Hermann Conradi
Lieder eines Sünders
Hermann Conradi

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Samstags-Bilder.

I.

             

'S ist Samstag. Heilige Stille geht
Ueber die Erde mit leisen Tritten . . .
In mir ist's klar wie zum Gebet, –
Und jeder Schmerz, den ich erlitten,
Verflüchtigt sich wie dieser Hauch,
Der mir des Herbstes letztes Laubwerk
Zu Füßen wirft – wie dieser Rauch,
Der sich in Schleiern hebt auf Staubwerk . . .

 
II.

'S ist Samstag. Schwerbeladen kriecht
Der Frohner heim zu Herd und Lager . . .
Sein Lebensmut ist längst besiegt –
Der blöde Stumpfsinn ward sein Schwager . . .
Sechs Mal vom ersten Morgengrau
Bis zu der Sterne spätem Lichte
Hat er's erquält – und morgen nun?
Ist Sonntag und – die alte Geschichte . . .

 
III.

'S ist Samstag. Meine Seele gab
Die Stille hin, die sie umfriedet:
Noch hob sich nicht aus Staub und Grab
Für jeden Wandrer, der ermüdet
Nach hartem Schaffen Ruhe sucht,
Die Freiheit, sich auch auszurasten –
Wohl ward sie einmal schon verbucht –
Mit Worten leider, bald verblaßten . . .

 
IV.

'S ist Samstag. Müder Glockenton
Klingt mir über die Felder herüber . . .
Da denk' ich an den »Gottessohn« –
Und bänger wird mein Herz und trüber . . .
Jawohl! Er meinte es recht gut
Mit seiner Lehren Wunderdingen . . .
Ich fürchte nur, daß Blut – viel Blut
Noch fließen muß, sie zu erringen . . .

 
V.

'S ist Samstag. Nebelumgürtet liegt
Die Landschaft da vor meinen Blicken . . .
Die Glocke schweigt. Das Nachten siegt –
Will alles Hoffen jach ersticken . . .
Da blitzt ein Licht auf hinten im Land –
Getrost! So wird es sich erzeigen:
Steht erst der ganze Himmel in Brand,
Wird auch die Freiheit niedersteigen!
. . .


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