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Carl Busse

Ein von der gütigen Mutter Natur überreich mit allen den Gaben ausgestattetes Talent, die zur Bildung eines Kaufmannscommis nötig sind), – und mußte sich auf die Literatur werfen! Welch ein Verlust für den Handel mit Kunstwein! Welch ein Verhängnis für die schönen Künste!

Für sein Fortkommen im Literaturgeschäfte sind ihm seine Commistalente natürlich vom höchsten Nutzen. Nicht Gerson, nicht Hertzog, nicht Wertheim erfreuen sich eines so liebenswürdigen »jungen Mannes«. Wer wüßte so wie er auf Backfische zu wirken? Wie versteht er, seinen Kram auszubreiten, aufzubauschen, ins rechte Licht zu setzen! Wie glänzt die Sonne seines süßen und devoten Lächelns über seinem Schund! Keiner verdient so wie er den Namen des »Schwungs« unter den deutschen Reimern. Denn er ist auch klug und weiß seine Kundschaft zu »nehmen«. Hinter dem großen Laden des Berliner Tageblattes, wo die Herrschaften vom Freisinn kaufen, gab er sich schnodderig und dreist als respektloser Bewitzeler Bismarcks; im patriotischen Magazin der »Jugend« ist er auf Hurrah frisiert; im Modernen Musen-Almanach bringt er seine Ware an den Mann, wie im Cottaschen. Für die Jungen führt er einen Lobbrief Liliencrons in der Tasche, bei den Alten macht er sich Liebkind, indem er gegen die Überschätzung Liliencrons Verwahrung einlegt. So ist es kein Wunder, daß sein Ramsch-Bazar blüht. Die kleinen dummen Backfische laufen ihm ebenso zu, wie die braven ahnungslosen Professoren. Nur für die novellistische Branche fehlt es ihm am richtigen Geschäftstric. Zwar hat er's hier gleich auf die ganz kleinen Leute angelegt, die nicht anspruchsvoll sind, aber selbst denen behagen seine schlechten Ladenhüter nicht. Indessen: nur Geduld! Was ein richtiger Commis ist, legt so lange vor, bis der Kunde aus Ungeduld und Mitleid kauft.

Es kann ihm nicht fehlen, dem gewandten Karl: er wird unter den literarischen Handelsfirmen bald ohne Konkurrenz dastehen und den Glanz der goldenen Hundertzehn erbleichen machen.


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