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Ernst von Wildenbruch

Ein Legationsrat im Harnisch. Seine Stahlfeder klirrt wie das Schlachtschwert seiner erlauchten Ahnen. Rasselnd rast sein Genius über die Hofbühnen, und seine Jambenregimenter erfüllen die Welt der Kulissen mit nicht geringerem Hurrah, als es die Garden auf dem Tempelhofer Felde von sich geben.

Dieser Heroismus zeigt etwas Fettansatz und Asthma, auch kann nicht geleugnet werden, daß dieser Theatermut nicht ganz so erhebend wirkt, wie er zweifellos empfunden worden ist, aber der Steckbriefschreiber gehört zu den zurückgebliebenen Leuten, die immerhin Respekt vor diesem Ho–ho–ho-Schwunge eines zwar nicht eben tiefen aber ehrlichen Enthusiasten haben. Hier wird das Maul zwar oft mit Wortknödeln voll genommen, und diese Knödelkanonade sieht erschröcklicher aus als sie ist, aber man freut sich doch, daß einmal nicht blos gehustet und gesäuselt wird. Auch steht zu fürchten, daß die Leute, die über den schillerpreisbedeckten Wildenbruch die Nase rümpfen, vor einer echten dramatischen Kanonade in wilder Flucht auseinanderstieben würden, die einen in den linden Schooß Felix Philippis, die andern in die offenen Heilandsarme Gerhart Hauptmanns.

An der Schmalbrüstigkeit unsrer dramatischen Stimmungskrüppel gemessen, ist dieser teutonisch tobende Legationsrat doch ein ganzer Mann, und man beklagt es aufrichtig, daß er nicht Mannes genug war, der Versuchung zu widerstehen, sich auch einmal »realistisch« zu präsentieren. Haubenlerche mit aufgewärmtem Kohl à la Sudermann ist ein übles Gericht.


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