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Fünfzehntes Kapitel.

Heiligenleben, Translationen und Miracula Deutschlands und Lothringens.

Noch eine Gattung der Geschichtschreibung bleibt uns in diesem Zeitraum zu betrachten übrig: die Vitae, Lebensbeschreibungen Frommer, die entweder schon Heilige waren, oder doch später canonisirt wurden. Sind auch diese Vitae zunächst und in der Regel nur für die Geschichte des kirchlichen Lebens von Bedeutung, so haben sie doch auch ein kulturgeschichtliches Interesse überhaupt, die einen mehr, die andern weniger, 447 da ja die Kirche der Hauptfactor der Bildung damals war; einzelne aber erheben sich durch die Bedeutung ihrer Helden zu Quellen von allgemeiner geschichtlicher Wichtigkeit. In letzterer Beziehung steht auch wieder das deutsche Reich, namentlich aber Lothringen im Vordergrund. Wir gedenken solcher Vitae zuerst.

Die älteste derselben ist auch die wichtigste. Es ist die Vita Brunonis, Ruotgeri Vita Brunonis, ed. Pertz in: Monum. German. histor., Scriptores T. X und in usum scholar. Hannover 1841. – – Peiffer, Histor. krit. Beiträge zur Geschichte Bruns I. Aachen 1870. – Dierauer, Ruotger und der Aufstand von 953, in: Büdingers Untersuchungen zur mittleren Geschichte. Leipzig 1871. das Leben des berühmten Bruders Otto's I., von einem seiner Schüler, Ruotger in den Jahren 966 bis 969, also nicht lange Brun st. Oct. 965, Folcmar Juli 969 wie Peiffer a. a. O. S. 9 zeigt. nach Bruno's Tode verfasst. Der Autor, Diacon von Köln, war dazu von seinem Erzbischof, Bruns Nachfolger, Folcmar aufgefordert worden, wie uns das an ihn gerichtete Vorwort lehrt. Ein Geistlicher von nicht gewöhnlicher gelehrter Bildung, war Ruotger durch die nahen Beziehungen, in denen er zu Bruno gestanden hatte, ganz besonders zu diesem Werke berufen. Gleichwohl erfüllt dasselbe nicht durchaus die Erwartungen, die man von ihm hegt.

Geben wir zunächst eine kurze Uebersicht des Inhalts. Nach einem theologischen Präludium, dass alle Gaben, die wir besitzen, ein unverdientes Geschenk Gottes seien, und nach einer allgemeinen Charakteristik seines Helden im Anschluss daran, erzählt unser Autor, wie derselbe etwa im vierten Jahre dem Bischof Baldrich in Utrecht zur Einführung in das Studium der Wissenschaften übergeben wurde. Ein besonderes Gefallen fand er an der Lectüre des Prudentius, der ihn aber nicht bloss durch die formelle Eleganz und Mannichfaltigkeit fesselte; Bruno suchte vielmehr, auch sogleich in die Tiefe des Inhalts einzudringen. Die Liebe zu den freien Studien, von denen später, sagt Ruotger, fast keine Gattung in der ganzen griechischen oder lateinischen Eloquenz ihm fremd geblieben sei, Postea nullum penitus erat studiorum liberalium genus in omni Graeca vel Latina eloquentia, quod ingenii sui vivacitatem aufugeret. c. 4. Ob hiermit Ruotger ausserordentlich übertreibend auch eine ausgebreitete Kenntniss der griechischen Literatur ausdrücken will, kann zweifelhaft sein; er will wohl nur jede Gattung der Literatur überhaupt sagen, indem er dabei doch allein an lateinische Schriftwerke denkt; freilich setzt dies bei ihm eine allgemeine Kunde davon voraus, dass die lateinische Literatur zu einem Theil auf die griechische sich gründet. gewann 448 er dort für das ganze Leben. Sie erfüllte alle seine Mussestunden. Nach der Thronbesteigung Otto's aus der Schule an den Hof berufen (c. 5), nahm er dort die wichtige Stellung im Staat wie in der Gesellschaft ein, die wir früher charakterisirten. S. S. 260 f. Doch sieht unser Verfasser von der erstern hier ganz ab. Nur von seinem Verkehr mit den Männern der Wissenschaft, lernend und lehrend, und seinen eifrigen und ernsten Studien ist die Rede; seine an »göttlichen« wie an »heidnischen« Büchern reiche Bibliothek war auf allen Umzügen des Hofes seine stete Begleiterin (c. 8).

Mit dem folgenden Kapitel geht der Verfasser zu Bruno's theologischer Wirksamkeit über. Ihm wurde, schon als Jüngling, die Reform einzelner Klöster übertragen, die er mit Erfolg ausführte. Aber er verschaffte ihnen auch verlorene Privilegien und Immunitäten wieder, ohne sich oder den Seinigen dafür einen Vortheil auszubedingen, wie dies namentlich bei dem berühmten Kloster Lorsch der Fall war. Das er nach dem Tode seines Abtes erhielt. S. Peiffer a. a. O. S. 36 f. Wahrhaft bedeutend aber wurde seine Wirksamkeit, als er während des Bürgerkriegs, den die Empörung des Sohns und Schwiegersohns Otto's entzündet hatte, zum Erzbischof von Köln erwählt wurde (953); jetzt entfaltete er auch eine grosse politische Thätigkeit. Vergeblich freilich war damals sein Versuch, Liudulf mit Otto zu versöhnen, den unser Autor, wie überhaupt die politischen Verhältnisse zur Zeit der Belagerung von Mainz ausführlicher behandelt (c. 16 ff.); flechtet er doch sogar ein paar längere Reden ein. So eine ermahnende Rede Bruno's an Liudulf c. 18 und eine lange Otto's an Bruno, worin Otto erklärt, sich auf ihn allein verlassen zu können, c. 20. Dass sie wirklich gehalten und dem allgemeinen Inhalt nach getreu wiedergegeben ist, kann um so weniger bezweifelt werden, als Ruotgers Buch ja bei Lebzeiten Otto's publicirt wurde, und er nirgends sonst ausser in diesen beiden Fällen rhetorische Kunststücke eingefügt hat. Die Rede legt ein schönes Zeugniss der innigen Liebe der beiden Brüder ab. Bruno's erfolgreiche Wirksamkeit als Herzog, oder sozusagen Erzherzog (wie Ruotger sich c. 20 ausdrückt) von Lothringen, wird fast nur in allgemeinen Zügen von dem Verfasser gezeichnet, der es indessen nicht unterlässt, diese 449 weltliche Thätigkeit des Bischofs zu rechtfertigen (c. 23). Sie hielt ihn auch nicht ab, seines geistlichen Amtes zu walten; wie viel er in der Wiederherstellung der Kirchen und in der Reform der Klöster leistete, deutet hier schon Kap. 21 an. Etwas länger verweilt unser Autor bei der Ueberbringung des Pallium sowie der Reliquien des heiligen Pantaleon von Rom im Jahre 954, denen zu Ehren Bruno ein Kloster stiftete (c. 26 ff.). Bei dieser Gelegenheit gedenkt Ruotger mit Rührung der Bestattung Bruno's, wobei demselben zum zweiten Mal das Pallium angelegt wurde; und diese Erinnerung führt ihn denn zu einem längern panegyrischen Erguss über den Charakter seines Helden, welcher das kleine, im Eingang von ihm entworfene Bild wesentlich ergänzt (c. 29 ff.). So rühmt er hier namentlich seine Bussfertigkeit und Askese, sowie seine Liebe für Reliquien, die er von allen Seiten her sammelte (c. 31 f.). Hier wird denn auch seiner bischöflichen Wirksamkeit weit ausführlicher als früher gedacht: so seiner kirchlichen Bauten, seiner Predigt, seiner Klosterreform. Nach dieser Abschweifung nimmt der Autor c. 35 den chronologischen Faden der Erzählung wieder auf, indem er des Einbruchs der Ungarn und des grossen Sieges Otto's im Jahre 955 gedenkt, und die Abwesenheit Bruno's und seiner Lothringer dabei rechtfertigt. Er schildert dann vornehmlich noch die Bemühungen Bruno's, den Kaiser mit Liudulf vollkommen auszusöhnen, und dem Reiche tüchtige Staatsmänner in der hohen Geistlichkeit zu gewinnen, die er denn mit seinem Rathe unterstützte; dabei gedenkt auch Ruotger der Berufung des Ratherius, dem ein ganzes Kapitel (38) gewidmet ist; ferner berichtet er noch die Salbung Otto's II. in Achen und die letzte Zusammenkunft Bruno's mit dem Kaiser in Köln (965), um dann mit seinem Tode, der ihn nicht lange danach auf einer auch im politischen Interesse unternommenen Reise nach Frankreich ereilte, seiner feierlichen Bestattung in Köln und seinem Testamente zu schliessen. Bruno starb kaum vierzig Jahr alt zu Reims 965.

