas weiter fortzurücken ist, in Folge des Zusatzes, dass die Reliquien Aethelwolds an der neuen Stätte in magna veneratione habentur usque in praesentem diem. erfolgte Translation in den Chor derselben, bei welcher Gelegenheit der Autor sich selbst erwähnt. Die Translation geschah auf Befehl des Heiligen selbst, der einem Blinden erscheint und ihn heisst sein Grab zu besuchen, da gibt er ihm die Weisung: Cum festinus Wintoniam perveneris et Veteris Coenobii ecclesiam intraveris, accersiri fac ad te monachum quendam Vulfstanum cognomento cantorem. c. 42. – Ein paar Hymnen auf den Heiligen folgen noch in der Handschrift der Vita, von welchen eine ein Abecedarius in epanaleptischen Distichen, eine andre im sapphischen Metrum verfasst ist.

 

Um dieselbe Zeit, den Anfang des elften Jahrhunderts, ist auch die älteste Vita des heiligen Dunstan, In Migne's Patrol. lat. T. 139, pag. 1423 ff. – – Scholls Artikel in der Protest. Realencyclopädie Bd. 3, S. 754 ff. (Das in der Inhaltsangabe Eingeklammerte ist andern Quellen entlehnt.) des Freundes Aethelwolds, von einem seiner Zeitgenossen verfasst worden, der dieselbe in dem bis zur Unverständlichkeit schwülstigen Prolog dem Erzbischof von Canterbury, Aelfric (996–1006) gewidmet hat. Er sagt darin, dass seine Erzählung sich gründe auf das, was er gesehen und von Dunstan selbst gehört Dies bestätigt die Vita selbst, vgl. § 29 init. und § 37. oder auch von seinen Schülern, die derselbe von zarter Jugend bis zum Mannesalter unterrichtet und erzogen, vernommen habe.

Nach einem Präludium über die Christianisirung Englands geht der Autor alsbald auf Aethelstans ruhmvolle Regierung 502 über, unter welcher (925) in Westsachsen Dunstan, der Sohn des Heorstan und der Cynedryth, geboren wurde. Im Kloster Glastonbury, wo eine uralte sagenumwobene Kirche sich fand, erhielt er seinen ersten Unterricht. Zum Kleriker bestimmt, studirte er dort aufs eifrigste theologische Werke, namentlich auch der Iren; denn das Kloster wurde häufig von irischen Pilgern besucht, weil dort der jüngere Patrik, der Neffe ihres Apostels, begraben war. Durch sein Talent und seinen Fleiss zeichnete sich Dunstan so aus, dass er (durch Vermittelung seines Oheims, des Erzbischofs von Canterbury) an den Hof des Königs berufen ward. Doch war seines Bleibens da nicht allzu lange; der Neid seiner jungen Genossen, der andern Palatini, vertrieb ihn von dort. Sie beschuldigten ihn u. a., die eiteln Lieder der heidnischen Vorzeit gelernt zu haben, und sich an den nichtswürdigen Possen von Zaubergeschichten zu erbauen. avitae gentilitatis vanissima didicisse carmina, et historiarum frivolas colere incantationum naenias. § 6. Unbegründet mochte die Beschuldigung wohl nicht sein, trug er sich doch, damals verliebt, mit dem Gedanken sich zu verheirathen und wollte deshalb auf die Aufforderung seines Verwandten, des Bischofs von Winchester, Elfegus, in den Mönchstand einzutreten, nicht eingehen. Erst eine schwere Krankheit bewog ihn dazu (§ 7). Er kehrte deshalb nach Glastonbury zurück, wo er nun der Askese sich ergab, aber, ausser mit theologischen Studien, mit Schreiben, Harfenspiel und Malen sich beschäftigte, in welchen Künsten er sehr geschickt war. § 12. Beachtenswerth ist hier wohl die Stelle: sumpsit ex more citharam suam, quam lingua paterna harpam vocamus. Dort stand er im innigen frommen Verkehr mit einer dem Königshaus verwandten Wittwe, die sich nach Glastonbury zurückgezogen. (Sie setzte ihn bei ihrem Tode zum Erben ihres beträchtlichen Vermögens ein, das Dunstan im kirchlichen Interesse verwerthen konnte.)

