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Paul Scheerbart

Daß die Narren die weisesten aller Menschen sind, ist im allgemeinen schon lange nicht mehr wahr. Was sich heute vom Narrenspielen ernährt (in Witzblättern oder gleich in Büchern) ist meistenteils eine recht flache Sorte Federvieh. Diese Narren Seiner Majestät des Mobs sind größtenteils witzig, boshaft, scharf, respektlos, frech, gemein, schnodderig, würdelos, allen Meinungen feil, jedem Wunsche ihres hunderttausendköpfigen Gebieters gefügig und schlagen ihre Purzelbäume nach jeder Mode, – aber daß sie weise wären, glaubt nicht einmal das Publikum, das sie eben darum auch verachtet, weil sie im Grunde doch recht seichte Narren sind.

Zu diesen jämmerlichen Spaßmachern gehört Paul Scheerbart nicht: er ist ein Hanswurst aus dem Grunde, ein Pickelhäring voller Tiefe, ein wahrhaft ausbündiger Narr um der Weisheit willen. Kein Wunder, daß weder König Mob noch König Snob ihn in seine Dienste nimmt: er wird immer ein freier Narr bleiben. Nur am Hofe des Weltgeistes ist er zu hause, des Weltgeistes, der bekanntlich antierotisch von Natur ist.

Ach, der Weltgeist! Hätte er nicht Paul Scheerbarten, er hätte schon längst einen Kartoffelpuffer aus dem Kosmos gemacht. Aber der einzige Antierotiker der deutschen Literatur macht ihm soviel Spaß, daß er's noch eine Weile mit ansieht.

Es kann auch gar nichts Amüsanteres geben, als wenn ein Narr so gräßlich ernsthaft ist. Gefrorener Kümmel mit Krystallen. Und, natürlich: boshaft wie ein Affe.

Der Humorist hat's hinterm Ohr
Und kommt Dem gar nicht komisch vor,
Der auch die Liebe schon verlor.


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