Blicken wir auf das Buch Ruotgers zurück, so bemerken wir, dass seine Darstellung, abgesehen von der oben angezeigten langen Abschweifung, im allgemeinen die chronologische Ordnung beobachtet, aber ihre Ausführlichkeit ist nach den verschiedenen Epochen des Lebens des Helden eine sehr verschiedene. Die Zeit bis zu seinem Episcopat 953 (also etwa 28 Jahre) 450 wird in nicht ganz zehn Kapiteln behandelt, während dagegen die drei Jahre 953 bis 955 allein gegen achtzehn Kapitel einnehmen; sie bilden mit der an sie sich schliessenden Abschweifung den Kern des Buches, denn den folgenden neun Jahren bis zum letzten sind nur ein paar Kapitel gewidmet. Allerdings sind jene drei Jahre wohl die wichtigste Epoche von Bruno's Leben gewesen, doch bleibt die Kargheit der Mittheilungen aus der späteren Zeit um so mehr zu beklagen, als Ruotger gerade für diese das Material am wenigsten fehlen konnte. Freilich war Vollständigkeit, wie er im Vorwort erklärt, keineswegs seine Absicht, um so weniger als auch viele andre gewiss, wie er meint, Bruno's Thaten erzählen würden. Auch konnte er gerade für die spätere Lebenszeit eine noch frische Erinnerung bei dem zeitgenössischen Publikum, an das er zunächst dachte, voraussetzen. Eine solche Voraussetzung macht er selbst bei einer früheren Gelegenheit, c. 14: – quod hic scripto perstringere necesse non est, quoniam quidem illustrium eius factorum memoria recens est, nec in eius populo de eo loqui cessabit omnis qui fidem et veritatem amabit. Ueberhaupt beschränkt er sich oft auf Andeutungen und allgemeine Bemerkungen an der Stelle bestimmter Thatsachen. Es genügten eben jene dem Autor bei der panegyrischen Tendenz, die diese Vita mit allen Heiligenleben theilt; trotzdem erhebt sie sich über die Menge derselben weit, indem das erbauliche Moment entschieden zurücktritt: Bruno, der berühmte Gelehrte und bedeutende Staatsmann, wird nicht als ein Heiliger gefeiert, so sehr der Verfasser auch seine Askese rühmt und seiner bischöflichen Thätigkeit den grössten Raum widmet. So ist das Buch für die politische wie für die Kulturgeschichte eine wichtige Quelle, zumal es doch ein reiches und vielseitiges und im allgemeinen durchaus zuverlässiges Material wenigstens für die Beurtheilung seines Helden bietet und uns selbst tiefere Blicke in sein Gemüth gestattet. Die Sprache ist zwar ungelenk, aber correct, in den beiden eingeflochtenen Reden dagegen schwungvoll: für die gelehrte Bildung des Autors sowie für die Schule Bruno's legt sie, auch abgesehen von den klassischen Citaten, die sich darin finden, ein gutes Zeugniss ab. Bemerkenswerth ist noch, dass an ein paar Stellen zum Schmuck der Rede eine Reimprosa sich angewandt findet. So c. 23: ut pessimis horrori, bonis esset honori; und vgl. c. 25 fin.

451 Auch eine fromme Frau, die als Heilige verehrt wird, besass damals das sächsische Königshaus in der Mutter Otto's des Grossen, Mathilde, der zweiten Gemahlin Heinrichs I. Ihr sind zwei Lebensbeschreibungen gewidmet, von denen die ältere, welche der zweiten zu Grunde liegt, unserer Periode angehört. Vita Mahthildis reginae antiquior, ed. Koepke in: Monum. German. histor., Scriptores. Tom. X, p. 573 ff. – – Deutsche Uebersetzung von Jaffé in: Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit. 10. Jahrh. Bd. 4. – Heerwagen, Einige Bemerkungen zu den beiden Lebensbeschreibungen der Königin Mathilde. In: Forschungen zur deutschen Gesch. Bd. 8, S. 367 ff. Sie ist auf Befehl des Kaisers Otto II. etwa in der Mitte der siebziger Jahre, wahrscheinlich von einem Kleriker Nordhausens verfasst. Köpke (Praef.) nahm an, dass mit dem imperator Otto des Prologs Otto III. gemeint sei. Giesebrecht, Deutsche Kaisergesch. Bd. I, S. 783 bewies mit triftigen Gründen, dass nur Otto II. verstanden werden kann. Schon der Schluss des Büchleins macht eine andre Auffassung unmöglich. Nur in Betracht der Ausführung aber kann man das Büchlein, wie man es gethan, Vita Mahthildis reginae betiteln; die Absicht des Verfassers sowie seines Auftraggebers, des Kaisers, ging weiter, und hat auch die ganze Anlage des Werkchens bestimmt: wie der Prolog des Autors sagt, wollte er das preiswürdige Leben der würdigsten Voreltern ( parentum ) des Kaisers, ihm und andern Nachkommen zum Beispiel, beschreiben. Und so beginnt er denn auch seine Erzählung mit dem Herzog Otto, dem Vater Heinrichs I., und schliesst mit dem Tode des Kaisers Otto I.; aber seine Geschichte ist sozusagen eine reine Familiengeschichte, wie die eines Privatmanns: in diesem Sinne hatte der Verfasser offenbar seinen Auftrag aufgefasst, und es ging wohl auch eine andre Auffassung über seinen Horizont. Hierdurch musste schon von selbst die Königin Mathilde, die ihr langes Leben hindurch in der That das wahre Familienoberhaupt war, ganz in den Vordergrund treten, auch wenn nicht dem Nordhäuser Kleriker die fromme Königin selbstverständlich als das preiswürdigste Muster unter allen den parentes Otto's II. erschienen wäre.

So bildet denn in der That ihr Leben den Kern der ganzen Erzählung. Nachdem der Verfasser kurz der Familie des Herzogs Otto gedacht, geht er sogleich zu Heinrich, seinem Sohne über, um ausführlich mit manchen romantischen Einzelheiten die Werbung desselben um Mathilde, die aus dem alten 452 Geschlechte Widukinds stammte, Hier (c. 1) erzählt der Verf. einen Zweikampf des sächsischen Nationalhelden mit Karl dem Grossen, wodurch der Sieg der Franken entschieden worden wäre, indem beide übereingekommen, den Krieg also zu beenden. Man muss wohl annehmen, dass dieser Erzählung eine Stammsage zu Grunde liegt. Sie ist von Interesse im Hinblick auf die Zweikämpfe Karls in den späteren Epen der Karlsage. zu erzählen. Sie befand sich damals zu ihrer Ausbildung in dem Kloster Herford, dessen Aebtissin ihre Grossmutter war. Wie Heinrich bald danach seinem Vater im sächsischen Herzogthum folgte und später die deutsche Krone erhielt, wie er dann dank seiner Frömmigkeit, sagt der Verfasser, die fremden Völker besiegte, wird nur in der Kürze angezeigt, ausführlicher dagegen der Charakter Mathildens als Königin geschildert. c. 5 f. Hier namentlich hat der Verfasser bei seiner Charakterschilderung der Königin die der Radegunde von Fortunatus benutzt, in ähnlicher Weise wie Einhard in seiner Vita Caroli die des August von Sueton (s. oben Bd. II, S. 95 f.). Damit wird die Schilderung unseres Verf. noch nicht werthlos, so wenig wie die des Einhard; man braucht in der Beziehung nur auf das zu achten, was er von seiner Vorlage weglässt, so wenn er in einem von ihm copirten Satze des Fortunat die Stelle weglässt, worin dieser das Fasten der Radegunde rühmt. Und wenn unser Autor mit den Worten des Fortunat die Freigebigkeit der Königin gegen die Klöster (c. 6) preist, glaubt man denn in der That, dass dies nur eine entlehnte Phrase sei, die hier des Inhalts entbehrte? Und stimmt nicht jener dem Fortunat entlehnte Satz, worin die Intervention der Königin bei harten, im Zorne von Heinrich gefällten Urtheilen berichtet wird, vollkommen zu dem Zeugniss, das Heinrich in der jüngeren Vita auf dem Todtenbette ihr ausstellt? Besonders beschäftigt dann hier noch den Autor die Uebersiedelung des Klosters Wendhausen nach Quedlinburg.

Mit Kap. 8 folgt das Leben der Königin in ihrem Wittwenstande. Sie verfügte nun noch freier zu Gunsten der Kirche und namentlich der Klöster über ihre Güter, und in einem solchen Grade, dass selbst ihre Söhne im Anfang dagegen einschritten. Das hierdurch getrübte Verhältniss zu Otto wurde aber durch Vermittelung der Königin Edith wiederhergestellt und Mathilde erhielt die ihr entzogenen Güter zurück. Sie gründete nun mehrere Klöster, so in Polde, Quedlinburg und Gernrode. Aber ihre Frömmigkeit war eine werkthätige, sie war eine Mutter der Armen und Kranken; überhaupt eine Frau, die, nie unthätig, den Spruch: »Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen« 453 sich und andern zur Richtschnur machte. Diese echte deutsche Hausfrau, die nichts von Askese wusste, S. die vorige Anmerkung. Auch trug sie trotz ihres Aufenthalts in Klöstern das Purpurgewand bis zum Tode ihres besonders geliebten Sohnes Heinrich. S. die spätere Vita c. 16. konnte freilich keine »Wunder« vollbringen, und doch kann unser Autor nicht unterlassen von seiner Heiligen zwei zu erzählen, die allerdings nichts weniger als Mirakel sind, sie aber wohl charakterisiren. c. 12. Das eine besteht darin: als sie einst auf einer Anhöhe die darunter speisenden Armen in Folge einer Nachlässigkeit ihres Dispensator ohne Brod bei ihrem Essen sieht, so wirft sie schleunigst ein Brod hinab – und dieses fällt gerade in den Schooss eines der Armen! Das andre Mirakel ist dies, dass eine Hirschkuh in der Kirche ein kleines Weingefäss erfasst hatte und es allein auf ihren Zuspruch wieder losliess. – Der Verfasser gedenkt dann des Römerzugs Otto's (nachdem er schon früher [c. 10] kurz seinen ersten italienischen Feldzug erwähnt), um zu berichten, wie Mathilde in der Hoffnung, durch ein besonderes Opfer Gott, den stärksten Kriegsherrn, für ihres Sohnes Sieg zu gewinnen, in Nordhausen ein Nonnenkloster gründete, an welchem in diesen ihren letzten Jahren ihr ganzes Herz hing. Für diese Stiftung suchte sie den Kaiser zu gewinnen, als sie nach seiner Rückkehr mit ihm und der gesammten Familie in Köln zusammentraf (965). Es wird dann noch ausführlich das Ende der alten Königin, die, als sie dasselbe in Nordhausen herannahen fühlte, sich nach Quedlinburg bringen liess, um dort neben ihrem Gemahl bestattet zu werden (968), erzählt und mit dem fünf Jahre danach erfolgten Tode des Kaisers Otto, der noch kurz zuvor der Eltern Grab besucht hatte, geschlossen.

