Hermann Conradi
Lieder eines Sünders
Hermann Conradi

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Marie Louise.

             

Du fragst, was mir so herbe, tiefe Falten
In meine junge Stirne gräbt?
Was mich so plötzlich macht erkalten?
Was mich durchbebt,
Daß ich dich an mich reißen will –
In heißer Leidenschaft dich an mich pressen?

Geliebte! O sei still! . . .
O laß mich schweigen! . . . Frage nicht! . . .
Zeig' mir dein holdes, liebes Angesicht –
Der Augen Goldbraun und der Lippen Blüten –
Mich aber laß mein ernst Geheimniß hüten! . . .
–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –

Und lache wieder! . . . Denn du weißt, es liegt
In deines Lachens reiner Töneflut
Ein Zauber, der mich stets besiegt,
Der stets gebändigt mein Rebellenblut . . .

Mir aber will ich tiefbeschämt gestehn –
Will Wort für Wort aussprechen, was durchzittert
Mich jäh wie eine ernste, dunkle Ahnung –
Was mich erschüttert
Bis in die tiefsten Tiefen meiner Seele . . .
–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –

Ja, Ja! mein Lieb! – Ich wag's dir nicht zu sagen –
Laß mich dich fest an meine Brust nur pressen –
Und doch – ich weiß: Es wird die Stunde schlagen –
Da habe ich auch – dich vergessen!
–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –


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