Als nach dem Tode Aethelstans (941) Eadmund die Regierung angetreten, wurde Dunstan »wegen seines tugendhaften Lebens und seiner gelehrten Beredsamkeit« in den Rath des Königs berufen (§ 13). Aber auch diesmal fand er an dem Hofe Feinde, die ihn bei dem Könige so anschwärzten, dass er in die grösste Ungnade fiel. Doch eine Lebensgefahr brachte den König zur Besinnung und zur Erkenntniss des an Dunstan 503 verübten Unrechts. So gab er ihm zur Entschädigung das Kloster Glastonbury, wo er ihn selbst als Abt einführte. Hier entfaltete nun Dunstan seine erste bedeutende Wirksamkeit, indem er daselbst, zuerst in England, die strenge Regel Benedicts einführte; sodass man ihn damals, die früheren Klöster für keine erachtend, als den ersten Abt des englischen Volkes bezeichnete. In der That widmete er sich seinem Beruf mit dem grössten Eifer. Er ummauerte und befestigte das Kloster, um so seine Herde vor der Aussenwelt zu schützen; er unterrichtete und erzog seine Mönche, die von allen Seiten ihm zuströmten, sodass aus seinem Kloster die ausgezeichnetsten Bischöfe und Aebte Englands hervorgingen. Er selbst hatte indessen manche Anfechtungen seiner regen Phantasie zu überwinden; wie schon früher unser Autor von ihm Visionen und Träume erzählt, so berichtet er hier (§ 16), wie Dunstan vom Teufel sich verfolgt glaubte, der ihm in verschiedener Thiergestalt, als Hund, Fuchs oder Bär, erschienen sei. Viele Legenden gingen darüber später im Volke um. Schon der folgende Biograph, Ende des elften Jahrhunderts, Osbern erzählt solche, die in unsrer Vita fehlen; so die, wie Dunstan, als er als Asket in Glastonbury weilte, beim Schmieden vom Teufel in Menschengestalt besucht, ihn mit der glühenden Zange an der Nase fasste (§ 14). Von Eadmunds Nachfolger, Eadred wurde Dunstan besonders begünstigt: er vertraute seinem Kloster die Hut des Königsschatzes und des Archives an, und wollte ihn schon zum Bischof erheben, aber das kleine Bisthum Kirton lehnte der angesehene Abt ab.

Nach Eadreds frühem Tode trat sogleich mit der Thronbesteigung Eadwigs (955) eine Wendung in dem Leben Dunstans ein, die mit seinem Sturze begann, dem aber nur eine um so grössere Erhebung folgte. Der König hatte sich vom Krönungsmahle sehr bald zu seiner Gemahlin zurückgezogen: hierdurch fühlten sich die Grossen des Reichs beleidigt, die geistlichen um so mehr, als seine Ehe nach dem canonischen Rechte keine legitime war. Der Erzbischof von Canterbury, Odo verlangte des Königs Rückkehr, und Dunstan hatte den Muth mit rücksichtsloser Energie den Auftrag auszuführen. Hierdurch zog er sich den Hass Eadwigs und vor allem der Königin zu. Unser Autor, der mit dramatischer Lebendigkeit die für seinen Helden so folgenreiche Scene schildert, wie derselbe im Frauengemach das am Boden liegende Diadem dem 504 mit Gattin und Tochter kosenden Könige wieder aufsetzt und aus ihrer Mitte ihn entführt, ergiesst denn auch in vollem Strome seine Galle gegen die neue Jesabel (§ 21 f.). Freilich erscheint seine Darstellung hier nur um so weniger unparteiisch. Das Ansehen der Krone war aber bei den Angelsachsen ein so grosses, dass Dunstan selbst unter seinen Schülern Gegner fand. Non enim erat huius furentis feminae vesania adeo attendenda, sed discipolorum, quos ipse teneros nectareo dogmate imbuendos nutriebat, clancula machinatio magis stupenda: nam et ipsi conspirationis iniquae sub occulta fraude assentatores fuere, qui, si possent, iniqua eius dispendia detestari debuissent. § 22.

So war er genöthigt, sein Kloster, ja selbst sein Land zu verlassen. Er fand in Flandern eine Zuflucht. Indessen machte sich Eadwig (durch seine Habsucht, die er namentlich auch durch Einziehung der neuen Benedictinerklöster zu befriedigen suchte) bald so verhasst, dass schon nach zwei Jahren das ganze Land nördlich der Themse von ihm abfiel und seinen Bruder Eadgar zum Herrscher erwählte. Er rief Dunstan zurück. Dieser wurde auf einer Synode zu Bradford zum Bischof erwählt, um dem jungen König mit seinem klugen Rath stets zur Seite zu sein; und erhielt dann die Diöcese von Worcester und bald danach auch die von London (§ 25); nach Eadwigs Tode aber und der erneuten Erledigung des Erzbisthums von Canterbury Odo's Nachfolger war auf der Reise nach Rom gestorben; der darauf erwählte Byrhtelm als ein zu schwacher Charakter vom König zurückgewiesen. § 26. wurde diese höchste geistliche Stelle Englands Dunstan zu Theil (959). Er holte sich darauf selbst in Rom das Pallium (§ 27 f.).

Ueber das, was nun Dunstan, so zum Gipfel der geistlichen Macht gelangt, in fast dreissigjähriger Wirksamkeit geleistet, gibt unser Autor äusserst wenig Auskunft, indem er nur noch ganz im allgemeinen seine tägliche Beschäftigung (§ 37) schildert, so wie sie überhaupt sein erzbischöfliches Amt verlangte. Der einzige wirklich persönliche Zug ist: – – aut etiam mendosos libros, dum primam orientis diei lucem contueri potuit, erasa scriptorum falsitate corrigeret. Dagegen weiss er gar weitläufig von verschiedenen Visionen des Heiligen, von denen eine auch ein rechtes Zeugniss von seinem grossen Selbstgefühl ablegt (§ 29), zu erzählen. In dem 505 Bericht von seinem Ende bricht die Vita ab. – Dunstan starb 988, während er das Hochamt hielt.