Das Werkchen ist namentlich durch das lebendige, mit manchen Einzelheiten ausgestattete Bild, das wir aus ihm von dem Charakter der Königin Mathilde gewinnen, anziehend und wichtig, da diese bedeutende Frau auch zu Zeiten selbst von politischem Einfluss gewesen ist. Es thut auch dem Gemälde keinen wesentlichen Eintrag, dass an einzelnen Stellen, wie von Jaffé nachgewiesen worden ist, die Ausdrucksweise andern Werken entlehnt ist. So ausser Fortunat, namentlich aus Boëtius' De consolat. philos. und aus Sulp. Severus' Werken. Jaffé geht, wie ich S. 452 Anm. 2 zeigte, aber viel zu weit, wenn er in der Vorrede seiner Uebersetzung S. IX sagt, dass vieles in der Erzählung eitles Blendwerk sei. Dem widerstreitet schon die Zeit der Abfassung, etwa 7 Jahre nach dem Tode der Königin. Auch ist zu beachten, dass in der Charakterzeichnung unsers Verfassers keine Widersprüche sich finden. Das allerdings ist nicht zu leugnen, 454 dass das Bild in einer einseitigen Beleuchtung erscheint, wie sich dies von dem Autor auch nicht anders erwarten liess.

 

Zu den geschichtlich bedeutenden Heiligenleben gehört auch die Vita des Abts Johannes von Gorze, verfasst von einem Freunde desselben, der sein Mitmönch gewesen, dem Abte des Klosters St. Arnulf in Metz, Johannes. Vita Joannis abbatis Gorziensie auct. Joanne abb. S. Arnulfi ed. Pertz in: Monum. German. histor., Script. T. IV, p. 337 ff. – – Schultze, Forschungen zur Geschichte der Klosterreform im zehnten Jahrhundert. Halle 1883 (Dissert.). Wie wir aus dem langen Vorwort erfahren, war es schon bei Lebzeiten des frommen Mannes seine Absicht gewesen, demselben ein solches Denkmal zu setzen, das vielen zur Vervollkommnung gereichen sollte. Der Plan kam aber erst bei seinem Tode, dem der Autor beiwohnte, zur Reife, zumal jetzt auch der Bischof von Metz, Dietrich auf die Ausführung drang. Und in der That verdiente der Johannes von Gorze, zu dessen Empfehlung, wie unser Verfasser sagt, Wunder zu berichten nicht nöthig sei, da sein fester und in seinen Werken und Leben erprobter Glaube allen solchen vorgehe, Proinde frustra aliquid eiusmodi splendoris corporei in commendationem tanti viri desiderari, de quo firma satis et absque cunctatione fides constaret, eaque in operibus suis et sancta conversatione atque indefessa usque in finem in bonis perseverantia visa sint signis omnibus mirabilibusque praestare. mehr als viele andre Heiligen eine Lebensbeschreibung. Diese gedachte unser Autor, wie er am Schlusse der Vorrede bemerkt, so auszuführen, dass er zuerst Johannes' Leben im Laienstande erzählte, namentlich wie in demselben sein Uebergang zum Mönchthum sich vorbereitete, dann sollte sein Leben als Mönch und als Abt, und schliesslich sein göttliches Ende berichtet werden. Das Werk ist aber leider nicht vollendet worden, es bricht, wie wir sehen werden, mitten in der Erzählung im zweiten Abschnitt ab. Es war zu gross angelegt für die sehr ausführliche Darstellungs- und Ausdrucksweise des Verfassers. Schon nach der Abfassung der ersten 45 Kapitel, die bis zum Eintritt des Johannes in das Kloster Gorze gehen, im Jahre 933, also den ersten Abschnitt umfassen, 455 erlahmte dem Verfasser der Muth zur Fortführung: es bedurfte einer neuen und dringenden Aufforderung der Bischöfe von Metz und Utrecht (Weihnachten 978), dass er das Werk wieder aufnahm und noch 91 Kapitel hinzufügte. Sie umfassen noch 23 Jahre. Die letzte Lebenszeit 957–974 findet sich nicht mehr behandelt. Der Autor selbst starb auch schon vor dem Jahre 984.

Der Held dieser Vita ist ein merkwürdiges Beispiel davon, wie der durch die Klosterreform Odo's von Cluny in Frankreich erneute Sinn für die Askese, nach Lothringen sich fortpflanzend, dort selbst im Volke Eingang fand und auch aus diesem heraus die Reform der Klöster dort bewirkte. Johannes stammte aus Vendière (bei Pont-à-Mousson); sein Vater war ein sehr vermögender Gutsbesitzer von geringerer, seine Mutter von edlerer Herkunft. Er besuchte die Schule in Metz, und einige Zeit genoss er auch den Unterricht des Grammatikers Hildebold, eines Schülers des Remigius, in der Klosterschule des heiligen Michael an der Maas, ohne aber, wie er behauptete, davon grossen Nutzen gehabt zu haben. So theuer auch der Unterricht zu stehen kam: cum tamen a patre saepissime non mediocriter muneraretur c. 10. Nur zu bald war er genöthigt, ganz dem praktischen Leben sich zu widmen, indem der Tod seines Vaters und die Wiederverheirathung seiner Mutter ihm die Sorge für die Verwaltung des Gutes und für seine Geschwister auferlegte: worin er sich sehr tüchtig erwies. Er gewann dadurch die Achtung sehr angesehener Männer, wie er sich denn des Umgangs mit dem Grafen Richwin, in dessen Diensten er eine Zeit lang war, und mit dem gelehrten Bischof Dado von Verdun Vgl. über ihn oben S. 155. erfreute, ein Umgang, der ihm sehr förderlich war. Auch wurde er Dominus einer Kirche in Fontenay, und diese Stellung brachte ihn in nähere Beziehung zu einem Diacon der Kirche von Toul, Berner, einem ebenso sehr durch seine wissenschaftliche Bildung als durch seine Frömmigkeit ausgezeichneten Mann. Dieser wurde nun der Lehrer des Johannes wieder, der von neuem bei ihm mit den Elementen der Grammatik nach Donat anfing, um dann aber alsbald zu dem Studium der heiligen Schrift überzugehen, worin er rasch grosse Fortschritte machte.

Jetzt nahm schon sein Leben eine ganz geistliche Richtung die ihn mehr und mehr zur Askese führte, namentlich als er 456 zu Metz einem Kreise ihr ganz ergebener Jungfrauen Religionsunterricht ertheilte (c. 17 f.). Ihr Beispiel war auf ihn von grosser Wirkung. Er begehrte nun der Welt zu entsagen und Mönch zu werden, aber er kannte kein Kloster diesseits wie jenseits der Alpen, wo die Regel streng beobachtet würde. So beschloss er als Einsiedler zu leben, und versuchte auch eine Zeit lang diesen Plan auszuführen, zuerst in einer Zelle zu Metz, dann bei verschiedenen Eremiten verweilend, von denen der eine ebenso ungebildet und roh war, als der andre (Humbert) durch sein theologisches Wissen hervorragte. Ein gelehrter Britte Andreas aber, der aus seinem Vaterlande vor den Normannen geflüchtet, mit andern Landsleuten eine Zuflucht bei dem Bischof Dado gefunden, bestimmte ihn zu einer Reise nach Rom, auf der er auch das berühmte Kloster von Montecasino kennen lernte (c. 25). In die Heimath zurückgekehrt, lebte Johannes zu Hause in strenger Askese, bis er und einige asketische Freunde, unter denen der bedeutendste der gelehrte Archidiaconus von Toul, Einold Einoldus und Eginoldus schreibt die Vita, Urkunden haben nach Schultze S. 32 Agenoldus. war (c. 29), den Entschluss fassten, ein Kloster zu gründen und deshalb nach Italien, dessen Boden leicht die Lebensmittel biete, zu ziehen (c. 34). Als aber von diesem Vorhaben der Bischof von Metz, Adalbero Ueber ihn s. c. 40. hörte, stellte er, um solche fromme Männer seinem Sprengel zu erhalten, ihnen das Kloster Gorze zur Verfügung, das ein Laienabt damals besass. S. Schultze S. 33. Vgl. Vita Joannis c. 35. 933 wurde dasselbe, mit welchem die Reform in Lothringen begann, bezogen und Einold zum Abt erwählt (c. 43 f.). Johannes schenkte dem Kloster all sein Gut und Besitzthum (c. 45). Doch mit einer gewissen Berücksichtigung näherer Verwandten, wie er auch im Kloster für seine Mutter, als sie wieder Wittwe geworden, sorgte. Auch dies beleuchtet seinen Charakter.

