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Paul Heyse

Nun aber flüstert leise:
Ich singe von Paul Heyse.
Blast duse, alle Flötchen,
Es gilt jetzt unser Goethchen,
Der Damen holdsten Sänger,
Den süßen Backfischfänger.
Gesalbt sind seine Löckchen,
Und alle Unterröckchen
Beginnen bang' zu zittern,
Wenn seinen Duft sie wittern:
Klettenöl und Patschuli,
Höheretöchterpoesie.

Bitte, Verehrteste: nicht so dicke thun! Es war einmal ganz im Stile und recht und billig, den Liebling der deutschen Damenwelt so schnöde zu behandeln und aus dem Grunde empörter Seelen zu verachten: Damals, als der Naturalismus seine heilsamen Mistbeete über das Land breitete und M. G. Conrad in Wasserstiefeln die riesige Jauchenkanne handhabte, während Carl Bleibtreu abwechselnd mit Conrad Alberti die Mistgabel schwang. Die durften den zärtlichen Paul mit Erdklößen bewerfen und die Hemdsärmel aufstreifen, ihn herausfordernd, gefälligst auch mal seinen Biceps sehen zu lassen. Aber jetzt? Wo Carl Busse über die Jüpons herrscht, wo der Erdgeruch längst von Corylopsis, von Yang-Yang und odeur d'Aphrodite verdrängt ist, wo Gerhart Hauptmann so blümerant schlechte Verse säuselt, wie Heyse es nie gethan hätte, wo ein Wettgewimmer um die Gunst der Weiblein durch alle Lüfte bängelt, wo selbst Conrad Salve regina flötet, Vierbaum lobetänzelt, Henckel schluchzt wie eine kehlkopfkranke Nachtigall, wo die jüngsten Lyriker sich anstellen, als hätten sie keine Beine, sondern Lilienstengel, – jetzt, jetzt sollte man Paul Heyse bespötteln dürfen? Es wäre angebrachter, ihn zu rühmen, weil er unentwegt bei seiner Haarölflasche verharrte. Er ist vielleicht ein unausstehlicher Friseurkopf, aber er ist doch wenigstens ein Kopf und kein Haubenstock, der sich bald so, bald so mit Perrücken behängt.


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