So zeigt sich in dem letzten Theile der Vita recht, wie wenig der Autor befähigt war, die wahre Bedeutung seines berühmten Zeitgenossen zu erkennen, der vielmehr als visionärer Heiliger, denn als Kirchenfürst seine Bewunderung erregte. Trotzdem bietet seine Biographie eine Fülle wichtiger und glaubwürdiger Nachrichten dar. Auch ist sie mit dem Streben nach einer kunstvollen Darstellung abgefasst, nur dass der Verfasser diese leider in einem blumig geschmückten Stile findet So heisst es z. B. bei der Flucht Dunstans (§ 23): Ipse autem aequoreas vias ponti caerulei rapido cursu transiliens. Doch geht der Schwulst in der Vita nirgends so weit als in der Vorrede. und an ein paar Stellen sogar mitten aus der Prosa zu Hexametern überspringt. S. namentlich § 4.

Diese Vita ist mit durchaus unzureichendem Grunde von Mabillon Acta S. S. s. Bened., Saec. V, pag. 639 f., in der Vorrede zu dem Leben Dunstans von Osbern. Der einzige Grund ist, dass in dem Prolog unserer Vita der Name des Verfassers durch ein B ( omnium extimus sacerdotum B.) bezeichnet wird und Bridferth zur Zeit der Abfassung der Vita lebte. und darauf von andern einem gelehrten Mönch von Ramsey, Bridferth So wird der Name in den Glossen geschrieben; richtiger erscheint: Byrhtferd, s. über ihn Wright l. l, pag. 474 ff. beigelegt, der sich durch seine lateinischen Glossen zu Beda's Werken: De natura rerum und De temporum ratione Im Gefolge dieser Werke Beda's, so u. a. in der Ausgabe der Patrol. lat. Migne's T. 90, pag. 187 ff. Vgl. oben Bd. I, S. 610 und S. 604 ff. als einen in jener Zeit ausgezeichneten Mathematiker bekundet. Aus ihnen ergibt sich, dass er auch in Frankreich und Lothringen sich aufgehalten und gewiss dort auch seine Studien gemacht hat. Seine Commentare, offenbar aus dem Unterricht der Klosterschule erwachsen, enthalten theils umschreibende Erklärungen der Beda'schen Sätze, theils sie unterstützende Ausführungen, wobei der Autor seine grosse Belesenheit in der lateinischen klassischen wie patristischen Literatur zeigt. Die Glossen zu dem erstgenannten Werke gehen aber nur bis zum fünfunddreissigsten Kapitel. Es werden ihm auch noch andre Commentare beigelegt. Ob und in wie weit das Miscellanwerk, das angelsächsisch mit untermischtem lateinischen Text verfasst, über das Jahr, die Monate, Alphabete, Gewichte, Zahlen und manches andre sich verbreitet, Bridferth, dem es Kluge beilegt, angehören kann, lässt sich nach der blossen Mittheilung des angelsächsischen Textes (Anglia Bd. 8, S. 298 ff.) durch Kluge, welcher jede weitere Auskunft vorläufig unterlassen hat, nicht beurtheilen. S. übrigens über dies Werk Wülker, Grundriss S. 506 f. So lehrreich 506 diese Arbeiten Bridferths für die Kenntniss des Standes der damaligen mathematischen und naturwissenschaftlichen Bildung auch sind, sie liegen doch der allgemeinen Literatur und damit der Aufgabe unseres Werks zu fern, um genauer hier auf sie einzugehen.

Auf dem Felde der Didaktik in der lateinischen Literatur der Angelsachsen ist noch des Dunstan Wright l. l. pag. 458 ff. Die Regularis Concordia in: Migne's Patrol. lat. T. 137, pag. 475 ff. selbst zu gedenken, insofern ihm verschiedene solcher Werke beigelegt worden sind, freilich mit sehr wenigem Rechte: so auch ein sehr weitläufiger Commentar über die Regel Benedicts. Am ehesten könnte er noch für den Verfasser der Regularis Concordia Anglicae nationis monachorum sanctimonialiumque, gewöhnlich Liber consuetudinum genannt, gelten, einer für alle Klöster Englands verbindlichen Vorschrift für die einheitliche Ordnung des Gottesdienstes und andrer Observanzen. Sie wurde auf Grund der Gebräuche von Fleury und Gent verfasst, von dem König Eadgar auf der Synode von Winchester beantragt und durch dieselbe angenommen. Es ist nun zwar höchst wahrscheinlich, dass bei dem Entwurf dieses Statuts der mächtige Erzbischof, von dem der junge König ganz abhing, mitgewirkt hat; aber aus einem von Aelfric gemachten Auszug ergibt sich doch, dass Aethelwold der Verfasser war. Dass es nicht Dunstan war, zeigt schon das Prooemium, in dem von ihm als einem Dritten die Rede ist. Als literarisches Werk ist es kaum zu betrachten. In einer Handschrift ist es mit einer angelsächsischen Interlinearversion versehen. Wright gibt a. a. O. ein Beispiel. 507

 


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