Soweit ging die erste Abfassung, über deren Abbruch und Wiederaufnahme die nächsten Kapitel uns unterrichten. Ehe der Autor aber zu der Lebensgeschichte seines Helden zurückkehrt, gibt er von den bedeutendsten Mitmönchen desselben, von damals wie später, ausführliche Nachricht. Diese lange Episode erstreckt sich von Kap. 50 bis 71. So werden uns nach 457 einander vorgeführt: Humbert, der Abt von St. Evre wurde, Andreas (nach Rom auf den Wunsch des Papstes gesandt, reformirte er dort das Kloster St. Paul), Odilo, der zur Reform des Klosters Stablo berufen, dessen Abt wurde (c. 56), Angilram, der Primicerius von Metz gewesen, ein sehr reicher und vornehmer Herr, welcher der strengen Klosterzucht im Anfang sich nicht fügen wollte und später um so asketischer war (c. 57 ff.), Ansteus, ein Verwandter des Einold, der durch seine Kenntniss der Baukunst wie durch seine Beredsamkeit sich auszeichnete und Abt von St. Arnulf wurde (c. 66 ff.), Blidulf, ein reicher Adliger, der Archidiaconus von Metz war, ein Schüler des Remigius noch, welcher alle übrigen Mönche durch seine wissenschaftliche Bildung übertraf, ferner ein Mönch des Klosters Fulda, Gundelach, der später im Verein mit Blidulf in den Vogesen ein Einsiedlerleben führte (c. 69 ff.), endlich noch zwei Kanoniker von Verdun, Isaac und Odolbert (c. 71). Ueber alle diese Persönlichkeiten werden hier manche interessante, zum Theil sehr ausführliche So namentlich über Humbert c. 51 f., Angilram und Ansteus. Mittheilungen gemacht, nicht bloss, wie wir andeuteten, in Betreff der Ausbreitung des Sinns für Askese und der Klosterreform, sondern auch in andrer kulturgeschichtlicher Beziehung.

Erst mit Kap. 72 kehrt unser Autor zu Johannes zurück, indem er sein musterhaftes Leben als Mönch schildert und vor allem seinen Gehorsam rühmt, wie er ohne Murren ein Amt nach dem andern übernimmt, Probst, dann Decan, dann Kellermeister wird, wie seine Geduld und Demuth jede Probe bestehen; selbst ein strenger Asket, war er in Betreff andrer nachsichtig; Schmeichelei und Lüge verabscheute er vor allem; im Fasten und Beten zeichnete er sich aus: alles dies wird mit mannichfachen Einzelheiten, welche die Disciplin des reformirten Klosters uns zeigen, umständlich erzählt. Vgl. dazu auch c. 93 f. Kap. 83 f. wird dann seiner umfassenden theologischen Studien gedacht. Die Moralia Gregors wusste er fast auswendig. Aber auch die Werke des Augustin, Ambrosius und Hieronymus studirte er, ja das Werk des ersteren über die Dreieinigkeit führte ihn selbst zu philosophischen Studien. Auch den Heiligenleben widmete er seine Lectüre. Und bei alle dem ruhte die Verwaltung der 458 äussern Geschäfte ( res exteriores) des Klosters ganz auf seinen Schultern, und er wusste sie so vortrefflich zu führen, dass er den Reichthum des Klosters ganz beträchtlich vermehrte. Zugleich sorgte er durch Bauten für die Sicherheit, durch Anschaffung kirchlicher Utensilien für den Schmuck desselben (c. 90). Auch wusste er bei Verhandlungen mit dem Bischof sowie bei der Besitzergreifung eines dem Kloster entzogenen Dorfes mit seltener Geschicklichkeit und Energie zu verfahren.

So musste Johannes recht berufen erscheinen für die wichtige Gesandtschaft, die seinen Namen allgemeiner bekannt gemacht hat. Als Otto die Gesandtschaft des Chalifen Abderrahman erwiedern wollte, wurde durch seinen Bruder Bruno Adalbero und durch diesen wieder Einold aufgefordert, zwei geeignete Männer für diese gefahrvolle Sendung zu erwählen (953). Die Wahl traf jedoch nicht Johannes, weil der Abt glaubte, ihn nicht entbehren zu können; aber die von demselben Erwählten traten zurück, und da kein andrer Mönch es wagen wollte, so erbot sich Johannes freiwillig zu dem schwierigen Unternehmen. Dieses erzählt nun der Verfasser in dem Reste seines Buches (c. 115–136). Giesebrecht, Gesch. d. deutsch. Kaiserzeit Bd. I, S. 506, gibt eine genaue Inhaltsangabe dieser Partie der Vita. Johannes kam in die grösste Gefahr durch das ihm mitgegebene königliche Schreiben – dessen Inhalt vor seiner Uebergabe den Arabern verrathen wurde – da es Beleidigungen des Islam enthielt. Der Chalif forderte mit Recht, dass Johannes es nicht übergäbe. Dieser aber beharrte darauf in seinem Pflichtgefühl, und liess sich selbst durch die schlimmsten Drohungen nicht schrecken. Seine muthige Standhaftigkeit flösste Abderrhaman Achtung ein. Er ging auf Johannes' Vorschlag ein, durch eine Gesandtschaft Otto um Verhaltungsbefehle für Johannes zu ersuchen; denen wollte er Folge leisten (c. 127). Otto schickte darauf Johannes durch einen neuen Gesandten ein anderes Schreiben an den Chalifen, mit dem Befehle, das ältere zu unterdrücken. Abderrhaman aber liess den neuen Gesandten nicht eher vor sich, als er nunmehr – nach 3 Jahren S. c. 134. – Johannes empfangen hatte, dessen Vorstellung mit allem Pomp auf das feierlichste erfolgte, obgleich er dabei gegen die Sitte statt in prächtiger Kleidung im einfachen Mönchskleid 459 erschien. Auch hierin hatte der Chalif, den Charakter des Johannes achtend, eingewilligt (c. 131). Dieser wusste durch sein kluges Benehmen in der Audienz den moslemischen Herrscher noch mehr einzunehmen, sodass dieser ihn bat, in Cordova länger zu verweilen, und ihn noch einmal zu einer vertraulichen Unterhaltung einlud, bei welcher Gelegenheit Johannes es selbst wagte, die Macht Otto's über alle Könige seiner Zeit zu erheben, wogegen nicht mit Unrecht Abderrhaman auf die Empörungen unter seiner Regierung hinwies.

Mitten in dieser Unterredung bricht die Vita ab. Auch der letzte Abschnitt, der auf Mittheilungen des Johannes selbst an den Autor sich gründet, Dies sagt der letztere gelegentlich der ersten Audienz ausdrücklich c. 134: Johannes ad haec, qui, sicut nobis postea referebat, etc. ist mit aller Ausführlichkeit erzählt und bietet in seinem reichen Detail nicht bloss eine anziehende Lectüre, sondern auch manches historisch interessante, namentlich über die Lage und Verhältnisse der Christen damals unter der moslemischen Regierung. So cap. 122 f., 129.

Wir fügen noch hinzu, dass Johannes, als nach seiner Rückkehr Einold 959 starb, zum Abt seines Klosters gewählt wurde; er starb im Jahre 973. S. Schultze a. a. O. S. 36 f. Von Pertz sind ihm mehrere Werke der Hagiographie mit Unrecht zugeschrieben, eines derselben die Vita und Translationes S. Glodesindis, auf das wir unten zurückkommen, ist vielmehr allem Anschein nach von dem Verfasser seiner Vita, dem Johannes von St. Arnulf geschrieben. S. hierüber den Aufsatz von Schultze im Neuen Archiv, Bd. IX, S. 495 ff.: War Johannes von Gorze historischer Schriftsteller?

 

Von Bedeutung für die Kirchen wie die politische Geschichte ist auch die Vita S. Oudalrici, Ed.Waitz in: Monum. German. histor., Script. T. IV, p. 377 ff. (Praef.). – – J. Koch, Geschichte und Kultus des h. Ulrich. Halle 1875. (Dissert.). das Leben des heiligen Ulrich, Bischofs von Augsburg, verfasst in den Jahren 983–993 von dem Probst der Kathedralkirche dieser Stadt, Gerhard, der dem Heiligen, namentlich in dessen späterer Lebenszeit, sehr nahe gestanden, wie uns die Vita selbst zeigt; andre Nachrichten, als diese sie bietet, haben wir über den Verfasser nicht. Die Aufforderung zu seinem Buche erhielt er, 460 wie uns der Prolog belehrt, durch die vielen an ihn gerichteten Anfragen über die Wunder des Heiligen, die einzeln zu beantworten ihm nicht möglich war.

Das Buch hebt mit einer Erklärung des Namens Oudalricus an, der ganz richtig a paterna hereditate dives erklärt wird, indem aber hier bei dem Heiligen das paterna auf Gott Vater bezogen wird. Nach einer kurzen Inhaltsangabe der 28 Kapitel der Vita folgt dann diese selbst.

Ulrich stammte aus einer sehr vornehmen Familie Alemanniens; sein Vater war der Graf Hupald (von Dillingen), seine Mutter Dietpirch (Tochter des Markgrafen von Rätien Burchard). Schon als Säugling scheint er für die Kirche von den Eltern bestimmt worden zu sein. Er kam dann zur Erziehung in das Kloster St. Gallen, »weil dort viele adlige Mönche waren und Religiosität sowie gelehrtes Studium sich fanden.« Insbesondere wurde er dem gelehrten Grammatiker Waninc anvertraut. Daneben hatte er dort Hartmann zum Lehrer, namentlich in der Religion, wie uns Ekkehart IV. in seinen Casus S. Galli c. 57 mittheilt, dessen ausführliche Nachrichten über Ulrichs Aufenthalt in St. Gallen und seine späteren Besuche des Klosters die Vita wesentlich ergänzen. Werthvoll ist auch hier der Commentar Meyers von Knonau in seiner Ausgabe Ekkeharts. Die Mönche wünschten sehr, ihn für ihr Kloster zu gewinnen, aber die Klausnerin Wiborada (mit der er viel verkehrte) S. darüber Ekkehart l. l. und weiter unten S. 466. rieth ihm ab, indem sie ihm weissagte, dass er einst ein Bisthum am Lech erhalten solle. So verliess er nach vollendeter Ausbildung St. Gallen und trat in die Dienste des Bischofs von Augsburg Adalbero, eines durch seine hohe Bildung, namentlich auch in der Musik, ausgezeichneten Mannes, der damals unter Ludwig dem Kind an der Spitze der Reichsregierung stand. Der junge Ulrich wurde sein Kämmerer und Oberküchenmeister ( praecoquus). In dieser Zeit unternahm er seine erste Romfahrt, auf der er vom Papst selbst den Tod seines Bischofs erfahren sollte. Dem Dienste des Nachfolgers desselben, Hiltinc wollte er sich nicht widmen, so zog er sich zu seiner indess verwittweten Mutter zurück. Als aber Hiltinc 15 Jahre später, 924 starb, wurde Ulrich, von seinen Verwandten, namentlich dem Herzog Burchard von Alemannien, dem König Heinrich empfohlen, selbst Bischof von Augsburg.

461 Ulrich hatte vor allem die vom letzten Einfall der Ungarn noch immer verwüstete Stadt wiederherzustellen, die er dann auch zu ummauern unternahm. Seine bischöflichen Pflichten erfüllte er aufs eifrigste, indem er die Klöster und Kirchen seiner Diöcese besuchte, Wobei er auf einem mit Ochsen bespannten Wagen fuhr in grosser Begleitung von Klerikern und Vasallen und vielen Armen, die sich unterwegs anschlossen. c. 5. Kapitel mit dem Klerus hielt, wodurch er streng die Moralität desselben überwachte, Er unterwarf sie einem Examen; so u. a.: si subintroductas mulieres secum habuissent et inde crimen suspitionis indicerent; si cum canibus vel accipitribus venationes sequerentur; si tabernas causa edendi vel bibendi ingrederentur etc. c. 6. und als seelsorgender Prediger mit oft ergreifender Beredsamkeit wirkte: namentlich verbreitete er sich gern über die acht Hauptlaster und ihre Nachkommenschaft ( proles), So ist die proles der tristitia: rancor, pusillanimitas, amaritudo, desperatio, so die der acedia: otiositas, somnolentia, importunitas, inquietudo, pervagatio, instabilitas mentis et corporis, verbositas et curiositas. So werden hier diese beiden nicht leicht verständlichen Laster durch ihre proles gut erklärt. und wusste die Strafen der Hölle und die Seligkeit des Himmels Er gedachte da auch des himmlischen Jerusalems, wobei zugleich die symbolische Bedeutung der es schmückenden Edelsteine gegeben wird. lebendig auszumalen (c. 9). Er selbst lebte in asketischer Enthaltsamkeit, aber er gönnte gern andern die Tafelfreuden, wie vornehmlich am Osterfest, Da fehlte auch bei Tisch die musikalische Unterhaltung nicht: Tempore statuto symphoniaci venerunt, quorum tam copiosa multitudo fuit, ut pene intercapedinem aulae secundum ordinem stando implevissent, et tres modos symphonizando perfecerunt. dessen Feier der Verfasser aufs ausführlichste beschreibt (c. 4). Er war ein Vater der Armen. Aber auch seine Pflichten gegen den König erfüllte er in aller Treue, wie Heinrich, so auch Otto gegenüber, und das zu einer Zeit, wo so manche Prälaten von diesem abfielen. Bei der Empörung Liudolfs gegen seinen Vater führte Ulrich das Aufgebot seiner Vasallen dem letztern, als er in Baiern erschien, zu (953), obgleich Liudolf Herzog von Alemannien war. Muthig und erfolgreich widerstand er, auch als Otto sich aus Baiern zurückziehen musste, den Feinden, wie dies unser Autor ausführlich erzählt (c. 10). Er war es denn auch, der im Verein mit dem Bischof von Chur 954 die Schlacht an der Iller zwischen Vater und Sohn 462 verhütete und des letzteren Unterwerfung anbahnte. Eine noch bedeutendere Rolle in der politischen Geschichte spielt Ulrich im folgenden Jahre, als er Augsburg mit unerschrockenem Muthe und kluger Umsicht gegen die Ungarn vertheidigte, bis das Herannahen des Heeres Otto's sie zur Aufhebung der Belagerung veranlasste. Dieselbe sowie die Verfolgung des dann auf dem Lechfeld geschlagenen Feindes schildert der Verfasser mit mancher interessanten Einzelheit (c. 12).

Ulrich hatte danach viel zu thun, um die Schäden des Kriegs zu heilen, den verarmten Klerus zu erhalten und die zerstörten Gebäude wiederherzustellen, namentlich die ausserhalb der Stadtmauern gelegene, von den Heiden verbrannte Kirche der heiligen Afra. Die Heilige erschien ihm selbst in einem Traumgesicht, ihm Anweisungen zu geben (c. 13); wie denn auch andrer solcher Visionen des Bischofs und eines seiner Kleriker in der Vita gedacht wird. S. c. 1–3 und 27. Die letzte Vision hatte er nicht lange vor seinem Tode: damals gehörte zu seiner Lieblingslectüre auch das letzte Buch der Dialoge Gregors, s. c. 26. Vgl. oben Bd. II, S. 150. Zollte in dieser Beziehung Ulrich seiner Zeit den Tribut, so nicht minder in seiner Leidenschaft Reliquien zu sammeln. So brachte er von einer zweiten Romfahrt, wobei er auch das Kloster St. Gallen besuchte, solche mit, ebenso von St. Moritz und Reichenau, die er dann auf das feierlichste in Augsburg einholen liess (c. 14 f.). Nachdem darauf der Verfasser der Heilungen, die der Segen des Heiligen zu bewirken vermochte, gedacht, erzählt er noch den späten Lebensabend desselben: seine dritte Romfahrt und seine Bemühungen, seinem Neffen Adalbero, der ihm schon lange zur Seite stand, die Nachfolge im Bisthum zu sichern, indem er ihm von seinen Unterthanen huldigen liess. Hierdurch kam er aber mit den canonischen Gesetzen in Conflict und wurde deshalb vor die Synode zu Ingelheim geladen (972), wo unser Autor selbst im Namen Ulrichs, dessen Stimme zu schwach dafür war, seine Vertheidigung führte (c. 23). Die Angelegenheit wurde beigelegt; Ulrich bereute später sein Verfahren, S. c. 26. das ohne allen Erfolg bleiben sollte, da Adalbero vor ihm starb. Sein eignes Ende wird Kap. 26 ff. sehr ausführlich erzählt, indem die letzte Lebenszeit der Verfasser selbst die Stütze und der Trost des an Altersschwäche hinsiechenden war. Er starb 463 den 4. Juli 973. Das letzte Kapitel der Vita endlich ist der kurzen Biographie seines Nachfolgers Heinrich gewidmet, der durch den mächtigen Einfluss seines Verwandten, des Herzogs von Alemannien Burchard dem Bisthum octroyirt wurde. Er nahm an der Empörung Heinrichs von Kärnthen und des abgesetzten Baiernherzogs Heinrich gegen Otto II. Theil, sühnte aber die Treulosigkeit später durch seine Theilnahme an dem Römerzug des Kaisers und der unglücklichen Schlacht in Calabrien 982, aus der er nicht zurückkehrte. Der Verfasser sagt nur: sive captus, sive occisus, etiam ibi remansit.

Als Anhang folgt der Vita eine Sammlung der Miracula des Heiligen, die an seinem Grabe alsbald nach seiner Bestattung zu geschehen begannen. Originell ist, dass es Sitte wurde für die an dem Grabe Heilung Suchenden auf demselben einen Stock zu opfern, sodass allmählich eine solche Menge von ihnen anwuchs, dass man sie zu verbrennen genöthigt war. Der Anhang ist mit der Vita stilistisch nicht näher verbunden, aber er erscheint auch nicht als ein selbständiges Buch, insofern er zwar einen besondern Epilog, aber gar keinen Prolog hat. Man ersieht aus demselben, wie rasch sich der Kultus des Heiligen verbreitete.

Gerhards Werk hatte noch eine bedeutende Folge. Auf Grund desselben, welches einer der Nachfolger des Ulrich, Bischof Liudolf dem Papste in Rom vorlegte, wurde Ulrich 993 feierlich canonisirt. Auch wurde es in den Anfängen des nächsten Jahrhunderts zweimal neu bearbeitet, um ihm durch Kürzung und einen eleganteren Stil eine grössere Verbreitung zu geben. Diese fand in der That die zweite Bearbeitung, von dem Abt von Reichenau Berno, während die andre gar nicht vollendet wurde. In der That ist ja die Darstellung Gerhards eine breit ausführliche, aber gerade dadurch für die Nachwelt oft wichtige, zumal sie doch lebendiger Anschaulichkeit nicht ermangelt; auch ist sein Ausdruck öfters incorrect und nicht frei von Germanismen, dagegen natürlich und fliessend.


Von den weniger bedeutenden Heiligenleben gehören in diesem Zeitraum Deutschland selbst zwei frommer Frauen an, die erwähnenswerth sind: ich meine die Vitae der Ida und der Wiborada, die erstere Herausgeg. von R. Wilmans in dessen Werk: Die Kaiserurkunden der Provinz Westfalen. Bd. I, S. 470 ff. von dem uns bekannten 464 Uffing S. oben S. 342. im Anfang der achtziger Jahre, die zweite von dem St. Galler Mönche Hartmann gegen Ende des Jahrhunderts verfasst.

Ida gehört zu den verhältnissmässig wenigen weiblichen Heiligen, welche vermählt waren. Sie war die Tochter eines Grafen von Westfrancien. Bei einem Heerzuge Karls des Grossen nach Gallien, um einen dort ausgebrochenen Aufruhr zu dämpfen – so erzählt unsere Vita im Eingang – folgte dem Kaiser unter den Grossen des Ostens auch »ein gewisser Präfect« Egbert; er erkrankte und wurde zur Pflege dem Vater der Ida übergeben. Letztere, seine einzige schöne Tochter, unterzog sich ihr selbst. So entstand ein Liebesverhältniss, das nach der Herstellung Egberts zur Vermählung beider führte. Der Kaiser gab nicht bloss seine Zustimmung, sondern beschenkte auch Egbert mit vielen Besitzungen, um ihn seinem Schwiegervater noch mehr zu empfehlen; ja er machte ihn zum Herzog der Sachsen zwischen Weser und Rhein. Auf der Heimfahrt kommt das junge Paar nach Hirutfeld (heute Herzfeld) an der Lippe. Dort, in dem Gebiet ihres Gemahls, gründet Ida in Folge einer ihr im Traume gewordenen Engelerscheinung ein Oratorium mit einer Begräbnissstätte, dicht an der Kirche, für sie beide. Die fromme Ehe förderte nur die Tugend beider Gatten. Eine in den Heiligenleben seltene Anerkennung des Werthes der Ehe. So heisst es hier: Si enim, ut apostolicus sermo sonat, sanctificatur vir infidelis in mulieri fideli: quanto magis vasa paria sanctitatis alterutris emicant suffulta virtutum instructionibus? Quid super hoc convenientius profertur, quam duobus in carne una, unam inesse spiritus sancti indiscussam operationem, quae illos deforis connubiali iure connexos, ardentiori coelestium inflammavit amore. l. l, c. 4 fin. Nach dem Tode Egberts aber lebte Ida ganz asketisch, ihr Einkommen den Armen gebend. Dies ist ihre einfache Geschichte, der es nicht an einem gewissen romantischen Reiz fehlt.

Uffing erzählt sie in den ersten Kapiteln des ersten Buchs seiner Vita, worauf in demselben noch einige wunderbare Heilungen aus älterer Zeit, die an der Heiligen Grabe stattgefunden haben sollen, berichtet werden; in einem zweiten Buche folgen die aus späterer Zeit, seit die Kirche aus dem Besitze der Liudolfingen in den der Abtei Werden übergegangen war um die 465 Wende des neunten Jahrhunderts; sie veranlassten denn auch, wie hier weiter erzählt wird, indem der Ruf der Heiligen wuchs, ihre Translation in die Kirche selbst durch den Bischof von Münster, Dado 980, und diese Translation gab wieder die Anregung zu der Abfassung der Vita. Und die aliqua gesta de beatae Idae sanctimonia , welche der Bischof bei dieser Gelegenheit succincte recitirte (l. II, c. 7), mindestens zum Theil das Material. – Ida wird auch in der Translatio Pusinnae (Ende des neunten Jahrhunderts) zur Mutter des ersten Abts von Corvey, Warin gemacht. Wilmans erklärt sich gegen die Richtigkeit dieser Behauptung (a. a. O. S. 293 ff.), während Waitz, Heinrich I. S. 189, dafür.

Die Lebensgeschichte der Wiborada, Mabillon, Acta S. S. s. Bened. Saec. V. ed. l. pag. 43 ff. welche im Jahre 926 den Märtyrertod erlitt, ist eine viel reichere, wie denn auch der Verfasser seiner Heldin zeitlich viel näher stand; konnte er doch noch Mittheilungen von Zeitgenossen ihres Bruders benutzen. S. c. 9. Wiborada war auch von vornehmer, und zwar schwäbischer Herkunft. Ihrem Namen, den unser Autor hier durch consilium mulierum erklärt, entsprach sie, sagt er, durch die That; sie berieth sich selbst zunächst wohl, indem sie, Martha und Maria nachahmend, durch die Anstrengungen des thätigen Lebens zum Gipfel des contemplativen sich erhob und so nicht bloss Frauen, sondern auch Männern ein Vorbild ward. Von Kindheit an zeigte sie einen ernsten Sinn. Interessant ist, hier die Unterhaltung der Kinder in jener Zeit zu erfahren: Inepta etiam parvulorum ludicra devitans, nugaces ioculatorum scurrilitates despiciens, aniles veteranorum fabulas detestans, ad incesta quaeque carmina pudicas aures obturavit. c. 1. Sie besuchte die entfernte Kirche täglich, war aber auch fleissig mit Handarbeit beschäftigt. So arbeitete sie für ihren Bruder Hitto, der damals die Schule des Klosters St. Gallen besuchte; und machte auch schöne Leinentücher zum Einwickeln der heiligen Schrift für die Mönche (c. 5). Als Hitto Presbyter geworden, half sie ihm auch aus und lernte bei ihm die Psalmen; zugleich war sie in der Armen- und Krankenpflege unermüdlich. Nachdem sie dann mit dem Bruder eine Romfahrt unternommen, beredete sie diesen zum Eintritt in das Kloster St. Gallen. Sie selbst aber widmete sich mehr und mehr der Askese. Vier Jahre lebte sie als Einsiedlerin auf einem dem Kloster benachbarten Berge; dann liess sie sich in einer neben der Kirche des 466 heiligen Magnus in St. Gallen für sie besonders erbauten Klause durch den Bischof Salomo II. von Constanz einschliessen (c. 15). Sie erfreute sich dort grossen Ansehens: so bestimmte sie den jungen Ulrich von Dillingen, wie wir oben sahen, S. oben S. 460. dem Weltklerus vor dem Mönchthum den Vorzug zu geben (c. 17); so vertrat sie das Interesse des Klosters bei dem es beraubenden Herzog Burchart (c. 22). Traumvisionen hatte sie nicht selten. Auf Grund einer solchen weissagte sie ein Jahr vorher den Ungarneinfall des Jahres 926, welcher das Kloster heimsuchte und ihr den gewünschten Martyrtod brachte. Sie weigerte sich nämlich ihre Klause beim Herannahen des Feindes zu verlassen und mit den Mönchen in einer von ihnen erbauten Burg Schutz zu suchen. Lebendig und anschaulich erzählt unser Autor (c. 25 ff.) diese Begebenheit. S. über dieselbe auch Waitz, König Heinrich I., S. 89 f.

Aus dem Schlusse der Vita (c. 40) erfahren wir noch, dass der Bischof Ulrich von Augsburg bei einem Besuche St. Gallens die erste Anregung zur Abfassung der Vita gab, indem er dazu Ekkehart I. den Decan aufforderte, der schon vorher bei sich ein solches Werk der Heiligen, zum Dank für eine Heilung, Dieselbe erklärt sich unschwer: er wurde von rheumatischen Schmerzen durch das cilicium der Heiligen, das er anlegte, curirt. gelobt hatte: er begann es nun in der That, kam aber nicht mehr dazu, es zu vollenden. Hartmanns Vita aber legt auch in ihrem gewandten und für damals correcten Ausdruck ein günstiges Zeugniss für die noch immer im Kloster gepflegte literarische Bildung ab.

 

Von den hier noch erwähnenswerthen, in Lothringen geschriebenen Heiligenleben ist das interessanteste und wichtigste das des Schotten Kadroe, Vita S. Cadroae in Mabillons Acta S. S. ord. s. Bened. Saec. V, pag. 482 ff. – – Schultze, Forschungen etc. S. 51 ff. zur Zeit Otto's II. c. 4 wird, was noch nicht berücksichtigt worden ist, Kaiserin Adelheid als invicti Ottonis Augusti genitrix bezeichnet, hieraus ergibt sich, dass die Vita jedenfalls vor der unglücklichen Schlacht in Calabrien 983 verfasst ist; da nun das Kloster Waussor ein besonderes Interesse an dem Heiligen hatte, wie man oben sehen wird, und dort ein Immo 982 Abt wurde, so ist die Vita höchst wahrscheinlich dort geschrieben; und bei dieser Annahme lässt sich die Zeit der Abfassung genauer auf 982–983 festsetzen. verfasst, 467 höchst wahrscheinlich von einem Mönche von Waussor bei Dinant an der Maas, auf das Gebot seines Abts Immo, an den die Vita adressirt ist. Der Autor hat, wie er in dem Begleitbrief an den Abt bemerkt, nur auf Grund mündlicher Mittheilungen, zum Theil aber, so lehrt die Vita selbst, S. c. 29, wo er die Heilung eines Jünglings durch Kadroe erzählt, und hinzufügt: adhuc testis est factae in se clementiae. Auch diese Angabe passt zu der von mir angenommenen Zeit der Abfassung: wobei zu berücksichtigen, dass nach Schultze's gründlicher Untersuchung (a. a. O. S. 53) der Heilige 965–966 gestorben ist. von Augenzeugen, sein Werk geschrieben.

Kadroe ist merkwürdig durch den besondern Antheil, den er an der Klosterreform Lothringens gehabt hat; seine Vita ist zugleich von kulturgeschichtlichem Interesse. Er stammte aus Schottland, und wird als der Sohn des Fochertach bezeichnet, der, königlichen Blutes und reich, mit einer ebenso vornehmen Wittwe, Bania sich vermählt hatte. Längere Zeit blieb ihre Ehe unfruchtbar, bis ihre Gebete durch die Fürsprache des heiligen Columban, an den sie sich wandten, Erhörung fanden. Er verkündete der Mutter im Traume die Geburt eines Sohnes mit Namen Kadroe, der demselben entsprechend ein unbesiegter Krieger im Lager des Herrn sein werde. qui iuxta nominis sui virtutem bellator in castris domini invictus ascendet, ex adverso opponens murum, paratus stare in proelio pro domo Israel. c. 4. – Cath bedeutet allerdings Kampf im Irischen. Von da an spielen dergleichen Traumvisionen im Leben des Heiligen die wichtigste Rolle. So wird in Folge einer solchen alsbald nach seiner Geburt die Erzieherin aus der Menge der Edlen, die zu dieser Stelle sich drängten, von der Mutter erwählt. Ein Oheim Kadroe's, der ein Geistlicher ist, verlangt dann denselben, auch in Folge eines Traumes, »zum Unterricht«, d. h. hier für den geistlichen Stand; der Vater willigt aber erst ein, nachdem ihm ein zweiter Sohn geboren. (Auch ein Traum wieder und ein Wunder, die ihn schrecken, wirken mit, ihn zur Einwilligung zu bewegen). Nachdem Kadroe also bei dem Oheim den ersten Unterricht genossen, verlangt es ihn leidenschaftlich nach den klassischen Studien, iuvenis amore corripitur discendi, quem nisi saecularibus tradatur studiis, moriturum putares. c. 10. der Oheim wird durch einen Traum, worin ihm die Weisheit selbst erscheint, Diese Sapientia wird bezeichnet als Dei virgo (worin sich eine grosse Achtung vor der weltlichen Wissenschaft kundgibt), fulgore vultus fulgorem solis vincens, adeo annosa, ut non putares eam nostri temporis, licet videretur iuvenis, septiformi veste induta, cui quidquid dici et cogitari potest intextum erat. Es ist leicht zu erkennen, dass die Erscheinung der Philosophie im Eingang der Consolatio philos. des Boëtius hier das Vorbild geliefert hat. (S. oben Bd. I, S. 467). leicht bestimmt, 468 seinem Wunsche zu willfahren. Er sendet ihn nach Irland zu dem gelehrten Artmachus. Die Kenntniss der weltlichen Literatur soll ihn zur theologischen Einsicht noch geschickter machen, wie ja auch Plato mit Jeremias verkehrt habe. Mit reichen Kenntnissen in allen Wissenschaften, namentlich auch in der Astronomie, kam Kadroe zurück, um sie seinen Landsleuten mitzutheilen. Indessen sollte er nach göttlichem Rathschluss in seinem Vaterlande nicht bleiben. Ein Traum zeigt dies dem Oheim an. Er sieht drei Schluchten, von welchen die dritte von schauerlicher Tiefe und ungeheuerer Breite war: dieselben soll und wird Kadroe überspringen. Die Schluchten bedeuten die freiwillige Weltentsagung ( rerum spontanea amissio ), das Verlassen des Vaterlands, das mönchische Leben. c. 11 f. Als aber die Absicht des Jünglings wegzuziehen, bekannt wird, wollen anfangs die Eltern, das Volk und der König Constantin selbst es nicht zulassen. – Kadroe reist dann über Cumberland und York, deren Herrscher seine Verwandten sind, nach London, wo er bei einem Brande der Stadt die Flammen beschwört (c. 17); von da über das Meer.

In Boulogne mit zwölf frommen Begleitern gelandet, wendet er sich zuerst nach dem Kloster Peronne, erhält dann aber von der Gräfin Hersinde das Heiligthum St. Michael im Walde von Thierache, wo die dreizehn ein gemeinsames asketisches Leben führten und zu ihrem »Herrn und Vater« den Kadroe erwählten. Nicht zum Abt; dieser Verein schottischer Asketen bildete noch kein Kloster, wie der bald darauf folgende Satz zeigt: Interea devotionis desiderio crescente monasticae religioni coeperunt aspirare. c. 20. Dieser lehnte aber ab, worauf ein andrer von ihnen, Macalan das Amt erhielt. Indessen wuchs in ihnen der Wunsch, ein wirkliches Kloster zu bilden; und so sandte deshalb zu ihrer Unterweisung die Gräfin den Kadroe nach Fleury, und den Macalan nach Gorze, beide, wie wir sahen, hervorragende Klöster.

Als sie zurückkehrten, wurde Macalan ausser von seinem Thierache noch von einem durch die Gräfin neu errichteten Kloster, Waussor bei Dinant Abt, Kadroe aber Probst im 469 letzteren Kloster. Da aber Macalan bald sah, dass die Leitung zweier Klöster seine Kräfte überstieg, so trat er Waussor an Kadroe ganz ab (c. 21). Der Ruf seiner Heiligkeit verbreitete sich bald weit und zog viele zum Klosterleben an: wie er denn auch schon manche wunderbare Heilungen vollbrachte. So wurde der Bischof Adalbero bewogen, ihn nach Metz als Abt des Clemens-Klosters zu berufen, um dies wiederherzustellen (c. 24). Dort wirkte der Heilige seit der Mitte des Jahrhunderts bis zu seinem Tode. Er traf den hochbetagten auf der Rückreise von einer Zusammenkunft, die er mit der Kaiserin Adelheid auf deren Wunsch zu Nierstein am Rhein hatte, als sie (965–966) nach Italien reiste.

 

Einen ganz andern Charakter als diese Vita hat das in Gorze (vor 987) verfasste Leben des heiligen Chrodegang. Ed. Pertz in: Monum. German. histor., Scriptores T. X, pag. 552 ff. (Praef.). – – Rettberg, Kirchengesch. Deutschl. Bd. I, S. 493 f. – Schultze, War Johannes von Gorze historischer Schriftsteller? (S. oben S. 459, Anm. 4). Während die Vita Kadroae ein auf Grund ausführlicher mündlicher Mittheilungen, wahrscheinlich noch der Begleiter des Helden, entworfenes Lebensbild eines hervorragenden Zeitgenossen gibt, das uns so manche interessante Züge der Sitten und des Nationalcharakters der Schotten in einer anspruchslosen Diction überliefert, ist die Vita Chrodegangi dagegen eine gar weitläufige Compilation aus den verschiedensten Quellen, mit schwülstiger Rhetorik vorgetragen. Die stoffliche Grundlage bilden die Gesta der Metzer Bischöfe von Paulus Diaconus, ausserdem sind namentlich die Gesta Romanorum pontificum, die Langobardengeschichte des Paulus und eine Anzahl Heiligenleben benutzt.

Chrodegang, der hier durch seine Mutter Landrada zum Enkel des Karl Martell gemacht wird (§ 6 f.), wurde, nachdem er im Kloster St. Trudo erzogen und in Metz weiter ausgebildet war, an den Hof berufen, Karls Referendarius; dann aber unter Pippin zum Bischof von Metz gewählt, bekleidete er dies geistliche Amt, ohne das weltliche aufzugeben (§ 18). Er erbaute verschiedene Klöster, darunter Gorze, von dessen Gründung der Autor ausführlich eine Sage berichtet (§ 27). Bei einer Jagd Pippins hatte sich der von ihm verfolgte Hirsch in die im 470 dichten Walde verborgene Zelle eines Einsiedlers geflüchtet. Dieser Platz schien nun zum Kloster geweiht. Die neuen Klöster, namentlich nach unserm Autor das von Gorze, mit Reliquien auszustatten, zog Chrodegang selbst nach Rom, wo er vom Papst die des Gorgonius, Nabor und Nazarius erhielt. Im Volksmund aber ging die Sage, wie unser Autor weiter erzählt (§ 29), dass die Reliquien des Gorgonius, weil sie von den Römern besonders hochgeachtet worden wären, nicht vom Papste geschenkt, sondern von Chrodegang nach Bestechung der Wächter gestohlen worden wären. Die Römer verfolgen denn auch »die heiligen Diebe«, ein Gewitter aber, das Gott den letzteren zu Hülfe sendet, nöthigt jene zur Umkehr. Indessen drohte noch eine ernstere Gefahr. Als Chrodegang im Kloster St. Moritz einkehrt, wird der heilige Gorgonius ihm heimlich entwandt, die Entdeckung aber erst unterwegs gemacht, »da die Träger durch kein Mirakel des Heiligen mehr erfreut werden.« (§ 30). Erst später konnte Chrodegang, mit bewaffneter Macht, die ihm Pippin gewährte, ausgerüstet, die Reliquien wieder erlangen, indem er drohte, den heiligen Moritz selbst an ihrer Stelle zu nehmen (§ 31). Solche Erzählungen sollten dazu dienen, den Werth des Heiligen zu erhöhen, der hier also dem weltbekannten heiligen Moritz gleichgestellt wurde. Hier bricht die Vita ab, die unvollendet überliefert ist.

Als Verfasser den Abt Johannes von Gorze anzusehen, dessen Vita wir oben besprachen, liegt gar kein triftiger Grund vor, vielmehr erscheint der Pomp und Schwulst Um davon wenigstens ein Beispiel zu geben, so heisst es § 10 vom Bischof Sigibald: infirmitatis molestia, quam podagram vocant, omnino erat afflictus. Cumque hoc langoris camino velud aurum obrizum decoqueretur etc. Es fehlt auch nicht an künstlichen, vom Autor fabricirten Reden, so § 14 f. der Diction mit dem Charakter des Mannes und seinem Bildungsgange unvereinbar.

Noch sei hier in der Kürze auf eine Vita hingewiesen, deren Inhalt wir im vorigen Buche schon verwerthet haben; es ist das wohl ganz im Anfange unserer Periode verfasste Leben des Utrechter Bischofs Radbod. S. oben S. 184 f. und vgl. Histoire littér. T. VI, p. 208. Es ist auf Grund mündlicher Mittheilungen von Zeitgenossen desselben S. § 5 der Vita. von einem 471 Anonymus, der wohl ein Kleriker seiner Diöcese war, geschrieben. Leider ist er in dem kleinen Werk auf die bischöfliche Wirksamkeit des durch seine Bildung ausgezeichneten Prälaten zu wenig eingegangen.


Neben den Vitae haben wir auch in unserer Periode solche legendarische Werke, welche nur die von den Reliquien ausgegangenen Wunder zum Gegenstand haben und daher Miracula betitelt sind. Sie schliessen sich öfters mehr oder weniger nahe an ältere Vitae oder Translationen, sie ergänzend, an und können durch einzelne Data für die politische oder Kulturgeschichte von Bedeutung sein. Von solchen sei hier zunächst gedacht der Miracula S. Gorgonii, Ed. Pertz in: Monum. German. histor., Scriptores T. IV, pag. 238 ff. – – Schultze s. oben S. 469, Anm. 1. welche stofflich an die eben betrachtete Vita Chrodegangi sich reihen. Sie sind auch offenbar von einem Mönch von Gorze verfasst, und haben zum Theil aus denselben Quellen als diese Vita und als die des Johannes Gorzensis geschöpft. Wie Schultze a. a. O. nachgewiesen, der zugleich zeigt, dass Johannes von Gorze nicht der Verfasser der Miracula sein kann, wie Pertz behauptete. So wird hier auch die Erwerbung der Reliquien durch Chrodegang und die Entwendung derselben in St. Moritz im allgemeinen mit der Vita Chrodegangi übereinstimmend, wenn auch mit kleinen Verschiedenheiten erzählt (c. 2 f.); und andrerseits finden wir hier vier Erzählungen der Vita des Johannes, die sich auf das Verhältniss des Bischofs Adalbero zu dem Kloster Gorze beziehen, theilweise Wort für Wort wieder (c. 8 ff.). Ausser diesen Partien sind nur noch hervorzuheben die Translation der Reliquien des heiligen Gorgon von Gorze nach Metz wegen des Ungarneinfalls des Jahres 919 (c. 7) und die Erwähnung des andern Einfalls derselben vom Jahre 954, der hier dem Herzog Konrad – welchen aber der Autor den grössten Feind des Klosters nennt Was seine Unparteilichkeit zweifelhaft machen kann. – Schuld gegeben wird (c. 20).

Zwei Werke dieser Art schliessen sich an die zwei Vitae, die den Namen des Lupus als Verfassers tragen, an, das eine an die Vita Wigberti, die sicher, und das andre an die Vita Maximini, die vielleicht von dem berühmten Abt von Ferrières 472 verfasst worden ist. S. oben Bd. II, S. 206 ff. Das erstere Werk, die Miracula Wigberti, Ed. Waitz (auszüglich) in: Monum. German. histor., Scriptores T. IV, pag. 224 ff. (Praef.). ist von einem Mönch des Klosters Hersfeld, das Wigberts Reliquien besass und auch die Schrift des Lupus veranlasst hatte, im Anfang der Regierung Otto's des Grossen geschrieben. Es enthält namentlich solche Wunder, die der Verfasser selbst sah, oder von Zeitgenossen mitgetheilt erhielt. Im Eingang zeigt er den Grund an, der ihn zur Abfassung seines Buches bewog: er will durch die fleischlichen Heilungen, die von den Reliquien ausgingen, erweisen, wie viel der Heilige für Rettung der Seelen vermag; darum soll man fleissig zu ihm beten. Werke dieser Art sollten eben dazu dienen, den Kultus des Heiligen noch weiter zu verbreiten. Zwei Abschnitte werden in dem Buche unterschieden: S. den Eingang des c. 13. bis c. 12 bilden den Gegenstand solche Mirakel, worin sich die Hülfe des Heiligen kundgab, von da an dagegen solche, welche zeigen, wie er zu strafen versteht. Historisch interessant ist namentlich die Erwähnung der Befestigung des Klosters zum Schutze gegen die Heiden (c. 5) und der Bericht von der Schlacht gegen die Sorben im Jahre 892, in welcher der Bischof von Würzburg, Arno fiel (c. 11).

Das andre Werk, die Miracula Maximini, Ed. Waitz (auszüglich) in: Monum. German. histor. l. l. pag. 228 ff. (Praef.). wird in der Vorrede geradezu als ein zweites Buch der Vita bezeichnet, indem es die nach der Abfassung derselben noch von den Reliquien ausgegangenen Wunder berichten soll. Sein Verfasser ist ein Mönch des Klosters des heiligen Maximin in Trier, welches die Gebeine des Heiligen besass, mit Namen Sigehard; er hat auf Aufforderung seines Abts Wiker, der ihn auch mit Material unterstützte, um das Jahr 963 das Buch geschrieben, zur Erbauung der Leser, weshalb er auch eine chronologische Ordnung für unnöthig hält, vielmehr nach der stofflichen Verwandtschaft die Erzählungen ordnet. Unter ihnen sind die von Streitigkeiten des Klosters mit den lothringischen Herzögen und Grafen, bei welchen die Intervention des Schutzheiligen sich bewährte, von einem gewissen historischen Interesse.

473 Was die Translationen betrifft, so ist zunächst hier des oben erwähnten, dem Abt von St. Arnulf, Johannes nicht mit Unrecht beigelegten S. Schultze a. a. O. S. 505 ff. Werks über die heilige Glodesinde Migne, Patrol. lat., Tom. 137, pag. 218 ff. zu gedenken, welches aus zwei Theilen besteht, von denen der erste eine Vita der Heiligen, der zweite, weit umfänglichere, die Erzählung von drei Translationen ihrer Reliquien sammt den obligaten Wundern enthält. Glodesinde hatte in den dreissiger Jahren des siebenten Jahrhunderts ein Kloster in Metz gegründet, dessen erste Aebtissin sie auch war. Auf Bitten der Nonnen desselben hat unser Autor das Werk verfasst, wohl in den sechziger Jahren, vornehmlich nach schriftlichen Quellen. Die Translationen, von denen die erste im achten Jahrhundert geschah, fanden übrigens, durch Neubauten oder Reparaturen veranlasst, nur von einer Kirche zur andern in Metz statt. Die Schrift ist vornehmlich durch einen historischen Excurs über die Bischöfe von Metz seit Drogo, welcher die zweite Translation leitete (830), bis auf Adalbero I., unter dem die dritte 951 erfolgte, (c. 29 ff.) beachtenswerth.

Noch sei eine Translation hier erwähnt, die wieder ein Beispiel des frommen Reliquiendiebstahls ist, ich meine die Translatio S. Epiphanii. In: Monum. German. histor., Scriptores T. IV, pag. 248 ff. Auf dem Römerzug Otto's I. 964 begleitete denselben unter andern hohen Geistlichen Deutschlands auch der Bischof Otwin von Hildesheim. Er benutzte diese Gelegenheit, um was seiner Kirche zum Nutzen gereichen konnte, in Italien zu sammeln: so, was recht verdienstlich war, eine ausserordentliche Menge von Büchern, nicht nur theologische, sondern auch philosophische und wie es scheint des Alterthums, Die Stelle ist merkwürdig genug: Librorum nichilominus tam divinae lectionis quam philosophicae fictionis tantam convexit copiam, ut qui illorum penuria inerti ante torpebant otio, frequenti nunc studii caleant negotio. c. 2. Das Wort fictionis weist meines Erachtens auf die Antike hin. sodass die Studien in Hildesheim einen neuen Aufschwung nehmen konnten. Aber, woran ihm selber sicher noch mehr lag, er sammelte auch Reliquien, die er auf seine Bitten von den Bischöfen auch leicht erhielt, wobei er sich aber klugerweise vorsah, durch die italienische Schlauheit nicht angeführt zu werden. Doch verschmähte er auch nicht auf dem Wege 474 des Diebstahls zu solchen, wie denen des heiligen Epiphanius, des Schutzpatrons von Pavia, zu gelangen. Wenn er auch selbst diesen Diebstahl nicht ausführte, geschah er doch mit seiner Zustimmung durch seinen Presbyter Thangward, als sie im Gefolge Otto's, nach seiner Erhebung zum Kaiser, von Rom nach der lombardischen Hauptstadt gekommen waren. Und in welcher vandalenartigen Weise verfuhr der Presbyter, indem er das kunstvoll ausgeführte Grabmal zerstörte, um sein strafwürdiges Ziel zu erreichen! (c. 5). Zunächst wurde der Raub dann heimlich nach Reichenau geschafft, von wo die Ueberführung nach Hildesheim 965 erfolgte (c. 8).

Die Schrift ist von einem anonymen Hildesheimer Geistlichen auf Grund der Mittheilungen des Thangward selbst nach Otwins Tode, also nach 984, verfasst.

 


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